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Robert C. Marley – Inspector Swanson und der Fluch des Hope-Diamanten

Robert C. Marley – Inspector Swanson und der Fluch des Hope-Diamanten

Der Roman spielt am Ende des 19. Jahrhunderts in England, vor allem in London. Während die Dinge, die der Autor schildert, sich nur zum Teil so ereigneten, wie sie dargestellt werden, haben doch die meisten der auftretenden Charaktere tatsächlich gelebt, und nur wenige von ihnen wurden vom Autor erschaffen. Auch die Schauplätze der Geschichte existieren bzw. existierten real, und die Story des Hope-Diamanten ist authentisch.

Im Prolog, der etwa 15 Jahre vor der eigentlichen Geschichte spielt, wird die Vorweihnachtszeit des Jahres 1878 geschildert. In dieser Zeit schauen sich ein blonder Junge und ein kleines Mädchen die Werkstatt an, die ihrem Vater, einem Goldschmied, gehört.

Sie schauen dort seinen Angestellten bei der Arbeit zu, als ihr Vater kreischend rückwärts in die Werkstatt hineintaumelt. Er hält ein schwarzes Tuch in der Hand, und aus seiner Brust ragt ein Messer. Dann fällt er um und landet auf dem Steinboden, während ihm fünf Männer folgen, vier davon mit schwarzen Masken und alle mit Messern in der Hand. Das kleine Mädchen schreit.

Im September 1893, also Jahre später, als die Frauen in Neuseeland das Wahlrecht erlangen, während man deshalb im britischen Königreich vom Verfall der Moral redet und eine Welle weiblicher Gewalt gegen die männliche Herrschaft befürchtet, sehen Kirche und bibelfeste Aristokraten schon den Tag des Jüngsten Gerichts heraufziehen.

Zu genau dieser Zeit sitzt Archibald Horne, verheiratet mit Catherine Horne, mit Brummschädel am Küchentisch. Seine Frau grinst ihn an, als er von einem Artikel im Murray’ s Magazine erzählt, in dem man lesen kann, Frauen würden nun gefährlich. Sie sagt, natürlich seien Frauen gefährlich, sie habe ihm schließlich gestern Abend Laudanum ins Abendessen gemischt, weshalb er heute Morgen diesen Brummschädel habe.

Schließlich erinnert Catherine ihren Mann daran, dass es bereits zwanzig vor acht ist. Archie springt auf und schlüpft in seinen Mantel. Er wird wohl zu spät zur Arbeit kommen. Nach einigen Problemen auf dem Weg zum Ladenlokal der Goldschmiede Greenland, Grand & Wigfield kommt er schließlich ein wenig gebeutelt an seinem Arbeitsplatz an.

Der Verkaufsraum liegt im Dunkeln, und keine der zahlreichen Lampen, die das Geschäft normalerweise beleuchten, brennt. Dies erscheint Horne merkwürdig, denn sein Chef, Mr. Wigfield, Werkstattleiter und Teilhaber des Inhabers, hat ihm dereinst eingeschärft, die Lampen nur dann zu löschen, wenn der Laden geschlossen ist. Da er aber heute Morgen bereits seit einer halben Stunde geöffnet ist, Mr. Wigfield muss selbst schon da sein, wundert sich sein Angestellter.

Im Laden trifft er Miss Lydia Rose, eine alte Jungfer und Kundin des Ladens, die mit ihrem Pudel darauf wartet, endlich bedient zu werden. Während er sich mit dem Pudel der Lady herumschlagen muss, macht Archibald Licht.

Der Geruch von gebratenem Hühnchen dringt in den Verkaufsraum. Dies veranlasst Archie, nachzusehen, was sein Vorgesetzter treibt. Er sucht die Werkstatt auf und findet Mr. Wigfield gefesselt auf einem Stuhl – und mausetot.

Robert C. Marley beschreibt einen Kriminalfall, der vor mehr als 100 Jahren spielt. Zu dieser Zeit gab es bestimmte Ermittlungsmethoden, die natürlich lange nicht so ausgefeilt waren, wie zu unserer Zeit. Der Autor versteht es jedoch sehr gut, die Mittel, die Inspector Swanson, ein echter Ermittler zu jener Zeit, hatte, zu beschreiben und durch den Inspector anwenden zu lassen. So kam damals zum Beispiel wohl die Methode der Sicherstellung von Fingerabdrücken auf, die in diesem Fall zur Anwendung kommt.

Außerdem sind die handwerklichen Möglichkeiten der Goldschmiede zum Ende des 19. Jahrhunderts gut beschrieben, was wohl der Tatsache zuzuschreiben ist, dass der Verfasser selbst Goldschmiedemeister ist und sich auf diesem Gebiet gut auskennt.

Zudem spielen in diesem Roman zeitgenössischer Autoren eine Rolle, die einige nebensächliche Szenen der Geschichte dominieren, nämlich Oscar Wilde, der Verfasser von Das Bildnis des Dorian Gray und Arthur Conan Doyle, dem wir die Geschichten um Sherlock Holmes und Doktor Watson verdanken.

Interessant neben all diesen historischen Aspekten ist auch die Beschreibung der Spielorte des Romans, vor allem der englischen Hauptstadt an der Schwelle zum 20. Jahrhundert. Besonders eindrucksvoll erscheint mir dabei einerseits die Darstellung des Wachsfigurenkabinetts von Madame Tussaud und auch die Schilderung der Goldsmith‘ s Hall, des Ortes der Auflösung der Geschichte.

Aber nicht nur Methoden, Mittel, Personen und Orte werden vom Erzähler meisterhaft geschildert, sondern auch das gesellschaftliche Leben im viktorianischen England, das im Europa der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert durchaus ein wenig besonders war, man denke nur an den Kolonialismus, die industrielle Revolution und die Emanzipation der Frau.

Und zu all diesen interessanten Fakten, die in Robert C. Marleys Roman zum Tragen kommen und ihn zu einem interessanten Leserabenteuer machen, kommt am Ende noch eine mystisch verklärte, spannende und bis heute mitreißende Geschichte hinzu, nämlich die des Hope-Diamanten und seines Fluchs, der sich in dieser Geschichte fortzusetzen scheint.

Fazit:

Robert C. Marley ist mit Inspector Swanson und der Fluch des Hope-Diamanten eine ausgesprochen spannende und ebenso gut recherchierte Schau des ausgehenden 19. Jahrhunderts gelungen, die – wo auch sonst – in England, vorzugsweise in dessen Hauptstadt spielt.

Skurrile Morde und eine um überraschende Lösung der Kriminalgeschichten dürften den historisch interessierten Krimifreund gut unterhalten und ihm den Spruch entlocken, der jedem auf der Zunge liegt, der dieses Buch gelesen hat: Very british!

Der Autor:

Robert Cedric Marley ist das Pseudonym von Gerald Hagemann. Er wurde 1971 geboren und ist Autor, Goldschmiedemeister und Kriminalhistoriker. Außerdem verdient er sein Geld als Sprecher – u.a. bei WDR und Deutschlandradio, für Kino- und Radiowerbung und Pro7maxx – und veranstaltet Workshops zum Thema Kreatives Schreiben für Jugendliche.

Seit seiner Jugend mag er Sherlock Holmes und Agatha Christie. Er ist Mitglied des Syndikats, der Vereinigung der Krimiautoren deutscher Sprache und besitzt ein privates Kriminalmuseum. Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Lemgo in Ostwestfalen.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung des Dryas Verlags.
  • Foto des Autors. Copyright: privat. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung des Dryas Verlags.

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