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Dämonische Reisen in alle Welt – Kapitel II, Teil 5

Johann Konrad Friederich
Dämonische Reisen in alle Welt
Nach einem französischen Manuskript bearbeitet, 1847.

Kapitel II, Teil 5

Als beide den anderen Morgen die Treppe von Michels Gasthof herabstiegen, hörten sie einen heftigen Wortwechsel im Weinsaal desselben.

Sie traten ein und vernahmen, wie ein Mann in den mittleren Jahren mit zornentbranntem Gesicht ausrief: »Nein, das ist nicht erlaubt. Ihr schimpft und scheltet über die Hazardspiele in Homburg und Wiesbaden, nennt sie Raubhöhlen, verbietet euren Söhnen und euren Kommis bei Strafe augenblicklichen Fortjagens, dieselben zu besuchen. Eure Lotterie ist ein noch zehnmal ärgeres Hazardspiel. Die Hamburger und Wiesbadener bezahlen doch wenigstens noch, wenn man gewinnt, aber bei euch wird man um den Einsatz und um den Gewinn zumal geprellt.«

»Mein Herr, Sie schütten das Kind mit dem Bade aus«, erwiderte ein schon älterer Mann kaltblütig. »Was können Frankfurt und seine Regierung dafür, wenn unter den Lotteriekollekteuren Spitzbuben sind?«

»Sie muss sie hängen lassen, hängen«, eiferte der Zornige, »die ganze Bande. Sie ist samt und sonders keinen Schuss Pulver wert, wie eure ganze Lotterie, die ihr schon längst hättet eingehen lassen sollen. Sie taugt nichts. Nicht umsonst ist das Spielen in desselben in fast allen monarchischen Staaten des deutschen Bundes so streng verpönt!«

»Aber, mein Herr, was bringt Sie denn so gewaltig auf?«, fragte jetzt der hinzutretende Michel.

»Wie mögen Sie noch so fragen. Da lässt sich mein Sohn von einem Schuft von Kollekteur so ein Frankfurter Los aufdrängen, bezahlt es mit neunzig Gulden, die Nummer gewinnt das große Los und mein Sohn erhält nichts, gar nichts, und verliert noch seinen Einsatz.«

»Aber wie ist das möglich?«

»Der Kerl hat ein und dieselbe Nummer fünfzig-, hundert-, Gott weiß wie vielmal verkauft«, sagte der Zornige.

»Wie kann das sein?«

»Erlauben Sie mir, dass ich Ihnen die Sache erkläre«, fiel nun der ältliche Mann ein. »Die emsigen Kollekteure, unter denen auch mancher rechtliche Mann zu finden ist, schicken sogenannte Probelose in alle Welt hinaus, von denen viele die gleiche Nummer haben. Wer sie nicht kennt, für echt hält, indem sie sogar mit Stempel, Unterschriften etc. versehen sind. Die Leute, die mit diesem Umstand nicht bekannt sind und spielen wollen, senden den Betrag des Loses ein, wofür sie dann von rechtlichen Kollekteuren ein echtes Los erhalten. Viele dieser Herren lassen es jedoch darauf ankommen. Fällt die vielfach versandte Nummer durch, so stecken sie das erhaltene Geld in die Tasche, kommt sie mit einem kleinen Gewinn heraus, so zahlen sie denselben aus, was sie um so leichter können, als sie zehnmal mehr durch die mit Nieten herausgekommenen Lose gewinnen. Fällt aber freilich ein bedeutender Gewinn oder gar das große Los auf so eine vielfach verkaufte Nummer, wie es dieses Mal der Fall ist, sodass die auszuzahlende Summe Hunderttausende oder gar Millionen beträgt, so können natürlich die Herren nicht bezahlen, und es gibt dann einen gewaltigen Skandal.«

»Und so etwas duldet man? Das ist ja schändlich«, sagte Michel.

