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Perry Rhodan Band 2966 – Sektor X

Michelle Stern
Perry Rhodan Band 2966
Sektor X

Science-Fiction, Heftroman, Hörbuch und E-Book, Pabel Moewig Verlag KG, Rastatt, 22. Juni 2018, 68 Seiten, € 2,20, Titelbild und Innenillustration: Dirk Schulz

Die Reise Atlans und seiner Gefährten im Himmelsreifen Tson, jenem künstlichen Ring aus zusammengesetzten Asteroiden, den die Lee erbaut haben und gemeinsam mit anderen Völkern bewohnen, geht weiter. Ihr Schiff ist die WOODES ROGERS, jener schnelle Handelsraumer von Kapitänin Florence Hornigold. Sie suchen den Sektor X, einen Mond im Sperrgebiet der Gemeni.

Der Geheimagent der Menes, Fitz Klem, ist dabei. Die Menes sind Nachkommen entführter Menschen von der Erde in der 165 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxis Sashpanu – und die kreativ verlogene Roboterdame Tamareil. Wobei Tamareil ein echtes Bewusstsein ist, das in einem Roboterkörper sitzt, den sie trotz sichtbarer Konstruktionsteile sexy kleidet und kokett auf ihren roten Stöckelschuhen bewegt. Sie ist eine Cappin aus der ebenfalls sehr weit entfernten Galaxie Gruelfin. Cappins sind Pedotransferer: Sie können ihr Bewusstsein in andere Körper übertragen, solange sie ähnlich genug sind. Also, humanoid sind.

Ein echter Cappin-Körper zerfließt in eine gallertartige Masse, sobald das Bewusstsein ihn verlässt, und wird wieder menschlich, wenn es zurückkehrt. Tamareils Roboterkörper, den sie als ihren »Schmuckkörper« bezeichnet und sorgfältig hegt, wird nur starr, wenn sie ihn verlassen hat. Benutzen kann sie ihre Fähigkeit allerdings sehr gut, und sie nutzt sie ausgiebig. Ihre Opfer gehen auf verschiedene Weise damit um.

Leser von Michelle Sterns Romanen wird nicht überraschen, dass sie den Gefühlen, Gedanken und inneren Bildern ihrer Protagonisten viel Raum gewährt. So spürt sie Tamareils Erlebnis der Übernahme anderer Körper ebenso nach wie den Reaktionen der Gegenüber auf von ihr Übernommene. Da diese ausgedehnten sensiblen Sequenzen in ständige kleine Kampfhandlungen eingebunden sind, wie sie sich bei der Bewegung der Gruppe ergeben, verschwimmt die Beschreibung nicht im Emotionalen, sondern bleibt beobachtend.

Wer ebenfalls beobachtet wird und alles genau betrachtet, das ist die Kapitänin Florence Hornigold. Tamereil und Atlan beobachten die hochgewachsene, schwarzhäutige Frau, die fähig, selbstbewusst und sympathisch ist. Vor der Begegnung mit Atlan war sie ein angesehenes und erfolgreiches Mitglied der von den Lee deminierten Völkergemeinschaft auf dem Asteroidenring, wusste aber nicht viel mit sich selbst anzufangen. Das hat sich gründlich geändert. Florence beobachtet ihre Verfolger, ihre Umwelt, Fitz und Tamareil, aber vor allem beobachtet sie den Arkoniden Atlan, der sie durch seine Geschicklichkeit, Entschlossenheit und Härte tief beeindruckt. Sie überlegt, was schon alles passiert sein muss, damit er so erfahren wurde wie er ist, und wie viele Frauen starben, die er liebte. Ob ein Leben an seiner Seite nur aus Rennen besteht. Und schon geht die Jagd weiter.

Wie das gegenseitige Interesse von Florence und Atlan ausgeht, muss man selber lesen. Reden wir über die Eiris. Wonach Atlans Gruppe sucht, ist das Material, mit dem die Superintelligenz – das körperlose Bewusstseinskollektiv – ES sich wieder an seinen ehemaligen Machtbereich binden könnte. Wir erinnern uns: Atlan hat in den Jenzeitigen Landen, wo Zeit und Raum nur als Quantenschaum zurückgeblieben sind, mit Thez gesprochen, und Thez träumte sich eine Spaltung in eine Zeitline, in der Thez existiert und kein Weltenbrand möglich ist, und eine, in der die Gefahr des Weltenbrands besteht, in der es Thez aber nicht gibt. In der Welt ohne Thez befinden sich unsere Helden. Es ist zugleich eine Welt ohne Eiris, also ohne ES.

