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Im Zauberbann des Harzgebirges – Teil 12

Im Zauberbann des Harzgebirges
Sagen und Geschichten, gesammelt von Marie Kutschmann

Die Teufelsmauer

Meilenlang zieht sich am Ostrand des Harzes mitten durch die vorgelagerte Ebene ein steiler, schmaler Bergrücken hin, dessen Spitze von einer fortlaufenden Kette grotesker und fantastischer Felsgestalten gekrönt ist. Bei Blankenburg hebt er an und erst gegen Ballenstedt hin findet er sein Ende. Seine Formen sind so auffällig und abenteuerlich, dass es uns natürlich erscheint, wenn sich des Volkes Gedanken und Witz mit ihnen beschäftigt haben. Dieser Bergrücken heißt die Teufelsmauer.

Wie von Riesenhänden zusammengefügt, steigen die Felsen bald als schroffe Klippen in die Höhe, bald fallen sie zerklüftet und schroff hinab, um in einem Fuß zu enden, der sich aus zersplittertem Steingeröll auftürmt.

Derlei Naturerscheinungen finden sich wohl auch in anderen Gegenden des Landes, aber nirgends in so beträchtlicher Ausdehnung und in so eigentümlicher Bildung. Muhmen- und Bauernweisheit haben verschiedenartigste Vermutungen über die Entstehung der Teufelsmauer aufgestellt. Bald wurde sie für das Resultat vulkanischer Revolutionen gehalten, bald sollte sie ihr Dasein der Kraft wildströmender Überschwemmungen verdanken, dann wieder wurde sie für einen Bau riesenhafter Urvölker erklärt. Der Volksglaube endlich, der alles, was ihm unerklärlich und grauenhaft vorkam, für ein Teufelswerk hielt, bildete sich folgende Vorstellung von der Entstehung dieser Felsenformation.

Der Teufel wollte mit Gott die Erde teilen. Ihm sollte die eine Hälfte zufallen, dem lieben Gott die andere. Um aber die Grenze, die er vorgeschlagen hatte, genau zu bezeichnen und für später auch zu verhindern, dass die Verkünder der Lehre Christi in seinen Bereich kämen, türmte er in finsterer Nacht eine riesige Mauer auf, bei deren Bau ihm alle bösen unterirdischen Geister helfen mussten. Am Tage aber zerstörte der allmächtige Gott durch die Gewalt seiner verheerenden Blitze alles, was der Teufel in finsterer Nacht geschaffen hatte, sodass der Böse sein nutzloses Werk aufgeben musste. Die Trümmer aber und die zerrissenen Felsbrocken blieben als ein Zeugnis der Allmacht des Höchsten und der Ohnmacht seines Widersachers stehen. Unweit von Blankenburg hebt sich der Großvater aus der langen Reihe der Felsen, nahe dabei der Ziegenkopf, auf welchem man Spuren eines erloschenen Kraters gefunden haben will. Nahe bei Timmenrode zeigt man den Ludwigsfelsen. Er hat seinen Namen von einer großen Ähnlichkeit mit dem Profil Ludwigs erhalten, der sich als Flüchtling in Blankenburg fast ein Jahr lang aufhielt.

Ein interessanter Weg, der Löbbekensteig, verläuft auf dem Kamm der Teufelsmauer hin und endet in einer dunklen Talschlucht, dem Sautrog. Dort soll vor Zeiten eine Richtstätte der heiligen Feme gewesen sein.