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Der Welt-Detektiv Band 6

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Der Detektiv – Der weiße Elefant des Singar Chani – 5. Kapitel

Walter Kabel
Der Detektiv
Kriminalerzählungen, Verlag moderner Lektüre GmbH, Berlin, 1920
Der weiße Elefant des Singar Chani
5. Kapitel

Der indische Tierarzt

Harst schlug den Weg zur Stadt ein. Ich merkte, dass er dann im Eingeborenenviertel gerade die engsten Gässchen durchquerte, wo wenig Verkehr war und wo er sich unschwer davon überzeugen konnte, ob jemand uns folgte.

Dann betrat er eine Kaffeestube. Sie war überfüllt. Niemand achtete auf uns. Es gab hier auch warme Gerichte. Wir aßen nun zusammen in einer Ecke und hatten ein Tischchen für uns. Zu uns Frauen setzte sich niemand.

Wir bestellten nur zum Schein etwas. Nach zehn Minuten gingen wir durch den Hinterausgang, der auf den Platz der Großen Moschee führte, hinaus.

Harst fühlte sich nunmehr ganz sicher.

»Mein Alter«, sagte er in bester Laune, »wir haben Warbatty bereits halb hineingelegt. Warten wir nun ab, was weiter geschieht, oder mischen wir uns sofort ein? Eine schwierige Frage …«

Wir gingen langsam über den Platz. Die Große Moschee ist das hervorragendste Bauwerk Allahabads. Ich war so in den Anblick des prächtigen Tempels versunken, dass ich kaum auf Harsts Worte geachtet hatte.

Als er nun aber hinzufügte: »Warbatty stand nämlich vor dem Hoftor des Dschihan-Heiligtumes, mein Lieber!«, da vergaß ich sehr schnell die Moschee.

»Ja – er stand dort allein vor der Bude eines Amuletthändlers als reicher Brahmane in sehr kostbarem Anzug. Als einarmiger Brahmane! Natürlich fehlte ihm anscheinend der linke Arm. Er handelte um ein Amulett. Aber seine Augen waren lediglich auf den dem Tor entquellenden Menschenstrom gerichtet. Was nun? Kehren wir zum Dschihan-Tempel zurück und lassen wir Warbatty durch die Polizei festnehmen? Ich weiß nicht recht, was ich tun soll. Halb bin ich mir über seine Absichten hier noch im Unklaren …«

»Nur halb?« Ich war ehrlich erstaunt.

»Ja, nur halb, mein lieber Schraut. Darf ich dein Detektivtalent durch einige Bemerkungen unterstützen? Darf ich dich darauf hinweisen, dass unser Kuttermitbewohner Rawaiku berichtete, der Mahut Dsangpo sei vor etwa 5 Monaten in die Dienste des Brahmanen Singar Chani getreten. Vor fünf Monaten! Und um die Zeit ist Warbatty, wie wir bestimmt wissen, in Indien gewesen. Wir wissen es nicht nur durch die Einzelheiten unseres Abenteuers in Nagpur, sondern auch durch den Tierbändiger Shamana Driga, der uns heute sagte, Warbatty sei seit sechs Monaten sein Freund. Das heißt doch, sie haben sich vor einem halben Jahr kennen gelernt. Und um dieselbe Zeit tritt Dsangpo seine Mahut-Stellung, ohne Bezahlung zu verlangen, beim Besitzer des Wunderelefanten an, dessen Stirnschild auf vier Millionen Rupien geschätzt wird. Die 12 größten Edelsteine sollen nach einem Aufsatz in der Benares-Post, den ich gestern Abend in der Kutterkajüte las, rund 2½ Millionen wert sein. Wie nun, wenn Warbatty und der Mahut Dsangpo das nette Plänchen ausgeklügelt haben, den Stirnschild zu rauben? Ich halte dies für sehr wahrscheinlich. Dsangpo hat sich ohne Entlohnung zu fordern, dem greisen Brahmanen angeboten, hat das rührende Märchen erfunden, gerade in dem weißen Elefanten wohne die Seele seines Vaters, hat ferner durch fünf Monate lang treue Dienste sich das vollste Vertrauen Singar Chanis und der anderen Brahmanen des Dschihan-Tempels erworben, hat auf Warbattys Anraten geduldig gewartet, bis dieser aus Europa wieder zurückkehrte. Ein Zufall! Gerade heute wird sich vielleicht für die Verbrecher eine Gelegenheit ergeben, den Schild zu stehlen, der ja fraglos stets so tadellos bewacht und verwahrt wird, dass an ihn unter gewöhnlichen Umständen nicht heranzukommen ist. Na, mein Lieber, wie denkst du über all dies. Bist du einverstanden, dass wir dort drüben das Gebäude der Polizeidirektion betreten und dem hiesigen Detektivinspektor uns vorstellen? Natürlich muss der Tierbändiger wegfallen. Mein Wort halte ich. Erst wenn wir Warbatty fest haben, kommt auch Shamana Driga heran.«

