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Wie die Kirche zu Weidingen entstand

Vom frischen Quell
Sagen, Legenden und Geschichten aus der Eifel
Jung und Alt in neuer Fassung dargeboten von Rektor Jos. Schiffels
Verlag Georg Fischer. Wittlich. 1912
Zweites Bändchen

Wie die Kirche zu Weidingen entstand

Zu den frommen und tapferen Männern, die einst auszogen, um das Heilige Land den Händen der Ungläubigen zu entreißen, gehörte auch der edle Ritter Kurt von Neuerburg. Er hatte in einer Schlacht rühmlich gefochten. Gegen Ende des Kampfes aber wurde sein Pferd tödlich getroffen, und indem es zu Boden stürzte, begrub es den Reiter unter sich. Dieser war nicht imstande, die schwere Last von sich zu wälzen, und fiel zuletzt in Ohnmacht. Als er wieder zu sich kam, umgab ihn dichte Finsternis. Er war mit schweren Ketten an Hand und Fuß gefesselt und erkannte sofort, dass er sich in dumpfem Kerker befand. Wie gerne hätte er im offenen Kampf sein Leben hergegeben! Aber als Gefangener, so fern der Heimat, wehr- und hilflos in der Finsternis zu schmachten, das war ihm schrecklich.

Jahre waren so vergangen, und immer noch nicht leuchtete ihm ein Hoffnungsstern. Nur das Gebet, sein einziger Freund, bewahrte ihn vor Verzweiflung. Eines Tages kniete er im Kerker nieder. Aus der Inbrunst seines Herzens flehte er: »O allmächtiger Gott! Zu deiner Ehre bin ich zum heiligen Kampf ausgezogen. Zurück ließ ich mein treues Weib, das jetzt um mich weint, meine Kinder und meine Eltern, die mit ihrem Segen mich entließen. So gib mir denn die Freiheit wieder, damit ich jene nochmals sehe, die meinem Herzen teuer sind. Zum Dank will ich dir ein Kirchlein bauen, das bis in die fernsten Zeiten Zeugnis geben soll von deiner Güte und Macht. Gott der Milde, hilf mir doch in meiner Not!«

Nachdem er lange so gebetet hatte, umfing ihn ein tiefer Schlummer. Und siehe, es stiegen Engel zu ihm nieder, die des Kerkers Pforten öffneten und ihn über Land und Meer zur fernen Heimat trugen. Als er erwachte, sah er die heimischen Fluren wieder und erkannte, dass Gott ihn wunderbar gerettet habe. Neben ihm lagen die von ihm so lange getragenen Fesseln. Freudigen Herzens dankte er Gott, der sich ihm so gnädig erwiesen hatte.

Was er in der Gefangenschaft gelobte, das führte er nun gewissenhaft aus: Er erbaute die Weidinger Kirche, in der die Fesseln heute noch gezeigt werden.