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Slatermans Westernkurier 01/2019

Auf ein Wort, Stranger, kennst du noch die Story von Nelson Story?

Zugegeben, das Wortspiel kommt jetzt etwas flach daher, aber diese Person, die auch heute noch als Ikone der amerikanischen Pionierzeit gilt und über die wir eine Story, also eine Geschichte erzählen wollen, trägt nun einmal diesen Namen.

Nelson Story wurde am 4. April 1838 im Bundesstaat Ohio im Meigs County in dem kleinen Städtchen Burlingham geboren. Die Eltern, Ira und Hannah Story, geborene Gile, schickten ihren jüngsten Sohn mit 18 auf die Universität von Ohio, doch statt eine Laufbahn als Anwalt oder Lehrer einzuschlagen, verließ er diese bereits wieder nach zwei Jahren und ging stattdessen in den Westen, wo er sich als Frachtwagenfahrer, Goldsucher und Viehtreiber durchschlug.

Dort, in Missouri, lernte er Ellen Trent kennen, die er 1862 in Kansas heiratete.

Nach einem kurzen Intermezzo in Colorado landeten beide schließlich in Bannack, im Montana Territory, mitten im Geschehen um den legendären Goldrausch in der Alder Gulch, den Vigilanten von Montana und der Bande um Sheriff Henry Plummer.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Glücksrittern jedoch fand Story in Montana sein Glück.

Innerhalb weniger Monate machten ihn die Goldsuche und der Verkauf seines ergiebigen Claims zu einem reichen Mann, der plötzlich fast 20.000 Dollar sein Eigen nennen konnte.

Story ging 1866 zurück nach Texas und investierte dort in Fort Worth die Hälfte seines Vermögens in 1.000 halbwilde Longhorns.

(Andere Versionen berichten von bis zu 3.000 Rindern und einem Vermögen von über 50.000 Dollar, was aber historisch nicht näher belegt ist.)

Dieser Entschluss wurde zum Grundstein einer Karriere, die ihn zu einem der erfolgreichsten Geschäftsmänner seiner Zeit machen sollte.

 

*

 

Nelsons Plan war, die Herde nach Montana zu treiben, um sie dort mit hohem Profit zu verkaufen. Er hatte lange genug im Goldland gelebt, um zu wissen, dass dort im Winter frisches Fleisch so knapp war, dass die Miner bereit waren, dafür horrende Preise zu bezahlen.

Er war zwar nicht der Einzige, der in Montana gute Geschäfte witterte, aber im Gegensatz zu seinen Konkurrenten hatte Nelson das Glück auf seiner Seite.

Das Jahr 1866 war das regen- und sturmreichste der letzten zehn, vielleicht sogar fünfzehn Jahre. Die nach Norden ziehenden Herden gerieten von einer Naturkatastrophe in die andere, und noch bevor sie die Kansasgrenze erreichten, hatten die meisten Treibherdenmannschaften entmutigt aufgegeben.

Aber nicht so Nelson Story, dem das Schicksal wohlgesonnen war.

Es gelang ihm, seine Herde ohne Verluste durch reißende Flüsse und meilenweit überschwemmtes Land zu treiben. Kaltblütig schoss er sich seinen Weg durch die von Kansassiedlern errichtete Todeslinie frei und erreichte schließlich Fort Leavenworth, das damalige Ausfalltor in die größtenteils immer noch unerforschten Weiten des Westens und Nordens. Dort erwarb er fünfzehn mit Proviant und Handelsware vollbeladene Ochsenwagen und neue Remington-Gewehre.

Mit diesen modernen Repetiergewehren, Kaliber .56-50, Modell Large Frame Split Breech Carbines, trotzte er allen Angriffen aufständischer Pawnee- und Siouxstämme. Neun Monate später erreichte er Montana ohne Verluste und verkaufte in Virginia den Wagenzug und Teile der Herde mit unglaublichem Profit.

Mit dem Rest der Longhorns gründete er die erste Viehzucht Montanas und erwarb, nachdem er sich etabliert hatte, 200 Kalifornia-Pferde und wurde so ebenfalls zum Gründer der ersten Pferdezucht des Landes.

Binnen weniger Jahre wurde Nelson Story zum potentesten Vieh- und Pferdezüchter Montanas, der nebenbei die erste National Bank Montanas und die erste Kornmühle des Landes gründete bzw. erbaute.

Er errichtete zu Ehren von John Bozeman, dem Wegbereiter des gleichnamigen Trails, ein Monument und stiftete nahezu alles Land, auf dem im Jahr 1893 das Montana State College of Agriculture and Mechanic Arts erbaut wurde.

Bereits 1892 verkaufte er 13.000 Rinder und ging nach Los Angeles, wo er ein Vermögen in Geschäfte aller Art investierte und den ersten Wolkenkratzer Kaliforniens, das Story Building, erbaute.

Story, dem seine Frau Ellen sieben Kinder schenkte, starb am 6. März 1926 im Alter von 88 Jahren. Er fand seine letzte Ruhe im Sunset Hill Cemetery in Bozeman, Montana.

Heute liegen dort auch seine Frau und seine sieben Kinder begraben. Ein riesiger, aber dennoch schmuckloser Grabstein ziert Storys letzte Ruhestätte, der bereits zu Lebzeiten als einer der bedeutendsten Pioniere des Wilden Westens galt.

Seine Leistung, eine tausendköpfige Rinderherde unbeschadet über mehr als 3500 Meilen nordwärts zu treiben, ist bis heute nicht wiederholt worden.

Quellenhinweis: