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John Sinclair Band 2097 – Willkommen im Shocking Palace

Ian Rolf Hill
John Sinclair Band 2097
Willkommen im Shocking Palace

Grusel, Heftroman, Bastei, Köln, 18. September 2018, 68 Seiten, 1,80 Euro, Titelbild: Néstor Taylor
www.bastei.de

[…] Ich war ganz schön erstaunt, als ich die altmodisch mit der Hand geschriebene Postkarte las. Sie war von einer Frau, die ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte – und die ich im Zusammenhang mit einem Fall kennengelernt hatte, der so weit zurücklag, dass man die Jahre schon beinahe nicht mehr zählen konnte.
Doch plötzlich hatte ich die schrecklichen Ereignisse von damals wieder ganz deutlich vor Augen, als wäre das alles erst gestern passiert. Und schon bald sollte mich meine Vergangenheit wieder einholen … […]

Auf dem Rastplatz Schwielowsee, nahe Berlin, hat Buchhändler Burkhard Müller eine dramatische Begegnung mit einem Vampir.

Zum Ort des Geschehens fliegen die Wiesbadener BKA-Agenten Harry Stahl und Dagmar Hansen, beide nicht unerfahren im Umgang mit Vampiren und dem Übernatürlichen.

Der Vampir vom Rastplatz war ein gewisser Dr. Emil Hofmann, Facharzt für Psychiatrie und tätig im Krankenhaus des Maßregelvollzugs in Berlin.

Zu den ermittelnden Agenten gesellen sich die beiden LKA-Beamten Mira Pohl und Thomas Zinke. In zwei Teams nimmt man die vertiefende Untersuchung des Falles auf.

Währenddessen freut sich John Sinclair auf ein Wiedersehen mit Marina Held aus Deutschland, die er vor vielen Jahren davor bewahrt hatte, zu einem Vampir zu werden. Verabredet sind die beiden in einem Café im Londoner Stadtteil Soho. Doch statt Marina trifft John auf Lena Grundmann, eine Freundin Marinas, die ihn zum Shocking Palace lotst, wo Marina auf ihn warte. Zu spät bemerkt John Sinclair die Falle, die ihm von den beiden Frauen gestellt wurde.

Parallel dazu erhalten Dagmar Hansen und Mira Pohl von Frau Dr. Stammer, Abteilungsleiterin im Berliner Maßregelvollzug, Informationen über zwei ausgebrochene Patientinnen, die für Dagmar nur einen Schluss zulassen: John Sinclair steckt in Schwierigkeiten.

Und so begeben sich Suko, der Arbeitskollege Johns und seine Lebensgefährtin Shao auf die Suche nach John Sinclair und gelangen dabei ebenfalls zum Shocking Palace, dem einstigen Nachtclub der Vampire.

Mit Willkommen im Shocking Palace nimmt Autor Hill (Florian Hilleberg) die Leser mit in die (Serien-)Vergangenheit des Geisterjägers bzw. knüpft an diese an. War der Shocking Palace doch bereits Handlungsort des ersten eigenständigen John-Sinclair-Romans Nachtclub der Vampire vom Januar 1978, in dem besagter Nachtclub von drei Vampirinnen betrieben wurde, die im Laufe der Handlung auch Marina Held entführten. Also kein Wunder, dass John Sinclair nach dieser langen Zeit ganz besonders gespannt und voller Vorfreude auf das Wiedersehen mit Marina ist, die sich zu Beginn mit einer Postkarte in Erinnerung gebracht hat.

Interessant sind in diesem Zusammenhang der Schreibstil Hills bzw. seine Wortwahl, die teils bei der Verwendung von redensartlichen Wortverbindungen wie kein heuriger Hase oder gehobenen wie gleichzeitig althochdeutschen Verben wie grämen von Nostalgie geprägt sind.

Hill, der aktuell als Autor außer für John Sinclair auch häufiger bei Maddrax in Erscheinung tritt, bricht mit dem vorliegenden Roman mit wenigen Sätzen zudem eine Lanze für die Gothic-Szene. Mit Bathory erwähnt er eine der legendären schwedischen Black Metal-Bands, deren Musik er im Shocking Palace spielen lässt wie auch den Score zu Blade; und Marina Held tötete ihre Eltern wie einst mutmaßlich Lizzie Borden die ihrigen. Alles Anspielungen wie auch die Verweise auf BKA und LKA, die die fiktive Serienhandlung in unserer Realität verorten.   

Gegen Ende des Romans zitiert sich Hill leider häufig selbst bzw. wiederholt wenige Zeilen zuvor Gesagtes wortwörtlich. Entweder ist hier der Aufmerksamkeit des Lektors gegen Ende die ein oder andere Wiederholung schlichtweg entgangen oder es handelt sich womöglich sogar um einen Satzfehler.

Der Shocking Palace und Marina Held sind übrigens beileibe nicht die einzige Reminiszenz an die Serienvergangenheit. Mit Justine Cavallo, der Blonden Bestie, taucht eine von Johns Erzfeindinnen auf, die ihren ersten Auftritt in Band 1212 Niemand hört die Schreie hatte, dieses Mal jedoch in äußerst hilfreicher wie auch brutaler Funktion agierend.

Wie die Figur Justine Cavallo Bestandteil der Serie wurde, erfährt man – wie auch so manch andere interessante Detail – im 5seitigen (!) Fanportrait des Heiko Bender auf der Leserbriefseite, den Briefen aus der Gruft wie auch von dessen Erfahrungen in der Gothic-Szene, mit John Sinclair und seinen filmischen Ambitionen.

Fazit:
Willkommen im Shocking Palace ist ein nostalgisch angehauchtes, recht stringentes John-Sinclair-Abenteuer, welches Serienhistorie atmet und mit filmischen Szenen voller Action aufwartet. Ein Roman, der sowohl Altlesern als auch sporadischen Konsumenten wie mir zu gefallen vermag.   

(sb)