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Gespenster-Krimi Erstauflage Nr.1

Mit dem Gespenster-Krimi Nr. 1 Die Nacht des Hexers erschien am 13.07.1973 der erste Roman der Serie, geschrieben von Jason Dark. Zuerst nur alle vierzehn Tage, doch bereits vier Monate später wöchentlich lieferten verschieden Autoren ihre Storys als 60seitige Romane ab. Im Laufe der Veröffentlichungen wurden durch die entsprechenden Autoren Serienhelden wie John Sinclair, Tony Ballard oder der Hexer herausgearbeitet, welche auf grund ihres Erfolges in der Gespenster-Krimi-Reihe eine eigene Serienauskopplung bekamen. 1985 wurde die Serie des Bastei Verlages mit der Nummer 597 eingestellt.


Gespenster-Krimi Nr. 1
Titel:
Die Nacht des Hexers
Autor: Jason Dark / Helmut Rellergerd
Verlag: Bastei Bergisch-Gladbach
Titelbild: Eddie Jones
Erschienen am 13.07.1973
66 Seiten, 1,00 DM
Besonderheiten: Erster Fall des Geisterjägers John Sinclair
Synopsis: Wie ein unheilvoll drohender Schatten lag die Dunkelheit über dem Land. Nur ab und zu lugte der bleiche Mond durch die schweren Wolken. Dann geisterte sein fahles Licht auf den kleinen Friedhof und tauchte die alten, verwitterten Grabsteine in silbernen Glanz.
Nebelschwaden umfingen wie Todesfinger die Erlen und Trauerweiden des Friedhofs.
Hinter dem Friedhof lag das Moor. Aufkommender Wind brachte den Geruch von Fäulnis und Verwesung. Einmal durchschnitt der überlaute Schrei eines Käuzchens die Totenstille.
Ein Mann, der den Ruf zufällig hörte, zuckte zusammen. »Der Totenvogel ruft. Das ist die Stunde des Hexers«, flüsterte er erschreckt und begann zu laufen.
Er rannte direkt zu dem kleinen Dorfgasthaus, riss die Tür auf und blieb schweratmend an der rustikalen Theke stehen.
Es waren nur noch wenige Gäste im Raum, und allen lief ein Schauer über den Rücken, als er die Neuankömmlinge von dem Schrei des Käuzchens berichtete.
»Bald werden die Toten wiederkommen«, sagte der Wirt mit rauer Stimme und spürte, wie ihm eine Gänsehaut den Rücken hinunterlief.
Die anderen Gäste nickten beklommen. Sie fühlten, dass bereits ein unsichtbarer Gast unter ihnen weilte.
Das Grauen …
Leseprobe

Mitternacht.Fast im Schritttempo rumpelte ein uralter Lieferwagen über den holprigen Feldweg.
In dem kleinen Führerhaus saßen drei Männer.
Der Mann am Steuerrad war Professor Ivan Orgow. Mit dunklen, tief in den Höhlen liegenden Augen starrte er in die Nacht, die nur vom Licht der beiden Scheinwerfer spärlich erhellt wurde.
Ivan Orgows Gedanken konzentrierten sich voll auf die vor ihm liegende Aufgabe. In seinen Augen flackerte es, als er daran dachte, welche Macht er besaß.
Er, Ivan Orgow, besaß Macht über die Toten. Eine grauenvolle, unheimliche Macht. Noch in dieser Nacht würde ein Toter ins Leben zurückkehren.
Die beiden Männer neben ihm konnten nicht mehr klar denken, waren nicht mehr Herr über sich selbst. Professor Orgow hatte sie hypnotisiert. Sie führten nur seine Befehle aus.
Der alte Lieferwagen hatte sein Ziel erreicht. Er stand jetzt vor dem alten, schmiedeeisernen Tor des Friedhofes.
Professor Orgow löschte die Scheinwerfer. Dann drückte er die Tür auf und sprang aus dem Wagen.
Der Nebel hatte zugenommen. Wie ein Panzer legte er sich auf die Brust und erschwerte das Atmen.
