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Die Flusspiraten des Mississippi 1

die-flusspiraten-des-mississippiFriedrich Gerstäcker
Die Flusspiraten des Mississippi
Aus dem Waldleben Amerikas

Vorwort

Schon in früheren Zeiten, als die westlichen Staaten noch als Territorium der Union galten, als Dampfboote die Wasser der mächtigen Ströme noch nicht aufwühlten und nur unbeholfene Kiel- und Flatboote – oft auch sehr passend Archen genannt – die Handelsverbindung im Inneren unterhielten, hatte sich auf einer der zahlreichen Inseln des Mississippi, Stack oder Crowsnest Island, oder »Nummer Vierundneun­zig«, wie sie jetzt genannt wird, eine Raubbande organisiert, die nicht allein mordete und plünderte, sondern auch in ihrem Versteck eine Falschmünzerei unterhielt, von wo aus sie mit ihren Banknoten das ganze west­liche Land überschwemmte. Die Gesetze waren nicht hinreichend, die Bewohner der Union zu schützen, und die Backwoodsmen mussten sich deshalb selbst dagegen sichern.

In einem Land, in dem sich der vierte Teil der Bevölkerung stets auf Reisen befindet, ist es aber sehr schwer, ja fast unmöglich, selbst einen Mord zu entdecken, da man, wenn nicht der Zufall dabei tätig ist, selten weitere Beweise hat, als dass der Mann eben fehlt. Die Seinen beweinen ihn nicht einmal, denn dass er tot sein könne, ist ihr letzter Gedanke. Sie vermuten ihn auf irgendeiner Reise nach Texas oder anderen neuen Staaten und hoffen, ihn mit der Zeit zurückkehren zu sehen.

Jedes Verbrechen hat aber ein Ende. Die Mordbuben wurden durch die ungestrafte Ausübung ihrer Schandtaten nach und nach dreister, ihre Verbindung breitete sich immer mehr aus, und ihre Entdeckung musste endlich die Folge davon sein. In Arkansas und Texas waren indessen Regulatorenbündnisse gegründet worden, und so wurde auch die Verbrecherkolonie, jene Insel, entdeckt, und die Regulatoren übten fürchterliche Gerechtigkeit an den Schuldigen.

Ein Teil der sogenannten Morrelschen Bande stand mit diesen Flusspiraten in Verbindung. Morrel selber wurde gefangen und, wenn ich nicht irre, im Zuchthaus verwahrt. Diejenigen aber, die den Backwoodsmen in die Hände fielen, kamen in kein Gefängnis – es war ein blutiger Tag, der jenen Räubereien ein Ende machte.

Der Schauplatz meiner Erzählung, in welcher ich das Räuberunwesen wahr nach dem Leben zu schildern suche, habe ich nach Helena und in dessen nächste Umgebung verlegt. Die wirkliche Insel befand sich aber etwas weiter unten als »Nummer Einundsechzig«.

 

1. Der alte Farmer

Dort, wo der Wabash die beiden Staaten Illinois und Indiana voneinander scheidet und seine klaren Fluten dem Ohio zuführt, wo er sich bald zwischen steilen Felsufern, bald zwischen blühenden Matten und blumigen Prärien, oder auch unter dem Schatten des dunklen Urwalds hin murmelnd und plätschernd durch tausend stille Buchten drängt, mit dem Schilf und mit einzelnen schwankenden Weidenbüschen spielt und tändelt, hier bald leise und behaglich über runde Kiesel und grüne Rasenflecken dahingleitet, bald wieder plötzlich wie in tollem Mutwillen herausschießt aus der Mitte des Bettes, und da, von der Gegenströmung erfasst, kleine blitzende Wellen schlägt und glitzert und funkelt – dort lagen im Frühling des Jahres 1840, die Büchsen neben sich im Gras, zwei Männer auf einer dicht bewaldeten Anhöhe.