Der Detektivinspektor Master Hamilton fiel aus allen Wolken, als Harst sich ihm vorstellte. Man konnte es ihm nicht verargen. Zwei verschleierte Frauen und zwei deutsche Liebhaberkollegen – da hätte wohl jeder gestaunt!

Hamilton hatte nun alle Hände voll zu tun. Die Million Pilger zog stets auch einige tausend dunkle Existenzen nach Allahabad. Die Polizei war daher durch Beamte aus den Nachbarstädten verstärkt worden.

Der Inspektor sagte uns bereitwilligst seine Hilfe zu, rief drei seiner zuverlässigsten Leute herbei, mit denen Harst dann genau unser gemeinschaftliches Vorgehen gegen Warbatty besprach.

Während wir noch so zu sechst in Hamiltons Dienstzimmer saßen, rasselte plötzlich das Telefon. Der Inspektor meldete sich, lauschte, nickte Harst vielsagend zu, legte den Hörer weg und rief: »Master Harst, Sie haben richtig vermutet! Der Schild des Wunderelefanten ist zwar nicht als Ganzes gestohlen, aber die größten Steine, 28 an der Zahl, sind herausgebrochen und verschwunden. Dies meldete soeben die Polizeiwache Nord. Die Brahmanen des Tempels bitten um schleunigste Untersuchung des Falles. Kommen Sie mit? Ich muss sofort hin …«

Harst überlegte. »Nein. Wir werden hierbleiben. Es genügt, wenn Sie mir nachher genau den Sachverhalt schildern.«

Drei Stunden später war Hamilton wieder bei uns. Wir hatten inzwischen in sein Dienstzimmer eingeschlossen gesessen, feine Zigaretten geraucht und im Ganzen wenig gesprochen.

Der Inspektor war sehr aufgeregt, rief Harst sofort zu: »Denken Sie, auch der Wunderelefant ist vor einer halben Stunde krepiert, ganz plötzlich. Die Brahmanen behaupten natürlich, aus Gram über den Tod seines Herrn! Ein solcher Blödsinn! Das Vieh ist einfach überfüttert worden. Es war ja für seine Gefräßigkeit bekannt. Und gerade an Herzverfettung sterben viele der sogenannten heiligen Elefanten.«

»Erzählen Sie bitte vom Diebstahl«, meinte Harst, dem der Tod des Wundertieres sehr gleichgültig schien.

»Oh, da gibt es nicht viel zu sagen. Der Goldschild wurde von Singar Chani stets in einer altertümlichen Eisentruhe im Schlafraum der Brahmanen aufbewahrt. Die Truhe enthält auch die sonstigen Kleinodien des Tempels und wird dauernd mindestens von einem Brahmanen bewacht. Nach dem Verscheiden Singar Chanis heute Vormittag kümmerten die Brahmanen sich zunächst nicht weiter um den Elefanten, den der Mahut Dsangpo in den Stall geführt hatte. Dieser Stall hat nur einen Zugang vom Tempelanbau aus und nur ein sehr stark vergittertes Fenster. Ein Fremder kann unmöglich hineingelangen. Als die erste Aufregung über Singar Chanis Tod sich gelegt hatte und der Oberpriester nun den Goldschild und den anderen Schmuck des Elefanten in die Truhe hineintun wollte, bemerkte er, dass die 28 Steine auf dem Schild fehlten. Da die Tempeltüren verschlossen gehalten waren, hatte ein Unberufener nicht eindringen können; er wäre auch unfehlbar gesehen worden. Unwillkürlich lenkte sich der Verdacht auf den bei allen beliebten Mahut als den Einzigen, der nicht zur Priesterkaste gehörte. Dsangpo fühlte diesen Verdacht und verlangte dann selbst, dass die Polizei gerufen wurde. Ich habe ihn verhört. Er konnte beweisen, dass er den Seitenanbau inzwischen nicht verlassen hatte, also auch niemandem draußen die Steine zugesteckt haben könnte. Außerdem hatte sich innerhalb der Tempelmauern auch kein Fremder befunden. Kurz, wenn Dsangpo der Dieb ist, muss er die Juwelen irgendwo im Inneren versteckt haben. Wir suchten anderthalb Stunden, Master Harst. Ich gehe jetzt jede Wette ein: Im Seitenanbau ist der Raub nicht verborgen worden. Wir verstehen zu suchen. Meine Leute sind noch draußen. Aber sie werden nichts finden.«

