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Gold Band 3 – Kapitel 5.2

Friedrich Gerstäcker
Gold Band 3
Ein kalifornisches Lebensbild aus dem Jahre 1849
Kapitel 5.2

Der Gefangene

Cook, ein alter Ansiedler aus den westlichen Staaten, der dem Spieler vorher seine Meinung gesagt und manch anderen dadurch abgehalten hatte, sich dem tollen Zug anzuschließen, stand indessen noch immer, wie ihn jene verlassen hatten, auf seine Büchse gelehnt und schaute finster vor sich nieder. Nur sein Pferd, das er am Zaum hielt, war ungeduldig geworden und scharrte mit den Hufen den Staub auf, was aber sein Herr gar nicht bemerkte oder wenigstens nicht beachtete.

Hale, der den Alkalden eine Strecke nach seinen Zelt zu begleitet hatte, kam wieder die Straße herauf.

»Na Cook, was gibt es, Mann? Ihr steht ja da, als ob Ihr die Sandkörner auf dem Boden zählt«, redete er ihn an, »was habt Ihr?«

»Ich? Verdammt wenig«, lautete die mürrische Antwort, »ich ärgere mich nur, dass sich solch nichtsnutziges Pack, wie sie bei uns herumlaufen, amerikanische Bürger nennen darf. Hol mich der Teufel, wenn wir uns nicht mit denen vor den australischen Sträflingen schämen müssen.«

»Ihr meint diesen Siftly?«

»Ich meine die ganze verbrannte Spielerbande«, sagte unwirsch der Mann. »Sind die Schufte nicht wie die Aasgeier und Raben bei einem erlegten Stück Wild augenblicklich da, wo ein paar Pfund Gold aus der Erde gegraben werden, und rühren sie die Hand je zu einem ehrlichen Erwerb? Nur auf die armen Teufel lauern sie, die albern oder eingebildet genug sind, das, was sie ihr Glück nennen, mit ihnen zu versuchen, bis sie vollständig gerupft wieder zu Hacke und Spaten greifen müssen.«

»Aber ist es nicht die eigene Schuld der dummen Teufel?«

»Gewiss ist es«, rief Cook, »und ich gönne es ihnen von Herzen, aber darum hasse ich das Gesindel, das sich zu solch faulem entehrenden Erwerb hergibt, nicht einen Gran weniger. Warum können wir es hier nicht so machen, wie es die Goldwäscher im Rich Gulch gemacht haben, und sie zum Ort hinausjagen mit Schimpf und Schande? Was habt Ihr an ihnen hier, dass Ihr sie duldet. Hat ein Einziger von der ganzen Bande etwa heute Morgen eine Büchse mit aufgegriffen?«

»Was ich von ihnen habe?«, entgegnete Hale lachend. »Wenn es nach mir ginge, würden sie lieber heute wie morgen zum Tempel hinausgeworfen. Ich weiß nur nicht, wie unser Alkalde darauf zu sprechen ist, denn jener Sifty gerade ist ein alter Freund von ihm.«

»Gerade keine Empfehlung für den Alkalden«, brummte Cook, »aber was brauchen wir den Alkalden dazu? Mit den Gesetzen können wir ihnen doch nichts anhaben. Das wissen die Halunken auch recht gut, und das Einzige, was wir können, ist, dass wir einmal kurzen Prozess mit ihnen machten. Nun seht allein das Unheil, das sie heute wieder anrichten werden, wenn sie ja mit den Indianern zusammentreffen sollten. Kann man es denn da den armen, von allen Seiten misshandelten Rothäuten verdenken, wenn sie Rache nehmen, wo sich ihnen nur irgend die Gelegenheit dazu bietet? Was würden wir an ihrer Stelle tun, Hale? Hol’s der Teufel, ich glaube, ich schösse jeden Weißen nieder, den ich fände, nur das vergossene Blut der meinen zu sühnen. Kalifornien wird einmal ein großes und mächtiges Land werden. Das unterliegt keinem Zweifel, aber wir werden mehr Arbeit bekommen, die schlechte Bevölkerung, die schon da ist, auszurotten, als eine gute, ackerbautreibende herüberzuziehen.«

