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Oberhessisches Sagenbuch Teil 23

Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873

Die Jungfrau auf den Hirschröder Wiesen

Nicht lange nach dem Grummetmachen hütete ein Mann von Ruppertsburg auf den Hirschröder Wiesen, welche nach Stornfels zu liegen. Unterdessen trieb er immer näher auf den Berg zu, an einen Platz, wo man es Am Backöfchen heißt. Es kam ihm so vor, als höre er drin ein Geräusch, ähnlich wie das Scharren mit dem Kratzeisen im Backtrog.

Unwillkürlich dachte er an Kuchen. Weil ihm des Maul danach wässerte, rief er: »Bringt mir auch einen Kuchen heraus.«

Kaum war das Wort über die Lippen, so tat sich schon der Berg auf. Eine wunderschöne weiße Jungfrau trat hervor mit einem Tischchen, das deckte sie mit einem neuen Tuch und legte darauf einen frischgebackenen, wohlriechenden Kuchen, zugleich mit einem Gebund Schlüsselblumen.

Bei all diesem Tun sprach sie kein Wort. Der Mann merkte aber, dass sie es gern gehabt hätte, wenn er vom Kuchen äße und die Schlüsselblumen nähme. Das getraute er sich aber doch nicht zu tun, sondern geriet in höllische Ängste und wendete spornstreichs mit seinen Kühen wieder um.

Eine Zeit lang hörte er es noch hinter sich wimmern und lamentieren. Als er sich umsah, hatte der Berg die weiße Jungfrau, deren Erlösungsstunde nun auf weitere sieben Jahre hinausgerückt blieb, wieder aufgenommen.


Drei Jungfern im Wildfrauhaus bei Busenborn

Die Alten sagen, es habe auf der wilden Frau Haus vor Zeiten ein Raubschloss gestanden. Der Platz ist rings herum rund wie ein Tanzplatz und mit Steinen eingefasst. Es wohnen drei weiße Jungfrauen im Berg, die gehen oftmals in der Mittagsstunde zum Maalsbachsbörnchen im Grunde, da sehen sie die Leute waschen.


Der Jungfernborn bei Hirzenhain

Unfern der Gegend, wo der ausgegangene Ort Schönberg gestanden hat, liegt der Jungfernborn. Da stand ein stolzes Schloss, angefüllt mit Gold, Silber und allerlei kostbarem Zierrat. In ihm wohnten drei Jungfrauen. Seitdem aber dasselbe zerstört und zerfallen ist, kommen sie immer noch, jedes Mal des Mittags zwischen elf und zwölf Uhr, zum Brunnen, um sich darin zu baden. Sie tauchen mit ihrem schneeweißen Leib auf und nieder in der Flut, strählen und schnätzen (schmücken) ihr langes goldglänzendes Haar im Sonnenschein. Kein Mensch wagt sie zu stören. Die Förster, wenn sie durch den Wald streifen, erschauen sie oft. Noch heute gehen viele gerne zu dem Platz, absonderlich an Sonntagnachmittagen. Wunderschöne blaue Lilien wachsen jeden Sommer wild daselbst, wie man sie in keinem Garten schöner findet.