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Der Detektiv – Die tote Lady Rockwell – 5. Kapitel

Walter Kabel
Der Detektiv
Kriminalerzählungen, Verlag moderner Lektüre GmbH, Berlin, 1920
Harald Harst gegen Cecil Warbatty
Des berühmten Liebhaberdetektivs Abenteuer im Orient
Die tote Lady Rockwell

5. Kapitel

Der Versicherungsbetrug

Zehn Minuten später bedeutete Rockwell seinem Diener, er wolle nun zu schlafen versuchen. Man solle ihn nicht stören. Er würde läuten, wenn er etwas bräuchte.

Der Diener verschwand. Der Lord wartete noch eine Weile und schlüpfte dann aus dem Bett. Wir ließen ihn zu uns hinein. Er erzählte, dass Rouvier gegen Abend nochmals herauskommen und dann auch zum Schein Medikamente mitbringen würde. Die 1000 Pfund hätte er als Bestechungsgeld angenommen.

Harst hatte sich eine Zigarette geleistet und meinte nun nach ein paar nachdenklichen Zügen: »Auf keinen Fall nehmen Sie etwas von diesen Medikamenten ein, Mylord, auf keinen Fall! Wenn Rouvier Ihnen vielleicht gleich selbst Tropfen oder Pillen eingeben will, dann tun Sie nur so, als ob Sie das Zeug hinunterschlucken. Halten Sie ein Taschentuch bereit und speien Sie alles aus, ohne dass der Doktor etwas merkt. Bei einiger Geschicklichkeit lässt sich zum Beispiel ein Hustenanfall vortäuschen oder ein Niesen. Letzteres ist noch besser …«

Es war im Zimmer zu dunkel, um die Gesichtszüge deutlich zu erkennen. Aber ich hörte es an Rockwells Ton, wie sehr ihn diese Warnung Harsts beunruhigte.

»Droht mir denn wirklich Gefahr, Herr Harst?«, fragte er unsicher.

»Ohne Zweifel. Nun legen Sie sich wieder zu Bett. Schraut und ich werden es uns hier auf dem Teppich bequem machen und gleichfalls zu schlafen versuchen.«

Wir nahmen die kostbaren gestickten Kissen und streckten uns lang darauf aus. Harst hatte seine Taschenlampe eingeschaltet, besichtigte nun die rotbraune Haarsträhne, erhob sich nochmals und suchte auf dem Waschtisch unter zahllosen Toilettenwässerchen herum, hantierte dann mit einem Seifennapf, goss etwas hinein, tauchte das Haar in die Flüssigkeit und kehrte dann zu seiner Lagerstatt zurück.

»Da, der Spiritus hat die Farbe abgewaschen«, meinte er. »Es ist ganz gewöhnliches strohblondes Haar. Der falschen Toten im Sarg hatte man das Haar für alle Fälle gefärbt.«

»Die Lady lebt also tatsächlich noch?«

»Gewiss. Ich behaupte, sie hält sich bei Doktor Rouvier verborgen oder hielt sich dort verborgen.«

»Hm, so manches von dieser Geschichte ist mir leidlich klar«, meinte ich. »Vieles aber sehr unklar. Ich wäre dir dankbar, wenn …«