Der eine von ihnen war noch jung und kräftig, kaum älter als drei- oder vierundzwanzig Jahre, und seine Tracht verriet eher den Bootsmann als den Jäger. Der kleine runde Wachstuchhut, mit dem breiten flattern­den Band, saß ihm keck und leicht auf den krausen blonden Haaren. Die blaue Matrosenjacke umschloss ein paar Schultern, deren sich ein Herkules nicht hätte zu schämen brauchen, und das rotwollene Hemd wurde von einem schwarzen seidenen Halstuch, die weißen Segeltuchbeinkleider von einem schmalen Gürtel zusammengehalten. An diesem hing noch die lederne Scheide mit dem einfachen Schiffsmesser und vollendete den seemännischen Anzug des Fremden.

Dass der Mann aber auch in den Wäldern heimisch sein mochte, bewiesen die sauber gearbeiteten Mokassins, mit denen seine Füße bekleidet waren, sowie die von seiner Hand erlegte Beute, ein stattlicher junger Bär, der vor ihm aus­gestreckt auf dem Rasen lag. Ein großer, schwarz und grau gestreifter Schweißhund aber saß daneben und hielt die klugen Augen noch immer fest auf das glücklich erjagte Wild gerichtet. Die heraushängende Zunge, das schnelle heftige Atmen des Tieres, ja sogar ein nicht unbedeutender Fleischriss an der linken Schulter, von dem noch langsam Blutstropfen niederfielen, bewiesen übrigens, wie schwer ihm die Jagd geworden war und wie teuer er den Sieg über den stärkeren Feind erkauft hatte.

Der zweite Jäger, ein Greis von einigen sechzig Jahren, wurde aller­dings an Körperkraft und Stärke von seinem jüngeren Begleiter über­troffen, dennoch aber sah man keiner seiner Bewegungen das vorgerückte Alter an. Seine Augen glühten noch in fast jugendlichem Feuer, und seine Wangen färbte das Rot der Gesundheit. Nach Sitte der Hinterwäldler trug er ein einfaches baumwollenes, mit Fransen besetztes Jagdhemd, lederne Leggins und grobe Schuhe. In seinem Gürtel steckte aber statt des schmalen Matrosenmessers, das sein Gefährte trug, eine breite, schwere Klinge, ein sogenanntes Bowiemesser, und die wollene, fest zusammen­gerollte Decke hing ihm, mit einem breiten Streifen Bast befestigt, über der Schulter.

Die beiden Männer hatten sich augenscheinlich hier, wo sie ihr Wild erlegt, nach der Anstrengung für kurze Rast ins Gras geworfen, und der Alte brach jetzt zuerst das Schweigen.

»Tom«, sagte er, »wir dürfen hier nicht lange liegen bleiben. Die Sonne geht unter, und wer weiß, wieweit wir es noch bis zum Fluss haben.«

»Lasst Euch das nicht kümmern, Edgeworth«, antwortete der Jüngere, während er sich dehnend streckte und zu dem blauen, durch die schattigen Zweige auf sie niederlächelnden Himmel emporblickte. »Da drüben, wo Ihr die lichten Stellen erkennen könnt, fließt der Wabash, keine tausend Schritte von hier, und das Flatboot kann heute Abend beim besten Willen noch nicht hier vorbeikommen. Sobald es dunkel wird, müssen sie bei­legen, denn den Snags und Baumstämmen, mit denen der ganze Fluss gespickt ist, wiche Gottvater selbst nicht im Dunkeln aus, und wenn er sich mit seinen ganzen himmlischen Heerscharen ans Steuer stellte. Ober dies hatten sie von da, wo wir sie verließen, einen Weg von wenigstens fünfzehn Meilen zu machen, während wir die Biegung des Flusses hier kurz abschnitten.«

»Ihr scheint mit dieser Gegend sehr vertraut«, sagte der Alte.

»Sollte es meinen«, erwiderte jener sinnend, »habe hier zwei Jahre gejagt und kenne jeden Baum und Bach. Es war damals, ehe ich Dickson kennenlernte, mit dessen Schoner ich später nach Brasilien ging. Der arme Teufel hätte auch nicht gedacht, dass er dort solch ein schmähliches Ende nehmen sollte.«

»Das habt Ihr mir noch nicht erzählt.«

»Heute Abend tu’ ich’s vielleicht. Jetzt, denk’ ich, schlagen wir ein Lager auf, und bei Tagesanbruch gehen wir zum Fluss hinunter, wo wir warten können, bis unser Boot kommt.«

»Wie schaffen wir aber das Wild dorthin? Wenn’s auch nicht weit ist, so werden wir doch tüchtig dran zu schleppen haben.«

»Ei, das lassen wir hier«, rief der Jüngere, während er aufsprang und seinen Gürtel fester schnallte. »Wollen die Burschen Bärenfleisch essen, so mögen sie sich’s auch selber holen.«

»Wenn sie aber nun vorbeifahren?«

»Das werden sie nicht tun«, sagte Tom. »Überdies weiß Bill, der Steuer­mann, dass er uns hier in der Gegend erwarten muss, im Fall wir nicht vor ihm einträfen. Also haben wir in der Hinsicht nichts zu befürchten. Wetter noch einmal, das Boot wird doch nicht ohne seinen Kapitän abfahren wollen!«

»Auch gut«, meinte der alte Edgeworth, während er dem Beispiel seines jüngeren Gefährten folgte und sich zum Aufbruch rüstete. »Dann schlage ich aber vor, dass wir die Rippen und sonst noch ein paar gute Stücke aus unserer Beute herausschneiden, das Übrige hier aufhängen und nachher dort links hinuntergehen, wo, dem Aussehen der Bäume nach, ein Bach sein muss. Frisches Wasser möchte ich in der Nacht doch haben.«

Diese Vorsicht war nötig, die Männer gingen deshalb schnell an die Arbeit, die kurze Tageszeit noch zu nutzen. Sie fanden auch den Quell und neben ihm eine ungewöhnliche Menge von dürren Ästen und Zweigen, von denen freilich schon ein großer Teil halb verfault war. Das meiste davon ließ sich aber noch trefflich zum Lagerfeuer verwenden, und an der schnell entzündeten Glut brieten bald die Rippenstücke des erlegten Bären, während die Jäger auf ihren Decken ausgestreckt lagen und in die züngelnden Flammen starrten.

Die beiden Männer gehörten, wie der Leser schon aus ihrem Gespräch entnommen haben wird, zu einem Flatboot, das von Edgeworths oben am Wabash liegender Farm mit einer Ladung Whisky, Zwiebeln, Äpfeln, geräucherten Hirschschinken, getrockneten Pfirsichen und Mais nach New Orleans oder irgendeinem der weiter oben gelegenen Landungsplätze unterwegs war, wo sie hoffen konnten, ihre Produkte gut und vorteilhaft zu verkaufen. Der alte Edgeworth, ein wohlhabender Farmer aus Indiana und Eigentümer des Bootes und der Landung, führte auch eine ziemlich hohe Summe Bargeld bei sich, um in einer der südlichen Städte, vielleicht in New Orleans selbst, Waren einzukaufen und sie in seine etwas entlegene Niederlassung zu schaffen. Er war erst vor zwei Jahren an den Wabash gezogen und hatte früher im Staat Ohio gelebt. Dort aber hatte er sich nicht länger wohlgefühlt, da die mehr und mehr zu­nehmende Bevölkerung das Wild verjagte oder vertrieb und der alte Mann doch dann und wann einmal, wie er sich ausdrückte, eine vernünf­tige Fährte im Wald sehen wollte, wenn er nicht ganz melancholisch werden sollte.

Tom dagegen, ein entfernter Verwandter von ihm und eine Waise, hatte vor einigen Jahren ebenfalls große Lust gezeigt, sich hier am Wa­bash häuslich niederzulassen. Plötzlich aber und ganz unerwartet änderte er seinen Sinn, und als er zufällig den alten Dickson, einen Seemann und Jugendfreund seines Vaters, traf, ging er sogar wieder zur See.

Damals schiffte er sich in Cincinnati an Bord des dort von Dickson gebauten Schoners ein, der eine Ladung nördlicher Produkte nach New Orleans führte, diese hier verkaufte, Fracht für Havanna einnahm und dann eine Zeit lang die südlichen Küsten Amerikas befuhr, bis Dickson in Brasilien, wie Tom schon vorher erwähnt hatte, sein böses Geschick ereilte.

Wenn nun auch erst seit Kurzem von seinen Kreuz- und Querzügen zurückgekehrt, schien ihm die Heimat doch wenig zu bieten, was ihn hätte fesseln können. Er war wenigstens gern und gleich bereit, den alten Edgeworth wieder auf seiner Fahrt stromab zu begleiten, und bewies eine so gänzliche Gleichgültigkeit gegen all das, was sein künftiges Leben betraf, dass Edgeworth oft den Kopf schüttelte und meinte, es sei höchste Zeit für ihn gewesen, zurückzukommen und ein ehrbarer, ordentlicher Farmer zu werden, er wäre sonst auf der See und zwischen all den sorg­los dahinlebenden Kameraden ganz und gar verwildert und verwahrlost.

Um nun aber die Einförmigkeit einer Flatbootfahrt wenigstens etwas zu beleben, waren sie hier, wo der Fluss einen bedeutenden Bogen machte, mit ihren Büchsen an Land gesprungen und hatten auch schon, vom Glück begünstigt, ein vortreffliches Stück Wild erlegt. Das Boot, gezwungen, sich nach den Krümmungen des Flusses zu richten, verfolgte indessen unter der Aufsicht von fünf kräftigen Hosiers seine langsame Bahn und trieb mit der Strömung zu Tal.

»So lass’ ich mir’s im Wald gefallen«, sagte endlich Tom nach langer Pause, indem er sich auf sein Lager warf und zu den von der lodernden Glut beleuchteten Zweigen emporschaute. »So kann man’s aushalten: Bärenrippen und trockenes Wetter. Etwas Honig fehlt noch. Solch junges Fleisch schmeckt aber auch ohne Honig delikat. Blitz und Tod! Manchmal, wenn ich so auf Deck lag, wie jetzt hier unter den herrlichen Bäumen, zu den Sternen in die Höhe schaute und dann das Heimweh bekam – Edgeworth, ich sage Euch, das … Ihr habt wohl nie Heimweh gehabt?«

»Heimweh? Nein«, erwiderte der alte Mann seufzend, während er seine Büchse mit frischem Zündpulver versah und diese, das Schloss mit dem Halstuch bedeckend, neben sich legte, »das nicht, aber anderes Weh ge­rade genug. Sprechen wir nicht davon, ich möchte mir den Abend nicht gern verderben. Ihr wolltet mir ja erzählen, was in Brasilien mit Dickson, oder wie er hieß, geschah.«

»Nun, wenn das dazu dienen soll, Euch aufzuheitern«, brummte Tom, »so habt Ihr einen wunderlichen Geschmack. Aber so ist es mit uns Men­schen, wir hören lieber Trauriges von anderen als Lustiges von uns selbst. Doch meine Geschichte ist kurz:

Wir waren in die Mündung eines kleinen Flusses, San Jose, eingelaufen und gedachten dort, unsere Ladung Whisky, Mehl, Zwiebeln und Zinn­waren – mit Letzteren erwarteten wir einen besonders guten Handel zu machen – an die Eingeborenen und Pflanzer zu verkaufen. Eine uns ge­nannte Plantage hatten wir aber an dem Abend nicht mehr erreichen kön­nen, befestigten unser kleines Fahrzeug deshalb mit einem guten Kabeltau an einer jungen Palme, die nicht weit vom Ufer stand, kochten unsere einfache Mahlzeit, spannten die Moskitonetze auf und legten uns schlafen.

Eine Wache auszustellen oder sonstige Vorsichtsmaßregeln zu treffen, fiel uns nicht ein. Wir hielten auch die Gegend für ganz sicher und gefahr­los.

Ich weiß nicht, wie spät es in der Nacht gewesen sein mag, als Dickson, der dicht neben mir lag, mich in die Seite stieß und fragte, ob ich nichts höre.

Halb im Schlaf noch mochte ich ihm wohl etwas mürrisch geantwortet haben, zum Teufel zu gehen und andere Leute in Ruhe zu lassen, auch wahrscheinlich wieder eingeschlafen sein, da fühlte ich plötzlich, wie er mich bald darauf zum zweiten Mal, und zwar diesmal ziemlich derb, an­stieß und leise flüsterte: ›Munter, Tom! Munter! Es ist nicht richtig am Ufer.‹

›Hallo‹, rief ich und fuhr in die Höhe, denn jetzt kam mir zum ersten Mal der Gedanke an Indianer, die ja doch auch dort vielleicht eben solche Liebhabereien haben konnten wie das wilde Volk bei uns. So saßen wir dann nebeneinander, jeder unter seinem Fliegennetz, und horch­ten, ob wir irgendetwas Verdächtiges vernehmen konnten.

Da rief Dick­son auf einmal: ›Hierher, Leute! Hier sind sie, die Schufte!‹ und sprang in die Höhe, während ich schnell nach meinem Messer griff und das ver­dammte Ding in aller Eile nicht finden konnte. Dickson aber musste sich mit den Füßen in dem dünnen Gazestoff des Netzes verwickelt haben. Ich hörte ein Geräusch und sah, als ich mich schnell umwandte, zwei dunkle Gestalten, die wie Schatten über den Rand des Bootes glitten und sich auf ihn warfen.

In dem Augenblick trat ich auf eine Handspeiche, die wir am vorigen Abend gebraucht hatten, und das war die einzige Waffe, die hier von Nutzen sein konnte. Mit Blitzesschnelle riss ich sie in die Höhe, rief den anderen zu – wir hatten noch drei Matrosen und einen Jungen an Bord -‚ das Tau zu kappen, und schlug mit dem schweren Holz auf die Köpfe der beiden Halunken, die auch im nächsten Augenblick wieder über Bord sprangen oder wahrscheinlicher stürzten.

Während die Matrosen, ebenfalls noch schlaftrunken, emportaumelten, hatte der Junge so viel Geistesgegenwart behalten, mit einem glücklicher­weise dort liegenden Handbeil das Tau zu kappen, sodass schon im nächsten Augenblick der Schoner, von der starken Ebbe mit fortgenom­men, stromab trieb.

Meiers und Howitt, zwei von den Matrosen, versicherten mir nachher noch, sie hätten ebenfalls fünf von den Schuften, die am Schiffsrand ge­hangen hatten, auf die Schädel geklopft. Ich weiß freilich nicht, ob es wahr ist. Unser armer Kapitän aber war tot – er hatte einen Lanzenstich durch die Brust und einen Keulenschlag über den Kopf bekommen und lag, als wir endlich am anderen Ufer wieder etwas Atem schöpften, leblos an Deck.«

»Und was wurde aus der Ladung?«

»Die verkaufte ich noch in derselben Woche, befrachtete dann die Char­lotte so hieß der Schoner, mit bei uns verkäuflichen Gegenständen und lief vier Monate später in Charlestown ein, wo Dicksons Witwe lebte. Die arme Frau trauerte über den Tod ihres Mannes. Das Geld aber, was ich ihr brachte, tröstete sie wohl etwas. Acht Wochen später heiratete sie jedenfalls einen Pflanzer in der Nachbarschaft. Das sind Schicksale.«

»Sie wusste doch wenigstens, wo ihr Mann geblieben ist«, flüsterte der alte Mann, »wusste, dass er tot und wie er gestorben war. Wie manche Eltern harren aber monate-, jahrelang auf ihre Kinder, hoffen in jedem Fremden, der die Straße entlangwandert, in jedem Reisenden, der nachts an ihre Türe klopft, das geliebte Antlitz wiederzusehen und – müssen sich am Ende doch eingestehen, dass der Erwartete lange tot ist.«

»Ja, du lieber Gott«, sagte Tom, indem er einen neuen Ast auf die Kohlen warf, um ein etwas lebhafteres Feuer zu erhalten, »das ist eine sehr alte Geschichte. Wie viele kommen allein in diesen Wäldern um, auf den Flüssen gar nicht gerechnet, von denen die Ihren selten oder nie erfah­ren, was aus ihnen geworden ist. Wie viele Tausend gehen auf der See zugrunde. Das lässt sich nicht ändern, und sooft ich auch in Lebensgefahr gewesen bin, daran habe ich nie gedacht.«

»Manchmal kehren sie auch wieder zurück«, sagte der Alte mit etwas freudigerer Stimme. »Wenn sie schon lange aufgegeben worden sind, klopfen sie plötzlich an das Vaterhaus, und die Eltern schließen, Freuden­tränen weinend, ihr Kind in die Arme.«

»Aber nicht oft«, erwiderte Tom ziemlich gleichgültig. »Die Dampfboote fressen jetzt eine große Anzahl Menschen. Bei denen geht’s gleich schock­weise. Das …, aber ihr rückt ja von der Decke herunter«, unterbrach er sich, »die Nacht ist zwar warm, doch auf dem feuchten Grund zu liegen soll gerade nicht übermäßig gesund sein.«

»Ich bin’s gewohnt«, erwiderte der Alte, wieder ganz in seine trüben Gedanken vertieft.

»Und wenn Ihr’s auch gewohnt seid, die Decke liegt einmal da, warum wollt Ihr sie nicht benutzen.«

»An der Stelle dort, wo ich lag, müssen Wurzeln oder Steine sein, es drückte mich an der Schulter, und ich rückte deshalb beiseite.«

»Nun, danach können wir leicht sehen«, meinte Tom gutmütig. »Es wäre überhaupt besser, ein wenig dürres Laub zu einem Lager zusammenzu­scharren, als hier auf der harten Erde liegen zu bleiben. Steht einen Augen­blick auf, und in einer Viertelstunde soll alles hergerichtet sein.«

Edgeworth erhob sich und trat zu der knisternden Flamme, in die er mit dem Fuß einige herausgefallene Aststücke zurückschob. Tom zog indessen die Decke weg und fühlte nach den darunter verborgenen Wur­zeln.

»Hol’s der Henker«, rief er endlich lachend, »das glaub’ ich, dass Ihr da nicht liegen konntet. Eine ganze Partie Hirschknochen steckte darunter und keine Wurzeln. Dass wir das aber auch nicht gleich gesehen haben!« Er warf bei diesen Worten die Knochen vor das Feuer und scharrte nun das in der Nähe umherliegende Laub zusammen, bis er ein ziemlich weiches Lager bereitet hatte. Dann breitete er wieder sorgfältig die Decke darüber, trug noch einige Äste zur Feuerstelle, um in der Nacht wieder nachlegen zu können, zog Jacke und Mokassins aus, deckte die Erstere sich über die Schultern und lag bald darauf lang ausgestreckt auf der Decke, um ein paar Stunden zu schlafen und die Ankunft des Bootes am nächsten Morgen nicht zu versäumen.

Edgeworth hatte dagegen einen der neben ihn hingeworfenen Knochen aufgenommen und betrachtete ihn mit größerer Aufmerksamkeit, als ein so unbedeutender Gegenstand eigentlich zu verdienen schien.

»Nun – seid Ihr nicht müde?«, fragte ihn sein Gefährte endlich, der zu schlafen wünschte, »lasst doch die Aasknochen und legt Euch nieder. Es wird Tag werden, ehe wir’s uns versehen.«

»Das ist kein Hirschknochen, Tom!«, sagte der Alte, indem er sich zum Feuer niederbeugte, um das Gebein, das er in der Hand hielt, besser und genauer betrachten zu können.

»Nun, so ist’s von einem Wolf oder Bären«, murmelte dieser, schon halb eingeschlafen, mit schwerer Zunge.

»Bär? Das wäre möglich«, erwiderte nachdenklich der Alte, »ja, ein Bär könnte es schon sein. Ich weiß aber doch nicht – mir kommt’s wie ein Menschenknochen vor …«

»Tretet doch dem Hund einmal in die Rippen, dass er das verdammte Scharren lässt«, brummte Tom ärgerlich. »Menschenknochen – meinet­wegen auch. Wie sollten aber Menschenknochen …« Plötzlich fuhr er schnell und wieder völlig munter von seinem Lager hoch, während er scheu zu den Bäumen hinaufschaute.

»Was ist Euch?«, fragte Edgeworth erschrocken, »was habt Ihr auf ein­mal?«

»Verdammt will ich sein«, sagte Tom sinnend, »wenn ich nicht glau­be …«

»Glaube, was? Was habt Ihr?«

»Ist das wirklich ein Menschenknochen?«

»Mir kommt es so vor. Es muss das Hüftbein eines Mannes gewesen sein, denn für einen Hirsch ist es zu stark und für einen Bären zu lang. Aber was ist Euch?«

Tom war emsig beschäftigt, seine Mokassins wieder anzuziehen, und sprang jetzt auf die Füße.

»Wenn das ein Menschenknochen ist«, rief er, »so kenne ich den, dem er gehörte, und habe ihn selbst mit Ästen und Zweigen zugedeckt, als wir ihn fanden. Darum lag also auch hier soviel halb verfaultes Holz auf einem Haufen. Ja, wahrhaftig das ist der Platz und dieselbe Eiche, unter der wir ihm sein Grab machten. Das Kreuz – das hier soll ein Kreuz sein – hieb ich damals mit meinem eigenen Tomahawk in den Stamm. Der arme Teufel!«

»Auf welche Art starb er denn, und wer war er?«

»Wer er war, weiß der liebe Gott, ich nicht, aber er starb auf eine recht niederträchtige, hundsföttische Weise. Ein Bootsmann, dessen Boot gerade da unten am Ufer lag, wo wir das unsrige morgen erwarten, schlug ihn tot wie einen Wolf, und das um ein paar lumpiger Dollar wegen.«

»Entsetzlich!«, sagte der Alte und lehnte sich, den Knochen neben sich legend, auf seine Decke zurück, während Tom ebenfalls seinen so schnell verlassenen Platz wieder einnahm und den Kopf in die Hand stützte.

»Wir jagten damals hier oben nach Bienen«, fuhr Tom, vor sich niederstarrend, fort, »und Bill …«

»Der Bootsmann?«, fragte Edgeworth.

»Nein, jener Unglückliche«, erwiderte Tom.

»Und sein anderer Name?«

»Den nannte er nie. Wir waren auch nur vier Tage zusammen, und er gehörte, soviel ich verstanden habe, nach Ohio hinüber. Bill hatte jenen Burschen ein paar Dollar sehen lassen, und der wollte ihn gern abends, als wir am Feuer lagerten, zum Spielen reizen. Bill spielte aber nicht, und das erbitterte schon den nichtswürdigen Buben. Ein paar Nächte darauf hatte er’s dann auf irgendeine Art und Weise anzustellen gewusst, dass er den armen Jungen von uns fort bekam und die Nacht über mit ihm allein lagerte. Wir kampierten an demselben Abend in der Nähe der Schlucht, in welcher wir heute zuerst auf die Bärin schossen, denn von der kleinen Prärie aus waren wir dorthin einem Bienenschwarm gefolgt. Am anderen Tag ließ sich niemand von den beiden sehen, und als wir bei Sonnen­untergang zum Flussufer kamen, war das Boot fort.

Dicht am Ufer übernachteten wir. Der alte Sykomorenstamm muss noch dort liegen, wo unser Feuer war, denn der hatte sich fest zwischen zwei Felsen gezwängt. Am nächsten Morgen wurden wir zuerst durch die Aasgeier aufmerksam gemacht, von denen eine große Menge nach einer Richtung hinzog.

›Gebt acht‹, sagte mein Begleiter, ein Jäger aus Kentucky, mit dem ich damals gemeinsam jagte. ›Gebt acht, der lumpige Flatbooter hat den Kurzfuß kaltgemacht.‹«

»Kurzfuß«, fuhr der Alte erschrocken auf, »warum nannte er ihn Kurzfuß?«

»Sein rechtes Bein war etwas kürzer als das linke, und er hinkte ein wenig, aber nicht viel, und richtig, wie wir auf den Hügel hier kommen – ich vergäße den Anblick nicht, und wenn ich tausend Jahre alt würde -‚ da lag der Körper, und die Aasgeier … aber was ist Euch, Edgeworth, was habt Ihr? Ihr seid …«

»Hatte der Kurzfuß – oder Bill, wie Ihr ihn nanntet – eine Narbe über der Stirn?«

»Ja, eine große, rote Narbe – kanntet Ihr ihn?«

Der alte Mann presste seine Hände vor die Stirn und sank in stummem Schmerz auf sein Lager zurück.

»Was ist Euch, Edgeworth? Um Gottes willen, Mann – was fehlt Euch?«, rief der Matrose, erschrocken aufspringend. »Kommt zu Euch – wer war jener Unglückliche?«

»Mein Kind – mein Sohn!«, schluchzte der Greis.

»Allmächtiger Gott!«, sagte Tom erschüttert, »das ist schrecklich. Armer – armer – Vater!«

»Und Ihr begrubt ihn nicht?«, fragte dieser endlich leise.

»Doch, er bekam ein Jägergrab«, antwortete mitleidig der junge Mann. »Wir hatten nichts bei uns als unsere kleinen indianischen Tomahawks, und der Boden war trocken und hart – aber ich martere Euch mit meinen Worten.«

»Erzählt nur weiter, bitte, lasst mich alles wissen«, bat der alte Mann.

»Wir legten ihn hier unter diese Eiche, trugen von allen Seiten Stangen und Äste herbei, dass kein wildes Tier, wie stark es auch sei, ihn erreichen konnte – Bären gehen ja nicht an Leichen -‚ und dann hieb ich mit dem Tomahawk noch zuletzt das einfache Kreuz hier in den Stamm.«

Edgeworth starrte still vor sich hin. Nach einer kurzen Pause richtete er sich aber wieder auf, schaute traurig umher und flüsterte: »Wir lagern hier also auf seinem Grab – und mein armer, armer William musste auf solche Weise enden! Doch seine Gebeine dürfen nicht so um­hergestreut länger dem Sturm und Wetter preisgegeben bleiben. Ihr helft sie mir begraben, nicht wahr, Tom?«

»Von Herzen gern, nur – wir haben kein Werkzeug.«

»Auf dem Boot sind zwei Spaten und mehrere Hacken – die Leute müssen helfen. Ich will meinem Sohn, wenn auch erst nach langen Jahren, die letzte Ehre erweisen. Es ist ja alles, was ich für ihn tun kann.«

»Sollen wir lieber mit unserem Lager auf die andere Seite des Feuers ziehen?«, fragte Tom.

»Glaubt Ihr, ich scheute mich vor der Stelle, wo mein armes Kind be­graben war?«, entgegnete der Greis. »Es ist ja auch ein Wiedersehen, wenngleich ein gar schmerzliches. