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Romantruhe-Western Band 27

H. W. Hübner
Romantruhe-Western Band 27
Captain Feigling

Western, Paperback, Romantruhe, Kerpen-Türnich, Juni 2018, 70 Seiten, 4,95 Euro, Titelbild: Firuz Askin
www.romantruhe.de

Kurzinhalt:
Emmett Hickory, ein loyaler, furchtloser und erfahrener Soldat, ist im Gebiet der Kiowa auf einem Erkundungsritt, als er auf eine Gruppe unbekannter Soldaten trifft. Noch ahnt Hickory nicht, dass der die Gruppe anführende Captain Anderson auf dem Weg zum Fort ist, um die Leitung der B-Kompanie zu übernehmen, der Hickory angehört. Doch schon diese erste Begegnung zeigt, dass Anderson zu den eingebildeten und arroganten Offizieren gehört, die in menschenverachtender Weise ihre Untergebenen drangsalieren und schikanieren. In seiner maßlosen Selbstüberschätzung führt er die Männer in einen Hinterhalt der Kiowa, die für ihre Grausamkeit bekannt sind.
Hat Hickory erneut eine seiner grandiosen Einfälle, die die Rothäute schon so oft zu spüren bekommen haben? Kann er seine treu ergebenen Männer vor dem scheinbar sicheren Tod retten?

Leseprobe

Halb dösend hing Emmet Hickory im Sattel. Es war heiß, und die Sonne stand senkrecht über ihm. Nur sein Falbhengst mit dem dicken Bauch warf einen Schatten genau unter sich.

Plötzlich richtete das Tier die Ohren steil auf. Es veränderte den Schritt, und einen Moment schien es, als würde es stehen bleiben.

Mit einem blitzschnellen und kaum wahrnehmbaren Hackenschlag trieb Emmet Hickory das Pferd weiter. Er ließ sich im Sattel wiegen wie ein übermüdeter und unaufmerksamer Mann.

Unter der Krempe des Uniformhutes hervor musterte er jedoch das flache Tal vor sich. Das kniehohe Büffelgras bewegte sich unter den kurzen Windstößen.

Der Falbhengst warf den Kopf hoch.

Aber da sah Emmet schon die vielen Fährten im Büffelgras. Sie liefen sternförmig auf einen bestimmten Punkt zu, der sich höchstens fünfzig Pferdelängen vor ihm befinden konnte.

Als er über die Erste hinwegritt, blickte er nur kurz zu Boden. Er sah keine Abdrücke von Eisen. Demnach waren es Indianerponys, die die Spuren hinterlassen hatten.

Alles in Emmet Hickory spannte sich. Er war seit fünf Jahren in diesem Land und versah seinen Dienst bei der Armee. Er kannte alle Gefahren.

Und er hatte schon eine Menge Narben empfangen. Auch sein Gaul trug die Zeichen vieler Kämpfe. Sie waren immer gemeinsam in den dicken Verdruss hineingeraten.

Das Pferd wollte wiehern.

Blitzschnell presste ihm Emmet Hickory die Oberschenkel an. Er machte es mit solcher Kraft, dass er dem Falbhengst fast die Luft aus dem Leib drückte.

Der Gaul wieherte nicht. Er drückte nur den Rücken hoch, als wollte er seinen Reiter gleich herunterfeuern.

Nach ein paar Schritten zog Emmet Hickory an den Zügeln. Und nun richtete er sich auf, ein Mann mit einem sonnengebräunten und etwas hageren Gesicht und mit einer Pfeilnarbe an der Stirn.

Im nächsten Moment ließ er die Schultern wieder sinken. Sein Pferd blieb nun wirklich stehen.

Ein paar Schritte vor ihnen lag ein Mann im Gras.

Oder das, was von ihm übriggeblieben war.

Das Gras war zertrampelt, Feuer hatten gebrannt. Über dem Ort lag der Gestank von verbranntem Fleisch und von Rauch. Lange könnt es noch nicht her sein.

Emmet Hickory atmete tief ein und sah auf den Toten hinab. Es war Indianerarbeit. Der Mann lag mit gespreizten Armen und Beinen auf dem Rücken. Auf seinen Händen und Füßen hatten kleine Feuer gebrannt. Er war nackt und grässlich zugerichtet. Man hatte ihm zum Schluss den Schädel eingeschlagen, als er nicht mehr kräftig genug war, um alles noch eine Weile auszuhalten.

Ein paar zerfetzte Kleidungsstücke lagen im Umkreis verstreut.

Emmet entdeckte eine Uniformhose und einen Reitstiefel. Der Tote war ein Soldat.

Einen Anhaltspunkt, wohin der Mann gehörte und wer er war, fand der First Lieutenant Emmet Hickory aus Fort Duncan nicht.

Der Hut des Toten war fort, die Uniformjacke und der zweite Stiefel. Nur ein halbes Unterhemd lag ein Stück entfernt.

Es gab keine Anzeichen dafür, dass der Mann auf einem Pferd bis an diesen Ort gekommen war. Ganz sicher war er vor einem roten Kriegstrupp zu Fuß geflohen und hier eingeholt worden.