»Schon gut. Ich bin in mitteilsamer Stimmung. Die Sache ist verzwickt, lieber Schraut, weil sie eben außerordentlich raffiniert eingefädelt ist. Ellinor Sagton hat Rockwell nur geheiratet, damit er die Versicherung abschlösse. Sie und die anderen brauchten für dieses Gaunerstück einen Mann von hohem Titel, bei dem eine runde Million als Versicherungssumme nicht weiter auffiel. Das Ganze hat ohne Zweifel Warbatty ausgeklügelt. Und die beiden Sagtons werden nur deshalb vielleicht in Colombo sich niedergelassen haben, um Rockwell für Ellinor einzufangen. Er ist wohl ein guter Kerl, aber geistvoll ist er nicht. Die schöne Ellinor hat ihn dann auch sehr leicht dazu bewogen, ihr Leben zu versichern und ihren Vater als zweiten Empfangsberechtigten in den Vertrag aufnehmen zu lassen, natürlich unter Ausschaltung der erbberechtigten Rockwellschen Verwandten. Wenn der Lord nicht so blind verliebt gewesen wäre, hätte ihn dieser Passus des Vertrages sofort nachdenklich stimmen müssen. Du verstehst doch, Schraut: Gesetzt den Fall, die Lady wäre wirklich verstorben, so hätte ihr Mann die Million ausgezahlt erhalten. Aber er blieb sozusagen nur Vorerbe, das heißt, die Million musste nach seinem Tod auf Thomas Sagton übergehen. Und dies ist der Kernpunkt des ganzen ungeheuren Schwindels und all seiner Feinheiten. Tatsächlich: Feinheiten! Warbattys Genie strahlt hier im hellsten Licht. Gib Acht, ich will dir das zu beweisen versuchen. Nimm mal an, Ellinor stirbt, der Lord bekommt die Million, stirbt dann gleichfalls und Sagton will die Summe nun für sich beanspruchen. Da wäre die Versicherungsgesellschaft — und diese sind sehr misstrauisch und vorsichtig — sofort ganz bestimmt mit dem Verlangen hervorgetreten, dass die beiden Leichen untersucht werden sollten. Bei dem heutigen Stand der chemischen Wissenschaft lässt sich jedes Gift im Körper nachweisen, mag es in noch so geringer Menge darin vorhanden sein. Also, auf diese Weise ließ sich der Betrug kaum bewerkstelligen, zumal doch Ellinor sich nie dazu hergegeben hätte, sich der Million wegen umbringen zu lassen. Nein, hier mussten die Herrschaften schlauer vorgehen. Rouvier wird bestochen. Ellinor stirbt zum Schein, liegt infolge irgendeines indischen Giftes bis nach ihrer Beisetzung im Starrkrampf, wird dann aus dem Sarg schleunigst herausgeholt, in den man die andere gefärbte Tote hineinlegt und den man wieder verlötet und verschließt, nachdem man — und das ist meine feste Überzeugung — gleichzeitig die Termiten in den Zinkeinsatz hineingetan und die Löcher für die Tierchen hergestellt hat. Ellinor verbirgt sich bei Rouvier, zeigt sich dann aber absichtlich auf der Straße in den späten Abendstunden. Und nun beginnt die Komödie. Sagton als Vater sorgt dafür, dass man den Lord heimlich gerade dessentwegen beschuldigt, was er selbst mit seinen Helfershelfern vorhat: des Versicherungsbetruges! Er überwirft sich mit seinem Schwiegersohn, entzweit sich scheinbar auch mit Rouvier, als messe er diesem einen Teil der Schuld daran bei, dass Ellinor nun verschwunden ist, kurz, er tut gerade das Gegenteil von dem, was er getan hätte, wenn er selbst irgendwie auf die Million spekuliert haben würde – natürlich alles aus feinster Berechnung! Er gehört zu denen, die den Lord verdächtigen. Jeder in Colombo weiß das. Also weiß es auch der dortige Vertreter der Versicherungsgesellschaft. Und Sagton erscheint allen als das Muster eines Ehrenmannes, der sogar die eigene Tochter als die Verführte und Mithelferin eines Schwindlers hinstellt, nur weil er so überaus rechtlich denkt. Erkennst du nun einen Teil des Intrigenspieles, Schraut? Es kam eben darauf an, Sagton so recht vor aller Augen die Krone des untadeligen Ehrenmannes aufs Haupt zu drücken.

