Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Till Eulenspiegel in 55 radierten Blättern – 32. Blatt

Till Eulenspiegel in 55 radierten Blättern
von Johann Heinrich Ramberg, mit Text nach der Jahrmarkts-Ausgabe. Verlag C. B. Griesbach. Gera. 1871

Eulenspiegel vermietet sich in Einbeck als Bierbrauerknecht.

ie nun Eulenspiegel auch Braunschweig meiden musste, kam er nach Einbeck und glaubte sich durch seine Possen hier etwas zu verdienen. Aber er hatte sich geirrt, denn die Einbecker fanden keinen Gefallen an seinen Gaukeleien, sondern bekümmerten sich lieber um ihre Arbeit. Eulen­spiegel vermietete sich also bei einem Bierbrauer als Knecht. Nachdem er seinen Dienst angetreten hatte, begab es sich, dass sein Herr zu einer Hochzeit gehen musste, und befahl ihm, mit der Magd das Brauen unterdessen zu verrichten. Der Herr machte ihn besonders darauf aufmerksam, beim Kochen den Hopfen nicht zu vergessen, weil dieser dem Bier den Wohlgeschmack geben müsse.

Eulenspiegel sagte: »Ja, ich will alles schon gut machen, tragt nur keine Sorge.«

Nun ging der Brauer mit seiner Frau nach der Hochzeit und ließ es sich recht wohl schmecken. Die Magd verstand das Bierkochen besser als Eulenspiegel. Da sie aber gern dem Tanz im Hochzeitshaus zusehen wollte, so unterrichtete sie Eulenspiegel, wie er den Hopfen zuerst ohne ihre Hilfe sieden müsse, und ging dann fort. Dies war Eulenspiegel recht lieb, denn nun hatte er freie Hand, seine Schalkheit auszuüben. Der Brauer hatte einen Hund, der hieß Hopf. Diesen ergriff Eulenspiegel, warf ihn in das siedende Wasser und ließ ihn ganz zerkochen.

Als nun die Magd vom Hochzeitshaus wieder zurückkam, wo sie sich statt einer, mehrere Stunden aufgehalten hatte, sagte sie zu Eulenspiegel: »Es hat nun genug gekocht. Setze den Korb vor, dass wir ablaufen lassen.«

Indem sie dieses taten, merkte die Magd, dass noch kein Hopfen in den Korb kam, und fragte des­halb Eulenspiegel: »Hast du auch den Hopfen nicht verges­sen?« Eulenspiegel antwortete: »Warte nur bis zu Ende, auf dem Grund wirst du ihn schon finden.«

Die Magd fing an zu rühren, um zu sehen, ob es auch wahr sei. Siehe, da kam das Gerippe hervor.

Sie fing laut an zu schreien: »Ach, was hast gemacht? Was ist das? Das Bier ist doch nun ganz verdorben!«

Eulenspiegel antwortete: »Ich habe es so gemacht, wie du mir gesagt hast, denn ich habe den Hopf, unseren Hund, gut durchgekocht.«

Indem sie noch mitein­ander disputierten, kam auch der Brauer nach Hause, der ziemlich berauscht war, und sprach zu den beiden: »Nun, was macht ihr denn, liebe Kinder?«

Die Magd antwortete: »Ich weiß nicht, was der tolle Knecht gemacht hat. Ich ging eine Stunde aus, um dem Tanz zuzusehen und sagte zu ihm, er möchte den Hopfen nicht vergessen hinein zu tun, und nun hat der Bösewicht gar den Hund hineingeworfen, weil, wie er sagt, dieser Hopfen geheißen hätte, und hat ihn ganz und gar zerkochen lassen.«

Da dies der berauschte Brauer hörte, wollte er ihn zur Verantwortung fordern, die Zunge war ihm aber zu schwer, und er konnte vor Eulenspiegels Plapperei nicht zu Worte kommen, deshalb überließ er der Magd den Streit allein und ging wieder zum Hochzeitshaus, um dort seinen Verdruss mit Essen und Trinken zu be­schwichtigen. Eulenspiegel sagte zur Magd: »Ich bin ein recht geplagter Mensch, dass ich es niemals recht machen kann, und wenn ich es auch mache, wie es mir geheißen wird, so ist es doch nicht recht. Wenn es andere Dienstleute nur halb so gut machten, was ihnen geheißen würde, wie ich, die Herrschaften wären ganz zufrieden; nur ich habe es doch noch keiner Herrschaft recht machen können. Mit diesen Worten ging Eulenspiegel fort und freute sich, auch in Ein­beck eine Schalkheit ausgeübt zu haben.