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Die drei Musketiere 15

Alexander Dumas d. Ä.
Die drei Musketiere
1. bis 3. Bändchen
Historischer Roman, aus dem Französischen von August Zoller, Stuttgart 1844, überarbeitet nach der neuen deutschen Rechtschreibung

XV.

Beamter und Kriegsmann

Als am Tag nach diesen Ereignissen Athos nicht erschien, wurde Monsieur de Tréville durch d’Artagnan und Porthos von seinem Verschwinden in Kenntnis gesetzt.

Aramis hatte sich einen Urlaub von fünf Tagen erbeten und befand sich, der Sage nach, in Familienangelegenheiten in Rouen.

Monsieur de Tréville war der Vater seiner Soldaten. Der Geringste und Unbekannteste unter ihnen war, sobald er die Uniform seiner Kompanie trug, seiner Hilfe und seines Beistandes so sicher, als es nur sein eigener Bruder hätte sein können.

Er begab sich also sogleich zum Kriminalrichter. Man ließ den Offizier kommen, der den Posten an der Croix-Rouge kommandierte. Aus den Nachrichten, die man nach und nach erhielt, ging hervor, dass Athos für den Augenblick im Fort-l’Evéque einquartiert war.

Athos hatte alle Prüfungen durchgemacht, denen Bonacieux unterworfen gewesen war.

Wir haben der Konfrontationsszene zwischen den zwei Gefangenen beigewohnt. Athos, welcher bis dahin nichts gesagt hatte, weil er dachte, d’Artagnan könnte ebenfalls beunruhigt worden sein und die nötige Zeit nicht gefunden haben, erklärte von diesem Augenblick an, er heiße Athos und nicht d’Artagnan. Übrigens kenne er weder Monsieur noch Madame Bonacieux. Er habe noch nie weder mit dem einen noch mit der anderen gesprochen. Er sei gegen zehn Uhr abends gekommen, um Monsieur d’Artagnan, seinen Freund, zu besuchen, aber bis zu dieser Stunde sei er bei Monsieur de Tréville gewesen, wo er zu Mittag gespeist habe. Zehn Zeugen könnten, fügte er bei, diese Tatsache beweisen. Er nannte mehrere ausgezeichnete Edelleute, worunter den Monsieur Herzog de la Tremouille.

Der zweite Kommissar wurde gleich dem Ersten gewaltig verblüfft durch die einfache und feste Erklärung des Musketiers, an dem er, wie Zivilbeamte Kriegsmännern gegenüber zu tun lieben, so gerne sein Mütchen gekühlt hätte, aber die Namen des Monsieur de Tréville und des Monsieur Herzogs erheischten Respekt.

Athos wurde ebenfalls zum Kardinal geschickt, aber zum Unglück befand sich dieser beim König im Louvre.

In demselben Augenblick traf Monsieur de Tréville, der vom Kriminalrichter und Gouverneur des Fort-l’Evéque kam, ohne Athos gefunden zu haben, beim König ein.

Als Capitaine der Musketiere hatte Monsieur de Tréville zu jeder Stunde Eintritt beim König.

Man kennt die Vorurteile des Königs gegen die Königin, welche auf eine geschickte Weise durch den Kardinal genährt wurden, der im Punkt der Intrigen Frauen viel mehr misstraute als Männern. Eine der bedeutendsten Ursachen dieser Vorurteile war die Freundschaft Annas von Österreich für Frau von Chevreuse. Diese zwei Frauen bereiteten ihm mehr Unruhe als die Kriege mit Spanien, die Streitigkeiten mit England und die Finanzverlegenheiten. In seinen Augen und nach seiner Überzeugung unterstützte Frau von Chevreuse die Königin nicht nur in ihren politischen Intrigen, sondern auch, was ihn noch viel mehr quälte, in ihren Liebeshändeln.

Beim ersten Wort des Kardinals, dass Frau von Chevreuse, die man an ihrem Verbannungsort Tours glaubte, nach Paris gekommen sei und der Polizei zum Trotz fünf Tage hier verweilt habe, geriet der König in furchtbaren Zorn. Launisch und untreu wollte der König Ludwig der Gerechte und Ludwig der Keusche heißen. Der Nachwelt wird es schwer werden, diesen Charakter zu begreifen, den die Geschichte nur durch Tatsachen und nie durch Urteile erklärt.

