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Interessante Abenteuer unter den Indianern 95

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Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas

Geschichte von Georg Ash

Folgende Geschichte wurde im Herbst des Jahres 1829 der Cincinnati Chronicle durch einen Herrn mitgeteilt, und wir erzählen den Inhalt derselben in den nachfolgenden Zeilen. Er erfuhr dieselbe aus dem eigenen Mund von Ash, welcher am Ohio im Staat Indiana auf den Ländereien, welche er zuerst von den Indianern zum Geschenk erhielt, wohnte und in deren Besitz ihn der Kongress später teilweise bestätigte, als er für dieselben bezahlte. Wir kopieren die Geschichte aus Turners Zügen des indianischen Charakters.

»Mein Vater, John Ash, war einer der frühesten Auswanderer nach Kentucky und ließ sich nahe bei Bardstown in Nelson County, viele Meilen von irgendeiner anderen Ansiedlung der Weißen entfernt, nieder. Im Monat März 1780, als ich ungefähr zehn Jahre alt war, wurden wir von den Shawnee angegriffen. Ein Teil der Familie wurde getötet, die Übrigen gefangen genommen. Wir wurden voneinander getrennt. Mit Ausnahme einer jüngeren Schwester, welche von derselben Abteilung gefangen genommen wurde, welche mich in Besitz hatte, sah ich niemand von meiner Familie in einem Zeitraum von siebzehn Jahren. Meine Schwester war klein; sie trugen sie zwei bis drei Tage lang mit sich. Da sie aber schwer war und ihnen beschwerlich fiel, so erschlugen sie dieselbe mit dem Tomahawk, skalpierten sie und ließen sie auf dem Weg liegen. Ich wurde nach diesem verschiedene Male von einer Familie der anderen übergeben, hart behandelt und ein weißer Hund genannt, bis ich zuletzt in eine Familie eingebürgert und als ein Mitglied derselben betrachtet wurde. Nachdem dies geschehen war, wurde ich ebenso behandelt wie andere Kinder des Stammes. Die Shawnee wohnten zu dieser Zeit am großen Miami, ungefähr zwanzig Meilen oberhalb Dayton. Hier blieben wir, bis General Clarke heranrückte, uns angriff und unsere Stadt niederbrannte. Wir zogen dann nach St. Mary, woselbst wir ungefähr zwei Jahre blieben. Hierauf begaben wir uns nach Fort Wayne am Maumee River, woselbst wir von General Harmar angegriffen wurden. Hierauf zogen wir an den La Rivière Anglaise und blieben dort einige Jahre. Als wir uns an diesem Ort befanden, rückte General St. Clair gegen uns an. Achthundertfünfzig Krieger zogen ihm entgegen. Unterwegs vereinigten sich fünfzig Kickapoo mit ihnen.

Die beiden Armeen trafen ungefähr eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang aufeinander. Als die Indianer beinahe eine halbe Meile von St. Clair entfernt waren, kamen die Späher zurückgelaufen, um uns davon in Kenntnis zu setzen, worauf wir haltmachten. Wir beschlossen zu lagern. Es sei zu spät, sagten die Indianer, das Spiel zu beginnen. Sie wollten den Spaß bis auf den nächsten Morgen verschieben.

General Blue Jacket war unser Oberbefehlshaber. Nachdem es dunkel geworden war, ließ er alle Häuptlinge zu sich rufen, damit dieselben das, was er zu sagen habe, hören sollten. ›Unsere Väter‹, sprach er, ›pflegten dasselbe zu tun, was wir jetzt tun. Unsere Stämme bekämpften andere Stämme, sie konnten sich aber immer auf ihre eigene Stärke und auf ihre Anzahl verlassen. Aber in diesem Kampf besitzen wir kein solches Vertrauen. Unsere Macht und unsere Anzahl können nicht mit der unserer Feinde in Vergleich gebracht werden, und wir können nichts tun, wenn der große Vater uns nicht beisteht. Ich bete nun‹, fuhr Blue Jacket fort, indem er seine Augen gen Himmel erhob, ›dass er heute Nacht mit uns sein möge, (es schneite) dass er morgen die Sonne hell auf uns herabscheinen lassen möge. Wir werden dies dann als eine glückliche Vorbedeutung halten und siegen.‹

Blue Jacket scheint sowohl ein Priester als auch ein Krieger gewesen zu sein.

