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Anne Boleyn Band 1 – Kapitel 19

Gräfin Luisa Mary von Robiano
Anne Boleyn
Historischer Roman, Constenoble, Jena 1867
Erster Band

19.

Anne erscheint öffentlich als Braut in Greenwich. Cranmers erste Zusammenkunft mit König Heinrich

Weihnachten nahte. Der König war nach London zurückgekehrt und hatte beschlossen, die Feiertage in Greenwich zuzubringen.

Der Diebstahl seiner verbrecherischen Korrespondenz hatte einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht und ihm eine Politik vorgezeichnet, in welche sogar Anne, wider ihren Willen, abermals willigen musste.

Zum größten Erstaunen des Hofes und zu nicht geringer Freude des Volkes, deren Abgott Katharina blieb, sah man den Heinrich die königliche Barke besteigen, welche auf seinen ausdrücklichen Wunsch seine unglückliche Gemahlin und seine reizende Tochter Mary zum Schloss an der Themse führte.

Katharina, die sanfte, edle Dulderin, begegnete dem treulosen Gemahl mit der gleichen Liebe und demütigen Zärtlichkeit. Sie war noch schön, noch anmutig in ihrer seelenvollen Güte, denn die Schönheit der Seele wirft eine nie ersterbende Glorie auch über die alternden Züge. Auch Heinrich, in dessen Herz immer noch für die Geliebte seiner Jugend eine Zärtlichkeit zurückblieb, welche selbst Annes frische Erscheinung nie ersticken konnte, empfand heute den vollen Zauber von Katharinas Persönlichkeit. Seine Freundlichkeit war daher nicht erheuchelt, noch die Liebe, mit welcher er seine reizende Tochter liebkoste.

»Ah! Die Mutter lächelt wieder«, sagte Mary, »sie sieht auch besser aus. Sie war so krank, Vater.«

»Krank?«, wiederholte Heinrich besorgt. »Und ich wusste es nicht!«

Katharina schlug die Augen nieder. Sie hätte gern gesagt: »Du dachtest nicht an mich in deinem Grafton.« Aber sie schwieg.

Heinrich aber verstand ihr edles Schweigen. Er drückte ihr beschämt die zarte Hand, küsste ihre bleiche Wange und flüsterte ihr ermutigend zu: »Du wirst wieder gesund werden, meine Kate, wenn erst diese Zeit der Spannung, die uns beide drückt, aufhört. Sobald der Papst sich ausgesprochen hat, werden wir heiter und glücklich sein.«

Es lag eine Welt von stillem Schmerz und sehnsüchtiger Hoffnung in dem großen dunklen Auge, das sich bei diesen Worten zu ihm erhob.

»Für unser Kind bete ich«, sagte sie sanft. »Gottes Wille geschehe an mir. Ich beuge mich willig jedem Opfer, ist nur Marys Zukunft klar und rein.«

Doch nur einige Tage währte Heinrichs Aufmerksamkeit gegen seine unglückliche Gattin.

Anne trotzte kühn jedem Schein, jeder Achtung vor ihrer königlichen Herrin, indem sie auf Heinrichs Wunsch ebenfalls in Greenwich erschien und Aufenthalt im Schloss nahm.

Getrennt von ihrer Rivalin nur durch einen kleinen Raum, thronte sie, von einem glänzenden Hofstaat umgeben.

Wohl empfand sie den harten, bitteren Tadel ihres Gewissens und des edleren Teiles der Nation, welcher sie sichtlich abermals bei dieser Gelegenheit traf. Allein sie war zu weit auf der Bahn der Schuld vorwärtsgeschritten, um jetzt noch zurückzutreten. Il n’y a que le premier pas qui coûte, sagt das französische Sprichwort, das sich auch hier bewährte.

Katharina schmieg wie immer und duldete diese neue Beleidigung. Im Umgang mit ihrer Tochter Mary und der treuen kleinen Schar ihrer Freunde suchte sie Ersatz für des Gatten Verlust. Aber die edle Mary von England, die Schwester Heinrichs, welche den Hof begleitet hatte, vermochte es nicht über sich zu bringen, ein gleiches Schweigen zu beobachten.

