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Im Zauberbann des Harzgebirges – Teil 41

Im Zauberbann des Harzgebirges
Sagen und Geschichten, gesammelt von Marie Kutschmann

Der See von Hochstädt

Wo sich nun der See von Hochstädt befindet, soll vormals eine schöne Wiese gewesen sein, auf welche alle Bauern aus der Umgegend ihre Pferde zur Weide schickten. Eines Tages, als die Hirtenjungen sich gelagert hatten, um ihr Vesperbrot zu verzehren, sahen sie, dass einer unter ihnen Weißbrot hatte, welches damals noch als große Leckerei galt. Einige der wilden Burschen wollten es dem Knaben entreißen, der aber verteidigte sein Eigentum mit aller Kraft, denn er hatte großen Hunger und aß auch gern einmal weißes Brot.

Da wurden die Buben wütend, sie schmähten ihre Herren, die ihnen nur grobes Schwarzbrot gegeben hatten. Als der eine sein Vesperbrot auf den Boden warf, folgten die anderen sofort seinem schlechten Beispiel. Ja, nicht genug damit, sie traten das liebe Brot sogar mit Füßen und schlugen mit ihren Peitschen danach. Plötzlich sahen sie, dass Blut aus dem so misshandelten Brot rann. Weil sie gehört hatten, dass eine solche wunderbare Erscheinung großes Unglück bedeute, wussten sie nun vor Angst und Schrecken nicht, was sie anfangen sollten.

Da kam ein alter Mann über die Weide geschritten, sah strafend auf die Frevler und sagte dann zu dem von seinen Kameraden angegriffenen Burschen, er solle sich schleunigst auf eins seiner Pferde setzen und davonjagen. Der zögerte auch nicht lange und tat, wie ihm der Alte geheißen. Seine Kameraden wollten ein Gleiches tun und dem Davonjagenden folgen.

Aber sie brachten die Füße nicht von der Stelle und konnten kein Glied rühren. Plötzlich erdröhnte ein furchtbarer, weithin schallender Krach. Das Pferd, auf dem der fliehende Junge ritt, bäumte sich hoch empor. Erschreckt blickte er rückwärts, um nach der Ursache des Getöses zu sehen. Mit Entsetzen gewahrte er, dass dort, wo eben noch die grüne Weide lag, ein See schäumte und brauste und dass all die anderen Burschen mitsamt ihren Pferden in den Wellen untergegangen waren.