Ungefähr eine Stunde vor Tagesanbruch wurde Befehl gegeben, dass jeder Mann sich marschbereit halten solle. Bei näherer Untersuchung fand man, dass drei Feuer oder Lager, die von fünfzig Pottawatomie eingenommen worden waren, uns verlassen hatten. Wir marschierten, bis wir die Feuer St. Claims zu Gesicht bekamen. Hierauf begann Blue Jacket zu sprechen und eine Hymne zu singen. Hier erwähnte der Erzähler eine gewisse Zeremonie, welche ich nicht ganz verstand. Die Schlacht begann und dauerte etwa eine Stunde oder darüber, als die Indianer sich zurückzogen. Als sie den Kampfplatz verließen, rannte ein Häuptling, Black Fish genannt, mitten unter sie und fragte mit einer Donnerstimme, was sie tun wollten, wohin sie gingen und wer den Befehl zum Rückzug gegeben habe. Dies bewirkte, dass die Indianer haltmachten. Black Fish fuhr fort, sie mit der leidenschaftlichsten Beredsamkeit zu Mut und zu kühnen Taten zu ermahnen, und schloss seine Rede, indem er sagte, er wisse nicht, was der Entschluss der anderen sein möge. Was ihn jedoch selbst beträfe, so wäre sein Entschluss der, entweder zu siegen oder zu sterben. ›Ihr, die ihr gleich mir denkt, folgt mir!‹ Sie erhoben das Kriegsgeschrei, welches bedeutet: ›Wir siegen oder sterben.‹

Der Angriff war äußerst stürmisch, und das Gemetzel ein paar Minuten lang wahrhaft schaudererregend. Viele von den Indianern warfen ihre Gewehre weg, stürzten sich mitten unter die Amerikaner und schlachteten mit dem Tomahawk. In wenigen Augenblicken begannen die Amerikaner zu weichen. Die Indianer nahmen Besitz vom Lager und von der Artillerie, vernagelten die Kanonen. Indianische Abteilungen verfolgten die retirierende Armee viele Meilen weit. Elfhundert Amerikaner blieben tot auf dem Kampfplatz. Die Anzahl der getöteten Indianer, zusammen mit der Zahl derjenigen, welche später an den erhaltenen Wunden starben, belief sich bloß auf fünfunddreißig.«

In dieser Schlacht drang eine Kugel durch Ashs Nacken. Er fiel und erzählte, dass er seine Besinnung wiedererlangt habe, während ihn ein Indianer auf seinem Rücken forttrug.

Viele Jahre danach erfuhr Ash, dass er einen Bruder in St. Claims Armee gehabt habe, der in jener Schlacht getötet wurde. Wer kann sagen, dass er nicht selbst die Kugel abfeuerte, die das verhängnisvolle Werk verrichtete, denn alle, welche Ash gesehen haben, werden zugeben, dass er nicht der Mann dazu war, in der Schlacht müßig zu bleiben.

»Nach dieser Schlacht wurde ich mit acht anderen als Gesandter an die Creek abgeschickt. Unsere Absicht war, die freundschaftlichen Beziehungen zwischen dieser Nation und unserem Stamm zu erneuern. Zwei von uns waren zu diesem Zweck regelmäßig beglaubigte Gesandte. Unser Besuch dauerte ein Jahr und wir erreichten den Zweck unserer Mission vollkommen. Die Nationen nördlich vom Ohio wünschten, sich durch auswärtige Bündnisse gegen die Weißen zu stärken.

Während unserer Abwesenheit hatte unser Stamm eine Schlacht mit den Weißen, nahe bei Fort Hamilton. Die amerikanische Armee wurde, wie ich glaube, von General Bradley befehligt. Nach unserer Rückkehr rückte Wayne mit achttausend Mann gegen uns an. Wir sandten unsere Läufer an alle Nationen, um Krieger zu sammeln. Bald stand eine Armee von fünfzehnhundert Mann im Feld. Wir marschierten Wayne entgegen, der sich bei Fort Recovery gelagert hatte. Wir nahmen auf unserem Marsch einen Späher Waynes, einen Chickasaw gefangen. Er wurde zur indianischen Armee gebracht, um einen Bericht über die Bewegungen Waynes zu geben. Aber die Indianer waren wegen seiner Verrätereien so wütend auf ihn, dass sie über ihn herfielen und mitten in seiner Erzählung töteten. Die Chippeway schnitten ihn in Stücke, rösteten und aßen ihn. Unsere Armee hatte damals großen Mangel an Mundvorrat.

