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Perry Rhodan Band 2968 – Die Schweigsamen Werften

Michael Marcus Thurner
Perry Rhodan Band 2968
Die Schweigsamen Werften

Science-Fiction, Heftroman, Hörbuch und E-Book, Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt, 6. Juli 2018, 68 Seiten, € 2,20, Titelbild und Innenillustration: Swen Papenbrock

Der zweite Teil des Doppelromans um das Erwachen der robotisierten Thoogondu-Werften in der Milchstraße beginnt auf Frobisher, dem vierten Planeten von Frobishers Stern, knapp 26.000 Lichtjahre von Sol entfernt. Auf dem Titelbild sieht man die Hauptpersonen: Die Terranerin Antua Tapper und den Gataser Yüs Ghysar. Beide sind als Kontakter tätig, um auf diesem Planeten mit gemischter Bevölkerung zwischen Blues und Menschen zu vermitteln.

Das Verhältnis der beiden zueinander ist alles andere als unproblematisch: Antua Tapper kann ihren Kollegen nicht ausstehen. Was nicht überrascht, weil in ihrem Leben ganz vieles im Argen liegt: die Lebensplanung hochgejagt, die Gesundheit ruiniert, und von der ärgsten Feindin in ein Selbstmordunternehmen geschickt, auf das ihr verhasster Kollege Tellerkopf sie begleiten soll. Was kommt nun? Von diesen Geschehnissen handelt der Roman.

Antua ist eine Frau mit vielen Konflikten: Beruflich ist sie als Diplomatin für die Opral-Union tätig, die zur Liga Freier Galaktiker gehört. Ein demokratisches, multinationales Staatsgebilde voll von unreguliert ablaufenden Prozessen. Sie selbst identifiziert sich aber nach wie vor mit der an der Obrigkeit orientierten Zentralgalaktischen Union, zu der Frobisher vorher gehörte. Die ZGU hatte wenig Interesse an Demokratie, und Verehrung für Perry Rhodan war dünn gesät. Auch die Positronik Eins-das-Ganze empfindet nicht wirklich Andacht, wenn sie die Galaktiker, die sich nicht von ES, dem Wanderer, abgrenzen, töten will.

Welche Vorteile kann es haben, wenn eine wie Antua auf die Thoogondu trifft, die keinerlei Demokratieverständnis besitzen und in Rhodan den verblendeten Knecht des Wanderers sehen, des Erzfeindes? Wie wird sie selbst reagieren, wenn sie mit ihrem lang gehegten Wunschbild staatlicher Regulierung konfrontiert wird? Auch davon handelt der Roman.

Dazu kommt die persönliche Tragödie: Tapper ist Diplomatin wider Willen. Es ist nur ein einziges Jahr her, dass sie als ehrgeizige, von ihrer Karriere besessene stellvertretende Kommandantin der Raumflotte des Systems eine Gefahrensituation missachtete, um bessere Ergebnisse vorzeigen zu können. Dadurch starben zwei Kadetten, sie verlor ihre Position, musste wegen des Schocks, den sie erlitt, in Behandlung, nimmt wegen schwer wiegender gesundheitlicher Probleme ständig starke Medikamente. Anfangs glaubt sie ja, man würde sie wegen ihrer Fähigkeiten zurückrufen …

Wobei die Administratorin Paula Katasser, deren Karriere prächtig gedeiht, um keinen Deut besser ist, im Gegenteil: Antua bekommt für ihren Auftrag von ihr ein paar Gimmicks mit, die man eigentlich nicht einmal seinem ärgsten Feind wünscht. Das Verhältnis der beiden ehrgeizigen Frauen ist recht aufschlussreich, zumal die Gedankengänge beider gründlich dargestellt werden.

Ihr Kollege Yüs Ghysar wird, genau wie Antua, mitten in der Nacht von einem Gleiter abgeholt und zum Flaggschiff der Flotte gebracht, der MASARA SKATCHIS, die in der Nähe des Planeten Stormy Norman steht, einem Gasriesen des Systems von Frobischer. Er hat seine Kollegin seit langem beobachtet und hat seine eigenen Ansichten über den Ablauf der Katastrophe und ihre Schuld.

Bereits an Bord des Kreuzers begegnet Antua in Person des jungen, fähigen Kommandanten ihrer Vergangenheit. Ihr Fehler machte ihm zu dem bewundernswerten jungen Mann, der er ist, und zugleich ist alles so ungerecht. Dann erst erfährt sie, was sie tun soll … wobei sich die Ereignisse überstürzen, weil der positronische Kommandant des Thoogondu-Schiffes Bedingungen diktiert, die er als nicht verhandelbar betrachtet. Und weil er die stärkeren Waffen hat, gehen Antua und Yüs in einen Einsatz, der in dieser Form nicht geplant war.

Nicht zum ersten Mal teilt Michael Marcus Thurner einen Doppelroman so auf, dass eine Hälfte komplex und panoramisch aufgebaut ist, die zweite einfach und um wenige Charaktere herum entwickelt. Eine Bewertung ist Geschmackssache. Mir gefällt stets die komplexe Hälfte. Diese einfachere passt zwar vom Thema der Hierarchie und der Auseinandersetzung mit einem stupide robotischen Gegner vorzüglich zur ersten, gerät gerade im technischen Bereich jedoch allzu weit ins Simplifizierende. Wenn ein Lebewesen durch einfache manuelle Vorgänge und ein paar Sprüche hochgezüchtete Positroniken lahmlegt und austrickst, kann begeistert sein, wer will … meinereiner steigt geistig aus. Der Roman ist trotzdem flüssig zu lesen und übersichtlich aufgebaut, sodass er mit ein wenig heruntergedimmter innerer Anteilnahme problemlos genießbar ist.

Die Entstehung des Titelbildes hat Michael Marcus Thurner auf seinem Blog umfangreich dokumentiert. Neben den dort abgebildeten Protagonisten enthält der Roman mehrere interessante Charaktere: Der Roboter Hoppatoon ist in deutlicher Absetzung zu Eins-das-Ganze lernfähig; außerdem greifen Perry Rhodan und Gucky ein.

PERRY RHODAN REPORT Nr. 522

Die Beilage in der Heftmitte enthält einen Rückblick auf 40 Jahre Silberbände von Chefredakteur Klaus N. Frick, dazu ein sehr umfangreiches Interview mit dem ESA-Astronauten Thomas Reiter mit dem Titel »Geschichten von der Rückseite des Kontrollraums«. Den Abschluss bildet eines der von der Redakteurin des Reports, Madlen Bihr, geführtes Fünf-Fragen-Interview, das beim eloquenten Expokraten Wim Vandemaan trotz der Kürze der Fragen einen beachtenswerten Umfang erreicht.

Zur Lese- und Hörprobe geht eshier.

(at)