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Matthew Reilly – Arctic Fire

Matthew Reilly
Arctic Fire

Thriller, Hardcover, List Verlag, Berlin, September 2013, 464 Seiten, 19,99 €, ISBN: 9783471350904
www.ullstein-buchverlage.de

Es ist ruhig geworden um Captain Shane Scarecrow Shofield. Noch immer in Trauer um den Verlust seiner Kameradin Libby Fox Grant und nach einem kurzen Einsatz auf Hell Island, hat man ihn aufs Abstellgleis geschickt. Als Geleitschutz für eine arktische Forschungsmission taugt er jedoch noch allemal, zumal seine alte Freundin und Weggefährtin Mother mit dabei ist und er so den Kopfgeldjägern aus dem Weg gehen kann, die hinter ihm her sind. Die französische Regierung ist nämlich mit den rabiaten Aktionen des Militär-Ass alles andere als zufrieden – vor allem, wenn Scarecrow ihre Soldaten unter Beschuss nimmt.

Doch ausgerechnet jetzt geht es wieder einmal um das Schicksal der Welt. Ein größenwahnsinniger Apokalyptiker und Anarchist hat systematisch Elite-Soldaten und Waffen um sich geschart, um mit dieser Army of Thieves den Planeten im wahrsten Sinne des Wortes in Flammen aufgehen zu lassen. Dies will er dadurch erreichen, in dem er die Atmosphäre der nördlichen Hemisphäre mit einem brennbaren Gas versetzt und dieses dann mittels Atomraketen in Brand setzt. Die Folge: Der Himmel würde verbrennen, nichts würde überleben.

Die Basis für diesen wahnsinnigen Plan bildet Dragon Island, eine ehemalige sowjetische Forschungsanlage aus dem Kalten Krieg. Dort wurde die Gaswaffe auch entwickelt und zum Einsatz bereit gemacht. Doch mit dem Ende des Eisernen Vorhangs wurde die Anlage aufgegeben und zerfällt zusehends. Dennoch handelt es sich um eine beinahe uneinnehmbare Insel-Festung – im arktischen Eis, in relativer Nähe zu Shofields Team. Er wird also beauftragt, die Katastrophe mit allen Mitteln zu verhindern.

Mit allen Mitteln heißt in diesem Fall nicht nur, die mitgeführten Zivilisten mit allen zur Verfügung stehenden Waffen zu schützen, sondern sich auch Zutritt zu der Zentrale der Army of Thieves zu verschaffen. Die thront inmitten der Insel auf einer Felsnadel – umgeben von Gehegen mit genetisch manipulierten Eisbären, zahllosen Soldaten und Waffen sowie Flag-Stellungen. Scarecrows Chancen standen selten geringer, mit seiner Mission Erfolg zu haben. Doch mit seiner Erfahrung und seinem versierten Team zieht er noch einmal in den Krieg – noch dazu mit den Kopfgeldjägern im Nacken.

Wer einen Matthew Reilly-Roman um seinen Serienhelden Shane Shofield kauft, weiß, was sie oder ihn erwartet: komplette Over-the-top-Action, völlig überdrehte Szenarien und Bösewichte, Non-Stop-Gefechte, Gerenne, Tod und Verderben sowie das ganz große Pathos-Kino. Sind erst einmal alle Parteien in Position gebracht, lässt Reilly sie bis zum letzten Mann aufeinander losgehen. Dazu zimmert er sich seinen jeweiligen Schauplatz so zurecht, dass dieser die spektakulären Aktionen seiner Helden auch zulässt. Hier kommt alles zum Einsatz: U-Boote, Flugzeuge, an dem unvermeidlichen Mag-Hook baumelnde Lkw – sowie der heimliche Superheld des Romans: ein kleiner Militärroboter, der nicht nur über ein schier unendliches Munitionsdepot verfügt, sondern auch innerhalb von Sekundenbruchteilen Szenarios richtig erfasst und Verteidigungsroutinen umsetzt.

Reillys Stil ist wie immer sehr einfach und einprägsam. Da seine Schauplätze so abgedreht sind, werden sie – auch hier für den Autor typisch – mit kleinen Grafiken und Karten illustriert. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten, für Charakterisierungen bleibt dabei üblicherweise kaum Zeit. Die sind aber auch völlig egal, wenn man sich in einem zerfallenen Käfig von den Ausmaßen eines Fußballstadions gegen mordlüsterne Eisbären zur Wehr setzen muss. Da heißt es: Kopf ausschalten und nicht nach Logik fragen. Wer sich darauf einlassen kann, bekommt erneut sehr schnell zu lesende 460 Seiten High-Tech-Klopperei, gegen die jeder James Bond-Stunt verblasst – krude Wendungen und fieseste Feinde inklusive.

Auch das fünfte Scarecrow-Abenteuer kann in dieser Hinsicht wieder voll überzeugen, wenn das alles auch nicht mehr so frisch wirkt wie bei Reillys ersten Shofield-Romanen, zumal sich zwar nicht die Szenerien, dafür aber schon die Erzählmechanismen wiederholen. Wenn Todgeglaubte plötzlich wieder auftauchen oder von unerwarteter Seite Hilfe kommt, dann wird sehr mit den – selbst von Reilly – schon oft verwendeten Klischees gespielt. Trotzdem: Ab und zu muss es als Action-Fan der 1980er-Jahre eben Reilly sein, mit all dem mundoffenen Staunen und dem »Das klappt doch nie im Leben«-Kopfschütteln, das es dafür braucht. Ich kenne keinen anderen Autor, der so etwas auf diese Weise, so auch wieder hier bei Arctic Fire, hinbekommt. Dafür muss man Matthew Reilly wirklich bewundern.

(Anmerkung: Artic Fire ist als Printversion vom Ullstein-Verlag derzeit nur noch antiquarisch erhältlich. Eine E-Book-Fassung ist jedoch weiterhin verfügbar.)

(sv)