Nahe bei Fort Recovery trafen wir auf eine Abteilung der amerikanischen Armee und bekämpften sie mit geringem Erfolg. Hierauf kehrten wir nach Hause zurück. Wayne marschierte auf die Städte los. Es konnten kaum dreihundert Krieger gemustert werden, um ihm die Spitze zu bieten. Wir rückten trotzdem aus und bekämpften ihn in zwei Schlachten, die innerhalb drei Tagen gefochten wurden. Diese Schlachten wurden nahe bei Fort Wayne geschlagen. Die Plätze, auf denen sie stattfanden, sind nicht mehr als fünf Meilen davon entfernt. Die Indianer wurden in der Tat besiegt und der Krieg war zu Ende. General Blue Jacket pflanzte während jenes Winters die Waffenstillstandsflagge auf und marschierte nach Greenville, um mit Wayne zu unterhandeln.

Wir sind alle genau mit der Geschichte dieser indianischen Kriege bekannt, mit den Taten des tapferen, aber unglücklichen St. Clair und denen des ritterlichen und siegreichen Wayne. Dieses ist, meinem Wissen nach, der erste indianische Bericht von diesen Begebenheiten, welcher bekannt gemacht wurde. Wenn derselbe richtig ist, und ich habe hinreichenden Grund, es zu glauben, so muss derselbe wenigstens den Tadel, mit welchem St. Clair beschuldigt wurde, vermindern, wenn er dem Ruhm Waynes keinen Eintrag tut. St. Clair ließ sich von den Indianern auf ihrem eigenen Grund und Boden überrumpeln – ein Fehler, welcher der Meinung Washingtons zufolge keine Entschuldigung zuließ. Nebenbei war seine Armee der des Feindes an Zahl überlegen. Aber wenn wir seine Unkenntnis der indianischen Kriegführung in Betracht ziehen und bedenken, dass er die Indianer in ihrer eigenen Wildnis zu bekämpfen hatte, so müssen wir anerkennen, dass seine Überlegenheit nicht sehr groß war. Wir müssen gleichfalls annehmen, dass ihre Armee aus beinahe tausend Mann bestand, und zwar aus solchen Männern, welche nicht leicht durch irgendeine Macht überwältigt werden konnte, denn ihr Wahlspruch war: Wir siegen oder sterben.«

Ash war nun siebzehn Jahre bei den Wilden gewesen. Er hatte sich längst auf gleichen Fuß mit denselben gestellt, redete ihre Sprache vollkommen, aber seine eigene beinahe vergessen. Ihre Kleidung sowie ihre ganze Lebensweise hatte er gleichfalls angenommen. Sein rechtes Ohr ist auf eine besondere Art durchbohrt, und zwar zu dem Zweck, Geschmeide in demselben zu tragen. Der Rand des Ohrs ist ungefähr einen drittel Zoll breit abgeschnitten, ausgenommen an den Enden, wo es am Kopf angewachsen ist. Dieser Rand hängt ins Gesicht herab und dient als eine Art Schleife. Der Knorpel, welcher die Nase teilt, ist durchstochen. Es befindet sich gleichfalls ein Loch in seinem linken Ohr. Ich stellte einige Fragen bezüglich seiner Bemalung. Er sagte mir, dass er es täte, und wenn er das schöne Geschlecht besuche, sich mit Zierraten von Silber schmücke, welche ungefähr hundert Dollar wert seien. In seiner Nase trug er drei silberne Kreuze und sieben Halbmonde, die auf fünf- bis sechshundert Dollar geschätzt wurden. Während er fortfuhr, die Dekorationen, welche er bei diesem galanten Zug an sich trage und den Empfang, welcher ihm zuteilwerde, zu beschreiben, konnte ich nicht umhin, darüber nachzudenken, welchen Einfluss der Schmuck beim schönen Geschlecht in allen Zeitaltern und bei allen Nationen ausübt.

