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Dreizehn Jahre im Wilden Westen – Kapitel XIV

Dreizehn Jahre im Wilden Westen
Oder: Abenteuer des Häuptlings Sombrero
Nürnberg, 1877

XIV. Besuch militärischer Posten. Der Teufel unter den Indianern. Reibungen mit Negern. Wettrennen in Austin.

Wir besuchten mehrere militärische Posten und kamen zum Mountain-Pass, wo die Indianer vor ein paar Tagen den Postkutscher, als er durch die drei Meilen lange Schlucht fuhr, mit dem Lasso gefangen und zu Tode geschleift hatten. Einige Monate später überfielen sie in der Nähe drei Soldaten, die die Post trugen, wobei ein Deutscher mit dem Namen Wurm getötet wurde. Als wir ihn fanden, war er furchtbar verstümmelt, sein Herz ausgeschnitten und an einen abgeschnittenen Zweig gesteckt. Wir begruben ihn, wo er gefallen war.

Auf dem Rückweg gingen wir wieder über Fort Mason, welches dicht von Laubwaldung umgeben ist, worin sich zahlreiche Hirsche aufhalten. Sieben Meilen vom Fort ist ein Fluss (Honey Creek) und wir ritten eben in der Nähe des Flusses, der im Sommer trocken ist. Wir sahen viele Hirsche und ein Norddeutscher, Baker genannt, verwundete einen und jagte ihn nun zu Pferde durch das dichte Gebüsch. Er war ein sehr nervöser Kerl. In der Aufregung der Jagd ritt er blind darauf los, als er plötzlich über das acht Fuß hohe Ufer in den Honey Creek stürzte. Aber gerade unter der steilen Böschung saß ein kleines Häuflein Indianer recht gemütlich um ein Feuer, Fleisch bratend. Als nun unser Freund Baker mit Pferd und Zubehör, wie aus den Wolken gefallen, gerade mitten in die Gesellschaft auf das Feuer stürzte, sodass Feuer und Rauch nur so herumflog, dachten wohl die armen Indianer, es wäre der Teufel, sprangen sämtlich auf ihre Pferde und jagten wie böse Geister in den Wald. Bakers Pferd sprang mit dem Reiter auf und eilte den Indianerpferden nach, konnte aber nicht mit ihnen aufkommen.

Baker selbst war vor Schrecken wie gelähmt. Erst als sein Pferd freiwillig anhielt, fand er sich imstande, es auf den Rückweg zu bewegen. Als er uns in Fort Mason antraf, war er schneeweiß und konnte kein Wort sprechen. Erst nachdem wir ihm eine Flasche Branntwein eingeflößt hatten, war er imstande, uns sein Abenteuer zu erzählen. Als wir aber in Austin angelangt waren, fiel er schwer krank. So sehr hatte ihn der Schrecken angegriffen.

Die Indianer waren wieder hier gewesen, hatten sich bei Comfort gezeigt und in der Nähe von Fort Insh einige tausend Stück Vieh weggetrieben. Es gingen ihnen Truppen nach, welche den größten Teil der Herde wieder zurückbrachten. Die Neger waren nun recht unverschämt geworden und alle Augenblicke kamen Reibungen vor. In der Nähe von Fort M. Cavett, welches eine Garnison Negersoldaten hat, wohnte ein alter Texaner mit seiner Tochter. Ein Neger-Sergeant hatte die Frechheit, ihr einige Briefe zu schreiben, welche sie sogleich ihrem Vater vorlegte. Als daher am darauffolgenden Sonntag der Neger im vollen Staat angeritten kam, um seine Aufwartung zu machen, schoss ihm der alte Herr eine Kugel durch den Kopf. Eine Kompanie Negersoldaten kam von Fort M. K. herunter und nach einem halbstündigen Gefecht wurde der alte Herr gefangen genommen. Da er aber verwundet war, konnten sie ihn nicht zu Pferd mitnehmen, ließen ihn daher mit zwei Mann Wache zurück und schickten am nächsten Tag eine Ambulanz. Als aber die Ambulanz zu dem Haus kam, war der alte Herr nicht mehr da, dagegen beide Wachen die Hälse von Ohr zu Ohr durchgeschnitten. So konnten sie diese zum Fort fahren und begraben.