So muss Atlan jederzeit fürchten, durch eine falsche Entscheidung den Weltenbrand auszulösen, denn er weiß ja, was er mit Thez besprochen hat. Auch seine Aura als Ritter der Tiefe spielt aktuell wieder eine Rolle; eine Aura, die Perry Rhodan verloren hat. Zwei Ritter der Tiefe können etwas Bestimmmtes, zwei Superintelligenzen können etwas Bestimmtes, ES ist alt und GESCHOD ist jung, zu jung. Im Sektor X suchen sie Silos von Proto-Eiris, die ES dort versteckt hat. Wie Keimzellen kann sie in vielfältiger Art und Weise programmiert werden – theoretisch. Bei diesen Entscheidungen beobachtet Florence Atlan, und seine Attraktivität ist gut nachvollziehbar.

Das Eiris-Silo, werden sie es finden, was tun sie mit dem Material und, zuerst einmal: Wie könnten die Silos überhaupt aussehen? Es gibt einen Nachtrhododendron, das Lager von Bough. Das ist ein Pikodh, und außerdem ein Erforscher und Erkunder der Gemeni. Zeigt das Titelbild sein Domizil? Wenig wahrscheinlich. Was sind überhaupt diese Kugeln, die auf dem Titelbild sichtbar sind und die eventuell mit denen, die im Prolog beschrieben sind, die als Abgedankte bezeichnet werden?

Oder sehen wir auf dem Titelbild, was Atlan, Florence und Tamareil als mineralische Konstrukte, Bauwerke, Kunstwerke, Origami oder Tempel diskutieren, da sie vom Anblick nicht auf die Funktion schließen können? Es gibt viele Möglichkeiten, da sich die Gruppe die ganze Zeit in Bewegung befindet und die Planetenoberfläche voll von ihnen ist.

Die Jagd findet teils in Raumschiffen statt, beispielsweise wenn sie hoffen, von der SANFUUHR des Nodhkari Alverdh nicht verfolgt zu werden. Falls er sie doch bemerkt hat, was könnte Alverdh wollen? Der Leemagh von Nisg, einem Lee-Begleiter in Atlans Gruppe, spielt dabei eine besondere Rolle.

Es gibt unterirdische Tunnel, Fluggeräte, und manche Strecken müssen zu Fuß zurückgelegt werden. Fitz Klems Amulett erweckt den Androiden Khon, der Tamareil hochinteressant findet und der viel weiß.   Das Amulett kann – wie sein Pendant bei Ernst Ellert – einen weiteren Transportweg eröffnen: die Querung. Kann sie leisten, was mit den Shod-Spiegeln noch nicht geklappt hat: die Heimkehr in die Milchstraße?

Trotz der vielfältigen Jagden und Kampfhandlungen ist der Roman dank des hohen Anteils an Innenperspektive eher ruhig zu lesen. Eine sehr angenehme Besonderheit: Ungeachtet des kosmischen Zusammenhangs, wie er für die Erstauflage kennzeichnend ist und wie er die Abläufe der Zyklen in regelmäßigen Abständen zu ersticken droht, ist dieser Roman bodenständig erzählt, sind die großen Zusammenhänge in übersichtliche Abläufe heruntergebrochen. Und die Protagonisten bleiben aktiv! Sie werden nicht von höheren Mächten getrieben, sondern treffen höchstpersönlich Entscheidungen im vollen Bewusstsein der Risiken, sie sie dabei eingehen.

STELLARIS

Zusätzlich zu Michelle Sterns Roman enthält Band 2966 eine Stellaris-Geschichte von Dieter Bohn. Es ist die 64. Folge der Episoden rund um den Frachter STELLARIS, der das Perryversum durchkreuzt. Der Kugelraumer der Minerva-Klasse durchmisst 240 Meter. Der Kommandant seiner aus verschiedenen galaktischen Völkern gemischten Besatzung ist der 35-jährige Terraner Caliban May, der allein durch seine abstehenden Ohren auffällt.

Es ist nicht die erste Stellaris-Geschichte des Kölners Dieter Bohn, und sie beschäftigt sich mit einer ungewöhnlichen Art von Ungeziefer. Was so ein Frachter bei seinen Landungen und beim Beladen halt aus Versehen mal mitnimmt. Auch in dieser Geschichte spielen Perspektiven eine große Rolle.

Eine Hörprobe ist hier zu finden und eine Leseprobe dort zu öffnen.

(at)