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Oberhessisches Sagenbuch Teil 16

Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873

III. Umzüge der Götter

Der nächtliche Wagen am Forellenteich

Am oberen Forellenteich waren vor etlichen Jahren Ilbeshäuser Leute über Nacht, um auf der Heide Heu zu machen. In der Mitternacht sahen sie auf einmal einen hohen Wagen, der mit Tüchern zugehängt war, daherkommen. Der Kutscher und die Pferde hatten aber keinen Kopf. Er fuhr dreimal um den Teich, dann verschwand er, ohne dass sie wussten, wo er hinkam.


Am Seedamm

Von Rudingshain ging in den alten Zeiten ein Mann hinauf in den Oberwald, wo er etwas zu schaffen hatte. Als er gerade an dem Seedamm herschritt und sich nichts versah, rauschte der Wind sehr stark. Ohne den geringsten Hufschlag jagte vor ihm ein riesiger Reiter her, der hatte keinen Kopf, und der Gaul, auf dem er saß, auch keinen. Das geschah am lichten Mittag und dauerte nicht länger, als man Amen sagt. Der wilde Jäger soll es gewesen sein.


Der wilde Jäger an der Neuhecke

Wo die Neuhecke, ein wunderschöner Buchwald unter dem Bilstein auf den Baalsweg stößt, stehen junge Fichten gepflanzt. Zwei Eschenröder Weidbuben hüteten daselbst ihr Vieh.

Da sagte der eine Bub zu dem anderen: »Du, guck einmal, in den Fichten steht ja ein großer grauer Jäger.«

Neugierig lief der andere dahin, konnte aber nichts sehen. Er hörte nur einen grellen Pfiff, dass ihm die Ohren wehtaten. Nun kam solch eine starke Windsbraut aus den Fichten geschossen, dass er davon umgeworfen wurde. Er fiel den langen Weg hin auf den Leib, seine Schuhe flogen hinter ihm hoch in die Höhe, seinen Hut aber trieb der Wind weit von dannen. Als er sich wieder aufgerappelt hatte, fuhren die Buben so geschwind, wie sie konnten, hinweg, denn sie hatten den wilden Jäger sattgekriegt für dieses Mal.


Überreste der wilden Jagd

Ein Bursche von Michelbach blieb im Heumachen über Nacht in einem großen Heuhaufen auf der Wiese. Um Mitternacht wachte er von einem furchtbaren Getöse um ihn her auf. Das kam näher und näher, als ob viele tausend Hörner bliesen, Hunde bellten und Menschen laut und wirr durcheinander tobten. Das Herz im Leibe zitterte ihm, vor Angst kroch er tiefer in den Heuhaufen hinein und wagte kaum Atem zu holen. Es war ihm ordentlich, als ob eine Koppel Hunde um ihn herum jagte und er ihr Schnauben hörte. Am Morgen, als er den Kopf herausstreckte, merkte er, dass der wilde Jäger da gewesen war, denn rings um seine Lagerstätte lag es weiß von den vielen Knochen, welche die Hunde desselben hinterlassen hatten.