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Marshal Crown – Band 19

Hetzjagd ohne Gnade

Die weißglühende Julisonne von Texas stand beinahe senkrecht am Himmel und schleuderte ihre Hitze mit unvorstellbarer Gewalt auf das Land.

Es war unerträglich heiß. Kein Windhauch wehte und nichts und niemand schien sich hier am Rande der Überlandstraße zwischen Fort Elliot und Rath City freiwillig zu regen.

Fast nichts, doch je näher die Sonne ihrem Zenit entgegenwanderte und je lauter von Süden her das Rattern von Rädern in der hitzeflirrenden Landschaft zu hören war, umso mehr kam in das dichte Gestrüpp, das den Overlandtrail zu beiden Seiten des Weges säumte, doch so etwas wie Bewegung.

Hinter einer fast mannshohen Wand aus Scrubbüschen und dornenverholzten Teufelsbirnen lenkte ein einzelner Reiter seinen sandfarbenen Morgan aus dem heißen Schatten einer vorspringenden Felsnase. Während er das Tier mit einem leichten Schenkeldruck mitten auf die Straße drängte, zog er einen Mehlsack aus der Satteltasche und stülpte ihn sich über den Kopf. In den groben Leinenstoff waren drei Schlitze geschnitten, die als Löcher für Augen und Nase dienten.

Sekunden später klang dumpfer Hufschlag auf und kurz darauf war eine bullige Concord-Kutsche zu sehen, die schlingernd den Overlandtrail heraufkam.

Der Maskierte zog beim Anblick der Stagecoach seinen Colt aus dem Holster, richtete den Lauf in den stahlblauen Himmel und verharrte.

Als er das Gesicht des Kutschers erkennen konnte, krümmte er den Finger um den Abzug.

Brüllend entlud sich die großkalibrige Waffe in den wolkenlosen Mittagshimmel. Der erschrockene Beifahrer richtete sich sofort auf dem Wagenbock auf, während Jesse Jones, der Driver, solange an den Zügeln zog und zerrte, bis er den heranrollenden Wagen schließlich in einer gewaltigen Wolke aus Sand und Dreck zum Stehen brachte.

Nachdem sich die Staubwolke wieder gelegt hatte, schob sich aus einem der Wagenfenster der Kopf einer Frau. Ihr schmales, fein geschnittenes Gesicht lag im Schatten eines modischen Hutes, der keck in ihre rehbraunen Haare hineindrapiert war.

Kaum hatte sie den bewaffneten Postkutschenräuber ausgemacht, meldete sie sich auch sogleich zu Wort.

»Sie gottverdammter Strolch! Stecken Sie gefälligst Ihr Schießeisen weg und verschwinden, oder bei Gott, ich werde dafür sorgen, dass man Sie ins Jail steckt!«

»Aussteigen, Ladys und Gentleman, Ihre Fahrt ist vorläufig zu Ende«, sagte der Maskierte ungeachtet des resoluten Tons der Frau.

Während sich der Schlag der Kutsche öffnete und dabei drei Passagiere ausspuckte, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten, gab der Maskierte dem Kutscher und seinem Begleitmann mit einer kurzen Handbewegung zu verstehen, was er von ihnen wollte.

Jesse Jones nickte hastig und warf mit fliegenden Fingern eine eisenbeschlagene Transportkiste vom Bock aus in den Staub der Straße, währenddessen sich die Passagiere neben der Concord wie Hühner auf der Stange in Reih und Glied positionierten.

Ein verschwitzter, dicker Handelsvertreter, der seinen Musterkoffer die ganze Zeit über schützend vor den Bauch hielt, ein chinesischer Wäschereibesitzer und eben jene ziemlich stolze Frau, die ihre Meinung zu dem Überfall weiterhin resolut zum Ausdruck brachte.

»Können Sie nicht endlich ruhig sein«, sagte der Handelsvertreter mit weinerlicher Stimme, während er die Augen verdrehte. »Nachher erschießt uns der Kerl noch alle und dann?«

»Dann bin ich wenigstens nicht als Hasenfuß gestorben!«

In diesem Moment machte sich der Maskierte mit einem Fluch bemerkbar. In seinen Augen blitzte es auf und die Frau, die niemand anderes als Linda Wentfort, die Verlobte des Town Marshals von Rath City, war, wusste in diesem Moment ganz genau, dass er hinter der Maske ob ihres Kommentars garantiert über alle Backen grinste.

»Schnauze Herrschaften, genug der Rede. Ihr habt zwei Möglichkeiten. Entweder ihr legt eure Barschaft freiwillig auf den Boden oder ich sehe nach. Aber Vorsicht, für jeden versteckten Dollar, den ich finde, breche ich demjenigen mindestens einen Knochen im Leib!«

Der Handelsvertreter, der am ganzen Leib wie Espenlaub zitterte, stellte seinen Musterkoffer auf dem Boden ab und konnte den Inhalt seiner Taschen gar nicht schnell genug darauf ablegen. Danach deponierte er daneben ungefragt noch seine Brieftasche samt goldener Uhr. Linda warf dem Maskierten ihre Handtasche vor die Füße und verschränkte schaubend die Arme. Nur der Chinese stellte sich quer. Er bedachte den Postkutschenräuber mit einem Kauderwelsch aus seiner Landessprache und Englisch und man musste kein Kenner beider Sprachen sein, um herauszuhören, dass seine Worte alles andere als freundlicher Natur waren.

Die Reaktion des Maskierten kam postwendend. Er trat einen Schritt vor und stieß dem Chinesen die Mündung seines Revolvers in die Magengrube.

»Hör zu, Schlitzauge! Entweder du leerst jetzt ebenfalls deine Taschen, oder ich schieß dir eine Kugel in deinen gelben Kopf!«

Die Reaktion des Mannes fiel ebenso unvermittelt wie unverhofft aus.

Statt einer Antwort machte er einen Schritt zur Seite und riss dem verdutzten Postkutschenräuber einfach die Maske vom Kopf.

»Du …?«, fragte der Kutscher oben vom Wagenbock. Es klang mehr als überrascht.

»Bist du inzwischen so tief gesunken, dass du sogar Kutschen überfallen musst, Kane?«

Für die Länge eines Atemzuges herrschte eine geradezu gespenstische Stille auf der staubigen Überlandstraße.

Dann brach die Hölle los.


Die vollständige Story steht als PDF, EPUB und MOBI zur Verfügung.

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2 Antworten auf Marshal Crown – Band 19