Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern … Teil 6

Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern, Zauberern und Gaunern
Dem Ende des philosophischen Jahrhunderts gewidmet
Adam Friedrich Böhme, Leipzig, 1796

Wie die E. einen Erhängten behandeln

Ein W. Untertan wurde den 10. Mai 1789 morgens früh auf dem Gebiet der Stadt E. an einem Baum hängend gefunden. Die E. Obrigkeit ließ den Erhängten durch starke Mannschaft mit geladenem Gewehr sogleich auf demselben Platz bewachen. Man dachte so wenig an ein Rettungsmittel, dass sogar der W. Obrigkeit, welche durch das Gefühl der Menschheit bewegt, Leute zur Rettung abschickte, die Abschneidung des Strickes als ein vermeintlicher Eingriff in Gerechtsame, verweigert wurde. Nachdem endlich in E. die Beratschlagung, was mit dem Erhängten zu tun sei, zum Schluss gekommen war, währenddessen er notwendig ersticken musste, so wurde erst abends um 5 Uhr der Strick abgeschnitten, das Gold und Silber, das der Unglückliche bei sich hatte, gleichsam als Henkerrecht dem Strickabschneidenden gegeben und die Kleider des Erhängten vom Volk in Läppchen zerstückt und reißend ausgeteilt, weil das Vieh, mit den Kleidungsstücken des Erhängten dreimal gestrichen, fett werden soll. Der Erhängte lag nun vor aller Augen ganz nackt da. Das entsetzliche Bespiel, einem ohnehin Unglücklichen noch die Bedeckung seines Leichnams zu versagen, machte in den Gemütern der anwesenden W. Untertanen einen solchen Eindruck des Abscheus und Mitleidens, dass sie es wagten, den nackten Leichnam mit Holzreisern zu bedecken und ihren Abscheu öffentlich zu erkennen zu geben, worüber sie von den E. Schultheißen Rebellen gescholten und mit Hauen und Steinen bedroht wurden. Um dies die Menschheit entehrende Schauspiel noch unmenschlicher zu machen, belustigten sich die jungen Leute von E. dicht neben dem Platz, wo der Erhängte nackt und bloß lag, mit Trinken und mit Kegelschieben, und die wachthabende Mannschaft füllte sich mit Wein bis oben an. Die ganze Nacht hindurch wurde geschossen, als ob Kriegsvölker in der Nähe wären. Ein E. Bürger verlor durch einen unvorsichtigen Schuss der besoffenen Wache beinahe das Leben und lag bis auf den Tod.

Doch wird all dieses von der Begräbnisart übertroffen, welche die Unmenschen vor den Augen von mehr als tausend Zuschauern verübten. Als der Leichnam mit dem Gesicht gen Himmel wie gewöhnlich gekehrt in der Bahre lag, rief das E.Volk, dass man den Hund aufs Gesicht legen solle!

Es geschah mit den Worten: »Sieh Hund, so musst du liegen!« Die Bahre wurde an der äußersten Grenzscheidung eingesenkt und mit zwei kreuzweise geschlagenen Pfählen befestigt, dass der Hund, wie sie sagten, sich nicht umkehren könne. Das Abscheulichste, ein ewiger Schandfleck für die Unmenschen, war noch dieses: Sie schlugen einen dicken Pfahl durch die Bahre und mitten durch den Leichnam, den sie auf die schauerliche Art, als wollten sie dem Toten noch dereinst die Auferstehung verwehren, in die Erden spießten, wobei sie fürchterlich schrien: »Schlagt zu, in des Teufels Namen! Hund, man muss dich recht vernageln, dass du nicht wieder herauskommst!«

Alles war bei diesem Auftritt schrecklich – die Unmenschen besoffen, die Luft mit abscheulichen Flüchen und die Gemüter der Zuschauer mit Erbitterung oder Entsetzen erfüllt.