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Abenteuer des Captains Bonneville 30

Washington Irving
Abenteuer des Captains Bonneville
oder: Szenen jenseits der Felsengebirge des fernen Westens
Verlag von J. D. Sauerländer. Frankfurt am Main, 1837

Neunundzwanzigstes Kapitel

Winterlager am Portneuf. Schöne Quellen. Die Bannock. Ihre Ehrlichkeit. Captain Bonneville bereitet eine Expedition vor. Weihnachten. Die amerikanischen Wasserfälle. Wilde Naturszenen. Fischerfälle. Shoshoni. Pittoreske Naturszenen am Bruneau River. Überblick eines amerikanischen Landes von einem Berg. Der Powder River. Die Shoshokoe oder Digger. Ihr Charakter, ihre Gewohnheiten, Wohnungen und Hunde. Eitelkeit auf ihr Äußersten getrieben.

Indem Captain Bonneville sein Winterlager in der Nähe des Portneuf aufschlug, hatte er sich in eine kleine Entfernung von seinen Freunden, den Bannock, zurückgezogen, um von der beschwerlichen Zudringlichkeit ihrer vertrauten Freundschaft verschont zu bleiben. Indem er dieses jedoch tat, war er genötigt gewesen, sein Winterquartier an dem äußersten Rand des flachen Landes zu nehmen, wo er von Eis und Schnee umgeben war und zum Unterhalt seiner Pferde nichts Besseres als Wurmsamenkraut hatte. Die Bannock hingegen lagerten mitten unter schönen Quellwassern, wo sich Gras im Überfluss befand. Einige dieser Quellen strömen in hinlänglicher Quantität aus der Erde, um eine Mühle zu treiben. Aus ihnen entstehen schöne kristallhelle Bäche, die voller großer Forellen sind, welche man in dem durchsichtigen Wasser hin- und herschwimmen sieht. Der Winter fing nun an, sich regelmäßig einzustellen. Der Schnee war häufig und in großer Masse gefallen und bedeckte den Boden bis zu einem Fuß hoch, wobei die fortwährende Kälte das Tauen verhinderte.

Nach und nach legte sich das Misstrauen, das anfänglich zwischen den Indianern und Biberfängern bestanden hatte, und machte gegenseitigem Zutrauen und Wohlwollen Platz. Einige Geschenke überzeugten die Häuptlinge, dass die Weißen ihre Freunde wären. Auch erhielten die Weißen Beweise von der Ehrlichkeit, Treue und Glauben vonseiten ihrer wilden Nachbarn. Bisweilen nötigte sie der Schnee und der Mangel an Futter, ihre schwächsten Pferde hinauszutun, um sich Unterhalt zu suchen. Wenn sie zufällig sich zum Lager der Bannock verirrten, so wurden sie sogleich zurückgebracht. Wir müssen jedoch gestehen, dass wenn die verirrten Pferde zufällig kräftig und in gutem Zustand waren, solches, ob er gleich sicher war, sie von den ehrlichen Bannock zurück zu erhalten, dennoch erst nach Verlauf mehrerer Tage in einem mageren und abgejagten Zustand geschah und immer mit der Bemerkung, dass sie es in weiter Entfernung gefunden hätten. Solche, die lieblos urteilten, waren geneigt, zu argwöhnen, dass sie in der Zwischenzeit wohl zur Büffeljagd benutzt worden waren. Diejenigen, welche aber an die Moralität der Indianer hinsichtlich des Pferdefleisches gewöhnt waren, hielten es für einen besonderen Beweis ihrer Ehrlichkeit, dass sie es nur zurückgebracht hatten.

