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Elbsagen 55

Elbsagen
Die schönsten Sagen von der Elbe und den anliegenden Landschaften und Städten
Für die Jugend ausgewählt von Prof. Dr. Oskar Ebermann
Verlag Hegel & Schade, Leipzig

55. Der Wassermann am Benkenteich bei Torgau

Ein Mann ans Klitzschen hatte im Wald Feuerholz gesammelt, da kam ihm ein schöner Reiter auf großem Pferd entgegengeritten, mit einer großen Spießrute in der Hand. Der hatte den Holzhacker gegrüßt und gefragt, ob er wohl den Benkenteich wüsste. Als der Mann antwortete, dass er den Teich kenne, hat ihm der Reiter ein Trinkgeld versprochen, wenn er mit ihm ginge und ihm den Ort zeigte.

Als sie zum Benkenteich gekommen waren, sprang der Reiter vom Pferd und sagte: »Ich bin ein Wassermann und mir ist meine Frau von einem anderen Wassermann entführt worden. Ich habe sie in der ganzen Welt schon in vielen Gewässern und Seen gesucht, aber nirgends gefunden. Und nun soll ich sie an einem so garstigen und wilden Ort finden! Halt mir mein Pferd fest, dass es mir nicht nachspringt. Ich will hinein und mein Weib herausholen.«

Darauf schlug er mit seiner laugen Rute in das Wasser, dass es sich teilte, und ging hinein. Kaum war er im Wasser verschwunden, da erhob sich ein jämmerliches Geschrei und Wehklagen, sodass der Holzhacker nicht wusste, wo er vor Angst bleiben sollte, besonders, da das Pferd sehr wild und ungebärdig wurde und immer ins Wasser springen wollte. Mittlerweile wurde während dieses Lärmens das Wasser rot. Dann brachte der Reiter sein Weib heraus und sagte, er hätte sich nun an seinem Feind gerächt und den Ränder, der ihm sein Weib entführt habe, getötet. Darauf schwang er sich samt der Frau auf sein Pferd und ritt davon. Doch zuvor gab er dem Holzhacker ein Beutelchen, in dem ein Kreuzer lag, und versprach ihm, dass er jedes Mal, wenn er in den Beutel griffe, einen Kreuzer darin finden sollte. Das hatte sich denn auch bestätigt und der Mann ein hübsches Vermögen zusammengebracht, weil er gar oft in den Beutel griff. Da er sich aber des Beutels ganz öffentlich bediente, wurde er ihm eines Tages gestohlen. Der Dieb hatte jedoch keinen Nutzen davon gehabt.