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Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern … Teil 5

Das schwarze Buch vom Teufel, Hexen, Gespenstern, Zauberern und Gaunern
Dem Ende des philosophischen Jahrhunderts gewidmet
Adam Friedrich Böhme, Leipzig, 1796

Striedicke hebt das Geld, was ein Müller liegen hat.

Der Sattler Striedicke hatte ehedem schon einen mansfeldischen Prediger, einen übrigens sehr braven Mann, zu überreden gewusst, ihn zur Hebung eines Schatzes zu unterstützen. Der gute Mann hatte seinen Heldenglauben durch einen Verlust von 180 Taler und durch einen Verweis, den er vom Konsistorio erhielt, büßen müssen. Striedicke aber hörte dennoch nicht auf zu behaupten, dass ihm ein Schatz bestimmt sei. Kurze Zeit vor Weihnachten 1785 verbreitete sich auf einmal das Gerücht, dass er ihn nun gefunden habe. Vernünftige Leute glaubten es zwar nicht; da aber doch Striedicke sich und seine Frau kleidete, verschiedene Möbel anschaffte, und weit besser zu leben anfing, als er bisher gekonnt hatte, so machte das die Obrigkeit aufmerksam. Mehrere geheime Nachforschungen wusste er durch das Vorgeben einer aus der Ferne erhaltenen Erbschaft zu vereiteln. Eine Witwe aber, die er, weil sie die Miete nicht bezahlen konnte, aus seinem Haus trieb, verriet das ganze Geheimnis. Sie sagte auf dem Rathaus in Eisleben aus: In ihrer gehabten Stube sei, wenn man ein Brett des Fußbodens anhebe, eine Öffnung, durch die man den darunterliegenden Keller des Striedicke übersehen könne. Gegen Weihnachten habe sie einmal viele Personen darin gesehen, unter denen sie nur Striedicke, seine Frau, und einen Windmüller aus der Neustadt erkannt habe. Die anderen wären verkleidet gewesen, einer als ein Teufel, der andere als ein Geist, ein Dritter als ein Mönch usw. Es sei ein Kreis geschlossen worden, und nach vielen Zeremonien habe man angefangen, mit Schaufeln die Erde aufzuwerfen, wodurch man auf einen Kasten gekommen sei, den man mit vieler Mühe habe herausheben können. Während dem Heben habe der verkleidete Teufel so entsetzlich gebrüllt, dass ihr selbst angst geworden sei. Man habe den Kasten nur einen Augenblick geöffnet, da alles wie Gold und Silber geglänzt habe. Dann habe man ihn gleich wieder verschlossen, mit mehreren Petschaften versiegelt und zum Windmüller in die Neustadt geschafft. Von dem Tage an habe das gute Leben in Striedickes Haus angefangen.

Nun ließ der Magistrat Striedicke, seine Frau und danach noch einige Personen einziehen, wodurch die eigentliche Bewandtnis der Sache an den Tag kam.

Striedicke hatte erfahren, dass der Windmüller einiges Geld liegen habe, und das war eigentlich der Schatz, den er heben wollte. Er ging in der Gegend der Windmühle in erkünsteltem Tiefsinn auf und ab. Der Müller sprach ihn an, ob er sich verirrt habe und was ihn anwandle. Striedicke stellte sich, als fahre er aus seinem Tiefsinn plötzlich auf, sieht den Müller mit starrem Blick und mit einem vielversprechenden Stillschweigen eine Weile an und rief dann wie entzückt: »Gott, nun habe ich gefunden, was ich schon lange gesucht habe! Freund, Er ist der glückliche Mann, der mich und sich auf einmal in die blühendsten Umstände versetzen kann. Mit Ihm nur kann der Schatz gehoben werden, der mir zugedacht ist.«

Der Mann ward erst für die Sache eingenommen und nach verschiedenen Konferenzen überredet, Striedicke 200 Taler vorzuschießen, wofür er von dem Schatz 2000 erhalten und zu seiner mehreren Sicherheit, bis zu der Zeit, da man ihn angreifen dürfe, den Kasten in seine Verwahrung nehmen solle. Das war der Kasten, von dem der Teufel durch so schreckliches Brüllen verzweiflungsvollen Abschied nahm.

Ein abgedankter Postillon mit Namen Scharf hatte die Rolle des Teufels gespielt, ein liederlicher Bergmann, Burkhard, die des Geistes.

Der unterpfändliche Schatz wurde aus der Neustadt auf das altstädtische Rathaus gebracht. Der Teufel und der Geist mussten den einige Zentner schweren Kasten auf den Tisch der Richterstube heben. Die erwähnten Siegel waren noch unbeschädigt. Man fand folgende Schätze darin: Zuoberst waren einige dreißig bleierne mit Flitter vergoldete Münzen, zunächst dann die schwerste Art von großen Steinen, zwischen und unter diesen, vermutlich, um das Klappern und Rollen zu verhindern, ein reicher Vorrat von Kiessand. Bei angestellten Hausdurchsuchungen hatte man mancherlei Werkzeuge des Schatzgrabens zum Beispiel Bücher mit den gewöhnlichen Missbräuchen biblischer Sprüche und allerlei schreckliche Formeln und Fratzen, auch Schmelztiegel und etwas Stempelartiges gefunden.