Durch diese und andere Umstände demnach überzeugt, dass seine Leute in der Nähe eines Stammes lagerten, der so ehrlich und tapfer war, und dass sie ihren Winter hinbringen würden, ohne beunruhiget zu werden, bereitete sich Captain Bonneville vor, eine weite und gefahrvolle Expedition zu unternehmen. Dieses war, bis in die Niederlassungen der Hudson’s Bay Company an den Ufern des Columbia River vorzudringen und sich mit dem Land und den Indianerstämmen bekannt zu machen. Da es zum Teil in seinem Plan lag, irgendwo in den unteren Gegenden dieses Flusses einen Handelsposten anzulegen, um Anteil am Handel zu nehmen, der den Vereinigten Staaten durch die Wegnahme von Astoria verloren gegangen war. Diese Expedition musste ihn durch das Gebiet des Snake River und über die Blue Mountains führen, wo Hunt und Crooks, und ihre astorischen Gruppen, die sie zuerst besuchten, so viele Mühseligkeiten und Unglücksfälle zu überstehen gehabt hatten. Er musste sie in der nämlichen schrecklichen Jahreszeit, im tiefen Winter, bereisen.

Der Gedanke an Gefahren und Strapazen schien den unternehmenden Geist des Captains jedoch nur anzufeuern. Er wählte zu seiner Reise drei Gefährten, packte einen kleinen Vorrat von Bedürfnissen in der tragbarsten Form zusammen und wählte für sie und ihr Gepäck fünf Pferde und Maultiere. Seine Absicht war, mit seiner Gruppe in dem Winterlager nahe an dem Portneuf früh im März wieder zusammenzukommen.

Nachdem er seine Vorbereitungen getroffen hatte, bestieg er, am Christtag morgens, sein Pferd und begab sich mit seinen drei Gefährten auf den Weg. Jenseits des Lagers der Bannock machten sie einen kleinen Halt, um ihre Weihnachtsmahlzeit zu halten, die, wenn auch keine fröhliche, doch mindestens eine herzliche war, worauf sie ihre Reise wieder fortsetzten.

Sie waren genötigt, langsam zu reisen, um ihre Pferde zu schonen, denn der Schnee hatte an Tiefe zugenommen, sodass er achtzehn Zoll hoch lag. Obwohl er etwas hart und gefroren war, so war er es doch nicht hinlänglich, um festen Fuß darauf fassen zu können. Ihr Weg lag westlich, an der linken Seite des Snake River hinab. Sie brauchten mehrere Tage, um die ersten oder amerikanischen Wasserfälle zu erreichen. Die Ufer dieses Flusses haben auf eine beträchtliche Entfernung, oberhalb und unterhalb der Fälle, einen vulkanischen Charakter: Massen von Basaltfelsen sind übereinander aufgetürmt. Das Wasser sprudelt hier aus Felsspalten durch enge Betten rinnend oder stürzt sich in schönen Kaskaden, über den Rücken von Basaltsäulen hinab.

Jenseits dieser Fälle kamen sie an einen malerischen, aber unbedeutenden Fluss, der Cassié genannt. Er lief durch ein ebenes und ungefähr vier Meilen breites Tal, wo der Boden gut war. Die vorherrschende Kälte und das Trockene des Klimas war der Vegetation jedoch ungünstig. Nah bei diesem Fluss befindet sich ein kleiner Berg von granathaltigem Asbestschiefer. Man findet in der Nähe ebenfalls Granit in kleinen Blöcken und weißen Sandstein. Von diesem Fluss genossen die Reisenden die Aussicht zu den schneebedeckten Höhen der nördlich gelegenen Salmon River Mountains.

Indem er seinen Lauf westwärts nahm, hielt sich Captain Bonneville mehrere Meilen vom Snake River entfernt und ging über die oberen Gewässer seiner Nebenströme, ob er gleich das offene Land öfters so voller vulkanischer Felsen fand, dass sie ihm das Reisen außerordentlich beschwerlich machten. So oft er sich dem Snake River näherte, fand er, dass er durch eine breite Kluft zwischen steilen und senkrechten Wänden von Basaltfelsen hinlief.

Nach einer Reise von mehreren Tagen über eine flache Ebene kam er an einen Teil des Flusses, der ihn mit Erstaunen und Verwunderung erfüllte. So weit das Auge reichen konnte, war der Fluss von senkrechten Felswänden, zweihundertfünfzig Fuß hoch, eingeschlossen, die gleich düsteren und finsteren Zinnen überhingen. An ihrem Fuß lagen Blöcke und Bruchstücke in Massen mitten im schäumenden und wirbelnden Strom. Gerade oberhalb stürzte sich der ganze Strom in einem Wasserfall über vierzig Fuß hoch mit einem donnernden Getöse herab und spritzte eine Wolke in die Höhe, die wie Silberstaub in der Luft schwebte. Dieser Wasserfall wird von einigen die Fischerfälle genannt, da die Salmen hier in ungeheurer Menge gefangen werden, weil sie über diese Fälle nicht hinaufkönnen.

