Der Konstanzer Hans Teil 6

W. Fr. Wüst
Der Konstanzer Hans
Merkwürdige Geschichte eines schwäbischen Gauners
Reutlingen, 1852

Sechstes Kapitel

Hans will sich in den Ehestand begeben, wird aber nichts daraus.

Während dieser Zeit kam ein in Schwaben herumwandernder Bohrermacher nebst Weib und Tochter mit Herrenbergers Familie zusammen. Die beiden jungen Leute wollten sich heiraten. Hans wäre vielleicht von weiteren Diebstählen abgehalten worden, wenn diese Verbindung zustande gekommen wäre. Aber einmal war sein Vater gegen die Heirat, weil er den Sohn wieder auf den Handel ausschicken wollte. Überdies wurde Hans selbst bedenklich, wenn er allein war und die Sache ernstlich überlegte. Das Mädchen wusste nicht, dass er zu den Gaunern gehörte, weil er dies sorgfältig vor ihr verbarg. Trotz seiner Verworfenheit hatte er doch noch so viel sittliches Gefühl, dass er das unschuldige Mädchen nicht hintergehen wollte. Dessen ungeachtet wäre es aber doch noch zu einer Heirat gekommen, wenn der Vater seinem Sohn etwas von dem gegeben hätte, was dieser durch den Handel früher erworben hatte. Hans forderte dies auch, wurde aber von jenem schnöde abgewiesen und im ganzen Dorf als kaiserlicher Deserteur und erzliederlicher Mensch ausgeschrien. Nun suchte Hans einen Gauner, Namens Städele auf, mit dem er in jüngster Zeit einige Diebstähle begangen hatte. Von ihm wollte er Geld zu seiner Heirat entlehnen oder mit seiner Hilfe irgendwo sich solches holen. War er damit versehen, so wollte er sich ganz von seinem Vater lossagen, das Geschäft für sich betreiben und sich sodann verehelichen.