»Nicht allein das«, sagte der Besitzer eines solchen falschen Loses, »sondern so ein verdammter Rechtsverdreher hat mir sogar noch mit Arrest gedroht, wenn ich mich zu mausig mache, weil ich ein Fremder und kein hiesiger Bürger sei. Und nun sehen Sie, urteilen Sie, hier ist das von mir erkaufte Los, hier ein echtes. Erkennen Sie einen Unterschied, sind sich die Stempel nicht ganz gleich?«

»Vollkommen.«

»Es ist nicht zu leugnen, dass sich besonders dieser Lotteriekollekteur einer sehr strafbaren Täuschung schuldig gemacht hat, aber er wurde auch dafür bestraft.«

»Das nennen Sie Strafe? Der Kerl erhielt ein paar Wochen bürgerliches Gefängnis, während welchem er jeden Abend Orgien gab, sich in Rheinwein und Champagner betrank, und als die kurze Zeit um war, sich in seiner Equipage brüstend, durch die Straßen fuhr. Der Buchdrucker aber, der, um die Täuschung vollkommen zu machen, den Stempel nachdruckte, wurde um einige lumpige Gulden gestraft. Und das nennen Sie Justiz? In England würde der Kerl gehängt, in Frankreich an den Pranger gestellt und auf Lebenszeit auf die Galeeren geschmiedet worden sein. Aber hier machen sie es noch ärger wie ehemals die Nürnberger, die keinen Dieb hingen, bevor sie ihn hatten, denn hier hängen sie ihn nicht, und wenn sie ihn auch mit Händen greifen können.

»Aber die Lotterie ist doch von der Stadt garantiert, man müsste Ihnen den Gewinn auszahlen«, meinte Michel.

»Mitnichten«, versetzte der ältliche Mann, »die Stadt steht nicht für falsche Lose, denn etwas anders sind die sogenannten Promessen oder Musterlose nicht. Es ist ein schlecht verkappter Betrug.«

»Und somit wäre also die Sache so gut wie abgemacht und sämtliche Losbesitzer geprellt.«

»Erlauben Sie«, sagte der ältliche Mann, »dem Lotteriekollekteur ist der fernere Debit von Frankfurter Lotterielosen untersagt …«

»Larifari«, fiel der Bewogene ein, »er verkauft sie nach wie vor; nur unter einem andern Namen. Und dann hat man mir noch ein paar Histörchen erzählt, welche dergleichen Herren verübt haben, die auch den ausgefeimtesten Pariser und Londoner Gaunern noch Ehre machen würden.«

»Lassen Sie hoch hören«, sagte Michel.

»Vor nicht gar langer Zeit«, fuhr der Geprellte fort, »verkaufte ein anderer Kollekteur ein Viertellos (denn damit auch den ärmsten Teufeln die Möglichkeit gegeben ist, in der Frankfurter Lotterie ihr Glück zu machen, verkauft man sogar auch Achtel) an einen Bürger der benachbarten bayrischen Stadt Aschaffenburg, das er ihm jedoch, wie das meistens der Fall ist, zuschickte, ohne ihn persönlich zu kennen, da ihm der Mann als solvabel empfohlen war. Die Zahlung dafür hatte er empfangen. Auch dieses Los kam mit einem bedeutenden Gewinn heraus, der für das Viertel 25 000 Gulden betrug. Da nun in Bayern ebenfalls den Bürgern streng untersagt ist, Frankfurter Lose zu kaufen, so ließ sich der Kollekteur schnell eine bayerische Gendarmerieuniform machen und hatte die Frechheit, sogar noch einen Frankfurter Polizeibeamten, den er bestochen hatte, mitzunehmen. Die beiden Herren fuhren mit Extrapost nach Aschaffenburg, wo sie in der Dämmerung ankamen und sich sodann der Kollekteur als Gendarm verkleidete. Beide begaben sich mit eingebrochener Nacht in die Wohnung des Inhabers des Loses, traten keck in dessen Wohnzimmer und sagten ihm, dass die Polizei die Beweise in Händen habe, dass er im Besitz eines Frankfurter Lotterieloses sei, worauf wie ihm wohlbekannt, eine scharfe Strafe stehe. Da er indessen den Behörden als ein sonst achtbarer, ehrenwerter und ruhiger Bürger bekannt sei, so nähmen sie Rücksichten auf ihn und wollten ihn nicht unglücklich machen, forderten ihn jedoch auf, das Los, dessen Nummer ihm genannt wurde, ohne alle Weigerung herauszugeben, widrigenfalls er unausbleiblich der ganzen Strenge der Gesetze anheimfallen würde. Der gute Mann, sowohl überrascht als auch erschrocken, lieferte der vermeintlichen bayerischen Polizei ohne Weiteres das Los aus und dankte noch auf das Innigste und Untertänigste für die ihm bewiesene Nachsicht der hohen Polizei. Man kann sich denken, mit welcher Hast sich die beiden Gauner mit ihrem Raub in der Tasche davonmachten. Sie kassierten den auf das Los gefallenen Gewinn baldigst ein und leerten lachend eine Flasche Hochheimer auf die Gesundheit des ehrlichen Mannes, der ihnen das Los so gutwillig ausgehändigt hatte.