»Kein Wunder«, sagte Hale, »denn die ganze Erdkugel schickt uns ja in diesem Augenblick ihre Abenteurer und nichtsnutzigen Subjekte, vielleicht sogar ihre Verbrecher herüber. Man kann wahrhaftig keinem einzigen Fremden mehr trauen, denn wer kennt seine Vergangenheit? Von San Francisco habe ich auch gestern Briefe bekommen, dass sie einer Bande von Engländern oder Irländern auf der Spur sind, die, wahrscheinlich von Australien herübergeflüchtet waren, dort ihr Wesen treiben. Die Gerichte in San Francisco sind nur zu schwach, dagegen einzuschreiten, die Advokaten fast alle käuflich – die Richter ebenfalls.«

»Natürlich, sie sind alle herübergekommen, Gold zu graben, jeder in seiner Weise«, sagte Cook, »und die, die es nicht mit Spaten und Hacke können, versuchen es mit der Feder. Hol die Tintenkleckser der Teufel, wir müssen einmal reine Bahn mit ihnen machen.«

»Unseren Alkalden aber nehmt Ihr hoffentlich aus«, sprach Hale amüsiert. »Wetter noch einmal, allen Respekt vor dem, denn wie er sich heute gegen die Mexikaner benommen hat, tut es ihm kein Hinterwäldler vor. Aber wo wollt Ihr mit Eurem Pferd hin? Fort?«

»Nein«, sagte Cook, »ich habe es nur vorhin eingefangen und muss sehen, wo ich es hier eine Zeit lang unterbringe, bis sich die Indianer etwas beruhigt haben oder wieder fortgezogen sind. Sie machen sich sonst ein Vergnügen daraus und schießen ihm ein halbes Dutzend Pfeile auf den Pelz oder verzehren es gar bei einer ihrer Nationalfestlichkeiten, wenn es auch einen verdammt zähen Braten geben würde. Wer ist denn der Bursche, der da drüben steht und uns hier schon eine ganze Weile so aufmerksam betrachtet?«

Hale drehte den Kopf langsam der bezeichneten Stelle zu.

»Ich kenne ihn nicht«, sagte er, »jedenfalls ein Fremder. Er sieht aber nicht wie ein Amerikaner aus, eher wie ein Engländer. Ich denke, er will etwas von uns, denn er kommt auf uns zu.«

Der Sheriff hatte recht. Der Fremde, der eigentlich nicht die beiden Männer, sondern nur das Pferd eine Weile betrachtet hatte, kam wirklich heran, grüßte die beiden und sagte dann, sich an Cook wendend: »Ist Euch das Pferd feil, Sir?«

»Feil?«, antwortete Cook, »hier in den Minen ist ziemlich alles feil, vorausgesetzt, dass man einen ordentlichen Preis bekommt, warum nicht auch das Pferd?«

»Und was wollt Ihr dafür haben?«

Cook besann sich eine Weile. So erfreut er gerade nun über das Anerbieten war, überlegte er sich die Antwort doch erst, dass er nicht etwa weniger forderte, als der Käufer bewogen werden konnte, zu geben. Endlich sagte er: »Ich denke, wenn Ihr acht Unzen gebt, macht Ihr einen brillanten Handel – ohne Sattel und Zaumzeug natürlich.«

»Acht Unzen ist viel Geld für ein altes Pferd, und ich brauche es nur, um nach San Francisco zu reiten.«

»Unter dem möchte ich es nicht hergeben«, meinte Cook. »Ich hätte wohl noch eins, das ich Euch etwas billiger lassen könnte. Der Racker grast aber irgendwo in den Hügeln, und wo die Indianer jetzt da oben herumstreifen, ist es bös, nach ihm zu suchen. Wenn Ihr einige Tage warten wollt, kann ich Euch das vielleicht suchen.«

»Ich möchte heute fort, wenn ich ein passendes Tier finden kann«, erwiderte der Fremde. »Würdet Ihr nicht sieben dafür nehmen?«

»Ich will Euch etwas sagen, Fremder, wenn Ihr ein Tier braucht, ist Euch das hier um acht Unzen spottbillig, und wenn Ihr keins braucht, um zwei zu teuer. Fordern und bieten macht aber Kaufleute. wollt Ihr sieben und eine halbe geben, soll es Euer sein. Ihr bekommt dafür ein gesundes munteres Pferd, das Euch trotz seiner neun Jahre an einem Tag nach Stockton trägt.«

