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Oberhessisches Sagenbuch Teil 47

Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873

VII.

Werwolf, Zauberer, Teufel, Irrlichter, Seelen

Werwolf in Grünberg

Die bösen Menschen, welche sich in Werwölfe verbellen, sollen dies damit fertigbringen, dass sie einen Gürtel um sich schnallen, den ihnen der Teufel gegeben hat. In ihrem Ansehen unterscheiden sie sich von natürlichen Wölfen dadurch, dass sie dicker und klumpiger sind als jene. An vielen Orten weiß man von ihnen zu berichten. Meistenteils haben sie aber einen Kreuzweg, über welchen sie nicht hinausdürfen. Können sie keinen anderen Schaden tun, so pflegen sie den nächtlich Heimkehrenden doch manchen Schabernack zu spielen.

So ist in Grünberg eine Straße, da geht der Werwolf um. Er springt den Leuten bei nächtlicher Weile unversehens auf den Rücken und wird mit jedem Schritt schwerer und schwerer, dass sie unter der Last zusammenbrechen. Seine Pfoten schlingt er um ihren Hals, als wollte er ihnen die Kehle zudrücken, und sie spüren seinen glühend heißen Atem und hören sein Schnauben. Nur beherzte Leute können sich vor solchem Schreck behüten. Sobald sie den Unhold auf sich merken, müssen sie schnell ein Messer, auf welchem drei Kreuze eingraviert sind, rücklings über den Kopf werfen und beten: »Das Blut Jesu Christi macht uns rein von aller Sünde.« Dann werden sie im selben Augenblick aus aller Anfechtung befreit und der Böse hat keine Gewalt mehr über sie.