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Der Welt-Detektiv Band 6

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Die Hexen von Forres – Kapitel 2

Die Hexen von Forres
Oder: Der unglückliche König Stuart Robert III. und seine Söhne
Eine wahre Schauergeschichte aus alter Zeit
Zweites Kapitel

Der nächtliche Ritt

Wirklich ritten in dem nämlichen Augenblicke zwei Männer aus dem nächsten Wald heraus. Kaum, dass sie sich vor der Gewalt des Sturmes auf ihren Pferden zu halten vermochten. Den Hut tief in das Gesicht gedrückt und fest in den weiten Reitermantel gehüllt, ritten sie schweigsam nebeneinander. Die Pferde schnaubten von Zeit zu Zeit wild empor und wühlten den Boden mit den Hufen auf, als witterten sie irgendetwas Gefährliches, bis die Sporen der Reiter sie wieder gewaltsam vorwärts trieben, ohne dass sich diese jedoch selbst hierdurch aus ihrer behaglichen Ruhe hätten aufrütteln lassen. Plötzlich aber fuhren die beiden Reiter wie aus einem Traum empor, griffen entschlossen nach den Schwertern und warfen die Mäntel zurück.

Sie hatten in der Luft aus der Ferne bereits den entsetzlichen Lärm vernommen. Es war das Heulen der Hexen im Tanz um ihren Kessel, aber das Brausen und Wüten des Sturmes übertönte denselben bald wieder, sodass sie dieses Höllenspektakel nur mit Unterbrechungen vernehmen konnten. Trotzdem blieben sie beide in ihrer kampfbereiten Haltung und ritten kühn, aber vorsichtig, weiter. Nun konnte man die Reiter in ihrer ganzen Gestalt erblicken und beim Leuchten des Blitzes erkennen, dass es Schottlands größte Helden und Feldherrn Macbeth und Banquo waren. Finster war des Ersteren Blick und gedrungen sein Körperbau; der des anderen groß und schlank, seine Haltung edel und entschlossen. Sie hatten vor einigen Tagen einen blutigen Sieg gegen die Normannen für ihren König erfochten und kehrten nun zurück vom Kampf, um ihm die Siegesnachricht selbst zu überbringen, während ihre Heere in kurzen Tagesmärschen nachfolgen sollten.

Als die Helden nun auf dem freien Platz anlangten, in dessen Mitte die Hexen das Feuer angeschürt hatten, kamen ihnen diese kreischend entgegen und riefen: »Heil dir, Macbeth! Heil dir, Besieger der Normannen, Schottlands Held! Seine Krone wird dein Haupt noch zieren!«

Betroffen und erstaunt über das unerwartete Schauspiel, welches die Schrecken der sturmvollen Nacht noch grauenhafter machte, wichen sie einen Augenblick zurück und rissen unwillkürlich die Schwerter aus der Scheide.

Aber die Hexen erhoben sich höher und begannen von Neuem zu Banquo gewendet: »Heil auch dir, Banquo, treuester Diener deines Königs und deines Landes! Auf keines Würdigeren Haupt ruhte zwar Schottlands Krone, denn auf deinem; doch sollst du sie niemals selbst tragen, aber ein Königsgeschlecht erzeugen, das Jahrhunderte dauern und dich als Ahnen und Stammvater preisen wird!«

Da fuhr plötzlich Macbeth zornig empor und schrie den Hexen entgegen: »Stehe Antwort, Höllenbrut, von woher nahmt ihr solche Kunde!«

Ein hell aufzuckender Blitz, als hätte er das ganze Firmament zerrissen, mit darauffolgendem erschütterndem Donnerschlag gab ihm die Antwort; Hexen und Kessel aber waren wie Seifenblasen in der Luft zerstoben und verschwunden. Am fernen Klosterturm schlug es ein Uhr.

Hoch erhoben sich die Pferde der beiden Helden, schlugen mit den Hinterhufen nach allen Seiten und in sausendem Galopp ging es über die unheimliche öde Ebene hinweg.