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The 80s: Poltergeist

The 80s: Poltergeist (1982)

Poltergeist zählt zu den erfolgreichsten Horrorfilmen der Filmgeschichte. Im Jahr 1982 gelangte er auf Platz 8 der Filme mit dem besten Einspielergebnis. Das Drehbuch schrieb Steven Spielberg, der den Film auch produzierte. Regie führte Tobe Hooper, ein durchaus strategischer Schachzug, da Hooper durch Texas Chainsaw Massacre (1973) längst Kultstatus unter den Horrorfans erreicht hatte. Alle anderen, die sich mit Horror nicht auskannten, nahmen auf alle Fälle das Image eines Regisseurs wahr, der überaus brutale und unheimliche Filme drehte, Filme also, die nicht für Leute mit schwachen Nerven bestimmt waren. Und dieses Image war äußerst nutzbringend für Spielbergs Horrorfilm, der eigentlich für ein Mainstream-Publikum gedacht war, aber auch die in den frühen 80er Jahren von der Öffentlichkeit schief angesehenen Horrorfans erreichen sollte.

Erzählt wird die Geschichte der Freelings, die nach Costa Verde ziehen, einer auf dem Reißbrett geplanten Kleinstadt. Der Immobilienmakler Steven Freeling ist für den Erfolg der Siedlung mit verantwortlich. Doch das Glück ändert sich abrupt, als die fünfjährige Carol Anne beginnt, mit dem Fernseher zu reden. Die rätselhaften Zwischenfälle beginnen sich von da an zu häufen. Zunächst ändern Stühle wie von selbst ihre Position, doch dann, in einer Gewitternacht, verschwindet Carol Anne in der Abstellkammer des Kinderzimmers. Da die Familie nicht weiter weiß, sucht Steven schließlich eine Parapsychologin auf, die mit ihrem Team versucht, die Phänomene und das damit zusammenhängende Verschwinden der Tochter zu untersuchen …

Poltergeist ist nicht nur ein Horrorfilm. Ähnlich wie Ghostbusters (1984) nimmt er sich die US-amerikanische Kultur vor und zieht diese gehörig durch den Kakao. Gleich der Anfang, als die Nationalhymne der USA erklingt, zeigt die Nahaufnahme ein TV-Gerät und später Steven Freeling, der vor dem Fernseher eingeschlafen ist, neben sich eine Bierdose auf dem Boden. Die Eltern, ehemalige Hippies, drehen sich zwar noch immer Joints, frönen aber zugleich dem kapitalistischen Wohlstand. Die Aussage ist klar: Die sozialen Bewegungen der 70er Jahre haben nichts verändert. Die ehemaligen Hippies sind zu dem geworden, gegen was sie eigentlich protestiert haben. Dies zeigt sich vor allem im Kinderzimmer, indem so gut wie alles Spielzeug aus Merchandisingprodukten besteht. Traditionelle Spielzeuge wie Puppen, der Clown oder das Kindertelefon erhalten einen befremdlichen und unheimlichen Touch. So gesehen ist Poltergeist eine Abrechnung mit der Hippie-Generation.

Jeder, der Poltergeist gesehen hat, fragt sich natürlich, was diese Splatterszene im Film zu suchen hat, als einer der Parapsychologen den Albtraum hat, bei lebendigem Leib zu verfaulen. Der Grund liegt allein im damals populären Slasher- und Splatter-Subgenre, das vor allem von dem damaligen Videoboom profitierte. Für Spielberg bedeutete dies, dass mindestens eine solche Szene in den Film hinein muss, damit der Film auch den »harten Kern« der Horrorfans anspricht. Vor demselben Problem stand ja auch John Carpenter bei Fog. Die Slasherszene, die so gar nicht in den übrigen Film passt, musste auf Wunsch der Produzenten hinein, damit er zum Stil der damaligen Horrorfilme passte. Im Gegensatz zu Spielberg landete Carpenter zunächst einen Flop. Erst im Laufe der Jahre sollte sich The Fog zu einem Klassiker des Horrorgenres entwickeln.

Neben den überaus positiven Kritiken, die Poltergeist erhielt, kam gelegentlich auch die Frage auf, ob Hooper tatsächlich Regie geführt habe. Denn in Poltergeist entdeckt man den eigentlichen Stil Hoopers nicht. Alles ist typisch Spielberg, eine lehrbuchartige Inszenierung, die sich exakt an die Regeln hält und daher so große Wirkung erzielt. Von Hoopers provokativen Elementen findet man in Poltergeist so gut wie nichts. Wahrscheinlich, wie oben bereits angedeutet, sollte Hoopers Name eher als Markenzeichen dienen, um dem Film vorab bereits einen unheimlichen Touch zu verleihen. Meiner Meinung nach führte Spielberg zwar wirklich nicht Regie (sonst hätte er gegen den damaligen Vertrag verstoßen), sondern leitete Hooper an, wie und auf welche Weise die Szenen zu inszenieren sind. So wäre zu erklären, wieso Hooper einen Hooper-untypischen Film kreierte.

Poltergeist zählt inzwischen zu den Hollywoodklassikern und führte zu zwei Sequels und einem (unnötigen) Remake. Egal, ob nun Hooper oder doch Spielberg Regie geführt haben, der Film ist immer wieder sehenswert.

(mp)