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Der Konstanzer Hans Teil 18

W. Fr. Wüst
Der Konstanzer Hans
Merkwürdige Geschichte eines schwäbischen Gauners
Reutlingen, 1852

Achtzehntes Kapitel

Hans verbindet sich mit Hannikel, geht aber bald wieder seine eigenen Wege.

Bald nach dieser Unternehmung kam Hans mit dem berüchtigten Zigeuner Hannikel in der Gegend von Horb zusammen. Kurz zuvor hatte die Erzgaunerin Mantua Hannikels Bruder, den Wenzel, und ihre drei Kinder verlassen. Die Hilflosigkeit dieser Kleinen ging Hans zu Herzen. Er versprach seine Hilfe zur Aufsuchung der Treulosen und des Toni, zu dem sie gegangen war. Alle Nachforschungen waren aber fruchtlos. Die Rache wurde daher vorläufig aufgeschoben und die Plünderung eines Juden in Gernspach beschlossen. Der Zug dahin wurde auf eine ganz eigentümliche Weise gemacht. Hannikel und Hans stellten Werber vor. Jener mit seiner Flinte führte den Zug an, Hans mit seiner großen Pistole schloss ihn, und in der Mitte waren die Gauner, welche als die angeworbenen Rekruten galten und durch die Dörfer hindurch ihr lärmendes Geschrei erschallen ließen.

Da aber in Gernspach gerade der Jahrmarkt gehalten wurde und das Haus des Juden nahe an der Straße stand, so konnte nichts unternommen werden.

Ebenso misslang der Versuch, einen Juden in einem benachbarten Dorf zu plündern, weil sie in der stockfinsteren Nacht das Haus nicht finden konnten.

Diese zwei misslungenen Versuche benahmen Hans allen Mut, mit Zigeunern zu stehlen. Daher verließ er dieselben und kehrte wieder in das Württembergische zurück, das ihm zu seinen Unternehmungen tauglicher schien.

Von Hunger gequält, von Mangel aller Art gedrückt, sahen Hans und Peter kein anderes Mittel vor sich, ihre nötigsten Bedürfnisse zu befriedigen, als das Betteln. Dies diente zugleich auch dazu, einen Ort auszukundschaften, wo etwa eine ansehnliche Beute zu erhaschen wäre. Ungeachtet nun erst neuerdings mehrere ihrer Kameraden in dieser Gegend aufgehoben worden waren und ihr Auftreten dort ihnen die größte Gefahr drohte, so bettelten sie sogar bei einem Klosteramtmann, der sie doch wohl aus den Steckbriefen als verdächtige Leute kennen und verhaften lassen konnte. Die bei ihm vorgebrachten Lügen hatten den gewünschten Erfolg. Sie erhielten eine Gabe und zogen wieder ab.

So widrig den beiden Gaunern das Betteln auch war, so mussten sie doch noch einige Male zu diesem Mittel ihres Unterhaltes greifen, da gerade damals die Einbrüche und Diebstähle gar nicht ergiebig waren. Da dachte Hans oft an die Schleiferbärbel zurück, die alles so gut auszukundschaften verstand und vermisste nun ihre Gesellschaft gar schmerzlich.