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Der Welt-Detektiv Band 6

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Elbsagen 13

Elbsagen
Die schönsten Sagen von der Elbe und den anliegenden Landschaften und Städten
Für die Jugend ausgewählt von Prof. Dr. Oskar Ebermann
Verlag Hegel & Schade, Leipzig

13. Das Tetschner Kreuz

Janko von Wartenberg, der Gebieter auf Schloss Tetschen, fuhr mit seiner Frau Sibylla, seinen Töchtern und Junkern zu den Meierhofgütern, um sie zu besichtigen. Als sie von Hortau aus, einem Dorf mit einem herrschaftlichen Meierhof im Gebirge, zwei Stunden von Tetschen entfernt, der Heimat entgegenfuhren, da zog am Himmel ein schweres Gewitter auf. Der Wagenknecht trieb die Pferde zu raschem Lauf an. Bald ging es in rasendem Galopp bergauf und bergab. Der Donner wurde immer heftiger, immer lauter wurde sein Rollen. Bald lag finstere Nacht über die Fluren gebreitet. Die zur Erde niedergehenden Blitze beleuchteten die Umgebung nur auf kurze Zeit mit magischem Licht. Immer eifriger noch trieb der Knecht die Rosse zu schnellerem Lauf an. Da, mit einem furchtbaren Schlag war die Gegend wie am hellen Tag erleuchtet, um alsbald wieder in undurchdringliche Finsternis zu sinken. Die Pferde wurden scheu und liefen wie rasend von dannen. Kein Rufen, kein Zügeln vermochte sie zu besänftigen. Mit einem Mal fuhr der Blitz mit Krachen hernieder und streckte einen Riesenbaum auf den Weg. Die Pferde verließen die Bahn und querfeldein ging es durch den Wald, einer tiefen Felsenschlucht zu. Ein Schrei des Entsetzens drang vom Wagen her und laute Gebete stiegen zum Himmel empor. Plötzlich blieb das Pferdepaar wie gebannt stehen. Als die Insassen ausgestiegen waren, sahen sie zu ihrer Überraschung an der Stelle ein sehr altes hölzernes Kreuz stehen, das die Veranlassung zum Einhalten der wilden Jagd war. Die glücklich Geretteten starrten hinab in die grausige Tiefe, dann knieten sie nieder und dankten mit erhobenen Händen dem Allmächtigen, der sie aus solcher Gefahr gerettet hatte. Bald wurde diese Begebenheit in der ganzen Umgegend bekannt. Die Leute wallfahrten hinaus auf den Felsen und trugen in feierlichem Zug das Kreuzbild nach Tetschen. Dort ließ der Herr von Wartenberg neben der Auffahrt in das Schloss ein Kirchlein erbauen, in dem auch das Kreuz aufbewahrt wurde. Die Kirche wurde im Jahr 1407 mit großer Feierlichkeit eingeweiht. Später siedelten sich Leute bei dem Gotteshaus an. So entstand das Dorf Kreuzdorf, eine Stunde von Tetschen entfernt.