Nachdem er über Nacht an diesem Platz gelagert hatte, stieg Captain Bonneville am nächsten Morgen nach Sonnenaufgang mit seiner Partie einen engen Hohlweg oder vielmehr eine Spalte in der großen Basaltfelsenwand hinab, die an dem Fluss hinlief. Dies war auf mehrere Meilen der einzige Weg, auf dem er zum Rand des Stromes gelangen konnte.

Der Schnee lag in einer dünnen Kruste längs den Ufern des Flusses, sodass ihnen ihre Reise von hier an weit leichter wurde, als sie bisher gewesen war. Sie fanden hier Fußspuren, die durch die Eingeborenen gemacht worden waren, und die ihnen den Weg sehr erleichterten.

Bisweilen begegneten sie Bewohnern dieser wilden Region, eine furchtsame, nur dürftig mit den Notwendigkeiten des Lebens versehene Rasse. Ihre Kleidung bestand in einem Mantel von vier Fuß im Geviert, der aus Streifen von Kaninchenfellen zusammengesetzt war. Diesen hingen sie über die Schultern herab, auf die gewöhnliche Art, wie die Indianer die Decken tragen. Ihre Waffen waren Bogen und Pfeile, die Letzteren waren mit Obsidian beschlagen, den man in der Nähe häufig antrifft. Ihre Baracken hatten die Gestalt von Heuschobern und waren von Weidenzweigen, mit langem Gras bedeckt, erbaut, sodass es warm und behaglich in denselben war. Sie hatten kleine Umfassungen vom Wurmsamenkraut, das drei Fuß hoch war und ihnen ein hüttenähnliches Ansehen gab. Drei oder vier dieser Wohnungen lagen bisweilen an einem auffallend wilden Ort zusammengruppiert und hatten eine malerische Wirkung. Sie waren bisweilen zahlreich genug, um einen kleinen Weiler zu bilden. Von diesem Volk erkaufte Captain Bonnevilles Partie häufig Salmen, der auf eine sehr geschickte Weise getrocknet war, wie ebenfalls der Rogen. Dieser scheint ihr Hauptnahrungsartikel zu sein. Sie waren jedoch außerordentlich begierig, hiergegen Büffelfleisch einzutauschen.

Die hohen Felswände, in welche die Reisenden solange eingeschlossen gewesen waren, zeigten jetzt bisweilen Öffnungen, durch die sie in die Ebene hinabsteigen und die beträchtlichen Krümmungen des Flusses abschneiden konnten. Durch diese ganze ungeheure und sonderbare Felskluft sollen die Ufer des Flusses den wildesten und romantischsten Character darbieten. Die Felsen bilden die mannigfaltigsten Massen und Zusammenstellungen. Mehrere kleine Ströme kommen rauschend und sprudelnd durch enge Klüfte und Hohlwege. Einer, von ziemlicher Größe, quoll aus einer Felsenwand, etwa fünfundzwanzig Fuß unter ihrer Spitze. Nachdem er ungefähr hundert Fuß in fast horizontaler Linie fortgelaufen war, fiel er in zahlreichen kleinen Kaskaden auf das Felsufer des Flusses herab.

In seinem Lauf durch diesen großen und sonderbaren Engpass ist der Snake River über dreihundert Yard breit und so klar wie Quellwasser. Bisweilen schleicht er ruhig und geräuschlos hin, dann wälzt er seine empörte Woge wieder meilenweit in tausend reißenden und für das Auge ergötzlichen Strömungen fort und lullt das Ohr mit dem sanften Tosen seiner plätschernden Wasser ein.

