Sammlung bergmännischer Sagen Teil 50
Das arme Bergmannsleben ist wunderbar reich an Poesie. Seine Sagen und Lieder, seine Sprache, seine Weistümer reichen in die älteste Zeit zurück. Die Lieder, die wohlbekannten Bergreihen, die Sprachüberreste, die Weistümer sind teilweise gesammelt. Die Sagen erscheinen hier zum ersten Mal von kundiger Hand ausgewählt und im ganzen Zauber der bergmännischen Sprache wiedergegeben. Das vermag nur zu bieten, wer ein warmes Herz für Land und Leute mitbringt, wo diese uralten Schätze zu heben sind; wer Verständnis für unser altdeutsches religiöses Leben hat, wer – es sei gerade herausgesagt – selbst poetisch angehaucht ist. Was vom Herzen kommt, geht wieder zum Herzen, ist eine alte und ewig neue Wahrheit. Hat der Verfasser auch nur aus der Literatur der Bergmannssagen uns bekannte Gebiete begangen, verdient er schon vollauf unseren Dank. Seine Liebe zur Sache lässt uns hoffen, er werde mit Unterstützung Gleichstrebender noch jene Schaetze heben, die nicht an der großen Straße liegen, sondern an weniger befahrenen Wegen und Stegen zu heiligen Zeiten schimmern und zutage gefördert sein wollen.
Erklärung der im Buch vorkommenden bergmännischen Ausdrücke
Abbaustrecke – ein unmittelbar zur Gewinnung des betreffenden Minerals gebauter Gang im Inneren des Bergwerks
Ablegen – Entlassen der Arbeiter
Abnahme – Vermessung der Länge, die in verdingter Arbeit gefertigt worden ist
Absinken – ein lotrechter Schacht im Inneren des Bergwerks
Abteufen, siehe Absinken, als Zeitwort – einen Schacht anlegen
Anbruch – eine durch Grubenbetrieb aufgefunden (erbrochene) Masse Erz. Einen Anbruch machen, eine solche Erzmasse auffinden
Anfahren – sich zur Arbeit oder überhaupt Beschäftigung, Besichtigung, auf die Grube oder Hütte begeben; beim Bergbau oder Hüttenwesen Arbeit haben
Anlegen – in Arbeit nehmen
Anschläger – ein Arbeiter, der das Füllen und Anhängen der Fördergefäße am Schacht zu besorgen hat
Aufschreiben – das Versammeln der Arbeiter nach vollbrachter Schicht im Zechenhaus zum Zweck der Aufzeichnung der verfahrenen Schicht im Arbeitsbuch (Schichtenbüchel) durch einen Beamten
Ausarbeiten – die nach erfolgter Sprengung an den Stößen losgelösten, aber noch nicht heruntergefallenen Gesteinsmassen herunterreißen
Ausbeute – der Reingewinn beim Bergbau
Ausfahren – die Grube verlassen, zu Tage fahren (steigen)
Bauen – ein Bergwerk betreiben
Bergamtsoberer – der oberste Beamte eines Bergamts
Berge – das beim Betrieb eines Baues vorkommende unhaltige Gestein
Bergjunge – ein im Bergwerk beschäftigter Knabe
Bergknappe – der eigentliche Bergmann
Bergleder – ein lederner Schurz der Bergleute, den sie hinten (daher auch Hinterleder genannt) tragen
Bergmeister – ein Beamter, der die bergpolizeiliche Aufsicht führt
Besetzen – das gebohrte Loch laden und für das Sprengen instand setzen
Bohrfäustel – siehe Fäustel
Doppelschicht – zwei ohne Unterbrechung aufeinanderfolgende Schichten
Einfahren – sich in eine Grube begeben
Eisen – Bergeisen, ein an einem Stiel (Halm) befestigter stählerner oder verstählter Spitzkeil zum Heraushauen oder Bearbeiten des Gesteins mithilfe des Schlägels (siehe dort)
Erliegen – aufhören, bauwürdig zu sein
Erzgang – eine plattenförmige Erzlagerstätte, in der Art einer ausgefüllten Gebirgsspalte
Erzstufe – ein Stück Erz
