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Perry Rhodan 2964 – Späher im Dakkarraum

Uwe Anton
Perry Rhodan 2964
Späher im Dakkarraum

Science-Fiction, Heftroman, Hörbuch und E-Book, Pabel Moewig Verlag KG, Rastatt, 8. Juni 2018, 68 Seiten, € 2,20, Titelbild und Innenillustration: Dirk Schulz

Der unsterbliche Arkonide Atlan, der Geheimagent Fitzgerald Klem, der Paslaimon Mollicord und die pfauenhaft verlogene Roboterfrau Tamareil kämpfen sich zum Shod-Teleskop Nummer 37 durch. Diese Vorrichtung öffnet das Fenster zum höherdimensionalen Dakkarraum und somit den Weg in die Heimat. Atlan will zurück in die Milchstraße. Das Shod-Teleskop 37 beobachtet Cetus, eine Kleingalaxis der Lokalen Gruppe. Es befindet sich in den peripheren Bereichen des Konglomerats, jener im Dakkarraum treibenden, riesigen Station, die Angehörige der verschiedensten Völker bewohnen.

Natürlich werden Atlan und seine Begleiter auf ihrem Weg durch die Untiefen und Wartungsbereiche des Konglomerats angegriffen. Der Paslaimon Galbusai ist ein hartnäckiger Gegner. Aber was will er von ihnen? Atlan ist ein lohnendes Ziel, schließlich stellte sich bei seiner Ankunft in der Welt der Menes und Gauchen heraus, dass der aus den Jenzeitigen Landen Heimkehrende als Sternenwanderer von den einen erwartet, von anderen gefürchtet wird. Er trägt das gestohlene Kommandokleid, das eigentlich nur Gemeni tragen können. Gut, eine Frau dabeizuhaben, der zum Thema Kleidung etwas einfällt – auch wenn es ein Cappin-Bewusstsein in Roboterhülle ist (falls sie die Wahrheit sagt). Trotz ihrer Stöckelschuhe hat die Olkonorin die Kampfkraft und Gewandtheit einer hoch entwickelten Maschine. Swen Papenbrocks Innenillustration zeigt ihr neues Outfit. Noch dazu gibt es neuerdings Fernkleider, die für den weiteren Verlauf der Handlung sehr wichtig werden.

Oder stehen andere Zusammenhänge hinter der Jagd auf die Reisegruppe? Einige der Völker im Konglomerat sind uns aus Handlungsebenen vertraut, die an weit entfernten Orten spielen. Ihre Vertreter im Koglomerat stehen nicht unbedingt auf ein und derselben Seite. Es stellt sich ja überhaupt die Frage, was die Haodh in Cetus beobachten wollen. Die Motive sind unklar.

Fitz Klem wiederum hat dieses Amulett, sein Familienerbstück: ein Penrose-Prisma aus Eiris-Material, mit dem er sich im Dakkarraum orientieren kann und das Eigenschaften hat, die den Naturgesetzen des Einsteinraums widersprechen. Schon im Ruhezustand haben seine Dreieckseiten einen quadratischen Grundschnitt. Ist es aktiviert, verwandelt es sich vollends in eine unmögliche Figur, das Penrose-Prisma. Der in der Milchstraße aufgetauchte Ernst Ellert einer parallelen Zeitlinie trägt den gleichen Anhänger. Auf zwei Meter Höhe angewachsen, diente es Ellert als ein als Querung bezeichnetes Portal, mit dem man über die Dakkarspur die Enceladus-Enklave der Kunstwelt Wanderer erreichte, wo sie den von Adam von Aures in dieses Universum mitgenommenen Rhodan eines anderen Universums trafen (vgl. PR 2919). Die Gemeni werden bewusstlos, wenn es ihre Kleidung berührt. Das sind sehr spezielle Eigenschaften, deren Hintergründe noch nicht absehbar sind. Insofern kann man gespannt sein, was daraus noch wird. Will der Jäger das Amulett?

Der kosmische Hintergrund ist zum Erschlagen komplex, doch die Handlung an sich bleibt dank des interessanten Schauplatzes, der gut umrissenen Charaktere und des übersichtlich arrangierten Handlungsfortschritts bodenständig. Man kabbelt sich, wird angegriffen, schlägt sich durch. Wo Intelligenzwesen zusammenleben, gibt es Bürokratie, Ämter, Hierarchien. Die kann man benutzen, im riesigen Gebäude um den Shod-Spiegel ebenso wie im dazugehörigen Archiv, das Beobachtungen speichert. Da müsste man reinkommen! Und: In diesem Zyklus gab es andere Archive, in welcher Art ähnelt ihnen dieses?

Was gibt es noch Besonderes zu berichten? Einmal findet sich der Arkonide in einer mehrdimensionalen Umgebung wieder, deren Beschreibung einfühlsam gelungen ist. Seine Ritteraura spielt eine Rolle und die Präsenz einer Frau – auch wenn sie nur einen Robotkörper hat. Die Ausblicke, die er dabei erhascht, sind aufschlussreich. Er erfährt von einem neuen Aspekt der Kosmologie, weil GESHOD eine besondere Superintelligenz ist, und von der Natur der Zeitlichen Eskorte, was wiederum die Rolle der Gemeni beleuchtet. Zwei persönliche Entscheidungen stehen an, eine für Klem und eine für Tamareil. Danach geht die Reise weiter.

Der Handlungsverlauf des Romans ist ohne Hintergrundwissen zugänglich. Er ist übersichtlich, anschaulich und wird von starken, nachvollziehbaren Charakteren getragen. Wer sich aber an die Geschichten um Atlan in der Schwarzen Galaxis erinnert und und an seine Zeit als das Orakel von Krandhor, wird die Vorgänge um kurzweilig gestaltete Rückblicke angereichert finden. Gar köstlich sind die Wortwechsel zwischen Atlan und seinem Extrasinn. Besonders eindrucksvoll fand ich auch die anschauliche Beschreibung eines sich entfaltenden Tesserakts, da es viele grafische Darstellungen dieses mehrdimensionalen Würfels gibt, aber wenig Beschreibungen in Worten; wobei er ja nur als Übergang dient, so wie der ganze Roman von Übergängen und vom Reisen handelt.

Besonders interessant ist auch der PERRY RHODAN Report in der Heftmitte, weil er anlässlich des 90. Geburtstags von K. H. Scheer mehrere umfangreiche Artikel zu Leben und Werk des Seriengründers bringt. Johannes Rüster schrieb in Der Mann und seine Masken über Scheer als Phantasten, Satiriker, Feministen, Pazifisten und Mensch. Rainer Nagel diskutiert die Frage Was wäre PERRY RHODAN ohne … Karl-Herbert Scheer, und Hermann Urbanek dreht diese Fragestellung kurzerhand um. Sein Artikel lautet Was wäre Karl-Herbert Scheer ohne … PERRY RHODAN.

Eine Leseprobe ist hier zu finden sowie eine Hörprobe dort.

(at)