»Glaubt Ihr wirklich?«

»Ihr sollt sagen, William Cook hat gelogen, wenn es nicht wahr ist.«

»Gut, dann kommt mit in das nächste Zelt, dass ich das Gold dort für Euch abwiegen kann.«

»Ist wohl kaum nötig«, meinte der Amerikaner, »habt Ihr Eure Waage nicht bei Euch?« –

»Allerdings.«

»Nun gut, ich auch – wiegt es mir vor und ich wiege es Euch nach. Wenn wir beide damit zufrieden sind, geht es die Händler nichts an. Deren Gewichte soll überhaupt der Teufel holen, denn wenn Ihr ihnen sieben Unzen darauflegt, könnt Ihr sicher sein, dass sie acht herunternehmen. Ich mag Euch nicht betrügen.«

Der Fremde betrachtete sich noch einmal das Pferd, mit dessen Äußerem er zufrieden schien, und ging dann zu einem ziemlich großen Stein, der zur Seite gewälzt war, die Zeltreihe nicht zu unterbrechen, die verlangte Summe abzuwiegen.«

»Das ist jedenfalls ein Engländer, dem es zu warm bei uns wird«, flüsterte Hale dem anderen zu, während sie ihm langsam folgten.

»Kann sein«, sagte dieser, »er hat so etwas in der Aussprache. Sieht mir aber fast aus, als ob er mehr auf der See als auf festem Land zu Hause sei. Nun, an dem alten hier, bekommt er ein sicheres Tier, das ihn weder abwirft noch mit ihm durchgeht, wenn er ihm die Hacken nicht gar zu fest in die Seiten setzt.«

Der Fremde hatte indessen das Gold auf seiner kleinen Waage abgewogen und auf ein Papier geschüttet, als Cook mit Hale zu dem Stein trat, um es zu übernehmen. Cook fand es richtig.

»Hübsches grobes Geld«, sagte er dabei. »Wo habt Ihr das gegraben?«

»Am Macalome drüben«, lautete die Antwort, »teilweise wenigstens, denn einzelnes davon habe ich auch für verkaufte Werkzeuge, Zelt und andere Sachen bekommen. Ihr seid wohl so gut und wartet hier einen Augenblick mit Eurem Pferd, bis ich meinen eigenen Sattel und Zaum herzuholen kann. Ich habe die Sachen dort drüben in dem Zelt liegen.«

»Jawohl, Fremder«, sagte Cook, der das Gold nun in seinen eigenen Beutel schüttete, ein einzelnes Stück davon aber unbemerkt in der Hand behielt. Er sah dabei den Engländer einen Augenblick starr und forschend an und schien noch etwas sagen zu wollen, aber er schwieg und jener schritt mit einem leichten Kopfnicken dem bezeichneten Zelt zu.

»Nun good bye, Cook«, sagte Hale, indem er diesem die Hand hinhielt, »jetzt seid Ihr der Sorge um Euer Pferd gleich überhoben.«

»Ich weiß es noch nicht«, flüsterte dieser.

Der Sheriff sah ihn erstaunt an, rief aber auch im nächsten Augenblick: »Was zum Teufel ist Euch denn, Mann? Ihr seht auf einmal käseweiß im Gesicht aus. Seid Ihr krank?«

»Hale«, flüsterte Cook dabei, indem er ihm das in der Hand behaltene Stück Gold entgegenhielt. »Ich … ich weiß, wer das Gold hier ausgegraben hat … wem es gehört und … und wer es nur … nur mit seinem Leben hergegeben hat.«

»Ihr wisst das? Und wer?«

»Johns«, flüsterte Cook, als ob er fürchte, dass der verräterische Luftzug den Namen seinem Mörder zuführen könne.