Harst nickte. »Das glaube ich auch. Vielleicht habe ich später mehr Glück.«

»Hm, ich zweifele daran, Master Harst. Entschuldigen Sie schon, aber wo Percy Hamilton gesucht hat, da …«

 Er machte eine bezeichnende Handbewegung.

»Was geschieht nun mit dem Elefanten?«, meinte Harst.

»Der wird morgen früh im Tempelhof feierlich begraben. Ich habe dies aus sanitären Gründen verlangt. Die Brahmanen wollen noch heute eine Grube ausheben.«

»So, so. Und die Stoßzähne? Wird man die nicht absägen?«

Hamilton lächelte. »Abschrauben wird man sie. Sie sind nämlich unecht, nur auf den Stümpfen der echten befestigt. Dies wird hier oft getan. So mancher Lieblingselefant eines Maharadscha trägt falsche Stoßzähne …«

»Und die Haut? -Die ist doch auch wertvoll …«

»Da kennen Sie die frommen Hindu schlecht! Ein so heiliges Tier abhäuten! Niemals würden die Brahmanen das dulden. Sie haben schon dem Tierarzt zunächst Schwierigkeiten gemacht, der gern die Todesursache des Wunderviehs feststellen wollte …«

»Tierarzt?«

»Gewiss, Master Harst. Auch die gibt es hier in Indien.«

»Ist dieser Tierarzt Ihnen näher bekannt?«

»Nein. Er ist als Pilger hergekommen. Der Mahut Dsangpo kennt ihn und hat ihn gestern getroffen. Es ist ein Eingeborener aus Gwalior namens Jang Aud. Abends wird er den Elefanten sezieren und die Organe untersuchen. Der Mahut behauptet, der Elefant sei vergiftet worden. Das hat er aber nur mir anvertraut. Er meint, einer der Brahmanen habe es getan, der ihm feindlich gesinnt sei und ihn mit dem Vorwurf habe belasten wollen, den Elefanten unzweckmäßig gefüttert zu haben.«

»Sehr schlau! Wir werden dieser Sektion nicht gerade beiwohnen, Master Hamilton, aber uns den Tierarzt Jang Aud nach der Sektion genauer ansehen. Lassen Sie jedenfalls abends den Tempel umstellen. Ich habe sehr triftige Gründe hierfür.«

Weiter äußerte sich Harst hierzu nicht.

Wir verbrachten die Stunden bis gegen sechs Uhr in Hamiltons reizendem Bungalow im Europäerviertel. Er hatte uns im geschlossenen Auto dorthin geführt, und wir verlebten dort einen angenehmen Nachmittag in Gesellschaft seiner jungen, liebenswürdigen Gattin, einer Deutschamerikanerin, die offenbar aus sehr reichem Hause stammte. Die zahlreiche Dienerschaft war durchaus zuverlässig, sodass wir Verrat nicht zu fürchten brauchten. Erst gegen dreiviertel 6 legten wir unsere Frauengewänder wieder an. Dasselbe Auto schaffte uns zu einem entlegenen Weg nordöstlich des Dschihan-Tempels. Wir stiegen aus und wanderten zusammen bis zur Nordecke der Tempelmauer. Hier, wo der Gemüsegarten der Tempelbrahmanen und außerhalb der Mauer ein Gehölz lag, erkletterte Harst einen Baum. Er konnte so bis auf den Platz vor dem linken Seitenanbau entlangschauen. Er rief mir leise zu, dass der tote Elefant gerade durch die übrigen Elefanten durch Taue in den Hof gezogen würde.