Professor Orgow winkte seinen beiden Gehilfen. Er holte ein Schlüsselbund aus der Tasche und öffnete das primitive Schloss des Friedhoftores.
Es quietschte, als er das Tor aufschob.
Hintereinander huschten die drei Männer auf den Totenacker. Bald hatte sie der Nebel verschluckt. Nur der Lieferwagen stand verlassen an der rissigen Mauer.
Ivan Orgow kannte sich gut aus. Zielstrebig ging er auf das alte, aus dicken Steinen erbaute Trauerhaus zu, das gleichzeitig auch als Leichenhalle diente.
Auch für die schwere Holztür besaß der Professor einen Schlüssel. Er atmete tief durch, als er die Tür aufschloss. Eine seltsame Erregung hatte ihn gepackt. Es war die Erregung dicht vor einem entscheidenden Ereignis.
Orgow verharrte noch. Er konzentrierte seine Gedanken auf das Kommende.
Dann drückte er gegen die schwere Tür.
Knarrend schwang sie nach innen.
Orgow holte eine Taschenlampe aus der Seitentasche seines langen dunklen Mantels.
Er tat einen Schritt in die Leichenhalle und knipste die Lampe an.
Der Lichtstrahl geisterte durch die kleine Halle. Er tastete sich über die Wände, die mit Buchsbaumzweigen geschmückt waren und deren Geruch der Professor wie Balsam aufsog.
Ivan Orgow ließ den Strahl der Lampe weiterwandern. Der kalte Marmorboden der Halle warf das Licht teilweise zurück und zauberte Reflexe auf das graue, eingefallene Gesicht des Professors.
Orgow ließ den Strahl der Lampe bis zur gegenüberliegenden Wand kreisen.
Und da stand das, was er suchte.
Ein Sarg!
Es war ein teurer Eichensarg. Er ruhte auf einem kleinen Podest und war mit Kränzen und Blumen geschmückt. Morgen sollte die Trauerfeier sein.
Die Augen des Professors irrlichterten, als er langsam auf den Sarg zuging. Seine freie linke Hand zuckte wie im Fieber. Orgow konnte seine Erregung kaum noch dämpfen.
Plötzlich warf er mit einer wilden, unkontrollierten Bewegung Blumen und Kränze zur Seite, stützte sich mit beiden Händen auf den Sargdeckel und keuchte schwer.
»Ich werde dich wiederholen«, murmelte er. »Aus dem Reich der Toten wirst du zurückkehren. Du wirst Unheil bringen über die Menschen, und ich werde befehlen. Ich habe die Kraft und die Macht, um alle zurückzuholen. Und dann werden die Toten sich rächen.«
Schweißgebadet richtete sich Orgow auf. In seinen Augen flackerte der nackte Wahnsinn.
Wie ein Vampir breitete er die Arme aus und lachte. Aber es war ein irres Lachen. Der Teufel selbst schien es ihm eingegeben zu haben.
Orgows Gehilfen standen wie Zinnsoldaten an der Tür. In ihren Gesichtern zuckte kein Muskel.
Es dauerte noch eine Weile, bis sich der Professor wieder beruhigt hatte.
Dann wandte er sein hageres Gesicht den Männern zu. »Kommt!«, flüsterte er rau. »Macht euch an die Arbeit!«
Wie zwei Marionetten setzten sich die beiden in Bewegung. Sie waren fast gleich groß und ungeheuer breit. Unter ihren schäbigen Jacken trugen sie karierte Hemden und an den Beinen alte Cordhosen.
»Die Werkzeuge!« Orgow funkelte die Männer an.
Sie griffen in die Taschen und holten zwei Stemmeisen hervor. Diese klemmten sie unter die Verriegelung des Sargdeckels.
Schon nach kurzer Zeit knallte das erste Schloss auseinander. Das zweite hielt ebenfalls nicht lange.
»Hebt den Deckel ab!«
Die Männer gehorchten ihrem Herrn.