Manche der Nebenarme des Snake River nehmen es an Wildheit ihrer malerischen Naturszenen mit ihm auf. Man führt hierunter besonders den Bruneau River an. Sein Strom rinnt mehr durch eine ungeheure Felskluft, dann durch ein Tal, da sie sich über hundertfünfzig Meilen aufwärts erstreckt. Wenn man über die Ebene kommt, stößt man plötzlich auf sie. Es kommt euch vor, als wenn ihr einen Stein von Klippe zu Klippe hinüberwerfen könntet. Dennoch ist das Tal zwei tausend Fuß tief, sodass euch der Fluss als ein unbedeutender Strom erscheint. Basaltfelsen erheben sich senkrecht von seinen Ufern, sodass es unmöglich ist, von der Ebene her an das Wasser zu gelangen oder vom Rand des Flusses zu der Ebene. Sein Strom ist hell und klar. Man findet heiße Quellen an den Ufern desselben. Eine sprudelt aus den Felsen, vierzig Fuß hoch über dem Fluss, in einem Strom, der hinlänglich ist, eine Mühle zu treiben und eine Dampfwolke aufsteigen zu lassen.

Wir finden ein charakteristisches Gemälde dieser vulkanischen Region von Gebirgen und Strömen in dem vor uns liegenden Tagebuch des Captains Wyeth, der eine Kuppe in der Gegend bestieg, die wir beschreiben. Von diesem Gipfel aus gesehen, sagt er, erscheint das Land nur als ein unbeschreibliches Chaos. Die Spitze der Berge bietet, so weit das Auge reicht, ein und dieselbe Schicht dar und scheinen in früherer Zeit das ebene Land gebildet zu haben, die Täler eher durch das Einsinken der Erde entstanden zu sein, als durch das Erheben der Berge. Durch die so entstandenen tiefen Felsspalten und Klüfte strömen Flüsse und Bäche, was es äußerst schwierig macht, ihnen zu folgen. Alle diese Basaltkanäle werden von den Biberfängern gehauene Felsen genannt. Viele der Gebirgsströme verschwinden in den Ebenen; entweder, dass sie von dem dürstenden Boden der porösen Lavaoberfläche eingesogen oder von Schlünden und Erdspalten verschlungen werden.

Am 12. Januar 1834 erreichte Captain Bonneville den Powder River; bei Weitem der größte Strom, den er seit seiner Abreise vom Portneuf gesehen hatte. Er stieß ungefähr drei Meilen oberhalb seiner Mündung in den Snake River auf ihn. Hier befand er sich oberhalb der unteren Engpässe des letzteren Flusses in einer offenen und ebenen Gegend.

Die Eingeborenen ließen sich nun in beträchtlicher Anzahl sehen und zeigten die unersättliche Neugierde rücksichtlich der weißen Männer, indem sie stundenlang dem frostigsten Wind ausgesetzt, in Gruppen beieinander saßen, bloß um das Vergnügen zu haben, die Fremden zu begaffen und jede ihrer Bewegungen zu beobachten. Sie sind von jenem Zweig des großen Schlangenstammes, den man die Shoshone oder Wurzelgräber nennt, weil sie größtenteils von den Wurzeln der Erde leben, obwohl sie auch Fische in großer Menge fangen und etwas weniges jagen. Sie sind im Allgemeinen sehr arm, fast von allen Bequemlichkeiten des Lebens entblößt und außerordentlich träge, dabei aber eine sanfte, gutmütige Menschenrasse. Sie unterscheiden sich in mancher Hinsicht vom anderen Zweig der Shoshone, welche Pferde besitzen, mehr herumstreifen, verwegener sind und Büffel jagen.

Am folgenden Tag, als sich Captain Bonneville der Mündung des Powder River näherte, entdeckte er mindestens hundert Familien dieser Wurzelgräber, wie man sie gewöhnlich nennt, an einem Platz beisammen. Die Frauen und Kinder hielten sich in der Entfernung, auf Felsen und Klippen sitzend, da ihre brennende Neugierde etwas durch die Furcht niedergehalten wurde. Von ihren erhabenen Sitzen sahen sie mit der gespanntesten Aufmerksamkeit zu den Fremden hin und betrachteten sie mit solcher Ehrfurcht, als ob sie übernatürliche Wesen wären.