 

*

 

Seufzend schwang Emmet Hickory das Bein über den Sattel, um abzusteigen.

Genau in diesem Augenblick sah er, dass sein Falbhengst wieder die Ohren aufstellte.

Emmet Hickory hob den Kopf. Und da sah er sie, fünf Krieger auf struppigen Pferden, die über dem Tal hielten und zu ihm herunterblickten.

Emmet Hickory setzte sich in den Sattel zurück und schob den rechten Stiefel in den Steigbügel. Er grinste auf eine harte und herausfordernde Art.

Und dann öffnete er die Lasche seiner Revolvertasche.

Das war Emmet Hickory. Ein Mann, von dem es hieß, dass er nie im Leben Angst gehabt hatte. Von dem seine Soldaten sagten, er könnte mit der linken Hand gegen einen wütenden Bären kämpfen, mit der rechten einen scharfen Poker spielen, eine Zigarre im Mund halten und dabei eine haarsträubende Geschichte erzählen. Und dies alles gleichzeitig.

Das war sicher sehr übertrieben.

Die fünf Krieger bewegten sich unruhig, als Emmet Hickory nun auch noch seinen Kavalleriesäbel lockerte und handbreit aus der Scheide zog.

Ein Gewehr führte er nicht mit sich. Emmet bedauerte diesen Umstand sehr. Er war zu einem kurzen Ritt auf gebrochen, um den Armeeaußenposten an der Furt des Trout River zu kontrollieren.

Seit Wochen war das Land ruhig gewesen, die Kiowa hatten sich weiter im Norden betätigt und die Gegend zwischen Fort Duncan und dem Trout River gemieden.

Nun waren sie wieder da.

Einen Soldaten hatten sie auch bereits getötet.

Emmet Hickory trieb seinen Falbhengst mit den Schenkeln an und lenkte ihn genau auf den Hügel zu.

Es war Wahnsinn. Er ritt den fünf Kiowa genau vor die Füße. Sie brauchten nur von oben herunterzusausen, um ihn förmlich zu erdrücken.

Aber Emmet Hickory war auch bekannt dafür, dass er stets die unmöglichsten Dinge machte und taktische Maßnahmen ergriff, die einem richtigen Armeestrategen die kalte Furcht beibrachten.

Was gemeinhin für undurchführbar schien, dafür war Emmet Hickory gut. Er machte es auf seine Weise. Er konnte sich jeder Taktik eines Gegners anpassen. Oder er verblüffte einen Gegner ganz einfach.

 

*

 

Die Kiowa waren unschlüssig.

Einer redete mit schriller Stimme auf die anderen ein, während Emmet schon den Fuß des Hügels erreichte.

Emmet rechnete sich aus, dass außer diesem Trupp von fünf Kriegern sicher noch andere Horden umherstreiften. Vielleicht waren schon welche hinter ihm. Er schaute sich aber nicht um. Er ritt stur den Hang hinauf.

Möglicherweise waren diese fünf Burschen daran beteiligt, als der Soldat zu Tode geschunden wurde.

Der Krieger, der auf dem Kamm des Hügels seine Ansprache zu Ende gebracht hatte, hob eine großkalibrige Flinte an die Schulter und feuerte.

Emmet ließ den Falbhengst springen. Die Kugel ging mit einem unangenehm klingenden Pfeifen dicht vorbei.

Hinter Emmet erklang entferntes Geschrei.

Scharf sog er Luft durch die Nase ein.

Diese fünf waren wirklich nicht allein. Die Burschen, die den Soldaten gequält hatten, trieben sich also noch in der Nähe herum und waren durch den Flintenschuss aufmerksam geworden. Sie kamen jetzt, um sich auch noch einen weißen Offizier der verhassten Pferdesoldaten zu holen.

Emmet holte den Revolver aus der Ledertasche, spannte den Hammer und zielte über den ausgestreckten Arm.

Mit dem Knall entstand eine Rauchwolke vor der Revolvermündung und versperrte die Sicht. Emmet konnte nicht erkennen, ob er den Flintenschützen getroffen hatte.

Aber etwas musste der Bursche abbekommen haben, denn es kamen nur die vier anderen den Hang herunter.

Emmet lächelte. Genau das war es, was er gewollt hatte.

Er behielt die Burschen scharf im Auge, während er den Falbhengst nur mit den Schenkeln dirigierte. Das Tier war ein echtes Kampfpferd, das ein paar Schüsse nicht nervös machen konnte.

Emmet ließ den Gaul wieder springen, als ihn ein Kiowa in voller Talfahrt mit seiner federgeschmückten Lanze anvisierte und aufspießen wollte.

Der Stoß ging fehl, und der Rote sauste mit seinem struppigen Gaul weiter, den Hang hinab.

Einer war fast genauso schnell. Er kam fast fünf Pferdelängen von Emmet entfernt herunter und merkte, dass er den Weißen nicht mehr rammen konnte. Er warf sein Kriegsbeil.

Emmet Hickory duckte sich.

Im nächsten Moment spürte er einen gewaltigen Schlag an der rechten Schulter, und dann klirrte etwas neben seinem Pferd auf den steinigen Hang.

Er probierte den rechten Arm. Gottlob, der war noch dran und ließ sich auch bewegen. Nur schmerzte er höllisch.

Der Krieger, der das Beil geworfen hatte, wollte seinen Gaul herumreißen. Das Tier überschlug sich und rollte hangabwärts.

Der Reiter kam auf die Beine, warf den Kopf hin und her und lief gebückt zu Emmet Hickory herauf.

Emmet war mit den beiden anderen Kiowa schon beschäftigt. Den Lanzenstoß des einen parierte er mit dem Säbel. Die Lanze glitt ab, der Krieger bekam sie nicht noch einmal ins Ziel. Sein Schwung hatte ihn schon zu weit den Hang hinabgetrieben.

Der Vierte rammte seitlich den Falbhengst. Emmet spürte, wie der Anprall seinen Gaul bis in den letzten Knochen erschütterte. Ihn selbst hob es aus.

Er ließ den Säbel aus der linken Hand fallen und packte rasch das Sattelhorn. Der Griff verschaffte ihm Halt. Er blieb im Sattel.

Und auch der Kiowa. Der Rote war auf den Anprall besser vorbereitet gewesen.

Emmet sah plötzlich die ausholende Armbewegung des Kriegers. Der Bursche drängte sein Pferd gegen den Falbhengst und klemmte Emmet Hickorys Knie ein.

Emmet konnte nicht sehen, was der Kiowa in der Hand hielt. Womit er zuschlagen wollte. Aber er war keineswegs begierig, es zu erfahren.

Er hob den Revolver in der rechten Hand nur leicht an und feuerte trotz der rasenden Schmerzen.

Die Mündungsflamme versengte dem Kiowa auf die knappe Entfernung das Haar. Die Kugel traf ihn in den Kopf und stieß ihn von seinem bockenden Gaul.

Mit den Schenkeln drückte Emmet den Falbhengst aus der Nähe des Kiowa-Pferdes. Er blickte zu Boden und suchte seinen Säbel.

Eine Bewegung linker Hand ließ ihn herumfahren.

Der Rote, der das Kriegsbeil nach ihm geworfen hatte, war wieder auf dem Kampfplatz erschienen. Er hielt ein Messer in der Hand.

Über den Krieger hinweg sah Emmet in knapp einer halben Meile Entfernung drei Kriegstrupps ins Tal dringen. Zusammen waren es über zwanzig Kiowa.

Das waren zu viele für ihn.

Er schoss auf den Krieger mit dem Messer. Im Abdrehen sah er den Kiowa fallen und im Gras verschwinden.

Von den drei Kriegshorden, die sich jetzt vereinigten, blafften ein paar Schüsse her. Keine Flintenschüsse. Am Klang hörte Emmet, dass es Mehrladegewehre waren.

Und nun fluchte der Offizier Emmet Hickory, während er den Falbhengst weiter den Hang hinauftrieb. Den Säbel musste er zurücklassen. Die zwei übriggebliebenen Kiowa hatten sich am Fuß des Hanges gefangen und trieben ihre Pferde herauf.

Emmet setzte die Hacken ein. Der Hengst machte ein paar bockende Sätze, streckte sich und kam mit keilenden Hufen auf den Kamm.

Wütendes Geheul schallte aus dem Tal.

Sofort blickte sich Emmet um. Die große Horde war schon sehr nahe, und die Kugeln schlugen bereits in den Hang ein.

Diese Gewehre, dachte Emmet besorgt, die haben sie nicht bei ihren Überfällen im Norden erbeutet. Die kleinen Farmer und Siedler dort besitzen fast alle Flinten und Revolver! Ob ihnen jemand die Mehrlader verkauft hat?

Er ritt schleunigst hinter den Kamm und in Deckung. Auf diesem Hang lag der Kiowa, der zuerst eine Rede gehalten hatte. Sein struppiges Pferd stand fast hundert Yard entfernt. Es war davongelaufen.

Emmet ließ den Falbhengst laufen. Das Tier flog förmlich den Hang hinab und erschreckte den Indianergaul, der sich noch ein Stück weiter entfernte.

Mit trommelndem Hufschlag ging es durch das Tal, wieder einen Hang hinauf und hinter dem Hügel durch eine Senke mit einer Büffelkuhle.

Emmet lud im Reiten seinen Revolver nach und griff nach dem Oberarm. Er fand keinen Schnitt und kein Loch im Uniformstoff.

Das Kriegsbeil hatte ihn mit dem Stiel getroffen. Dies allerdings mit voller Wucht.

Er behielt seine Waffe in der Hand. Hier konnten überall kleine Kriegshorden herumstreifen. Wenn er unversehens in eine hineinritt, wollte er bereit zum Kampf sein.

Hinter der Büffelkuhle sah er sich um.

Von den Kiowa entdeckte er nichts. Vielleicht hielten sie sich mit ihren Toten oder Verletzten auf. Aber kommen würden sie.

Seine Fährte stand klar und deutlich im Gras.

Ich muss aus dieser Gegend heraus, dachte Emmet. Meine Spur kann ja noch ein blinder Medizinmann bei Neumond finden!