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Daniel H. Wilson – Die Dynastie der Maschinen

Daniel H. Wilson – Die Dynastie der Maschinen

Im Moskauer des beginnenden 18. Jahrhunderts erweckt Giacomo Guiseppe Favorini, ein Mechaniker Peters des Großen, einen Automaten zum Leben, der Peter ähnlich ist, und den der Zar selbst mitsamt einem weiteren defekten Automaten in der Waffenkammer des Palastes entdeckte, wo man sie seit Ewigkeiten aufbewahrt hatte.

Etwa zur selben Zeit erweckt er auch noch den zweiten Automaten zum Leben, eine Maschine mit dem Aussehen eines jungen Mädchens, das die Schwester des ersten Automaten namens Pjotr Alexejewitsch ist und Elena heißt.

Der Zar hat darauf gedrungen, dass sein Mechaniker die alten Automaten, die schon lange vor seiner Zeit existiert haben, wieder zum Leben erweckt. Seine Frau hingegen, Katharina, will, dass diese Automaten zerstört werden, weil sie die Existenz von menschenähnlichen Robotern mit einer Seele, offenbar geschaffen von Menschen, für Gotteslästerung hält.

Als der Zar schließlich stirbt, lässt Katharina die beiden Maschinen von der Spezies der Awtomat jagen, und diese müssen fliehen, um nicht zerstört zu werden und ihre Anima zu verlieren, die gleichzeitig ihre Seele und ihr Verstand ist, und sie zu Lebewesen macht.

Parallel zur Geschichte von Piotr Alexejewitsch und Elena, die im 18. Jahrhundert mit ihrer Wiederbelebung durch Favorini beginnt, erzählt der Autor die Geschichte eines jungen Mädchens namens June, das in unserer Gegenwart in Oregon lebt und in ihres Großvaters Werkzeugschuppen stöbert.

Sie findet eine ramponierte grüne Munitionskiste, deren Schloss sie gerade mit einem Schraubenzieher sprengen will, als der Alte sie erwischt. Sie erstarrt vor Schreck, als sie ihn bemerkt, aber er will sie gar nicht bestrafen. Stattdessen erzählt er ihr eine Geschichte über eines seiner Erlebnisse während des Zweiten Weltkriegs.

In der Kiste befindet sich nämlich ein komplexes und fremdartiges metallisches Stück von der Größe einer Muschel und der Form eines Halbmondes, auf welchem ein verschlungenes Linienmuster eingeätzt ist, das wie Schriftzeichen aus einer fremden Sprache aussieht.

Als der Großvater von June namens Wassili Stefanow, der im Zweiten Weltkrieg ein russischer Junge war, sich bei der Schlacht von Stalingrad versteckte, sah er, wie ein großer Mann in russischer Armeekleidung einen deutschen Panzer und einige deutsche Soldaten allein angriff, die Soldaten tötete und den Panzer in die Flucht schlug.

Der Junge hielt den Kämpfer für einen übernatürlichen Racheengel, denn die Kugeln der feindlichen Soldaten trafen ihn, konnten ihm aber nichts anhaben. An der Stelle, wo der Kämpfer kurz zu Boden ging, fand der Junge kein Blut, sondern nur Metallsplitter, ein paar lederne Fetzen, Projektilsplitter und das Objekt, das er in der grünen Munitionskiste bis heute aufbewahrte.

Zwei Jahre später, auf der Beerdigung ihres Großvaters, überreicht die Großmutter June einen versiegelten Umschlag mit ihrem Namen in der Handschrift des Großvaters darauf. In diesem findet June ein kleines Etwas, das ihr Leben für immer verändert. Einen Messingschlüssel.

Daniel H. Wilson beschreibt in seinem Roman die Spezies der Awtomat, also unsterbliche menschenähnliche Roboter, die seit Jahrtausenden unter den Menschen auf der Erde leben und von diesen nicht als Roboter erkannt werden. Sie sind allerdings etwas anders als die Menschen, das heißt, sie folgen einem Wort, das ihren Lebenswandel bestimmt – bei Pjotr ist es das Wort prawda, was übersetzt Wahrheit und Gerechtigkeit heißt, bei Elena war das Wort logica, also Verstand oder Logik, dem sie alles andere unterordnen.

Die Awtomat sind außerdem den Menschen körperlich weit überlegen und völlig unabhängig von Gefühlen, wie es zunächst scheint.

Allerdings besitzen diese Maschinen alle eine Anima, eine Art Zentrum für Verstand und Seele in ihrer Brust, das aus einer Energie gespeist wird, die immer wieder erneuert werden muss. Da sie die Quelle dieser Energie nicht kennen, droht ihre Zeit in unserer Gegenwart abzulaufen, und sie schlachten zum Teil schwächere Awtomat aus und stehlen ihnen ihre Energie, um selbst zu überleben.

Außerdem tobt auf unserer Welt seit Jahrtausenden ein Machtkampf unter den Awtomat, in den die menschliche Heldin June hineingerät und der für sie sehr gefährlich ist.

Dem Autor gelingt es in seinem Roman vorzüglich, Roboter mit Charakter zu beschreiben, die ein erstaunliches Eigenleben führen und den Menschen mit der Zeit immer ähnlicher werden.

Obwohl die Menschen für diese Roboter zunächst recht unwichtig sind, gewinnen sie nach und nach immer mehr Wichtigkeit für die Awtomat. June findet am Ende dann tatsächlich einen Weg mitten hinein in die Welt von Piotr und Elena und gewinnt in deren Augen immens an Wichtigkeit.

Fazit:

Der Autor hat mit seinem Roman Die Dynastie der Maschinen ein bemerkenswertes Buch geschaffen, das eine äußerst ungewöhnliche Geschichte über menschenähnliche Roboter erzählt, die seit Jahrtausenden unter den Menschen leben.

Er spart dabei nicht mit philosophischen Betrachtungen, verleiht seiner Geschichte von Anfang an große Spannung und erzählt ausgesprochen fantasievoll.

Die Story ist meines Erachtens außergewöhnlich gut gelungen und lesenswert, und ich möchte sie deshalb allen Lesern empfehlen, die gut geschriebene und spannende Fantasy lieben.

Der Autor:

Daniel H. Wilson ist im März 1978 in Tulsa, Oklahoma, geboren. Schon früh entwickelte er eine Affinität zu Computern. Nach einem Studium der Informatik und von allem, was mit künstlicher Intelligenz zu tun hat, bekam er 2005 am Institut für Robotertechnik in Pittsburgh den Doktortitel für Robotik. Anschließend veröffentlichte er Artikel für das Popular Mechanics Magazine und Anleitungen, wie man einen Roboteraufstand überlebt.

Heute lebt und arbeitet er in Portland im US-Bundesstaat Oregon und hat eine Frau und Kinder. Er betont, dass er und seine besten Freunde – Werkzeuge – für das Gute arbeiten.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Verlagsgruppe Droemer-Knaur.
  • Foto des Autors. Copyright: privat. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Verlagsgruppe Droemer-Knaur.

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