Fahren – sich im Grubenbau fortbewegen
Fahrloch – Öffnung in der Fahrtbühne zum Durchfahren
Fahrt – Leiter
Fahrzeug – Grubenkleidung
Fäustel – ein Hammer mit zwei gleichgestalteten Bahnen (Schlagflächen)
Firste – die höchste, oberste Begrenzungsfläche, die Decke eines Grubenbaues
Flöz – eine plattenförmige Lagerstätte, welche mit dem umgebenden Gebirgsgestein gleichzeitige Entstehung und gleichartige Ausdehnung hat
Fördern – zu Tage schaffen
Förderturm – der zur Herausschaffung des gewonnenen Minerals dienende Teil des Schachtes
Förderwagen – ein Wagen, in welchem das gewonnene Mineral zum Schacht gefahren wird
Freikux – ein Kux (siehe dort), welcher bei einem Bergbau zu Gunsten anderer frei und dergestalt verbaut wird, dass Letztere darauf keine Zubuße (siehe dort) zu zahlen, wohl aber Ausbeute zu genießen haben
Frühschichter – Arbeiter, deren (gewöhnlich 8-stündige) Arbeitszeit auf den Vormittag fällt
Füllort – ein erweiterter Raum um einen Schacht herum in der Grube, woselbst die aus den Bauen herbeigeförderten Massen aufgestürzt und in die Schachtfördergefäße gefüllt werden
Göpel – bei Erzgruben das Haus über dem Schacht
Gedinge – die Übereinkunft, eine gewisse Menge von Arbeit für ein gewissen Lohn zu leisten
Geleuchte – das Beleuchtungsmittel der Arbeiter in der Grube
Gerölle – Anhäufung von festen, aber zusammenhanglosen Bruchstücken
Geschworner – siehe Bergmeister
Gesenke – ein Abteufen von verhältnismäßig geringer Teufe
Gewerke – Mitbesitzer einer Grube
Gezähe – Handwerkszeug der Bergleute
Grube – die Gesamtheit zusammengehöriger unterirdischer Baue an einem Ort
Grundstrecke – eine Hauptstrecke, von der aus die Abbaue getrieben werden und auf der sich die gesamte Förderung zum Schacht vereinigt
Hängebank – der oberste Teil, die Mündung eines Schachtes
Halde – eine durch bergmännische Arbeiten entstandene Anhäufung von Mineralmassen
Halmscheide – ein hölzerner oder blecherner Behälter für die zum Entzünden der besetzten Löcher mit Pulver gefüllten Strohhalme; meistens nur noch in Kohlengruben gebräuchlich
Hangendes – diejenige Masse des Gebirgsgesteins, welche auf einem nicht lotrecht stehenden Gang oder Flöz aufzuliegen scheint, seine Decke bildet
Haspel – Winde.
Hauer – Häuer, diejenige Klasse von Bergleuten, welche die eigentlichsten bergmännischen Arbeiten, das Lostrennen, Gewinnen des Gesteins und anderer Massen zu verrichten hat
Hinterleder – siehe Jahrleder.
Hund – ein kleiner Förderwagen auf vier Rädern, von denen das eine Paar höher ist als das andere
Huthaus – ein Haus bei der Grube, an welchem Gezähe und Materialien aufbewahrt werden, die Bergleute sich zum Ein- und Ausfahren usw. versammeln
Hutmann – ein zur Beaufsichtigung, Übernahme und Ausgabe des Gezähes und der Materialien verpflichteter Mann, der Hausmann des Huthauses, in manchen Ländern so viel wie Obersteiger
Knappe – siehe Bergknappe
Knappschaft – die gesamte anfahrende Mannschaft
Kniebügel – starke Leberkappen zum Schutz der Knie beim knieenden Arbeiten
Kunst – eine Wasserhebungsmaschine, meistens mit Pumpen, die am Gestänge angehängt sind, ausgerüstet
Kunstgestänge – die der Länge nach vereinigten Stangen oder Schienen zum Betrieb der Kunst
Kunstjunge – ein dem Kunstknecht zu Handleistungen beigegebener Junge
Kunstknecht – der Wärter der Wasserhebungsmaschine.