Die Prinzessin war bald nach ihrer zweiten feierlichen Vermählung an den Herzog von Suffolk mit diesem auf dessen Güter gezogen und hatte seither nur selten bei besonderen Gelegenheiten den Hof besucht. Des Königs Hoffnung, von dieser Verbindung einen Thronerben zu erhalten, war leider für Katharina nicht in Erfüllung gegangen: Die Prinzessin schenkte ihrem Gemahl nur eine Tochter. Zwar hatte die liebenswürdige Frau stets den lebhaftesten Anteil am Schicksal der verdrängten Königin sowie auch an dem ihres ehemaligen Pflegekindes Anne genommen, allein als ihre flehenden Bitten zugunsten der Ersteren ohne Erfolg bei Heinrich blieben, hielt sie sich mutig zu Katherina und wich dem Zwiegespräch mit Anne aus. Sie fasste den Entschluss, sich an diese selbst zu wenden, in der Hoffnung, Anne von der Bahn des Unrechts abzuleiten und dem Bruder die Gattin wieder zu erringen.

Anne lag nachlässig auf einem Diwan am offenen Fenster, von wo aus sie eine prächtige Aussicht auf den Fluss genoss. Sie war nicht allein. Smeaton, ihr Musiklehrer und eifriger Verehrer sowie mehrere Damen leisteten ihr Gesellschaft.

Als der Kammerdiener die Prinzessin anmeldete und diese mit sanfter, aber königlicher Würde ins Gemach trat, sprang Anne von ihrem Ruhebett bestürzt auf.

»Mein Besuch gilt Lady Anne allein!«, sagte Mary, worauf die sämtliche Gesellschaft den Saal verließ.

Anne aber trat auf die Prinzessin zu und sank sprachlos zu ihren Füßen nieder.

»Lady Anne«, redete Mary sie sanft an, »ich komme nicht als Richterin, nur als Bittende. Steht auf und leiht mir ein gütiges Gehör. Vielleicht ist es das letzte Mal, dass wir uns auf Erden sprachen.«

Anne gehorchte. Die Prinzessin zog sie bei der Hand zum Diwan und zwang sie, neben ihr Platz zu nehmen.

»Es ist lange her, seitdem wir so vertraulich beisammensaßen«, sagte sie. »Als wir uns in Paris trennten, hoffte ich, meine kleine Pflegetochter werde mich nie vergessen, mir Ehre machen.«

»Vergessen, Hoheit!«, rief Anne aus. »Wollte Gott, ich wäre niemals von Euch getrennt worden. Mit Euch schied mein guter Engel.«

»Er steht heute wieder vor dir, liebe Anne. Willst du seine Stimme hören, seiner Warnung Folge leisten?«

»Wenn es in meiner Macht steht, Hoheit?«

»Es hängt nur von deinem Willen ab. Sage, willst du zu mir ziehen und meine liebe Schwester sein wie ehemals? Auch heute wäre deine Gegenwart mir ein Trost und eine Erheiterung, denn meine Gesundheit ist ernstlich bedroht. Ich darf vielleicht mein Leben nicht lange mehr genießen. Ich habe ein Töchterchen, das dir gleichen soll, sagt man. Du sollst sein zweites Mütterchen werden, liebe Anne.«

»Hoheit!«, stammelte Anne verwirrt und verlegen, »wenn ich es auch wollte, ich kann nicht mehr tun, wie ich möchte. Der König …«

»Du würdest freilich vielem entsagen müssen, was dir hier zuteilwird«, fuhr Mary fort, »aber für die falsche Schmeichelei der Höflinge und die Anbetung eines wankelmütigen Königs erwartet dich eine treue, reine Liebe, ein Frieden der Seele, von keiner Schuld getrübt.«

»Hoheit!«, rief Anne aus; »mein Herz ist rein, vor Gott kann ich es beteuern. Nie habe ich die Stimme der Ehre unbeachtet gelassen!«

»Anne!«, sagte Mary ernst, »darf die von Ehre und reinem Herzen reden, welche freventlich das Sakrament der Ehe mit Füßen tritt und einer edlen Gattin den Gemahl, einem Kind den Vater entzieht? Oh, meine Liebe, du täuschest dich selbst, und andere nähren diesen Wahn bei dir, weil sie Vorteil von dir ziehen. Glaube mir, ich kenne diese hohle, falsche Welt, welche scheinbar zu deinen Füßen liegt. Wendet sich heute meines Bruders Sinn von dir ab – nicht eine Seele bleibt dir ergeben zurück. Nur die wahre Achtung verschafft uns treue Freunde.«

