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Der Welt-Detektiv Band 6

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Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern … Teil 14

Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern, Zauberern und Gaunern
Dem Ende des philosophischen Jahrhunderts gewidmet
Adam Friedrich Böhme, Leipzig, 1796

Der Engel, der Fisch zu Geißmannshof, will mir helfen!

Zu Geißmannshof, einem keinen Dorf bei Nürnberg, das nach Fürth eingepfarrt ist, befand sich noch ein Landmann namens Fisch, welcher vorgab, die Leute entzaubern zu können. Daher war er in dortiger Gegend weit und breit in großem Ansehen. Alle, welche verzaubert zu sein wähnten, nahmen zu ihm ihre Zuflucht. Ein junger Mensch bat den Arzt, dass er doch seinen Vater, einen Witwer und Handwerksmann von einigen 60 Jahren besuchen möchte, weil er krank wäre und dabei glaubte, seine Krankheit sei die Folge und Wirkung einer Verzauberung. Der Arzt fragte ihn, seit wann er krank sei, worin seine Krankheit bestehe, ob er nicht vielleicht eine natürliche Ursache derselben aufzufinden müsste und erfuhr, dass das Übel eine Nervenkrankheit sei. Weiter fragte er, ob sein Vater, da der diesjährige Sommer sehr heiß war, sich vielleicht schnell erkältet habe. Nun war auf einmal die Ursache der Krankheit, die Verzauberung, entdeckt, indem der Sohn erzählte, dass sich sein Vater wegen der großen Sonnenhitze einstmals gebadet und sich von derselbigen Zeit an über Unpässlichkeit beklagt habe. Der Arzt ging hierauf zum Vater selbst, erkundigte sich nach seinem Gesundheitszustand und hörte ihn bald reden.

»Ich war sehr, sehr krank, wie gelähmt war mein ganzer Körper. Auch hatte ich keine Neigung zum Essen. In allen Adern und Nerven war ein beständiges Stechen Mein gottloser Nachbar hat mich verzaubert. Er hat auch meine Tochter verzaubert, dass sie sterben musste. Er war mir Geld schuldig. Weil ich ihn verklagte und die Schuld erforderte, so sucht er sich jetzt an mir und den meinen zu rächen. Bei meiner Tochter hat es ihm geglückt, aber bei mir soll es ihm nicht glücken. Gott hat mir einen Engel zugesendet, ja ich sage es noch einmal, einen rechten Engel. Ich habe einen Arzt gebraucht, und er hat mir nicht helfen können. Ich habe Arzneien gebraucht, und sie haben nicht angeschlagen. Aber der Engel, der Fisch zu Geißmannshof, will mir helfen! Ich verspüre schon Besserung. Er hat meinen Namen auf ein Blättchen Papier aufgeschrieben und Charaktere dazugefügt, auch einige Haare von meinem Kopf abgeschnitten und mir versichert, dass ich bald und gewiss entzaubert werden würde.«

So ungefähr sprach der Mann. Alle mögliche Vorstellungen, ihn von einer natürlichen Ursache der Krankheit zu überzeugen, waren bisher fruchtlos, ebenso das Zureden, noch ferner den Arzt zu gebrauchen. Der Sohn war zugegen und begleitete den Arzt bis zur Haustür. Hier erkundigte dieser sich nach dem, was ihm in des Mannes Vortrag dunkel gewesen war, besonders aber wegen der Verzauberung der Tochter. Nach verschiedenen vorgelegten Fragen entdeckte der Arzt, dass höchstwahrscheinlich die Ursache der Krankheit und des Todes dieses Mädchens ein heftiger Schrecken über einen ungewöhnlich starken und plötzlichen Donnerschlag gewesen war, wozu noch der Umstand kam, dass sie sich in einem solchen Alter befand, das für das weibliche Geschlecht ohnehin ein sehr kritischer und gefährlicher Zeitpunkt ist, da es nämlich in ein reiferes Alter tritt. Die Folge dieses heftigen Schreckens war eine langsame Auszehrung.

Vom Entzauberer Fisch nur noch dieses feine Kunststückchen: Eine reiche betagte Witwe heiratete einen sehr jungen Mann. Dieser nahm jene seinem Wunsch nach nur auf ein Jahr, jene hingegen wünschte noch viele Jahre zu leben. Beider Wünschen, ob sie gleich einander ganz entgegen waren, entsprach der Zauberer Fisch. Dem alten Weib versicherte er insgeheim langes Leben. Dem jungen Mann machte er Hoffnung zu einer baldigen Erlösung von seiner alten Frau. Weil nicht nur der junge Manu, sondern auch nahe Anverwandte durch den Tod der Alten eine reiche Erbschaft zu erwarten hatten, so versprach er auch den Letzteren ihnen zu einer baldigen Erbschaftsausteilung zu helfen. Einige Jahre lebte die Alte zum Besten des Wundermanns, denn immer kam er zum Weib, zum Mann, zu den Anverwandten und immer ging er mit gefülltem Beutel hinweg.