Was wäre nun weiter ohne unser Eingreifen geschehen? Ich kann dir das ganz genau entwickeln. Rockwells Verhaftung war nur noch eine Frage der Zeit. Dann wäre eine große Untersuchung eingeleitet worden, dann hätte Sagton plötzlich erklärt, die unkenntlichen Leichenreste habe er nun doch auf Grund der und jener Kennzeichen als die seines Kindes wiedererkannt. Dann hätte er so recht vor Zeugen seinen Schwiegersohn flehentlich um Verzeihung gebeten, weil er ihm so bitter unrecht getan und dann wäre dem Lord das Geld ausgezahlt worden. Hieran hätte Rockwell nach nicht allzu langer Zeit entweder einen tödlichen Unfall gehabt oder wäre sonst wie scheinbar ganz ordnungsgemäß verstorben. Dann hätte der Ehrenmann Sagton sich die Augen vor Schmerz ausgeweint, hätte die Million eingestrichen. Niemand würde auch nur im Entferntesten den Argwohn gehegt haben, er, dieser so rechtlich denkende Mensch, könnte ein Verbrecher sein. So wäre alles gekommen! Glaubst du das nicht auch?«

Ich musste ihm beipflichten. Ich durchschaute nun dies Gewebe von Lug und Trug vollständig.

Harst fügte noch hinzu: »Ich sage ganz ehrlich: Mir wurde es nicht ganz leicht, diesen Schwindel mit all seinen Kalkulationen bloßzulegen. Es gab da so viele scheinbare Widersprüche, die ich erst miteinander in Einklang bringen musste. Na, jetzt sind wir so weit, dass der letzte Akt unter meiner Leitung beginnen kann.«

»Hm«, machte ich ziemlich laut, »hm, du vergisst nur eins, lieber Harst: Sagton sitzt doch in Bombay im Gefängnis! Mithin wird wohl kaum auf den Lord ein Mordversuch unternommen werden! Wie soll Sagton die Million für sich …«

»Sehr gut«, lobte Harst, »sehr gut! Der Einwand ist berechtigt. Aber du übersiehst, dass Sagton nur als Simpson in Bombay verhaftet wurde, dass er jede Auskunft über sich verweigerte und die Hauptsache, dass Warbatty ihm wie ein Ei dem anderen gleicht. Also wird Warbatty hier Thomas Sagton spielen, mein Lieber! Das ist der Witz!«

»Aha, nun gebe ich mich allerdings geschlagen. Nur, hm, Warbatty hat doch seinen Bruder Tom alias Thomas Simpson-Sagton in Bombay so heimtückisch hineingelegt, dass er fürchten muss, dass dieser ihn vielleicht verraten wird.«

»Ganz zutreffend, Schraut. Nur wenn Sagton den hiesigen Schwindel aufdeckt, legt er ja gleichzeitig seine Tochter mit hinein, ebenso sich selbst, ohne seine Lage auch nur um einen Deut zu verbessern. Hätte er den Angeber spielen wollen, würde er in Bombay kaum so hartnäckig von vornherein geschwiegen haben. Nein, der verrät nichts! Und deshalb werden wir Warbatty, so hoffe ich, hier recht bald wiedersehen. So, nun will ich schlafen.«

Die Abenddämmerung war da. Und soeben war auch unten wieder ein Auto vorgefahren. Harst und ich fühlten uns nach dem stundenlangen Schlummer überaus frisch und harrten nun an unseren Gucklöchern mit fieberhafter Spannung auf Rouviers Erscheinen im Krankenzimmer, wo die Deckenlampe und außerdem auf dem Nachttischchen eine Stehlampe brannte.

Und dann kamen sie, kamen gleich zu viert, nämlich der Doktor, Morris, ein fremder Herr und Thomas Sagton alias Warbatty!

Harst packte meinen Arm mit festem Druck. Wie ein Hauch nur erreichten seine Worte mein Ohr: »Achtung, die von mir prophezeite Versöhnungskomödie hebt an!«

Es war so. Der angebliche Tom Sagton eilte auf den Lord als Erster zu, blieb vor dem Bett stehen und rief mit bewegter Stimme: »Mylord, können Sie Ihrem Schwiegervater vergeben? Ich habe jetzt eingesehen, dass ich Ihnen bitter unrecht tat! Wir kommen soeben vom Sarg meines Kindes. Wir waren in aller Stille in dem Erbbegräbnis – vor einer halben Stunde. Ich habe Ellinor wiedererkannt. Sie trug zwei Muttermale, und gerade an der Stelle war die Haut noch gut erhalten. Es ist mein armes Kind. Jeder Zweifel ist jetzt ausgeschlossen. Und die, denen Ellinor nach ihrem Tod noch begegnet sein soll, haben sich entweder durch eine entfernte Ähnlichkeit täuschen lassen oder vielleicht liegt auch Böswilligkeit vor. Nochmals Mylord, verzeihen Sie mir …« Schluchzen erstickte seine Stimme.