Die Männer waren jedoch keineswegs so scheu und zurückhaltend, sondern Captain Bonneville und seinen Gefährten durch ihre Neugierde außerordentlich lästig. Nichts entging ihrer Bemerkung. Sie untersuchten alles genau, woran sie ihre Hände legen konnten. Um solche neugierige Nachbarn los zu werden, hielten sich die Reisenden bis auf eine ziemliche Entfernung in ihrem Marsch an, ehe sie ihr Nachtlager aufschlugen.

Das Land hier herum war durchgängig eben und sandig, brachte wenig Gras, aber eine beträchtliche Menge Wurmsamenkraut hervor. Einzeln gelegene Hügel gaben der Ebene einige Mannigfaltigkeit; sie waren in derselben Höhe wie abgeschnitten, sodass sie tafelförmige Gipfel hatten. Hierin glichen sie den zerstreuten Hügeln der großen Prärien östlich der Felsengebirge; vorzüglich jenen auf den Ebenen der Arkansas.

Die hohen Felswände, welche bisher den Snake River wie einen Kanal einschlossen, hatten nun aufgehört, und die Ufer waren von gewöhnlicher Höhe. Es muss bemerkt werden, dass die großen Täler oder Ebenen, durch welche der Snake River seinen Lauf wand, gewöhnlich von großer Breite waren und sich auf beiden Seiten dreißig bis vierzig Meilen weit erstreckten, wo die Aussicht durch ununterbrochene Gebirgsreihen begrenzt wurde.

Die Reisenden fanden in der Gegend des Powder River nur wenig Schnee, obwohl es fortwährend bitterkalt war. Sie lernten jedoch etwas von ihren unglücklichen Freunden, den Wurzelgräbern, das ihnen auf ihren Winterwanderungen in der Folge trefflich zustattenkam. Sie hatten häufig Gelegenheit zu bemerken, dass sie lange, aus der Rinde des Wurmsamenkrautes geflochtene Stricke bei sich führten, deren sie sich als langsam brennende Lunten bedienten, die sie immer in brennendem Zustand unterhielten. Wenn sie sich zu erwärmen wünschten, dann lasen sie ein wenig getrocknetes Wurmsamenkraut zusammen, legten die Lunte an und hatten in dem Augenblick ein erquickendes Feuer.

Captain Bonneville entwarf eine traurige Schilderung von einem Dorf dieser Wurzelgräber, das er sah, als er über die Ebene des Powder River zog.

»Sie leben«, sagte er, „ohne irgendeinen anderen Schutz vor der Strenge der Jahreszeit, als eine Art von Wetterschirm, der ungefähr drei Fuß hoch, aus Wurmsamenkraut geflochten ist und wie ein Halbmond um sie gestellt wird.« So oft er sie aber antraf, hatten sie immer eine große Anzahl halb verhungerter Hunde bei sich, denn diese Tiere scheinen sowohl im wilden als auch im zivilisierten Leben die Begleiter der Bettler zu sein.

Man muss jedoch zugeben, dass diese Hunde von größerem Nutzen als die Bettlerhunde unserer Städte waren. Die Kinder der Indianer gebrauchten sie, das kleine Wild in der Umgegend zu fangen, wie die Kaninchen und Präriehunde, in welcher Art kleiner Jagd sie einige Geschicklichkeit beweisen. Bisweilen streben die Wurzelgräber auch nach Erlegen eines edleren Wildes und es gelingt ihnen auch die Antilope, das flinkste Tier der Prärien, zu fangen. Die Art, wie sie dies bewerkstelligen, ist etwas sonderbar.

Wenn der Schnee verschwunden und der Boden etwas weich geworden ist, sagte der Captain, dann begeben sich die Frauen in das dichteste Wurmsamen-Feld, rupfen das Kraut in großer Menge aus, und machen eine, ungefähr hundert Acker Landes einschließende, drei Fuß hohe Hecke davon. Es wird eine einzige Öffnung gelassen, damit das Wild durch dieselbe hinein kann. Wenn dieses geschehen ist, verbergen sich die Frauen hinter dem Wurmsamenkraut und warten geduldig auf Antilopen, die bisweilen in beträchtlicher Anzahl in diese Falle gehen. Sobald sie darin sind, geben die Frauen das Signal und die Männer beeilen sich, ihrerseits ihre Rolle zu spielen. Es geht nur einer auf einmal in den Park. Wenn er die erschrockenen Tiere rund an der Umzäunung herumgejagt hat, so wird er von einem seiner Gefährten ersetzt.

