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Deutsche Märchen und Sagen 34

Johann Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

34. Die Kröte

Ein Bauer ging einmal zu Felde, um trockenen Burzeldorn von den Äckern zu holen. Indem er aber so arbeitete, traf er mit seiner Gabel eine große Kröte, die unter dem Burzeldorn lag. Die setzte sich alsbald auf ihre Hinterbeine und spie ihn an, als wollte sie sich mit ihm messen. Er aber nicht faul, nahm ein groß Stück Holz, schlug den Wurm, dass er tot hinfiel und ging dann ruhig nach Hause. Unterwegs schaute er einmal um und, richtig, da war dieselbe Kröte wieder hinter ihm. Da schlug er sie noch einmal tot, verbrannte sie noch dazu und dachte: Nun
kommst du mir sicherlich nicht wieder zu nah.
Ja, da war er aber schief gewickelt, denn kaum hatte er seine Tür erreicht, da saß die Kröte schon wieder da und ließ ihm auch keine Ruh, bei Tag, noch bei Nacht, zwang ihn gar, in einem Schild, den er an die Balken aufhing, sein Bett zu machen.
Ein paar Tage darauf ritt er mit einem Jäger übers Feld.

Der schaute zufällig einmal hinter sich, schrie Mordio: »Nimm dich in Acht! Nimm dich in Acht! Der Teufel kriecht am Schwanz von deinem Pferd herauf.«

Da sah der Bauer nach und es war wieder dieselbe Kröte. Er sprang vom Pferd, hieb sie in hagelkleine Stücke und sprach: »Nun wird sie sich wohl hüten, wiederzukommen.«

Jawohl, hüten, das war leicht gesagt. Ein paar Tage später saß er mit anderen Bauern zu Tisch.

Da rief plötzlich einer der Gäste: »Sieh da! Sieh da! Da sitzt der Teufel wieder.«

Die Kröte saß wieder da neben einem Pfosten an der Wand.

Da sprach der Bauer: »Ich werde den Wurm nicht eher los, bis er sich gerächt hat.« Damit entblößte er seine Hüfte und ließ die Kröte hineinbeißen, warf sie dann aber schnell weg, nahm ein Rasiermesser und schnitt sich ein gutes Stück Fleisch aus, wo sie gebissen hatte, warf das in die Ecke. Es dauerte kaum drei Minuten, da schwoll das Stück Fleisch vom Gift der Kröte faustdick auf und zerplatzte. Seitdem ließ die Kröte ihn in Ruh.