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Oberhessisches Sagenbuch Teil 25

Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873

Die Wirberger Klosterfrau

Eine dreiviertel Stunde von Grünberg, seitab von der Landstraße nach Gießen, sieht auf einer jähen, waldigen Höhe einsam die Kirche Wirberg. Neben ihr wohnt der Pfarrer mit einem einzigen Nachbar. Wie es ehedem droben ausgesehen hat, als dort noch ein reiches Stift und Nonnenkloster war, lässt sich nun fast gar nicht mehr erkennen, denn seit den Zeiten Luthers ist der Konvent aufgehoben. Die alten Gebäude sind bis auf einzelne Mauerreste völlig verschwunden. Auf der Höhe befinden sich drei Brunnen: der Molkenborn, der Katzenborn und der Klosterborn. Der Letztere ist unten im tiefen, feuchten, alten Klosterkeller, zu welchem man auf sechzehn breiten Basaltstufen hinabsteigt und in dem die Nonnen vor Aufhebung des Stiftes ihre besten Kleinodien und Kirchengefäße heimlicherweise verborgen haben sollen. In der Adventszeit geht auf dem Wirberg eine der früheren Klosterfrauen um, die ist schon manchem schreckhaft erschienen. Von der Stätte des ehemaligem Beinhauses neben der heutigen Kirche schwebt sie in durchsichtigem weißen Gewand, leise seufzend, über den Boden hin und soll jedes Mal im Klosterkeller dann verschwinden.


Die letzte Schlossjungfrau von Merlau

Das Merlauer Schloss sollen drei weiße Jungfrauen erbaut haben, wie jedermann in der Umgegend weiß. Von ihnen ließ sich zuletzt, als schon das Schloss wüst stand, nur noch eine sehen. Diese hatte ihren Gang immer zur Herrnmühle, war weiß angetan von Kopf bis Fuß und trug mit Seufzen ein großes Bund Schlüssel in der Hand. Man hat nie gehört, dass sie einen Menschen angesprochen hätte. Wie aber der Schlossplatz dem Erdboden gleichgemacht und die letzte Mauerwand weggebrochen wurde, sah man sie noch einmal vor Sonnenaufgang am alten Wallgraben sitzen und immer dünner und durchsichtiger werden, bis sie gleich dem Morgennebel und Tau der Wiesen vor dem kommenden Tageslicht in Dunst zerfloss. Seitdem hat alle Spur von ihr aufgehört.


Weiße Frau in Burgbracht

An der Stecke des zerstörten Schlosses zu Burgbracht steht nun ein herrschaftlicher Hof, in welchem noch die weiße Frau umgeht. Sie muss das viele Geld hüten, das dort vergraben ist. Niemand widerfährt von ihr eine Untat, wenn sie des Mittags, aber auch des Abends, daher schwebt. Ein Mann sah einmal an dem Platz eine alte Kellertür, die sonst nie dagewesen war. Er getraute sich indessen nicht, die Riegel wegzuschieben. Als er später sie suchte, war sie spurlos verschwunden. Ein großer, schwarzer Hund mit feuersprühenden Augen läuft auch um das Schloss herum, vor dem kann man sich hüten.