»Johns?«, rief Hale rasch, »welchen wir oben im Wald verscharrt fanden?«

»Pst, schreit den Namen nicht so laut, dass der Bursche nichts merkt. Derselbe. Ihr wisst, dass wir beide zusammenarbeiteten. Ich saß an der Maschine, er stand im Loch drin und hackte auf. Dort fand er dieses Stück – den kleinen Quarzstein von den vier Goldblumen umgeben, wie es ein Goldschmied nicht hätte schöner arbeiten können. Ich wollte es auf mein Teil nehmen, aber er bat mich, es ihm zu lassen, da er es seiner Mutter in die Staaten senden wolle. Ich bin überzeugt, nicht um den doppelten Wert des Goldes hätte er es später hergegeben.«

»Und Ihr glaubt …«

»Dass das sein Mörder ist, den Gott also sichtbar in unsere Hand gegeben hat. Wenn nicht, mag er uns die festen Beweise bringen, woher er dieses Stück hat.«

»Und Ihr kennt es genau, Cook? Bedenkt, dass das Leben eines Menschen an einer Ähnlichkeit von zwei Stücken hängen kann.«

»Ich will nicht selig werden, Hale, wenn das nicht dasselbe Stück ist«, versicherte aber Cook. »Es ist nicht möglich, dass die Natur in einer Spielerei zwei einander so ähnliche Stücke schaffen sollte. Und dann noch mehr – seht hier an dem Rückteil ist eine Einhöhlung. In der saß Erde, und Johns kratzte die mit dem Messer heraus. Hier aber rutschte es ihm aus und ließ die Lücke da zurück, die er nachher wieder mit dem Rückteil der Klinge etwas zuklopfte. Noch zwei andere Stücke hatte Johns, die ich ebenso leicht und sicher wiedererkennen wollte, wie dieses hier.«

»Das ist Beweis genug«, sagte der Sheriff ruhig, »dort kommt er zurück.«

»Was wollt Ihr tun?«, fragte Cook.

»Ihn natürlich verhaften! Eine Jury mag dann über ihn urteilen, ob er schuldig ist oder nicht. Seid Ihr bereit, als sein Ankläger aufzutreten?«

»Jeden Augenblick.«

»Gut …«

»Gentlemen, ich habe Sie etwas lange warten lassen«, sagte der Fremde, der mit der Reisetasche, Sattel und Zaum zu ihnen trat, »aber ich hatte noch eine kleine Rechnung dort zu zahlen. Wollt Ihr so gut sein, Sir, und Euren Sattel jetzt herunternehmen?«

»Erst erlaubt mir eine Frage?«, sagte da der Sheriff, indem er dem Fremden das von Cook erhaltene Gold vorhiel. »wie kommt Ihr zu dem Stück da?«

»Das ist eine wunderliche Frage«, erwiderte dieser und lächelte dabei, »besonders in den Minen, wo ein solches Stück seinen Besitzer vielleicht sechs Mal in ebenso vielen Tagen wechselt. Ich weiß nicht einmal, ob das wirklich mein Stück war.«

»Ich habe es eben aus Eurer Hand erhalten«, sagte Cook finster.

»Und ist es kein Gold?«

»Allerdings ist es Gold«, erwiderte Hale, »aber ich wünsche zu wissen, wie Ihr zu dem Stück gekommen seid; ob Ihr es ausgegraben oder von irgendjemandem hier erhalten habt.«

»Und wer gibt Euch ein Recht, mich danach zu fragen?«, sagte der junge Mann finster.

»Ich bin der Sheriff dieses Ortes«, erwiderte Hale.

»Ach, das ist etwas anderes, dann gehört Eurer Frage allerdings eine Antwort. Leider werde ich kaum imstande sein, Euch eine befriedigende zu geben.«

»Das wäre schlimm für Euch«, erwiderte Hale ruhig.

»Schlimm für mich?«, wiederholte rasch der Engländer, »wieso? Ich habe allerdings Gold gegraben. In der letzten Zeit aber, wo ich der Minen müde war und nach San Francisco zurückwollte, habe ich mein Zelt und mein Handwerkszeug, ja heute Morgen sogar mein lahm gewordenes Pferd verkauft. Das letzte Gold, was ich erhielt, war für dieses, aber ich bin nicht imstande, zu sagen, ob gerade dieses Stück dabei war – könnte es wenigstens nicht beschwören, da ich es untereinander ausgeschüttet habe. Was für eine Bewandtnis hat es übrigens mit dem Stück Gold, dass Ihr so dringend nach dem früheren Eigentümer fragt? Wer war er?«