Als aber der Kardinal beifügte, Frau von Chevreuse sei nicht nur nach Paris gekommen, sondern auch mittelst einer der geheimnisvollen Korrespondenzen, die man damals eine Kabale nannte, mit der Königin in Verbindung getreten. Als er versicherte, er, der Kardinal, sei nahe daran gewesen, die verborgensten Fäden dieser Intrige zu enthüllen, aber in dem Augenblick, wo man die Abgeordnete der Königin bei der Verbannten mit allen Beweisen auf der Tat hätte ertappen können, habe ein Musketier sich unterstanden, den Gang der Gerechtigkeit gewaltsam zu unterbrechen und mit dem Degen in der Hand über ehrliche Männer des Gesetzes herzufallen, welche beauftragt gewesen waren, die ganze Angelegenheit unparteiisch zu untersuchen, um sie dem König vor Augen zu legen, da konnte Ludwig XIII. nicht mehr an sich halten. Er tat, mit jener bleichen, stummen Entrüstung, die diesen Fürsten, wenn sie zum Ausbruch kam, bis zur kalten Grausamkeit führte, einen Schritt gegen das Gemach der Königin.

Und dennoch hatte der Kardinal in der ganzen Sache noch nicht ein Wort vom Herzog von Buckingham gesprochen.

Jetzt trat Monsieur de Tréville ein, kalt, höflich und in tadelloser Haltung.

Durch die Gegenwart des Kardinals und durch die Entstellung in den Gesichtszügen des Königs genugsam über das Vorgefallene unterrichtet, fühlte sich Monsieur de Tréville stark, wie Simson vor den Philistern.

Ludwig XIII. legte bereits die Hand an den Knopf der Tür. Bei dem Geräusch, das Monsieur de Trévilles Eintritt verursachte, drehte er sich um.

»Ihr kommt zu gelegener Zeit, Monsieur«, sprach der König, der, wenn seine Leidenschaften einen gewissen Grad erreicht hatten, sich nicht mehr zu verstellen wusste, »und ich erfahre schöne Dinge von Euren Musketieren.«

»Und ich«, sprach Monsieur de Tréville kalt, »ich habe Ew. Majestät schöne Dinge von Ihren Zivildienern zu melden.«

»Wenn es gefällig wäre?«, fragte der König stolz.

»Ich habe die Ehre, Ew. Majestät zu benachrichtigen«, fuhr Monsieur de Tréville in demselben Ton fort, »dass eine Anzahl von Prokuratoren, Kommissaren und Leuten von der Polizei – sehr schätzenswerte Leute, aber, wie es scheint, sehr erbittert gegen die Uniform –, sich erlaubt hat, einen meiner Musketiere in einem Haus zu verhaften, über die offene Straße zu führen und auf einen Befehl, dessen Vorzeigung man mir verweigerte, ins Fort-l’Evéque zu werfen. All dies, sage ich, ist einem meiner Musketiere oder vielmehr Eurer Musketiere, Sire, einem Mann von tadellosem Benehmen, von beinahe erhabenem Ruf, einem Mann, der Ew. Majestät vorteilhaft bekannt ist, Monsieur Athos, widerfahren.«

»Athos«, sprach der König maschinenmäßig; »ja, in der Tat, ich kenne diesen Namen.«

»Ew. Majestät belieben sich seiner zu erinnern«, sagte Monsieur de Tréville, »Athos ist der Musketier, der beim ärgerlichen Duell, das Ihr kennt, Monsieur von Cahusac schwer zu verwunden das Unglück hatte. Apropos, Monseigneur«, fuhr Monsieur de Tréville sich gegen den Kardinal wendend fort, »Monsieur von Cahusac ist völlig wiederhergestellt, nicht wahr?«

»Ich denke«, sagte der Kardinal, sich vor Zorn in die Lippen beißend.

»Monsieur Athos wollte also einen seiner Freunde besuchen, welcher gerade nicht zu Hause war, einen Bearner, der als Kadett bei den Garden Seiner Majestät, Kompanie des Essarts steht. Aber kaum befand er sich im Zimmer seines Freundes und hatte in Erwartung desselben ein Buch genommen, als ein Haufen von Schergen und Soldaten das Haus belagert und mehrere Türen einstößt.«

Der Kardinal machte dem König ein Zeichen, welches bedeuten sollte: »Es geschah in der Angelegenheit, von der ich gesprochen habe.«

»Wir wissen alles, was Ihr uns da sagt, denn es ist alles in unserem Dienst geschehen«, sagte der König.

»Dann geschah es wohl auch im Dienste Ew. Majestät, dass man einen meiner Musketiere ganz unschuldig ergriff, wie einen Missetäter zwischen zwei Wachen stellte und mitten durch einen frechen Pöbelhaufen diesen ehrenfesten Mann hindurchführte, der zehnmal sein Blut im Dienste Seiner Majestät vergossen hat und noch zu vergießen bereit ist.«

»Bah!«, sprach der König erschüttert, »ist die Sache wirklich so gegangen?«

»Monsieur de Tréville«, versetzte der Kardinal mit dem größten Phlegma, »verschweigt, dass dieser unschuldige Musketier, dieser ehrenfeste Mann, eine Stunde vorher vier Instruktionskommissare, welche ich zur Untersuchung einer sehr wichtigen Angelegenheit abschickte, mit dem Degen in der Faust angegriffen und in die Flucht geschlagen hatte.«

»Ich fordere Ew. Eminenz auf, dies zu beweisen«, rief Monsieur de Tréville mit seiner ganzen gascognischen Freimütigkeit und mit seiner vollen militärischen Derbheit, »denn Monsieur Athos, ein Mann von vortrefflichen Eigenschaften, erzeigte mir eine Stunde vorher, nachdem er bei mir zu Mittag gespeist hatte, die Ehre, sich im Salon meiner Villa mit dem Monsieur Herzog de la Tremouille und dem Monsieur Grafen von Chalus zu unterhalten.«

Der König schaute den Kardinal an.

»Ein Protokoll beglaubigt, was ich sagte«, antwortete der Kardinal ganz laut auf die stumme Frage Seiner Majestät, »und die Misshandelten haben folgende Urkunde abgefasst, die ich Ew. Majestät zu überreichen die Ehre habe.«

»Ist ein Protokoll von Beamten so viel wert, als das Ehrenwort eines Kriegsmanns?«, erwiderte Monsieur de Tréville in stolzem Ton.

»Ruhig, ruhig, Tréville! schweigt«, sagte der König.

»Hegt Seine Eminenz einen Verdacht gegen einen meiner Musketiere«, sprach Tréville, »so ist die Gerechtigkeit des Monsieur Kardinals so weltbekannt, dass ich selbst eine Untersuchung verlange.«

»In dem Haus, wo diese gerichtliche Besichtigung vorgenommen wurde«, fuhr der Kardinal leidenschaftslos fort, »wohnt, wie ich glaube, ein Bearner, ein Freund des Musketiers.«

»Ja, Ew. Eminenz, so ist es.«

»Glaubt Ihr nicht, dass dieser junge Mensch schlimmen Rat gegeben hat …«

»Monsieur Athos, einem Mann, der doppelt so alt ist«, unterbrach ihn Monsieur de Tréville. »Nein, Monseigneur, überdies hat Monsieur d’Artagnan den Abend bei mir zugebracht.«

»Ah! Es scheint in der Tat, die ganze Welt brachte den Abend bei Euch zu?«, erwiderte der Kardinal.

»Sollte Ew. Eminenz an meinem Wort zweifeln?«, sprach Monsieur de Tréville, dessen Stirn der Zorn rot färbte.

»Nein, davor soll mich Gott bewahren!«, sagte der Kardinal, »aber es handelt sich nur darum, zu welcher Stunde er bei Euch war?«

»Ah! Das kann ich Ew. Eminenz genau sagen, denn als er eintrat, sah ich auf der Uhr, dass es halb zehn war, obwohl ich glaubte, es müsste später sein.«

»Und um welche Zeit hat er Eure Villa verlassen?«

»Um halb elf Uhr, gerade eine Stunde nach dem Vorfall.«

»Aber«, fuhr der Kardinal fort, »der nicht einen Augenblick an der Redlichkeit des Monsieur de Tréville zweifelte und gewahr wurde, dass der Sieg seinen Händen entschlüpfen wollte, »aber Athos ist doch im Haus der Rue des Fossoyeurs verhaftet worden.«

