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Aus dem Tagebuch eines Kriminalkommissars

Kriminalbibliothek 19. Jahrhundert
Hermann Friedrich Friedrich
Aus dem Tagebuch eines Kriminalkommissars

Fall 1

Auf der Fährte des Mörders

Kein Beruf bietet mehr Gelegenheit, das Menschenherz mit all seinen verborgenen Tiefen und Leidenschaften gründlich kennenzulernen, als der des Kriminalbeamten. Seine Lebensaufgabe ist, bei allen Verbrechen, die geschehen, dem Urheber und dessen inneren Beweggründen nachzuspüren. Da fällt dann vor dem scharf beobachtenden Blick manche heuchlerische Maske, die der Mensch trägt, und mancher, der vor der Welt als Ehrenmann galt, steht plötzlich als ein schwerer Missetäter, ein fürchterlicher Verbrecher da.

Wir werden es im Folgenden unternehmen, aus dem uns zur Hand gekommenen Tagebuch, das ein Kriminalkommissar über die von ihm geleiteten Untersuchungen zu führen pflegte, einige interessante Fälle herauszuheben. Wir beginnen mit einem Ereignis, das seiner Zeit in der Gegend, wo es sich zutrug, alle Gemüter mit Schrecken erfüllte. Der Beamte schrieb darüber das Folgende:

Die Einwohner des Dorfes N. waren in größter Aufregung. Auf dem Gut des Herrn von Seebeck war der Verwalter desselben Namens Lamprecht erschlagen worden! Es lag unzweifelhaft ein Mord vor, und Herr von Seebeck kam selbst zur Stadt, um dem Staatsanwalt, mit dem er befreundet war, von dem Verbrechen Anzeige zu machen.

Die Untersuchung und Feststellung des Tatbestandes sowie die ersten Nachforschungen nach dem Verbrecher wurden durch den Schulzen des Dorfes und einen Wachtmeister der Gendarmen vorgenommen, schienen aber in einer sehr oberflächlichen Weise ausgeführt zu sein; sie blieben ohne jeden Erfolg.

Der Verwalter war in einem Steinbruch tot gefunden worden. Die Tat konnte nicht dort selbst geschehen sein, sondern eine Blutspur verriet deutlich, dass der Mörder sein Opfer in der Nähe des Steinbruchs getötet, die Leiche dann bis zu dem Steinbruch geschleift und in denselben hinab geworfen hatte. Der Mord war, mit einem viereckigen und scharfkantigen Instrument, mit einem Hammer vollbracht, wie die Untersuchung des Toten und die Verletzung des Schädels auf welchen der Schlag geführt war, deutlich herausgestellt hatte. Der Ermordete hatte nur den einen Schlag erhalten, welcher sofort tödlich gewesen war. Uhr und Börse des Erschlagenen fehlten, es schien demnach ein Raubmord vorzuliegen und nach dieser Richtung allein waren die Nachforschungen eingestellt worden.

Ich erhielt auf die Veranlassung des Staatsanwaltes von meinem Vorgesetzten den Auftrag, mich nach dem Gut des Herrn von Seebeck zu begeben und dort eingehende Nachforschungen anzustellen. Es wurde mir in dieser Angelegenheit vollständige Befugnis erteilt und ich reiste mit der Voraussetzung ab, dass ich jedenfalls einige Zeit vielleicht sogar wochenlang an dem Ort des Verbrechens verweilen werde. Ich wusste über die ganze Angelegenheit nicht mehr, als was das sehr oberflächliche Protokoll des Wachtmeisters der Gendarmen und das allerdings eingehende und tüchtige Urteil des Gerichtsarztes, der den Toten untersucht hatte, enthielt.

Der Staatsanwalt hatte mir ein Empfehlungsschreiben an seinen Freund, den Herrn von Seebeck, mitgegeben, von welchem ich mit der zuvorkommenden Freundlichkeit empfangen und dringend gebeten wurde, auf dem Gut selbst zu bleiben, obschon es meine Absicht gewesen war, in der dürftigen Dorfschenke ein Zimmer zu nehmen.

»Mein Haus steht Ihnen so lange zur Verfügung, als es Ihnen in demselben gefällt«, sprach Seebeck. »Und ich glaube es wird Ihrer Aufgabe auch besser entsprechen, wenn Sie hier bleiben. Ich weiß nicht, welches Ihre Absichten sind; sollte Ihnen daran liegen, dass Ihre amtliche Stellung hier vor der Hand unbekannt bleibt, so werde ich mir ein Vergnügen daraus machen, Sie als meinen Freund einzuführen.«

Herr von Seebeck hatte in seinem Entgegenkommen so fiel Gewinnendes, dass ich sein Ersuchen und Anerbieten nicht ablehnen mochte, zumal beides für meine Aufgabe nur nützlich sein und mir dieselbe erleichtern konnte.

Der Gutsbesitzer war eine große dürre aber kräftig gebaute Gestalt. In seiner Haltung und in seinen Bewegungen lag etwas Schlaffes. Dies schien mehr eine Angewöhnung zu sein. Sein Gesicht war nicht sehr einnehmend. Seine Augen hatten etwas Starres, ihr Blick war zuweilen stechend. Das Gesicht war von einem hellblonden Bart eingerahmt, das Haar von gleicher Farbe hing glatt über beide Ohren herab. Seebeck mochte ungefähr sechsunddreißig Jahre zählen.

»Durch das ruchlose Verbrechen habe ich einen treuen Diener verloren«, sprach er. »Lamprecht war länger als zehn Jahre bei mir und ich habe eigentlich nie Ursache gehabt, über ihn zu klagen. Er hatte reiche Erfahrungen, dabei war er gewissenhaft und unermüdlich. Ich werde nie wieder einen solchen Verwalter bekommen!«

Er schien über den Verlust tatsächlich sehr betrübt zu sein.

»Haben Sie irgendeine Spur des Täters entdeckt?«, fragte ich. »Oder haben Sie gegen irgendjemand Verdacht?«

»Eigentlich beides nicht«, erwiderte Seebeck. »Es haben sich mir wohl Vermutungen aufgedrängt, allein es sind eben nur Vermutungen.«

»Wollen Sie mir dieselben mitteilen?«, warf ich ein.

Er schien zu zögern.

»Herr Kommissar«, sprach er, »ich bin nicht imstande, meinen Verdacht zu beweisen und möchte niemand zu nahe treten. Lamprecht hatte kaum einen Feind; aus Rache scheint die Tat deshalb wohl nicht geschehen zu sein. Nach meiner Überzeugung sind die wenigen Taler, welche er bei sich trug und seine Uhr die Ursache seines Todes gewesen – es treibt sich viel Gesindel in dieser Gegend umher, dem eine solche Tat zuzutrauen ist. Ich hoffe, die Uhr wird zu der Entdeckung des Mörders führen.«

Ich mochte nicht weiter forschen, da ich zunächst den Ort, an welchem das Verbrechen vollbracht war, in Augenschein nehmen wollte.


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