»Ein armer Teufel«, sagte Hale, den Fremden dabei mit scharfem Blick betrachtend, »der hier in unserer Gegend neulich morgens ermordet und eingescharrt gefunden wurde.«

»Ermordet«, rief der Fremde erschreckt, »das ist ja furchtbar!«

»Ich will Euch etwas sagen, Freund«, meinte da der Sheriff, indem er langsam auf ihn zuging und seine Schulter sacht mit der Hand berührte. »Ihr seid mein Gefangener und ich rate Euch im Guten, Euch nicht zu widersetzen. Es würde Euch nichts helfen, und Ihr könntet die Sache nur verschlimmern.«

»Gefangener? Auf eine Anklage auf Mord? Hier?«

»Seid Ihr unschuldig, so werdet Ihr imstande sein, Eure Beweise zu bringen. Seid Ihr aber schuldig, dann müsst Ihr auch von vorn herein gewusst haben, was Euch droht, im Fall Ihr entdeckt würdet. Ihr scheint ein geborener Engländer zu sein?«

»Das bin ich.«

»Ich dachte es mir – und von Australien herübergekommen?«

»Nein, von Valparaiso.«

»Aber vorher von Australien?«

»Nein – von England selbst.«

»Nun gut, das wird sich alles finden. Nun seid so gut und kommt mit mir. Cook, Ihr habt wohl die Freundlichkeit und begleitet uns. Das Übrige mag dann der Alkalde bestimmen.«

»Sir«, sagte der Engländer, »ein unglückseliges Missverständnis waltet hier ob, das sich allerdings aufklären muss. Ich kann Euch aber nicht sagen, wie fatal mir der Aufenthalt ist, der mich gerade hier …«

»Ja, kann ich mir etwa denken«, unterbrach ihn Hale ruhig, »hilft nun aber einmal nichts. Mr. Hetson wird indessen die Sache schon bald in Ordnung bringen.«

»Wer, sagtet Ihr?«, rief wirklich erschreckt der Gefangene.

»Hoho?«, rief Cook, dem die Bewegung nicht entgangen war. »Das sieht gerade nicht aus wie ein gut Gewissen, Sir. Kennt Ihr den Mann?«

»Ich habe ihn nie gesehen«, erwiderte der Gefangene, jetzt vollkommen gefasst. »Ist er Euer Alkalde?«

»Ja, habt übrigens keine Angst um das Pferd«, sagte Cook, als er sah, dass der Gefangene einen Blick nach dem Tier hinüberwarf. »Seid Ihr unschuldig, so steht es zu Eurer Verfügung, sobald Ihr von der Jury freigesprochen werdet. Ich werde indessen gut Acht darauf haben. Seid Ihr schuldig, so braucht Ihr es überdies nicht mehr, denn den kurzen Weg könnt Ihr dann zu Fuß machen.«

»Hetson«, murmelte der Gefangene leise vor sich hin. Der Blick, den er nach dem Pferd geworfen hatte, hatte nicht der Sorge um das Tier, er hatte der eigenen Freiheit gegolten. Wenn er in den Sattel sprang und floh, ehe sie ihn einholen konnten, war er im Wald. Wer hätte ihn in diesen Bergen wieder auffinden sollen, denn sollte er so dem Mann vor die Augen treten, der ihm das ganze Glück seines Lebens geraubt hatte? Aber Flucht war auch unmöglich, denn Cook, der etwas Ähnliches vielleicht fürchten mochte, hatte den Sattel seines Pferdes locker geschnallt und seine Büchse fest im Griff im linken Arme ruhend. Es war vergebens – er konnte seinem Schicksal nicht mehr entgehen.

»Habt Ihr Waffen bei Euch?«, fragte der Sheriff. »Weigert Euch nicht, sie abzugeben. Ich tue nur meine Pflicht, tue die aber, darauf könnt Ihr Euch verlassen.«

»Hier«, sagte der Gefangene nach kurzem Zögern, indem er einen Revolver aus der Tasche nahm, »es ist alles, was ich führe, dieses Taschenmesser ausgenommen.«

»Ihr habt kein anderes, breiteres Messer bei Euch?«

»Nein, untersucht mich.«

»Es ist gut«, sagte Hale, die Waffen ruhig an sich nehmend, »das Weitere werdet Ihr vom Akalden selbst hören – und nun kommt.«