Später erfuhr derselbe zwar den ihm gespielten Streich, aber wo sollte er klagen? Die Sache wurde auch ruchbar genug, dennoch blieb der Polizeibeamte in seinem Amt.

Ein anderer dieser sauberen Herren wusste sich auf ähnliche, aber weniger waghalsige Weise den auf ein von ihm an einen Schweizer in der Nähe von Bern verkauftes Los gefallenen Gewinn zuzueignen. Die Summe betrug etwa 30 000 Gulden. Er ließ nun im Geheimen eine Lotterieliste drucken, wie deren nach jeder Ziehung von der Direktion ausgegeben werden und in welcher das verkaufte Los, jedoch nur mit einem Gewinn von 300 Gulden angegeben war. Mit derselben versehen, reiste er in die Schweiz zu seinem Kunden und trat mit den Worten ›Freundlichsten guten Tag, mein Herr, ich bringe Ihnen eine frohe Nachricht‹ in dessen Zimmer und setzte hinzu: ›Sie haben einen schönen Gewinn gemacht. Ich sagte es Ihnen gleich, dass Sie in meiner Kollekte glücklich sein würde. Sie haben 300 Gulden gewonnen. Da ich in Bern ohnehin ein Geschäft abzumachen hatte, so bringe ich Ihnen das Geld gleich mit. Sehen Sie hier gefälligst die Ziehungsliste.‹ Der Mann und dessen Frau, die gerade nicht sehr wohlhabend waren, freuten sich kindisch über den Gewinn, holten auf Verlangen des Kollekteurs das Los herbei, welches sie ihm gegen die Zahlung der 300 Gulden aushändigten und sich höflichst bedankten. Sich hierauf entfernend bat der Kollekteur um ferneres Zutrauen, das ihm auch freundlichst zugesichert wurde.

Auch dieser Betrogene erfuhr bald darauf den Gaunerstreich, den man ihm gespielt hatte, und reiste auf den Rat einiger guten Freunde persönlich nach Frankfurt, um dort sein Recht geltend zu machen. Er vermochte aber nichts durchzusetzen, da er keine Beweise hatte. Die falsche Liste hatte der Betrüger wohlweißlich, unter dem Vorwand, dass er ihrer in Bern bedürfe, wieder mitgenommen. Es wäre ihm beinahe noch schlimm ergangen, indem der Schurke nicht nur den Betrug leugnete, sondern sogar behauptete, der Kläger sei sein Schuldner, indem er ihm das Letzte an ihn abgesandte Los noch nicht bezahlt habe und zu bezahlen sich weigere. Dies hatte seine Richtigkeit, denn der Kollekteur hatte ihm sogleich ein Los zur nächsten Lotterie zugeschickt, und der Empfänger war eben im Begriff, ihm den Betrag desselben zu übermachen, als er durch eine echte Ziehungsliste, die einer seiner Bekannten hatte, hinter den ihm gespielten Betrug kam. Der Kollekteur drohte nun, dass, wenn er ihm nicht zahle, er ihn, vermöge des Rechts, das jeder Frankfurter Bürger besitze, einen Fremden, der ihm schulde, ohne Weiteres verhaften und einstecken lassen zu können, in die Mehlwaage, das Frankfurter Schuldengefängnis, setzen lassen würde. Der arme Schweizer musste Gott danken, als er wieder mit heiler Haut aus der Stadt war.«

»Ich muss gestehen, man sollte glauben, die Herren hätten ihre Studien auf der Hochschule zu Toulon oder Brest gemacht. Das ist mir eine saubere Lotterie«, sagte Michel.