»Außer dem Mahut ist noch ein Hindu da, der wohl der Tierarzt sein dürfte«, sagte er, als er wieder zu ebener Erde vor mir stand.

In demselben Augenblick tauchte Hamilton auf. Auch er war in Eingeborenentracht, um nicht aufzufallen.

Erst jetzt erklärte Harst ganz unvermittelt: »Wir werden Warbatty diesmal fangen, wenn wir nicht ganz besonderes Pech haben. Er selbst ist der angebliche Tierarzt.«

Ein Beamter Hamiltons kam herbeigelaufen.

»Sie schneiden den Elefanten schon den Leib auf«, berichtete er.

»Dann lassen Sie bitte Ihre Leute von allen Seiten in den Hof eindringen«, meinte Harst zu dem Inspektor. »Der Mahut und der Tierarzt müssen sofort gepackt werden …«

Der Beamte eilte davon. Fünf Minuten darauf, als wir bereits vor dem Tor der Mauer standen, erscholl von drinnen ein schriller Pfiff.

Harst warf schnell die Frauengewänder ab. Das Tor wurde geöffnet. Harst jedoch regte sich nicht. Hamilton und ich schauten ihn verwundert an, denn er starrte mit fest zusammengepressten Lippen einer Rikscha nach, die der Stadt zu verschwand.

»Ich bin meiner Sache zu sicher gewesen«, sagte er leise. »Ich fürchte, er wird uns wieder entwischt sein …«

Dann ging er langsam in den Tempelhof hinein und auf den Elefanten zu. Mit verstörten Gesichtern und scheuen Augen blickten die beiden Gefangenen uns entgegen.

Harst trat auf den Tierarzt, einen schmächtigen, älteren, gutgekleideten Hindu zu. Aber der Mann hatte an seiner Linken seine fünf Finger.

»Warbatty ist vorsichtiger gewesen, als ich glaubte, Master Hamilton«, sagte Harst darauf zu dem Detektivinspektor. »Er hat einen anderen beauftragt, damit er fliehen könnte, falls die Sache noch im letzten Moment schief ging. Und er ist geflohen. Die Rikscha entführte ihn. Er sah uns drei vor dem Tor erscheinen. Da wusste er Bescheid. Ich hatte bestimmt erwartet, er würde hier den Tierarzt spielen.«

Hamilton und auch ich machten ziemlich verständnislose Gesichter. Harst hatte ja wieder nach alter Gewohnheit die Lösung dieses Diebstahlproblems für die Schlussszene sich aufgespart.

Er wandte sich nun wieder an den Tierarzt Jang Aud. »Sie geben das Spiel nunmehr wohl verloren«, meinte er nicht gerade unfreundlich. »Ich kann mir denken, dass Sie lediglich der Verführte sind. Warbatty gewinnt leicht Einfluss auf Menschen. Beenden Sie die Sektion! Sie ahnen wohl schon, dass ich diesen in seiner Art meisterhaft ausgeklügelten Schwindel durchschaut habe …«

Der Hindu war verständig genug, sich zu fügen.

Der Inspektor, die Beamten, ein paar Tempelpriester und ich standen in fieberhafter Spannung da.

Der schmächtige Tierarzt hatte die Ärmel hoch aufgekrempelt und holte nun mit einem eisernen Haken die Gedärme hervor, dann den Magen. Nun schnitt er diesen auf, wühlte in dem eklen Inhalt umher, legte dann einen mit Blutgerinnsel überzogenen Stein auf die Fliesen des Bodens, noch einen – noch einen, wühlte weiter, bis er alle 28 gestohlenen Diamanten beisammenhatte.