»Hoheit!«, entgegnete Anne mit einer stolzen Miene, »Ihr missbraucht Euer Vorrecht der Geburt, um mich zu beleidigen und zu entehren. Ich bin die Braut Eures königlichen Bruders!«

»Oder wie die Nation dich nennt, die Geliebte des Königs, Anne!«, entgegnete Mary ruhig und gelassen. »Seine Braut kannst du vor Gott nicht sein, solange seine rechte Gemahlin lebt. Aber ich glaube, dass du nicht die letzte Schranke der Tugend weggeworfen hast. Ich glaube noch an dein gutes besseres Selbst, und deine Großmut, deinen Edelsinn will ich heute für eine kummervolle, gebeugte Frau anrufen. Anne, liebe Anne, es kostet dich nur ein Wort, einen raschen Entschluss. Mach dich vom König los! Folge mir in die Stille und Einsamkeit, so wird eine edle Familie dir danken, alle Guten dich hoch achten und dein Gott dich segnen!«

»Zu spät, Hoheit! Mein Zurücktreten würde nur einer anderen Platz machen. Ihr kennt des Königs Sinn und die Wünsche, welche ihn antrieben, eine Scheidung zu verlangen.«

»Ich kenne sie«, sagte Mary traurig; »aber dein Einfluss verschließt im Herzen Heinrichs jeden Zugang zur Reue. Sich selbst überlassen, wird er zu Katharina zurückkehren und im Besitz seiner reich begabten Tochter zufrieden den erwünschten Erben entbehren.«

»Und wenn dies nicht geschähe?«, fragte Anne.

»Dann hast du deine eigene Seele vom Verderben gerettet, Anne; auch nicht allein deine Seele – o glaube mir, du wirst kein Glück auf Erden finden, das mit den Tränen anderer erkauft worden ist. Mit demselben Maß, womit wir anderen messen, wird uns gemessen werden. Der Treubruch, der Katharinas edles Herz zerreißt, wird auch dir einst den Todesstoß geben. Du besitzt weder Katharinas Seelenruhe noch ihre Sanftmut und wirst weder Heinrichs Liebe dir erhalten noch seine Leidenschaftlichkeit zügeln können wie jene.«

»Oh mein Gott!«, seufzte Anne erbleichend, indem sie ihr Gesicht mit dem Tuch bedeckte, »welch ein Schicksal!«

Unwillkürlich durchzuckte sie bei der Mahnung Marys die Weissagung des Zigeunerknaben.

»Jawohl, ein schweres«, sagte Mary, »und ohne das eigene Bewusstsein der Unschuld ein unerträgliches. Noch ist es Zeit, du kannst dich retten. Folge mir in mein Haus.«

»Ich kann, ich darf es nicht ohne des Königs Erlaubnis, Hoheit.«

»Du bist frei, Anne, und er wird, wenn du fest beharrst, dir nicht lange gram bleiben.

Auch er achtet im Weib die reine Tugend. Bei deiner Liebe, welche du mir einst gelobt hast, bei der Hoffnung des seligen Paradieses, Anne, höre meine Bitte, höre dies Flehen deiner Mary!«

Anne kämpfte einen furchtbaren Kampf. Eitelkeit, Rachsucht und Liebe zu der Prinzessin stritten in ihrer Seele um den Sieg.

Mary umschlang sie inbrünstig und küsste sie zu wiederholten Malen.

»Du gehst mit mir«, jubelte sie, »ich lese die Antwort in deinen Augen, an deinem Erbeben. Mut, meine geliebte Anne, der Kampf geht vorüber und der Frieden ist so süß!«

Was das junge Mädchen antworten wollte, wissen wir nicht, es ist mehr als wahrscheinlich, dass sie Mary gefolgt wäre.