»Er versteht es!«, flüsterte Harst.

Rockwell war durch das unerwartete Erscheinen »Sagtons« und durch die ganze Rührszene so überrascht, dass er zunächst kein Wort hervorbrachte.

Da fuhr Warbatty schon fort: »Mein lieber Schwiegersohn, ich will Sie nicht weiter aufregen. Ich weiß, Sie sind schwerkrank. Doktor Rouvier hat mir auch nur gestattet, ganz kurze Zeit hier bei Ihnen zu bleiben. Ein Händedruck von Ihnen genügt mir, Mylord. Ellinor ist tot. Reichen wir uns als die, die am schwersten an diesem Verlust zu tragen haben, versöhnt die Hände.«

Der Lord streckte ihm wohl mehr aus Höflichkeit die Rechte hin.

Dann mischte sich Rouvier sehr energisch ein.

»Meine Herren, was Sie dem Patienten noch zu sagen haben, bitte in allergrößter Kürze. Seine Lordschaft leidet schwer. Ich sehe es ihm an. Also bitte!«

Der fremde Herr meinte nun: »Mylord, die Versicherungssumme wird jetzt angewiesen. Sie kennen mich als redlichen Mann. Ich musste die Interessen der Gesellschaft wahrnehmen.«

Morris wieder – oh, dieser Idiot von Morris! – sagte zu Rockwell: »Sie sehen, Mylord, dass die Sache nun doch ein wenig anders gekommen ist, als Ihr neuer Helfer …«

»Verdammt!«, entfuhr es Harst. Er richtete sich schnell auf, schob den Schlüssel leise ins Loch, drehte ihn um. Dann war er mit einem Satz mitten im Nebenzimmer. Und ich dicht hinter ihm – ebenfalls mit dem Revolver in der Hand.

Aber Warbatty war schon verschwunden.

Harst und ich liefen in den Flur. Am Ende des langen Korridors sahen wir unseres Feindes Gestalt nach der Treppe zu einschwenken. Wir rannten, als gelte es unser Leben. Wir kamen an den Haupteingang, aber Warbatty hatte die Tür von außen blitzschnell verschlossen.

Wir hörten das Anwerfen des Motors.

Und da sagte Harst plötzlich sehr gelassen: »Es hat keinen Zweck mehr, Schraut! Er ist abermals entwischt. Dieses Rindvieh von Morris ist an allem schuld.«

Wenn Harst ein solches Schimpfwort in den Mund nahm, dann musste er trotz aller äußerlich zur Schau getragenen Ruhe innerlich vor Wut fast bersten.

»Komm, Schraut, wenigstens mit Rouvier wollen wir noch abrechnen!«, sagte Harst nun.

Unsere Abwesenheit hatte kaum zwei Minuten gedauert. Als wir das Krankenzimmer wieder betraten, fanden wir folgende eigenartige Szene vor, die etwas recht Lächerliches an sich hatte.

Der Lord saß aufrecht im Bett und hielt in jeder Hand einen Revolver auf Morris, Rouvier und den Versicherungsagenten gerichtet, die mit erhobenen Armen dastanden.

»Herr Harst«, rief Rockwell uns sofort entgegen, »natürlich ist der Schurke entflohen! Nur Morris hat alles verdorben. Er sprach plötzlich von dem neuen Helfer, von dem patentiert schlauen Deutschen!« Und da war Sagton wie ein Blitz zur Tür hinaus. Auch Rouvier wollte hinterdrein, als Sie beide dem Halunken nachsetzten. Ich habe jedoch kurzen Prozess gemacht …«

»Das war nur richtig, Mylord«, meinte Harst. Dann wandte er sich an den mit wutverzerrtem Gesicht dastehenden Inspektor.