»Ist es einem Freund verboten, einen Freund zu besuchen? Ist es einem Musketier von meiner Kompanie verboten, mit einem Gardisten von der Kompanie des Essarts Brüderschaft zu halten?«

»Ja, wenn das Haus, wo man mit diesem Freund Brüderschaft pflegt, verdächtig ist.«

»Weil dieses Haus verdächtig ist, Tréville«, sprach der König; »vielleicht wusstet Ihr das nicht?«

»In der Tat, Sire, ich wusste es nicht. Jedenfalls kann es überall verdächtig sein, nur ziehe ich in Abrede, dass es in dem Teil, welchen Monsieur d’Artagnan bewohnt, verdächtig ist, denn ich darf wohl im Vertrauen auf seine eigenen Äußerungen versichern, dass es keinen ergebener Diener Ew. Majestät, keinen innigeren Bewunderer des Monsieur Kardinals gibt.«

»Ist das nicht jener d’Artagnan, welcher eines Tages beim unglücklichen Streit in der Nähe des Klosters der Karmeliter-Barfüßer Jusac verwundete?«, fragte der König und schaute dabei den Kardinal an, der vor Ärger im ganzen Gesicht rot wurde.

»Und am anderen Tage Bernajoux. Ja, Sire, ja, es ist derselbe, Ew. Majestät haben ein gutes Gedächtnis.«

»Nun, was wollen wir beschließen?«, sagte der König. »Ich werde die Schuld beweisen.«

»Und ich leugne sie. Aber Seine Majestät hat Richter und diese Richter sollen entscheiden.«

»Ganz gut«, versetzte der König, »übergeben wir den ganzen Prozess den Richtern. Es ist ihre Sache zu urteilen, und sie werden urteilen.«

»Nur ist es sehr traurig«, sprach Monsieur de Tréville, »dass in den gegenwärtigen unglücklichen Zeiten ein Mann beim reinsten Leben, bei der vorwurfsfreiesten Tugend, der Bosheit und Verfolgung nicht entgeht. Die Armee wird auch ganz sicherlich sehr unzufrieden sein, wenn sie sieht, dass sie bei Polizeiangelegenheiten der strengsten Behandlung preisgegeben wird.«

Das Wort war unklug, aber Monsieur de Tréville hatte es ausgesprochen, weil er mit dem Stand der Dinge genau vertraut war. Er wollte eine Explosion herbeiführen, denn bei dieser Gelegenheit gibt eine Mine Feuer und Feuer erleuchtet.

»Polizeiangelegenheiten!«, rief der König, Monsieur de Trévilles Worte aufnehmend. Polizeiangelegenheiten! Und was wisst denn Ihr davon, Monsieur? Kümmert Euch um Eure Musketiere und macht mich nicht toll. Hört man Euch, so sollte man glauben, Frankreich wäre in Gefahr, wenn unglücklicherweise ein Musketier verhaftet wird! Ei! Was für ein Lärm um einen Musketier! Ich lasse zehn verhaften, bei Gott, hundert, ja, die ganze Kompanie, und man soll nicht mucksen.«

»Die Musketiere sind schuldig, sobald Ew. Majestät einen Verdacht gegen sie hegen«, entgegnete Monsieur de Tréville, »auch seht Ihr mich bereit, Sire, Euch meinen Degen zu übergeben, denn ich zweifle nicht daran, dass der Monsieur Kardinal, nachdem er meine Soldaten verklagt hat, am Ende auch mich verklagen wird. Es ist somit besser, dass ich mich selbst in Verhaft gebe, mit Monsieur Athos, der bereits verhaftet ist, und mit Monsieur d’Artagnan, den man noch verhaften wird.«

»Gascognerkopf, wollt Ihr schweigen!«, rief der König.

»Sire«, antwortete Tréville, ohne die Stimme im Geringsten zu dämpfen, »befehlt, mir meinen Musketier zurückzugeben oder Gericht über ihn zu halten.«

»Man wird Gericht über ihn halten«, sagte der Kardinal.

»Nun, desto besser, in diesem Fall werde ich Seine Majestät bitten, für ihn plädieren zu dürfen.«

Der König fürchtete ein großes Aufsehen und sprach: »Wenn Seine Eminenz nicht persönliche Motive hätte …«

Der Kardinal sah den König kommen und ging ihm entgegen.