»O, mein Herr, bei der Lotterie selbst geht alles auf das Honettste und Ehrlichste zu. Die Gewinne werden nach dem statutenmäßigen Abzug ohne die geringste Einrede an die Inhaber der Lose ausgezahlt. Es sind nur einige Kollekteure und Unterkollekteure, welche sich solche Spitzbübereien zuschulden kommen lassen und dadurch das ganze Institut in üblen Ruf und Misskredit bringen«, erwiderte der ältliche Mann.

»Den es wohl verdient«, meinte Michel, »da man die Halunken nicht hängt, sondern sie zum Skandal der Welt hier unter den ehrlichen Leuten herumgehen und sogar fahren lässt. Und dann das tolle Recht der Bürger, jeden Fremden, der ihm angeblich schuldet, ohne Weiteres einsperren lassen zu können.«

»Auch damit ist schon mancher himmelschreiende Missbrauch geschehen«, sagte ein junger Mann aus Hanau, »ich könnte gar manches Histörchen in dieser Hinsicht erzählen.«

»Ich begreife nicht, wie die umliegenden Staaten, die doch wenigstens eine ebenso gute, wo nicht zehnmal bessere Justiz als die freie Stadt Frankfurt haben, einen solchen Unfug dulden mögen. Es könnte ja den Frankfurter Gesetzgebern ebenso gut einfallen, ein Gesetz zu erlassen, dass jeder Fremde, der in ihrer Stadt ausspie, geköpft werden sollte.«

»Auch haben wir Darmstädter es den Herren schon gelegt. Sie werden es sich sobald nicht mehr einfallen lassen, einen der Unsrigen zu verhaften«, sagte ein anwesender Offenbacher.

»Ein anderes Mal mehr davon«, meinte Michel, und Asmodi beiseite nehmend, sagte er zu diesem: »Die betrügerischen Lotteriekollekteure dürfen nicht leer ausgehen. Sorge dafür, dass sie gehörig bestraft werden.«

Noch denselben Tag erhielten alle, die sich betrügerischer und unredlicher Handlungen in ihrer Kollekte hatten zuschulden kommen lassen, eine Einladung, sich den nächsten Tag, jedoch in eigener Person, und jeder zu einer genau bestimmten Stunde, mit Lotterielosen versehen im Gasthof Zum Schwan bei dem in Nummer 5 und 6 wohnenden Fremden einzufinden, da derselbe eine Partie Lose zu kaufen beabsichtige.

Man kann sich denken, dass die Herren nicht ermangelten, sich zur bestimmten Zeit einzufinden. Von Viertelstunde zu Viertelstunde kam einer derselben mit seiner Ware im Portefeuille angerannt, und einem jeden derselben nahm Michel für eine bedeutende Summe Lose ab, nachdem er sich hinlänglich überzeugt hatte, dass dieselben echt seien. Er bezahlte sie bar mit preußischen Tresorscheinen zu fünf und zu fünfzig Talern, und mit französischen Bankbilletts á 1000 Franken. Zu gleicher Zeit lud er die Herren zu einem kleinen Gabelfrühstück ein. So oft ein Neuer anklopfte, wurde der andere einstweilen in ein Seitenzimmer spediert. Mit dem Dreizehnten war die saubere Gesellschaft beieinander und konnte sich nicht genug verwundern, sich hier so versammelt zu sehen. Doch waren alle fröhlich und guter Dinge, denn sie hatten ja herrliche Geschäfte gemacht und Betrag und Gewinn in der Tasche. Indessen ließ das Frühstück ziemlich lange auf sich warten, und da es schon längst Mittag vorüber war, so mahnten die leeren Mägen gewaltig. Man zerbrach sich den Kopf darüber, wer der vornehme Herr sein müsse, der so generös kaufe, bezahle und hoffentlich auch traktiere. Endlich trat Michel ein und bat die feine Gesellschaft vorlieb zu nehmen, indem er auf die im ersten Zimmer herrlich servierte Tafel zeigte, aus deren Schüsseln die Gerüche köstlicher Speisen dampften.

