Heftroman der

Woche

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern … Teil 32

Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern, Zauberern und Gaunern
Dem Ende des philosophischen Jahrhunderts gewidmet
Adam Friedrich Böhme, Leipzig, 1796

Mittel zur Herstellung verlorener Liebe

Zu R. in Meißen an der Elbe lebte ein Müller seit einiger Zeit mit seiner Frau in großer Uneinigkeit, welche einen so unversöhnlichen Hass auf ihn geworfen hatte, dass sie durchaus von ihm wollte geschieden sein. Der Mann wollte es gar nicht gerne so weit kommen lassen, wusste aber auch nicht, was er anfangen sollte, um sich bei ihr wieder in Gunst zu setzen. Endlich riss ihn ein herumreisender Wundermann aus dieser Verlegenheit, indem er ihm versprach, dass durch seine Hilfe die Frau nach wenigen Tagen ihn wieder ebenso geneigt werden sollte, wie sie es am Hochzeitstag gewesen war. Das gefiel dem Müller überaus gut. Er brauchte daher die ihm vom Wundermann vorgeschlagenen Mittel mit größten Genauigkeit. Er grub zum Beispiel ein Bündel Kräuter und Wurzeln unter die Schwelle derjenigen Tür, durch welche die Frau am meisten gehen musste, verbrannte eins seiner Schnupftücher zu Pulver, ließ dasselbe der Frau im Kaffee und in der Suppe genießen und dergleichen alberne Dinge mehr. Denn vom Wundermann zur Aussöhnung bestimmten Tag sah er mit der größten Sehnsucht entgegen. Er kam. Die Frau blieb aber wie sie zeither gewesen war. Das war dem Mann unbegreiflich. Von der Wirksamkeit der gebrauchten Mittel fest überzeugt, hielt er den noch fortdauernden Kaltsinn seiner Frau nur für noch übriggebliebene weibliche Ziererei. Um sich auf diesen Tag, der sein anderer Hochzeitstag sein sollte, nicht umsonst gefreut zu haben, ergriff er nun ein nachdrückliches Hausmittel, das er gerade bei der Hand hatte – die Müllerelle. Mit dieser erteilte er ihr eine so starke Portion Schläge, dass sie ohnmächtig zu Boden sank. Da man nun am Hals und an der Brust der Frau verschiedene Wunden bemerkte, die von einem Messer herzurühren schienen, glaubte man, er habe sie mit einem Messer umbringen wollen, und nahm ihn deswegen in Haft. Allein nach genauer Untersuchung fand es sich, dass die Wunden nicht von einem Messer, sondern von der während des Schlagens zersprungenen Elle herrührten. Da man nun auch seine übrigen Aussagen begründet fand, so erhielt er seine Freiheit wieder, nachdem er seine Torheit mit einigen Wochen Gefängnis und einer angemessenen Geldstrafe gebüßt hatte.