»Verdammt schlaue Schurken!«, rief Hamilton kopfschüttelnd. »Wer hätte wohl an diese Aufklärung gedacht!«

»Den Trick zu durchschauen, war für mich nicht allzu schwer«, meinte Harst. »Die Freundschaft Warbattys mit dem Mahut deutete zur Genüge darauf hin, dass Warbatty es auf einen Teil der Kostbarkeiten des Dschihan-Tempels abgesehen hatte. Dass gerade diese Diamanten gestohlen werden sollten, wusste ich jedoch nicht. Als Schraut und ich hier im Hof den Wunderelefanten bei seiner Orakelarbeit beobachteten, bemerkte ich, dass der Mahut Dsangpo das Tier mit kleinen, länglichen Brötchen dreimal fütterte. Nachher überbrachten Sie, Master Hamilton, mir dann die Nachricht vom Tod des weißen Elefanten. Ich fragte, da mir dieses plötzliche Ende des Tieres sofort verdächtig erschien, ganz beiläufig, was mit dem Kadaver geschehen würde. So erfuhr ich, dass gerade Dsangpo diese Sektion gewünscht und auch schon einen Bekannten bei der Hand hatte, der sie ausführen sollte. Eine logische Verbindung zwischen dieser Sektion und den verschwundenen 28 Steinen ließ sich zwanglos herstellen. Ich kombinierte folgendermaßen: Dsangpo wollte die Diamanten auf eine Weise – auf Warbattys Anraten – stehlen, die ihn in keinem Fall irgendwie in Verdacht der Täterschaft bringen konnte. Er gibt also morgens zunächst dem Brahmanen Singar Chani ein Gift, das erst nach einigen Stunden wirkt. Er rechnet darauf, dass er in der allgemeinen Aufregung die Steine aus dem Goldschild herausbrechen, in Brötchen drücken und diese den Elefanten verschlingen lassen kann. Dann vergiftet er das Tier, wahrscheinlich durch ein letztes Brötchen, das ein sehr schnell wirkendes Gift enthält. Die Steine sind auf diese Weise tatsächlich spurlos verschwunden. Der Mahut selbst hat den Seitenanbau nicht verlassen. Ihm ist also nicht nachzuweisen, dass er sie etwa einer anderen Person zugesteckt hat. Der Tierarzt aber kann die Diamanten bei der Sektion ganz unauffällig an sich nehmen. So sollte der Hergang sein. Dsangpo, habe ich recht?«

Der Mahut nickte nur mit dem Kopf.

»Master Hamilton«, fuhr Harst fort, »vielleicht empfiehlt es sich, sofort ein paar Ihrer Leute zum Tierbändiger Shamana Driga zu schicken und diesen verhaften zu lassen. Er hat uns gegenüber eingestanden, zu den Schwertbrüdern zu gehören. Wahrscheinlich ist auch Dsangpo ein Putra Rakisana, ein Bruder des Schwertes, ebenso der Tierarzt, obwohl dieser auf mich einen harmlosen Eindruck macht.«

»Sahib«, rief Jang Aud da, »ich bin nicht Mitglied des Geheimbundes. Erst vorgestern hat Dsangpo mich mit Warbatty bekannt gemacht. Ich sollte 1000 Rupien für die Sektion erhalten und ein Zwanzigstel vom Wert der Steine.«

»Mag sein«, sagte Harst. »Das aufzuklären, ist Sache des Gerichts. Auf Wiedersehen, Master Hamilton. Ich bin müde und sehne mich nach meinem Kojenbett auf dem Kutter.«

Wir wanderten der Stadt zu.

»Lieber Alter«, meinte Harst, »ich habe heute böses Lehrgeld bezahlt. Ich war zu siegesgewiss. Das taugt nicht. Warbatty ist abermals halber Sieger geblieben.«

Der Tierbändiger wurde zu langjähriger Gefängnisstrafe verurteilt. Der Tierarzt kam billiger weg, erhielt nur zwei Monate Gefängnis. Dsangpo wurde wegen Mordes an Singar Chani gehenkt. Außerdem aber hob die Polizei in den untersten Räumen des unterirdischen Tempels im alten Fort ein ganzes Verbrechernest, alles Schwertbrüder, aus und verhinderte auch ein bereits vorbereitetes Opferfest der Mördersekte der Thugs.

Leider sollte unsere kurze Gefangenschaft in Shamana Drigas Dressurkäfig uns nochmals mit anderen Mitgliedern der Putra Rakisana in einer für uns nicht gerade angenehmen Weise zusammenführen.