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Der Spuk im Uhlbacher Pfarrhaus

Seit mehr als 300 Jahren steht in Uhlbach, einem Stadtteil der Baden-Württembergischen Landeshauptstadt, das evangelische Pfarrhaus in der Innsbrucker Straße. Das geht aus einem Tauschvertrag aus dem Jahr 1708 hervor, indem das heutige Gebäude mit der früheren Unterkunft mit einem gewissen Andreas Kurrle getauscht wird.

Neben den Baufälligkeiten des bisherigen Pfarrhauses, das nicht mehr bewohnbar sei, wird in den historischen Dokumenten auch auf ein heute wenig überzeugendes Argument verwiesen, auf ein Gespenst, das sein Unwesen in dem alten Gebäude treiben soll.

Der Spuk im Uhlbacher Pfarrhaus

Der studierte Historiker und Vorsitzende des Bürgervereins Obertürkheim-Uhlbach Uwe Reiff hat sich der Sache angenommen und ist dabei auf eine Geschichte gestoßen, die so skurril und kurios ist, dass sie eigentlich gar nicht wahr sein kann.

Aber sie ist es!

Doch der Reihe nach.

Über die ersten 100 Jahre seit der Gründung der eigenständigen Gemeinde Uhlbach im Jahr 1490 ist nichts über ein Pfarrhaus überliefert. Erst 1690 wird in einem Schreiben der Erbgemeinschaft eines Uhlbacher Bürgers mit Namen Meulin erwähnt, dass der Pfarrer bei einer Familie gegen einen Zins – die heutige Miete – in einem Privatzimmer wohnt und sich ein Schuldenbetrag angehäuft hat. Hintergrund war die Unbewohnbarkeit des früheren Pfarrhauses. Der Cannstatter Vogt, in dessen Verwaltungsbezirk Uhlbach damals lag, erwähnte bereits 1684 in einem Schreiben an die herzögliche Verwaltung diese untragbaren Zustände.

Nach langen Diskussionen und Briefwechseln früher wie heute drehte sich nun mal alles um das liebe Geld, es wurde einem Tausch des alten Pfarrhauses mit dem Haus der Meulin-Erben entsprochen. Allerdings wurde bei der Renovierung von Letzterem wohl an allen Ecken und Enden gespart. Denn bereits im Jahr 1700 sind weitere Reparaturmaßnahmen am »neuen« Pfarrhaus notwendig.

Daher erwägt der geistliche Verwalter in Cannstatt in einem Schreiben an die herzögliche Regierung die Möglichkeit, ob es nicht klüger wäre, anstatt der immer wiederkehrenden Beiträge für neuerliche Reparaturen das alte Gebäude gegen ein neues einzutauschen.

Zu diesem Tauschgeschäft kommt es dann auch tatsächlich im Jahr 1708 mit dem besagten Andreas Kurrle, der damals das noch heute bestehende Gebäude zur Verfügung stellte.

Um das im Vorfeld zu ermöglichen, griffen die Verantwortlichen zu einem außergewöhnlichen Mittel, das aus heutiger Sicht unvorstellbar klingt.

In einem von allen Uhlbacher Bürgern unterzeichnetem Brief wird auf ein Gespenst verwiesen, das in dem Meulin-Haus sein Unwesen treiben soll.

Im genauen damaligen Wortlaut ist von einem »… darinnen sich vilfältig sPühren Lassenden GesPensts …« die Rede.

Ein Argument, das eindeutig vorgeschoben war, schließlich benötigte man auch damals schon gute Gründe, um nur 16 Jahre nach dem ersten Hauskauf gleich wieder ein neues Pfarrhaus zu erhalten. Das Ganze war eine gezielt eingesetzte Effekthascherei, denn einen Beweis habe es niemals auch nur annähernd gegeben. Das Gespenst, sagte einer der nachfolgenden Pfarrer einmal in seliger Weinlaune, war vielmehr auf das verwendete Holz zurückzuführen, das je nach Wetterlage knackte, knarrte und ächzte.

Eine kuriose Geschichte und ein Novum im Uhlbacher Gemeindewesen. Niemals wieder waren alle Bürger der gleichen Meinung und bestätigten dies auch schriftlich wie damals in diesem speziellen Brief.

Aber auch eine schöne Geschichte, wie ich finde.

Quellennachweis:

  • Neckaranzeiger vom 11. Mai 2017, Wochenblatt der Cannstatter und Untertürkheimer Zeitung
  • Uwe Reiffs Studien um die Historie Uhlbacher Pfarrer

(gs)