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Andreas Gruber – Die schwarze Dame

Andreas Gruber – Die schwarze Dame

Peter Hogart ist Privatdetektiv und als solcher oft für Versicherungen tätig. Er lebt in Wien und trauert seiner großen Liebe Eva nach, die ihn wegen eines Geschäftsführers von Coca-Cola verlassen hat, eines um fünf Jahre älteren Mannes im Nadelstreifenanzug mit viel Geld.

Aber dies ist nicht sein einziges Problem. Er arbeitet zu viel, hat kaum ein Privatleben und sich zum Zyniker entwickelt, weil er körperlich permanent Schmerzen hat. Diese Schmerzen werden durch ein kürzeres Bein verursacht, weswegen seine Hüfte schief liegt und er Probleme in der Wirbelsäule bekommt, die ihn je nach Wetterlage mal mehr, mal weniger quälen.

Als die anderen Werktätigen bereits Feierabend haben und auf dem Heimweg sind, beginnt Hogarts Job. Er fährt zu einem Bürogebäude in der Innenstadt, in welchem sich die Wiener Zweigstelle des internationalen Versicherungsriesen Medeen & Lloyd befindet, für welchen er schon öfter gearbeitet hat.

Diesmal allerdings hat ihn Kommerzialrat Rast, Vorstandsdirektor und Geschäftsführer dieser Zweigstelle, persönlich in die Chefetage gebeten. Hogarts Vater, seit sechs Jahren tot, war einmal ein guter Freund von Rast, weshalb Hogart denkt, dass bei diesem Besuch alles möglich ist, sowohl ein neuer Auftrag für ihn, als auch das Aufwärmen von Erinnerungen.

Als Hogart auf Rast trifft, stellt dieser ihm die Herren Kohlschmied, Leiter der Außendienstabteilung des Unternehmens und Sedlack, Sicherheitsbeamter im Haus, vor. Alle vier Männer setzen sich zusammen, und Rast erzählt ein bisschen von Hogarts Vorzügen und Erfolgen bei der Arbeit für die Versicherung, was diesem peinlich ist.

Endlich kommt man auf den eigentlichen Sinn und Zweck des Gespräches. Hogart erfährt, dass Oktavian Wenzel, 1599 in Prag geboren, der größte böhmische Maler seiner Zeit war. Seine Ölgemälde zählen heute neben denen von Rembrandt, Rubens und van Dyck zu den schönsten Exponaten des Barocks.

Unter anderem schuf Oktavian 13 Porträts von Jesus und seinen Aposteln, die sogenannte Köhler-Serie, die weltweit verstreut ausgestellt wurde, bis die Bilder an seinem 365. Todestag vor knapp drei Monaten zum ersten Mal seit 100 Jahren wieder vereint und in der Prager Nationalgalerie präsentiert wurden.

Dann aber sollen die 13 Gemälde bei einem Brand in dieser Galerie vor etwa einem Monat vernichtet worden sein. Zwei dieser Bilder waren bei Medeen & Lloyd in Wien und sieben bei der Londoner Zentrale versichert. Deshalb hat die Wiener Filiale den Fall übernommen und der Kunstexpertin und Brandsachverständigen Alexandra Schelling übertragen, die vor vier Wochen nach Prag gereist ist und herausgefunden hat, dass bei dem Brand Fälschungen Opfer der Flammen wurden, weshalb die Versicherungen nicht zahlen müssen.

Schelling wollte vor drei Wochen nach Wien zurückfliegen, kam aber nie an und ist in Prag verschollen. Auch ihre Unterlagen, die alles beweisen, sind verschwunden. Die Polizei fand weder sie noch ihre Beweise. Also ist sie wahrscheinlich tot, was Hogart den anderen auch mitteilt. Aber er übernimmt den Fall, bei dem es noch ein Problem gibt. Alexandra Schelling ist Kommerzialrat Rasts Nichte.

Nach den ersten, sehr informativen Seiten des Buches beginnt eine düstere, ausgesprochen spannende Geschichte, die von Wien in dunkle kleine Gassen Prags führt und zunächst einmal sehr verwirrend ist.

Hogart bekommt in Prag nach und nach die Antworten auf seine Fragen und lernt dabei eine Reihe von Leuten kennen, die der Autor sehr gut beschreibt und deren Beschreibungen ein interessantes Bild der Kreise um die tschechische Polizei, die Unterwelt der Stadt und die privaten Ermittler ergeben.

Eigentlich handelt es sich bei dem Fall um die schwarze Dame nicht um die Geschichte über den vordergründig erzählten Versicherungsbetrug. Stattdessen geht es um einen zweiten Fall, den Serienmord eines Wahnsinnigen, dessen Ursachen und dessen merkwürdigen Plan. Für die Entschlüsselung dieses Plans sind die Fähigkeiten eines Genies notwendig, das Hogart und seine Partnerin in diesem Fall, Privatdetektivin Ivona Markovic, glücklicherweise konsultieren können.

Sehr ortskundig gibt der Autor außerdem einen Einblick in Stadt und Altstadt von Prag und vermittelt dem Leser zudem das Bild, dass in dieser Stadt nichts ohne Beziehungen, Bestechung und Hilfe des organisierten Verbrechens zu erreichen ist.

Unterdessen ermittelt auch die Prager Polizei und wacht dabei eifersüchtig über ihre Kompetenzen. Dies bedeutet im Fall des Detektivs aus Wien, dass er sich mit all seinen Ermittlungen in der Goldenen Stadt immer auch am Rande der Legalität bewegt und mit einem Bein im Gefängnis befindet.

Fazit:

Der Autor er entwirft in seinem Kriminalroman Die schwarze Dame ein imposantes Bild der Stadt Prag mit in allen Farben schillernden Charakteren und einem tiefgründigen Leben, das der gewöhnliche Tourist in dieser Form sicherlich selten oder nie kennengelernt.

Aber nicht allein dies macht den Reiz dieses wunderbaren Thrillers aus, sondern auch die sehr schwierige, gut durchdachte Geschichte, die Spannung bis zum Schluss bietet und den Leser zu fesseln vermag.

Ich kann diesen Roman jedem Leser empfehlen, der Spaß an ungewöhnlichen und gut konstruierten Geschichten hat.

Der Autor:

Andreas Gruber wurde im August 1968 in Wien geboren und lebt mit seiner Familie in Grillenberg in Niederösterreich. Er verdient sein Geld als freier Schriftsteller und hat bisher einige erfolgreiche, preisgekrönte Erzählungen und Romane verfasst, die den Genres Phantastik, Horror und Thriller zuzuordnen sind.

Er studierte an der Wirtschaftsuniversität in Wien und gibt neben seiner Tätigkeit als Autor auch Schreibkurse. Er gewann unter anderem drei Mal den Vincent Preis, einen deutschen Preis für Horrorliteratur und ebenfalls drei Mal den Deutschen Phantastik Preis.

In seiner Freizeit geht der Autor gern ins Kino, spielt leidenschaftlich Schlagzeug und reist gerne zusammen mit seiner Frau.

Quellen:

  • Andreas Gruber, Die schwarze Dame, Wilhelm Goldmann Verlag, in der Verlagsgruppe Random House, München, 1. Auflage Neuausgabe 2018.
  • www.agruber.com
  • de.wikipedia.org
  • www.randomhouse.de

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Verlagsgruppe Random House.
  • Foto des Autors. Copyright: Fotowerk aichner. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Verlagsgruppe Random House.

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