Auf diese Weise lösen sich die Jäger einander ab, sodass sie, einer nach dem anderen, die Jagd ohne Ermüdung fortsetzen. Die armen Antilopen werden am Ende so abgemattet, dass die ganze Jagdpartie der Männer nun in den Park kommt und sie mit Prügeln totschlägt, sodass nicht eine entwischt, die in die Umzäunung gekommen ist.

Ein sehr merkwürdiger Umstand bei dieser Jagd ist, dass ein so flinkes und behändes Tier wie die Antilope, die sich zu Erhaltung eines Lebens so anstrengt, um diese verhängnisvollen Hecke herumläuft, ohne den Versuch zu machen, die niedrige Einfassung zu überspringen. Dies ist jedoch in der Tat der Fall und dies ihre einzige Weise, die Antilope zu jagen.

Ungeachtet die Shoshokoe in ihren Behausungen von allen Bequemlichkeiten entblößt sind, und ungeachtet der Unsauberkeit ihres Ansehens, scheint es ihnen doch nicht an Scharfsinn zu fehlen. Sie verfertigen gute Stricke und selbst einen ziemlich feinen Bindfaden aus einer Gattung Unkraut, das sie in ihrer Umgebung finden, machen Näpfe und Krüge, mittelst einer Art Korbmacherarbeit aus Striemen von geflochtenem Holz, die sie mithilfe von etwas Wachs vollkommen wasserdicht machen.

Außer den Wurzeln, von welchen sie hauptsächlich ihre Nahrung ziehen, sammeln sie eine beträchtliche Menge von Samen ein, den sie mit einer Hand aus den Ähren der Pflanzen in hölzerne Gefäße ausschwingen, die sie zu diesem Zweck verwenden. Der so gesammelte Samen wird gewannt und geröstet, sodann zwischen zwei Steinen zu einer Art Mehl vermahlen, welches, mit Wasser vermischt, einen wohlschmeckenden Teig oder eine Grütze gibt.

Es sammeln sich welche unter diesem Volk, die betriebsamer und haushälterischer sin als der Rest, einen Vorrat von getrocknetem Salmen und anderen Fischen für den Winter. Diese waren sie bereitwillig den Reisenden für irgendeinen, den Indianern nützliche, Gegenstand zu verhandeln und überließen deren eine große Menge für einen Pfriem, ein Messer oder eine Angel. Andere befanden sich in dem dürftigsten, verhungerten Zustand und lasen selbst die Fischgräten auf, welche die Reisenden nach ihrer Mahlzeit wegwarfen, wärmten sie noch einmal am Feuer und nagten sie mit der größten Begierde ab.

Je weiter der Captain Bonneville im Land dieser Wurzelgräber kam, desto mehr überzeugte er sich von ihrem unwissenden und hilflosen Zustand. Sie waren, sagte er, von der nötigen Bedeckung entblößt, um sie vor der Witterung zu schützen, und schienen in gänzlicher Unwissenheit irgendeiner Schicklichkeit oder eines Vorteils in dem Gebrauch der Kleidung zu sein. Ein altes Weib hatte nichts um oder an sich, als ein Stück Bindfaden um den Hals, woran ein Knopf hing.

Welche Stufe der menschlichen Entblößung ist je doch entblößt genug für die Eitelkeit, obwohl diese so nackt und hilflos aussehenden Geschöpfe weder eine Toilette zu machen noch Schönheit zu betrachten hatten, so war doch ihre größte Leidenschaft ein Spiegel. Er war in ihren Augen eine große Medizin. Der Anblick eines solchen reichte zu jeder Zeit hin, sie in eine Anwandlung von heftiger Begierde und Entzücken zu versetzen. Sie waren bereit, alles, was sie hatten, für ein kleines Stückchen hinzugeben, in welchem sie ihre hässliche Figur beschauen konnten. Mit diesem einfachen Beispiel von Eitelkeit, in ihrem naturgemäßen, aber rüstigen Zustand, wollen wir unsere Bemerkungen über die Wurzelgräber beschließen.