»Um Vergebung«, sagte er, »wenn Ew. Majestät in mir einen Richter von vorgefasster Meinung erblicken, so ziehe ich mich zurück.«

»Hört«, sprach der König, »schwört Ihr mir bei meinem Vater, dass Monsieur Athos während des Vorfalls bei Euch gewesen ist und keinen Anteil daran genommen hat?«

»Bei Eurem glorreichen Vater und bei Euch selbst, der Ihr das seid, was ich auf der Welt am innigsten liebe und verehre, schwöre ich!«

»Wollt bedenken, Sire«, sprach der Kardinal, »wenn wir den Gefangenen so entlassen, wird man nie mehr die Wahrheit erfahren.«

»Monsieur Athos wird stets vorhanden und bereit sein, den Gerichten Rede und Antwort zu stehen, wenn sie ihn zu befragen Lust haben«, entgegnete Monsieur de Tréville. »Er wird nicht desertieren, dafür stehe ich.«

»Gewiss, er wird nicht desertieren«, sprach der König, »man kann ihn immer wieder finden, wie Monsieur de Tréville sagt. Überdies«, fügte er mit gedämpfter Stimme und einem flehenden Blick auf Se. Eminenz hinzu, »überdies wollen wir sie sicher machen, das ist Politik.«

Diese Politik Ludwigs XIII. machte Richelieu lächelnd.

»Befehlt, Sire«, sprach er, »Euch steht das Recht der Begnadigung zu.«

»Das Recht der Begnadigung ist nur auf Schuldige anwendbar«, entgegnete Tréville, der das letzte Wort haben wollte, »und mein Musketier ist unschuldig. Ihr lasst also nicht Gnade, sondern Gerechtigkeit widerfahren, Sire.«

»Er ist im Fort-l’Evéque?«, sagte der König.

»Ja, Sire, und in engem Gewahrsam, in einem Kerker, wie der gemeinste Verbrecher.«

»Teufel! Teufel!«, murmelte der König, »was soll man da tun?«

»Den Freilassungsbefehl unterzeichnen und alles ist abgemacht«, sprach der Kardinal. »Ich halte, wie Ew. Majestät, die Gewährschaft des Monsieur de Tréville für mehr als genügend.«

Tréville verbeugte sich ehrfurchtsvoll und mit einer Freude, die nicht ohne alle Beimischung von Furcht war. Er hätte einen hartnäckigen Widerstand diesem plötzlichen Nachgeben vorgezogen.

Der König unterzeichnete den Freilassungsbefehl, den Monsieur de Tréville ohne Verzug forttrug.

Im Augenblick seines Abgangs lächelte ihm der Kardinal freundschaftlich zu und sagte zu dem König: »Es herrscht bei Euren Musketieren eine schöne Harmonie zwischen den Führern und Soldaten, das ist sehr ersprießlich für den Dienst und sehr ehrenvoll für alle.«

Er wird mir demnächst einen schlimmen Streich spielen, dachte Tréville. Man hat nie das letzte Wort bei einem solchen Menschen. Aber eilen wir, dem König kann gleich wieder ein anderer Kopf wachsen, denn im Ganzen ist es schwieriger, einen Menschen, der einmal herausgekommen ist, wieder in die Bastille oder dem Fort-l’Evéque zu bringen, als einen Gefangenen zu bewachen, den man eingekerkert hat.

Monsieur de Tréville hielt triumphierend seinen Einzug im Fort-l’Evéque, wo er den Musketier befreite, den seine Ruhe nicht einen Augenblick verlassen hatte.

Als er zum ersten Mal d’Artagnan wiedersah, sprach er: »Ihr kommt gut weg. Euer Degenstich gegen Jusac ist nun bezahlt. Es bleibt noch der gegen Bernajoux im Rest, aber seid immerhin auf Eurer Hut!«

Monsieur de Tréville hatte übrigens recht, dem Kardinal zu misstrauen und zu glauben, es sei noch nicht alles vorbei, denn kaum hatte der Capitaine der Musketiere hinter sich geschlossen, als Seine Eminenz zum König sagte: »Nun, da wir allein sind, wollen wir ernsthaft sprechen, wenn es Ew. Majestät gefällig ist. Sire, der Herzog von Buckingham war fünf Tage lang in Paris, und ist erst diesen Morgen abgereist.«