Langsam hoben sie den schweren Sargdeckel.
Mit halbgeöffnetem Mund und krallenartig ausgestreckten Händen wartete Professor Orgow.
Die Taschenlampe in seiner Rechten zitterte.
Nur stückweise ruckte der Sargdeckel zur Seite. Aber schließlich hatten es die Männer geschafft.
Der Sarg war offen!
Ein schwerer Seufzer kam aus der Kehle des Professors, als er hineinblickte.
Ja, da lag sie.
Mary. Kaum zwanzig Jahre alt geworden. Gestorben vor drei Tagen an einem Herzversagen.
Noch im Tod sah das Mädchen wunderschön aus. Das schwarze lockige Haar umrahmte das bleiche Gesicht wie ein Vlies. Das Totenhemd war aus reiner Seide und die Innenverkleidung des Sarges aus dunkelrotem Samt.
Mary hatte die Hände über der Brust gefaltet. Sacht strich Professor Orgow mit seinen Knochenfingern darüber.
»Bald wirst du wieder leben, Mary«, flüsterte er. »Ich verspreche es dir. Aber erst musst du mit uns kommen. Wir bringen dich in das Schloss. Dort wirst du erlöst.«
Professor Orgows Gesicht zuckte und spiegelte seine innere Erregung wider.
»Was ist denn hier los?«, ertönte plötzlich eine Stimme von der Tür her.
Der Professor und seine beiden Gehilfen ruckten herum.
In der Halle stand ein alter Mann. Der Friedhofswärter. Er hielt ein Windlicht in der rechten Hand. Der flackernde Schein der Kerze brach sich an den Wänden und warf lange Schatten auf den. Boden.
Langsam ging Professor Orgow auf den Friedhofswärter zu. Der alte Mann wich zitternd zurück.
Undefinierbare Laute drangen aus seinem zahnlosen Mund.
»Tötet ihn!«, schrie Orgow plötzlich. Seine knochige Hand schoss vor wie ein Pfeil.
Die beiden Gehilfen setzten sich in Bewegung. Noch immer hielten sie die Stemmeisen in der Hand.
Der alte Mann stand vor Schreck wie angewachsen. Er begriff die tödliche Gefahr einfach noch nicht.
Und als er es merkte, war es zu spät.
Die beiden Männer rissen ihre Waffen hoch…
Der Wächter taumelte rückwärts – und stürzte zu Boden. Im Nu waren die Unheimlichen über ihm.
Als sie sich wieder aufrichteten, lag der alte Mann tot in einer Blutlache auf dem Boden. Sein Leben war genauso verlöscht wie die Kerze des Windlichts.
»Er hätte uns nicht stören dürfen«, sagte Professor Orgow dumpf.
Dann wandte er sich wieder an seine beiden Gehilfen. »Hebt die Tote aus dem Sarg.«
Wie zwei Roboter kamen sie dem Befehl nach.
»Geht nicht zu rau mit ihr um«, flüsterte Orgow.
Sacht hoben die Mörder Mary hoch.
»Jetzt schnell zum Wagen«, flüsterte Orgow.
Die drei Männer verließen mit der Toten die Leichenhalle.
Mittlerweile war der Nebel noch dichter geworden. Man konnte kaum die Hand vor Augen sehen.
Professor Orgow ging als letzter.
Vor einer Familiengruft blieb er kurz stehen. Langsam streckte er die rechte Hand aus.
»Auch ihr werdet wiederkommen«, flüsterte er. »Ihr werdet eure Särge verlassen. Der Satan selbst wird euch ins Leben zurückholen. Schon bald werden sich überall die Gräber öffnen. Schon bald …«
Der Professor wandte sich ab. Leise vor sich hin murmelnd folgte er seinen Gehilfen.
Sie hatten den Lieferwagen schon erreicht und waren gerade dabei, das tote Mädchen auf die Ladefläche zu hieven.
Der Professor setzte sich wieder hinter das Steuer. Als er den Motor anließ, glühte in seinen Augen ein satanisches Feuer …