Man hatte sich eben zu Tisch gesetzt und schickte sich an, die bereits servierte treffliche indianische Vogelnestersuppe zu genießen, als Michel mit den Worten «noch einen Augenblick, meine Herren« die von Gelüsten leuchtenden Gesichter unterbrach. »Es ist meine Gewohnheit, jedes Vergnügen mit einem guten Werk zu beginnen. Es sind da mehrere ohne ihr Verschulden ins Unglück gekommene arme Familien. Da, wie ich versichert bin, Sie sich sämtlich in guten Umständen befinden, ich auch an Ihren guten Herzen nicht zweifle, so wage ich die Bitte an Sie um eine kleine Beisteuer für diese Unglücklichen. Ich für meinen Teil gehe Ihnen mit einem guten Beispiel voran und bestimme 500 Gulden zu diesem Zweck. Hier sind sie.«

Mit jedem dieser aus Michels Mund kommenden Worte verlängerten sich die Gesichter der Herren Kollekteure, bis sie fast die Länge einer halben Elle hatten. Auch schien auf einmal ihre große Essbegierde verschwunden zu sein. Diese unerwartete Ansprache hatte ihnen allen Appetit benommen.

»Gerne, sehr gerne würde ich den Wunsch des Herrn …«, stotterte endlich einer der Gäste, »aber ich habe selbst eine große Familie zu ernähren, arme Verwandte …«

»Und ich habe in der letzten Kollekte scheußliches Malheur gehabt, von dem ich mich in zehn Jahren noch nicht erholen …«, stammelte ein Zweiter, »ohne, was ich …«

»Meine Kunden zahlen nicht, meine Ausstände sind enorm und meine Kasse leer«, lispelte ein Dritter, »sonst mit Vergnügen.«

Und so wussten alle dreizehn der Reihe nach die plausibelsten Ausflüchte hervorzubringen. Keiner aber bot einen Pfennig zur Unterstützung der Armen an, und alle bedauerten, ihrem Herzensdrang nicht folgen zu können.

»Wohlan«, sprach nun Michel, seine Stimme erhebend, »da Sie alle außerstande sind, etwas anderes als Ihren guten Willen dem Elend anzubieten, so bestimme ich sämtliche von Ihnen gekaufte Lose den armen Teufeln, die schon von Ihnen betrogen und hintergangen wurden. Ich kenne Euch durch und durch, Ihr Schurken«, setzte er jetzt donnernd hinzu, »und würde Euch auf der Stelle alle hängen lassen. Ich mag aber der Hölle ihren sicheren Raub nicht zu früh in den Rachen werfen. Indessen sollt Ihr doch einen kleinen Vorgeschmack von ihr haben.«

Bei diesen Worten warf er dem Asmodi einen Blick zu, und in demselben Augenblick fingen sämtliche Kollekteure ein Mordgezetergeschrei und Schmerzensgeheul an, indem sie von ihren Sitzen auf- und wie Besessene herumsprangen. Sie griffen zugleich in ihre Taschen, in welche sie das von Michel für die Lose empfangene Geld gesteckt hatten, das gleich feurigen Kohlen brannte, sich in glühendes Metall verwandelte und Ihnen die schmerzlichen Brandwunden verursacht hatte, die sie so schreien machten.

Dasselbe ergreifend, um es von sich zu werfen, zündeten sie sich nun auch die Finger an, die lichterloh zu brennen anfingen, ihren St. Veitstanz fortsetzend, bis endlich Michel die Zimmertür öffnete und ihnen befahl, sich davon zu machen. Dies ließen sich die Herren nicht zweimal sagen und stürzten Hals über Kopf zur Tür hinaus und, einer über den anderen purzelnd, die Treppe hinab.

Ein höllisches Gelächter schallte ihnen nach.

Diese Begebenheit sowie jene im Wirtshaus in der Saalgasse gaben den guten Frankfurtern für längere Zeit Stoff zur Unterhaltung. Man hielt sie für vervollkommnete Taschenspielerkünste eines neuen Philadelphia, hielt auch manches für übertrieben und ausgeschmückt, und die erzählenden Kollekteure für närrisch. In der Tat gaben seitdem mehrere von ihnen unverkennbare Zeichen des Tiefsinnes und einer schwarzen Melancholie von sich.