Aber ein Kammerherr schreckte die Freundinnen mit dem Rufe auseinander: »Seine Majestät der König!«

»Geht, geht, Hoheit!«, bat Anne ängstlich. »Um Gottes willen, um Katharinas willen darf er Euch bei mir nicht antreffen. Hier, durch diese Tür, Hoheit, durch das kleine Kabinett gelangt Ihr auf die hintere Treppe. Wir sehen uns wieder, Hoheit!«

»Nur, wenn du mir folgst!«, war die feste Antwort, indem Mary aus dem Zimmer schritt.

Kaum hatte sich die Tapetentür hinter ihr geschlossen, als Heinrich eintrat. Er trug in seiner Hand einen Strauß der seltensten Blumen, womit er seine Angebetete schmücken wollte.

So groß Annes Selbstbeherrschung war, sie verließ sie fast in diesem Augenblick. Einer Ohnmacht nahe, wankte sie dem König entgegen und sank in dessen Arme.

»Was ist vorgefallen?«, fragte Heinrich besorgt, indem er sie zärtlich liebkoste. »Wer hat es gewagt, meinen Liebling zu kränken?«

»Niemand, Sire!«, erwiderte Anne, indem sie sich mit Anstrengung erhob und ein Lächeln erzwang. »Ich war allein, und da wurde es mir schwer ums Herz. Ich dachte an meine Zukunft, an das traurige Los, das mich erwartet, wenn ich nicht Eure Gemahlin würde.«

»Gib diesen schwarzen Gedanken nicht Raum!«, sagte Heinrich. »Nur noch ein wenig Geduld, Schätzchen, dann soll deine Treue herrlich belohnt werden.«

Einige Tage später befand sich Anne in dem Arbeitskabinett des Königs. Sie saß an ihrem Stickrahmen am Fenster, während Heinrich sich mit seinen Ministern Gardiner und Fox unterhielt. Das Gespräch drehte sich abermals um die nachgesuchte Scheidung, und Heinrich schlug Gardiner vor, nach Rom zu reisen, um durch seinen Einfluss eine Entscheidung vom Papst zu erzwingen.

»Ich fürchte, die Reise wäre umsonst, Sire«, lautete die Antwort. »Wir können nicht gegen die Partei des Papstes und des Kaisers kämpfen, das Geld fehlt dazu.«

»Und Ihr, Fox, wisst Ihr keinen Vorschlag?«, fragte der König. »Ihr seid nachdenklich.«

»In Wahrheit, Majestät, erwog ich bei mir die Worte eines alten Universitätsfreundes, mit dem ich unerwartet auf unserer Rückreise von Grafton im Schloss des Herrn Cressy in Waltham zusammentraf. Er fragte mich nach dem Stand dieser Sache, Sire, und meinte, wenn er König Heinrich wäre, hätte er in kurzer Zeit seinen Willen durchgesetzt, auch ohne Papst.«1

»Wieso?«, fragte Heinrich aufgeregt.

Anne ließ ihre Nadel fallen und richtete ihren Blick gespannt auf den Minister.

»Er würde einfach ein Gutachten von den einheimischen Universitäten, Rechtsgelehrten und Theologen sich geben lassen und dieses dem Papst zur Unterschrift übersenden – oder gar nicht.«

»Meiner treu«, rief Heinrich fröhlich aus, »der ist unser Mann, Lady Anne! Hätten wir diesen Rat vor zwei Jahren vernommen, wir wären um einige Säckel Goldes reicher und dem Ziel näher.«2

»Wie heißt Ihr Freund?«, fragte hastig Anne.

»Cranmer, Lady. Er ist der Erzieher der Cressy’schen Söhne, ein gelehrter, tüchtiger Kopf und ein edler Charakter.«

»Er soll sofort zu uns kommen«, gebot Heinrich. »Geht, meine Herren, für heute wäre es des Geschäftes genug. Wir wollen einen Ritt machen, Lady Anne, wenn es Euch gefällt.«

Anne entfernte sich lächelnd. In kurzer Zeit sprengte sie an der Seite des Königs durch den Park.

Die Hoffnung auf eine baldige Lösung ihres Schicksals brachte die Heiterkeit wieder auf die bleicher gewordenen Wangen. Prinzessin Marys Bitten waren nun für immer in den Hintergrund gedrängt.