»Master Morris, Sie haben sich durch Ihre Abneigung gegen mich zu einem sehr unüberlegten …«

Weiter kam er nicht; er machte vielmehr einen langen Sprung auf Rouvier zu, packte dessen rechten Arm.

»Was haben Sie da soeben in den Mund gesteckt?«, herrschte er ihn an.

Der Doktor lächelte eigen. »Gift, Master Harst, Zyankali. In drei Minuten bin ich erledigt. Lassen Sie mich nur los. Sie sollen jetzt alles wissen. Ich mag nicht mit schuldbelasteter Seele in das unbekannte Reich hinübergehen. Warbattys Bruder Tom Sagton war auf dessen Veranlassung mein Verführer. Ich erhielt 3000 Pfund für den gefälschten Totenschein …«

Er beichtete alles. Und Harsts Vermutungen wurden so in sämtlichen Punkten bestätigt.

»Warbatty hat in diese Medizin Gift gemischt«, erklärte Rouvier und holte ein Fläschchen hervor. »Der Lord wäre daran erst nach acht Tagen unter furchtbaren Qualen gestorben. Und, Mylord, ich muss Ihnen jetzt einen großen Schmerz bereiten. Ellinor Sagton war nicht die Tochter, sondern die Frau dieses Verbrechers und Gehilfen Warbattys.«

Rockwell fielen die Revolver aus den Händen. Er sank in die Kissen zurück.

»Ellinor befindet sich noch bei mir.« Rouvier begann zu schwanken und Harst schob ihm schnell einen Stuhl hin. Er ließ sich schwer hineinfallen. »Tom Sagton selbst sitzt in Bombay im Gefängnis. Dieser Sagton hier war Warbatty! Ver … zei … hen Sie mir, Lord Rockwell! Und … werden … Sie … nie Spieler. Das Spiel ist … schlimmer … als alles andere. Mir … wird … schwarz vor … Augen … Gott … sei …«

Er kippte vornüber. Harst stützte ihn, ließ ihn auf den Teppich gleiten. Er regte sich nicht mehr.

Harst schaute Morris ernst an. »Erkennen Sie nun, was Sie angerichtet haben? Gerade der Hauptschuldige ist entwischt. Ich werde nicht zögern, Ihr Verhalten Ihren Vorgesetzten …«

Da meinte Morris weinerlich, indem er Harst ins Wort fiel: »Ich bitte Sie, Master Harst, wie sollte ich wohl ahnen, dass Sagton einen Bruder hatte, der ihm so ähnlich sah, dass auch ich Warbatty für Sagton hielt! Ruinieren Sie mich nicht. Ich habe eine große Familie. Wenn Sie mich in alles richtig eingeweiht hätten, würde ich diesen Fehler hier nie begangen haben. So aber konnte ich die Sachlage nicht überschauen. Es war unmöglich! Wenn Sie dabei gewesen wären, wie Sagton-Warbatty sich heute am Sarg seiner angeblichen Tochter benahm, wie er weinte, schluchzte, Sie hätten …«

Ich blickte Harst scharf an. Unsere Blicke begegneten sich. Er las in den meinen, was ich dachte: Ja, er hätte Morris besser mit den Einzelheiten dieses verzwickten Schwindels vertraut machen müssen!

»Schon gut«, unterbrach er Morris schnell. »Sie mögen recht haben. Oder besser: Sie haben recht! Sie wussten nicht, dass Sagton in Bombay als Simpson verhaftet war. Es war ein Fehler von mir.«

Nicht jeder hätte das so offen eingestanden.

Ellinor Sagtons Ehe mit Lord Rockwell war ungültig. Ungültig war mithin auch der Versicherungsvertrag. Das ränkevolle schöne Weib lernte nun ebenfalls für lange Jahre das Zuchthaus kennen.

Der Lord reiste sofort nach Europa. Er wollte seine herbe Herzensenttäuschung in der Ferne überwinden.

So endete für uns das Abenteuer mit der toten Lady Rockwell. Wer die weibliche Leiche gewesen, die an Stelle Ellinor Sagtons in den Sarg eingeschmuggelt worden war, ist nie herausgekommen. Die Verbrecher schwiegen sich darüber hartnäckig aus.