Wir hüteten unsere Pferde jeden Tag und trieben sie über den Fluss Colorado, wo das Gras sehr gut war. Oft gingen wir am Morgen hinüber, und wenn wir abends heimkehrten, war der Fluss durch Regen in den Bergen angeschwollen, sodass die Pferde zu schwimmen hatten. Da der Colorado ein sehr breiter Fluss ist, so verursachte es vielen Spaß; auch sieht es hübsch aus, wenn ein paar hundert Pferde über einen Strom schwimmen. Wir zogen die Stiefel aus und schwammen der Herde nach, hier und da nahm die starke Strömung einen alten Gaul ganz weit hinunter, ehe er das Ufer erreichte, doch verloren wir niemals einen. Auf der Weide labten wir uns an großen blauen Trauben, die in Texas wild wachsen, und an jedem Fluss und Tal sind die Bäume dicht mit Weinreben überwachsen. Auch schonten wir benachbarte Melonenfelder nicht. Eines Abends ging mein Freund Nolan in Austin spazieren, fand einen Neger, den er nicht leiden konnte, fing an, sich mit ihm aufs Freundschaftlichste zu unterhalten. Sie spazierten die Straße auf und ab, plaudernd und lachend, als Nolan mit der Hand hinten herumlangte, seinen Revolver zog, den Neger durch einen gewissen Teil schoss und die Pistole wieder einsteckte. Der Neger brüllte wie ein Ochse, Nolan fuhr wie wild herum, um zu herauszufinden, wer auf seinen Freund geschossen hatte. Der Neger schwor, es sei von der anderen Seite der Straße herüber geschehen, aber der Täter wäre entsprungen. Dass Nolan es getan habe, hätte niemand dem Neger glauben machen können. Ich musste wieder acht Tage von hier fort, um nach La Grange zu gehen, einem sehr hübschen Städtchen. Wir hatten den Weg über den Colorado in einem großen Kahn zu machen und blieben in der Mitte des Flusses im Sand stecken, da der Kahn zu schwer beladen war. Wir mussten daher sämtliche Pferde ins Wasser werfen und an Land schwimmen lassen, was den Kahn so erleichterte, dass wir bald wieder frei wurden.

Da ein Teil der 6. Kavallerie mit uns in Austin lag und beide Regimenter gute Pferde hatten, so schwatzte man so lange hin und her, bis endlich ein Wettrennen um hundert Dollar veranstaltet wurde. Vor der Station Austin war bereits eine schöne Rennbahn und bald war sie fein hergerichtet. Am Tag des Rennens ritt jeder Kavallerist auf die Bahn. Infanteristen wollten auch dabei sein, mussten aber natürlich zu Fuß gehen. Die Einwohner Austins kamen ebenfalls mit Wagen und zu Pferde. Kurz, wir hatten eine anständige Versammlung. Das Rennen fiel schön aus und unser Kompaniepferd gewann. Darauf hatten wir ein allgemeines Rennen und die ganze große Versammlung ging wie die Wilden über die Bahn, hielten aber nicht an, als sie zum Ende kamen, sondern galoppierten gleich in die Stadt, wo sie an den Wirtshäusern Halt machten. Dort wurde getrunken. Es kam zu neuen Wetten, die gleich in den Straßen der Stadt abgehalten und wobei einige Fußgänger über den Haufen gerannt wurden. Erst spät abends zog die Meute nach Hause, und wer ihr begegnete, konnte sich wohl einbilden, dass er eine Räuberbande vor sich hatte, besonders da sie noch verschiedene Truthühner und Enten aus der Stadt als Beute mitnahm.