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John Sinclair Band 2037 – Die Bestie von Budapest

Ian Rolf Hill
John Sinclair Band 2037
Die Bestie von Budapest

Grusel, Heftroman, Bastei, Köln, 25. Juli 2017, 68 Seiten, 1,80 Euro, Covermotiv: Timo Kümmel
www.bastei.de

[…] Sofia spürte, wie sich die Kreatur zu ihr hinabbeugte. Im nächsten Augenblick fuhr ein rauer, feuchter Lappen über ihr Gesicht. Ein schwerer Körper legte sich auf sie und raubte ihr den Atem. […]

Schon über ein Jahr ist die Budapester Polizei hinter einem bestialischen Serienmörder her, der sich zuerst nur über Prostituierte hergemacht und sich seit Kurzem auf Pärchen verlegt hat. Die Männer tötet er sofort, die Frauen verschwinden spurlos. Aufgrund der Verstümmelungen der Opfer wird die ermittelnde Sondereinheit »Soko Werwolf« genannt. Die Beamten ahnen nicht, wie nahe sie damit der Wahrheit kommen. Aus einer Videoaufzeichnung ergibt sich schließlich eine Spur, die zu dem alleinstehenden Ferenc Varga führt. Doch vor dem Haus des Verdächtigen steht das SEK plötzlich einer reißenden Bestie gegenüber, der sie nichts entgegenzusetzen haben. Plötzlich und unerwartet bekommen die Beamten Hilfe von der Werwolfjägerin Aleksandra Jorgovanovic und Morgana Layton, der Königin der Wölfe.

[…] Wo eben noch das blasse Konterfei des mutmaßlichen Serienkillers zu sehen war, erschien unvermittelt die entstellte Fratze eines wahrhaftigen Monstrums. Gelbe Raubtieraugen, in denen die Mordlust funkelte. Schwarzgrauer Pelz, der den Schädel wie eine Mähne umwallte. Eine spitze Schnauze, aus der der Geifer dem Beamten entgegenspritzte, als das offene Maul auf ihn zuschoss. […]

Seit JS 1992 Armee der Werwölfe ist es um die haarigen Biester still geworden. Dort wurde Lykaons Klonfabrik in der Mongolei ausgenommen und Morgana Layton schippert weiter mit Fenris‘ Anhängern, den Berserkern und einigen Verbündeten auf einem ausrangierten Walfänger durchs Nordpolarmeer.

Die Bestie von Budapest beginnt wie ein eigenständiger Serienkillerroman, doch flocht Ian Rolf Hill diesen schon bald in die Ereignisse um den schwelenden Konflikt der beiden Götterwölfe ein. Mit einem schriftstellerischen Griff in die Vergangenheit bringt Hill nochmals Boris Baranov in die Handlung zurück, der in JS 1977 Herz aus Eis das Zeitliche segnete. Der gute Boris macht dabei dem Killer Varga ein perfides Angebot. Er darf weiter morden und sich sattfressen – an den Männern – die Frauen dienen anderen Zwecken. Zwar wird dies nicht explizit ausgesprochen, doch reicht schon die Andeutung, dass die Lykaon-Jünger ihren Werwolfkeim nicht durch Bisse oder Blut übertragen können. Sie müssen sich auf herkömmliche Art fortpflanzen. Dazu werden, freiwillig oder nicht, Weibchen benötigt. Souverän rollt Ian Rolf Hill die Werwolfstoryline wieder auf, um sie auch gleich um einige weitere Aspekte zu erweitern. Statt den Klonen gibt es nun also auch einige kleine Vargas in Lykaons Armee, die in einem Frauenhaus irgendwo in Bulgarien ausgetragen werden. Dass er sich dem Thema aus einer ganz neuen Richtung nähert, lässt den Roman trotz einiger Längen originell und frisch wirken. So fällt noch nicht einmal die Abwesenheit des Geisterjägers weiter ins Gewicht.

Obwohl nicht offiziell ausgewiesen, ist dies der erste Teil einer Trilogie. Der Folgeband Lykaons Braut schließt direkt an die Ereignisse in Budapest an.

Das monochrome Covermotiv von Timo Kümmel ist in seiner zurückhaltenden und andeutenden Art fantastisch gelungen.

Fazit:
Gelungene Wiederaufnahme und Ausbau der Werwolf-Storyline mit einigen Aha-Effekten.

(eh)