»Nach dem Frieden«, fuhr er fort, »sagte ich den Indianern, dass ich mich zu den Ansiedlungen der Weißen begeben wolle, um zu sehen, ob noch jemand von meiner Familie am Leben sei. Sie machten zuerst Einwürfe, willigten jedoch zuletzt ein. Ich begab mich in vollem Anzug, mit einem guten Pferd, einer guten Büchse und einem guten Jagdhund auf die Reise nach Fort Pitt. Nachdem ich vierzehn Tage allein durch die Wildnis gereist war, kam ich am Platz meiner Bestimmung an. Ich fand dort meinen Bruder und erfuhr, dass mein Vater immer noch in Kentucky lebte. Nachdem ich eine Zeit lang zu Fort Pitt geblieben war, wurde ich von einem Herrn als Führer durch die Wildnis nach Detroit angestellt. Als wir in der Nachbarschaft von Detroit angekommen waren, sagte ich dem Herrn, dass er nun allein weiterreisen möge, indem ich den Winter unter den Indianern und bei meiner Frau zubringen wolle, denn ich hatte eine Frau genommen, ehe ich die Indianer verließ. Er holte mich im Frühjahr wieder ab und wir kehrten zusammen nach Fort Pitt zurück. Dort verkaufte ich mein Pferd und fuhr auf einem Boot den Ohio hinab, in der Absicht, meinen Vater zu besuchen. Ich kam bei Nacht bei seinem Haus an und ersuchte ihn um ein Nachtlager. Er verweigerte eine solche Bitte niemanden, wer es auch sein mochte. Es war jedoch augenscheinlich, dass ihm mein Aussehen nicht sehr gefiel, denn ich trug noch immer meine indianische Kleidung und konnte nur einige Worte Englisch sprechen. Er schenkte mir nur wenig Aufmerksamkeit, gab einem Diener Aufträge in Bezug auf mein Logis und wollte sich eben zu Bett begeben, als ich ihn in ein Gespräch zog, indem ich einige Fragen in Bezug auf seine Familie an ihn richtete. Ich fragte ihn, ob er keinen Sohn, Names George gehabt habe, welcher vor vielen Jahren von den Indianern gefangen genommen wurde. Er erwiderte, dass dem so sei, dass er gehört habe, derselbe wäre bei der Niederlage St. Clairs beteiligt gewesen und getötet worden. Ich gab ihm die Versicherung, dass dieser Bericht unwahr sei und dass ich etwas von seinem Sohn wisse.

Auf seine dringende Frage, wo derselbe wäre, erwiderte ich: ›Er steht vor dir.‹

Er blickte mich mit forschender Genauigkeit an und begann das Zimmer zu durchschreiten. Er ging zwei Stunden lang im Zimmer auf und ab, ehe er eine Silbe von sich gab.

›Würdest du deinen Bruder Heinrich kennen‹, sagte er endlich, »wenn du ihn sähest?«

Ich antwortete: ›Nein, denn er war noch ein kleines Kind, als ich wegging!‹

Er dachte, ich würde ihn dennoch kennen. Obwohl es spät am Abend war, ritt er noch mehrere Meilen weit, um ihn zu holen.«

Bei diesem Teil der Erzählung bemerkte ich, dass Ashs Augen feucht und seine Stimme heiser wurde. Er stand auf, um wegzugehen, wurde jedoch durch einiges Bitten veranlasst, zurückzukommen und seine Erzählung fortzusetzen.

»Mein Vater«, erzählte Ash weiter, »war reich geworden und besaß Neger und schöne Pferde in Überfluss. Aber meine Mutter war tot und mein Vater hatte eine zweite Frau genommen, welche sich durchaus nicht genierte, mir zu sagen, dass dies kein Platz für mich sei.

»Ich reiste abermals zum Land der Indianer ab, ging über den Ohio und schlug mein Lager am Ufer dieses Stromes, der Mündung des Kentucky River gerade gegenüber, an dem Ort, wo nun mein Haus steht, auf. Nachdem ich eine Zeit lang gejagt hatte, entschloss ich mich, meinen roten Brüdern einen neuen Besuch abzustatten. Ein Freund gab mir ein Pferd zum Reiten. Ich fand dieselben damit beschäftigt, eine Deputation an ihren großen Vater, den Präsidenten, abzusenden. Ich musste mich auf ihr unbedingtes Verlangen der Gesellschaft anschließen. Mit einer Anzahl von Häuptlingen begab ich mich nach Philadelphia. Nachdem ich den Präsidenten und alle großen Leute dort besucht hatte und von denselben ohne Zweifel für einen sehr guten Indianer gehalten wurde, kehrte ich zu meinem alten Lager zurück, wo ich jetzt wohne.

Als Vergütung für meine Dienste bei dieser Mission bewilligten mir die Indianer eine Strecke Land, der Mündung des Kentucky River gegenüber gelegen, welche vier Meilen den Fluss entlang und eine Meile in der Breite maß. Als das Territorium an die Vereinigten Staaten abgetreten wurde, vernachlässigten die Indianer, sich das mir bewilligte Land vorzubehalten. Ich hatte einige Teile desselben kultiviert und dasselbe war weit mehr wert, als der Gouvernementspreis betrug. Es wurde jedoch zum Verkauf ausgeboten. Ich reichte eine Bittschrift beim Kongress ein, mir das zu sichern, was in der Tat mein Eigentum war. Derselbe verweigerte meine Bitte, erlaubte mir jedoch so viel für den Regierungspreis anzukaufen, wie ich konnte.

Ich hatte mich für reich an Ländereien gehalten, aber ich war arm an Geld und es blieben mir nur ungefähr zweihundert Acker als Besitztum. Auf diesen habe ich seitdem immer gewohnt.«

Dies ist die vollständige Geschichte von George Ash.