Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Das wiedergefundene Kind

Vom frischen Quell
Sagen, Legenden und Geschichten aus der Eifel
Jung und Alt in neuer Fassung dargeboten von Rektor Jos. Schiffels
Verlag Georg Fischer. Wittlich. 1912
Zweites Bändchen

Das wiedergefundene Kind

Eine Mutter aus Wambach (in Luxemburg) war über ihr fünfjähriges Töchterchen aufgebracht und jagte es in ihrem Zorn schimpfend und fluchend aus dem Haus. Das geängstigte Kind floh über Berg und Tal, durch Wald und Dickicht, wo damals noch viele wilde Tiere hausten. Immer weiter irrte es fort. Als es so lange ausblieb, durchsuchte die beunruhigte Mutter, deren Zorn sich inzwischen gelegt hatte, die nächste Umgebung; aber es war umsonst. Sie rief die Nachbarn um Hilfe an. Auch diese suchten vergebens im Feld und in den benachbarten Dörfern. In ihrer Angst und Verzweiflung nahm die betrübte Mutter ihre Zuflucht zur Muttergottes und ließ am vierten Tag für das Heil des tot geglaubten Kindes in Klausen das heilige Messopfer darbringen. An demselben Tag aber suchte man noch einmal sehr eifrig. Als nun in Klausen das Sanctus der Messe ertönte, vernahmen sie aus tiefem Dickicht ein fröhliches Kinderstimmchen. Bestürzt eilten die Suchenden der Stelle zu. Und was sahen sie zu ihrer Freude? Ihr Kind stand am Weg, Blumen in der einen und einen grünen Zweig in der anderen Hand haltend.

Tief gerührt fragte die Mutter: »Wo bist du gewesen und was hast du gegessen?«

Das Kind antwortete: »Ich war stets bei der Mutter, sie hat mich geführt. Ein Licht trug sie in der Hand, und ein weißes Hündlein lief uns zur Seite.«

Da erkannten alle, dass die Muttergottes das Kind vier Tage lang beschützt und es den geängstigten Eltern wieder zugeführt hatte.