Zwei Tage später stand Cranmer vor dem König in dessen Arbeitszimmer. Anne hatte anfangs ihren gewohnten Platz am Fenster eingenommen. Auf des Königs Aufforderung jedoch trat sie zu den beiden Männern heran und nahm an der ernsten Unterhaltung teil. Die Persönlichkeit des noch jungen Theologen machte einen günstigen Eindruck sowohl auf Heinrich als auch auf Anne. Die edle, aber bescheidene Festigkeit, mit welcher Cranmer sein Urteil über die Verhältnisse aussprach, sein klarer Verstand, seine umfassenden theologischen Kenntnisse entzückten Heinrich und erwarben Cranmer in kurzer Zeit dessen unbedingtes Vertrauen. Die Unterhaltung hatte bereits einige Stunden gedauert, als Heinrich sich erhob und dem jungen Mann huldreich die Hand zum Abschied bot.

»Euch sendet uns Gott, ehrwürdiger Herr«, fügte er hinzu. »Wir bevollmächtigen Euch vorerst, dieses Gutachten aufzusetzen sowie Eure persönliche Ansicht über die Sache zu Papier zu bringen. Seid unserer höchsten Dankbarkeit versichert, wenn Euch der Plan gelingt.«

»Ich glaube«, fiel Anne hier ein, »dass es ratsam wäre, wenn unser Anwalt eine Wohnung in London bezöge, welche ihn vorläufig vor den arglistigen Blicken Wolseys und unserer übrigen Feinde birgt. Ich würde die Wohnung meines Vaters wählen. Mein Bruder Rocheford, selbst ein gelehrter Mann, und Henry Wyatt vermöchten Herrn Cranmer mit den nötigen Büchern zu versorgen.«

»Hast recht, Liebchen«, erwiderte Heinrich fröhlich, »so kann es gehen.«

»Es hieß«, bemerkte Cranmer noch, »die Königin wolle in ein Kloster?«

»Ich hoffte es«, war die Antwort, »aber sie baut fest auf den päpstlichen Ausspruch und weist jeden anderen Vorschlag ab. Daher rasch vorwärts, ehrwürdiger Herr. Ihr seid nach Gott jetzt unsere einzige Hoffnung.«

Cranmer verließ nach einer tiefen Verbeugung das hohe Paar, um seinem Freund Fox das günstige Resultat der Unterhaltung zu berichten.

Heinrich aber schloss die Braut in seine Arme.

»Es wird gehen, meine einzig Geliebte, meine Seele, mein Idol! Unser Weg erweitert und erhellt sich. Nur Mut und Geduld!«

»Wir sind aber noch nicht am Ziel, Sire!«, entgegnete Anne schelmisch. »Bedenkt, unser Anwalt hat mit einem Wolsey den Kampf zu bestehen. Es wird eine heiße Schlacht geben. Ich fürchte, einer wird auf dem Kampfplatz bleiben.«

»Dann muss dieser eine Wolsey sein!«, rief Heinrich drohend aus. »Wehe ihm, wenn er es wagt, uns hemmend den Plan zu durchkreuzen!«

»Bleibt fest bei diesem Entschlusse, Sire«, bat Anne dringend. »Ihr müsst Cranmer, der so viel für uns wagt, treu zur Seite stehen, im Notfall, wenn es nicht anders sein kann, Wolsey vom Staatsamt schleunigst entfernen. Er ist nicht unersetzbar, Sire«, fügte sie zuversichtlich hinzu, als sie wieder einen Schatten über Heinrichs Antlitz fliegen sah, »wenigstens nicht auf eine kurze Zeit. Eine kurze Verbannung auf seine Güter oder in ein Kloster, bis unsere Sache entschieden sein wird, ist ebenso wenig erniedrigend, als meine Verbannung von Eurem Hof es war, in die Wolsey mich sandte! Sind wir erst glücklich vereint, dann kann er ja seine Stellung um Eure hohe Person wieder einnehmen.«

»Allerdings«, erwiderte Heinrich arglos, »dieser Ausweg bleibt uns offen. Ich glaube jedoch und hoffe, dass Wolsey sich in die Notwendigkeit fügt. Am meisten baue ich auf seine Liebe zu uns. Nur ungern würde ich zur Gewalt gegen ihn schreiten.«

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  1. Cramners eigene Worte
  2. Heinrichs eigene Worte