Kux – einer der Teile, in deren gesetzlich bestimmte Zahl der Besitz an einer gewerkschaftlichen Grube geteilt ist, gewöhnlich 128
Lachter – ein altes bergmännisches Maß = 80 Zoll rheinisch
Letten – Lehm
Liegendes – der Teil des Gebirgsgesteins, welcher unter einer nicht senkrecht einfallenden plattenförmigen Lagerstätte liegt, entgegengesetzt dem Hangenden
Markscheider – ein mit Bohrnahme bergmännischer Vermessungen Beauftragter
Nachtschichter – die Arbeiter, deren Arbeitszeit auf die Nacht fällt
Obersteiger – der Beamte auf der Grube, welcher den ganzen Betrieb oder einen großen Teil desselben zur unmittelbaren Leitung und Überwachung unter sich hat, vorausgesetzt, dass noch mehrere Aufseher unter ihm stehen
Ort – der Schluss einer Strecke oder eines streckenartigen Baues im Gestein
Ortsstoß – die ganz oder ziemlich senkrechte Fläche, welche am Ort die Strecke und dergleichen eigentlich schließt, das eigentliche Ende bildet
Pfeiler – ein durch den Betrieb abgesonderter und dadurch zum Abbau vorgerichteter Teil einer Lagerstätte
Pingen – trichterartige Einsenkungen im Boden, an den Stellen, wo früher Schächte waren
Puffjacke – ein charakteristisches Kleidungsstück der Bergleute
Radstube – Aufenthaltsort des Wärters der durch ein Wasserrad betriebenen Maschine
Rundbaum – die Welle eines Haspels
Schacht – ein bergmännischer Bau von stets gleichem Querschnitt, der die Tagesoberfläche mit einer Lagerstätte verbindet
Schicht – die bestimmte, regelmäßige, tägliche Arbeitszeit
Schicht machen – aufhören, zu arbeiten
Schichtmeister – Rechnungsführer
Schlägel – ein schwerer Fäustel zum Eintreiben des Bergeisens
Schlepper – Arbeiter, welche die Fördergefäße füllen und zum Schacht bringen
Schrämen – das Herstellen eines verhältnismäßig engen und tiefen Einschnittes in die Gesteinsmasse, um deren Aushieb vorzubereiten und zu erleichtern
Schram – der durch Schrämen hergestellte Einschnitt
Sohle – der Gebirgsteil, auf welchem ein Flöz zunächst aufliegt (Liegendes)
Sohlenschram – der Schram an der Sohle
Steiger – derjenige, der die Aufsicht über die Hauer und überhaupt über die Gewinnungsarbeiten hat
Stollen – ein streckenartiger Grubenbau, welcher in der Regel von Tage in das Gebirge hinein, allemal aber wenigstens so getrieben sein muss, dass die demselben zufallenden Wasser von selbst zu Tage auslaufen können, also nicht künstlich herausgehoben zu werden brauchen
Stollenbier – Bergfest
Stollenkappen – die unter der Stollenfirst angebrachten Querhölzer
Stollenmundloch – die Mündung, der Anfang des Stollens
Stoß – die seitliche Begrenzungsfläche eines Baues (Ortsstoß)
Strecke – ein Grubenbau, in der Hauptsache von regelmäßigem, gleichbleibendem Querschnitt, seiner größten Längenausdehnung nach in der Richtung der Sohle, gewöhnlich vom Schacht oder einem anderen Grubenbau, selten am Tage angesetzt
Strosse – ein stufenförmiger Absatz in einem Grubenbau
Stuferz – Stückerz
Taub – unhaltig, leer an nutzbaren Mineralien
Teufe – Tiefe
Türstock – in der Zimmerung ein aufrechtstehendes Holz, über welches ein söhliges, die Kappe, gelegt wird
Tragstempel – ein Stück Stammholz, welches ein höheres Stück Zimmerung trägt
Wand – ein größeres oder kleineres abgetrenntes Gesteinsbruchstück, oft auch so viel wie Stoß
Wegtun – ein besetztes Bohrloch anzünden
Weilarbeiter – jemand, der außer der gewöhnlichen Arbeitszeit noch eine Nebenarbeit vornimmt
Zeche – Grube
Zubuße – der Zuschuss, den die Gewerken zum Betrieb einer Grube einzahlen, so lange dieselbe die Kosten noch nicht selbst deckt
Zweimenschenbohrer – ein Gesteinsbohrer, den ein Arbeiter hält und dreht, während ein zweiter mit einem schweren Fäustel darauf schlägt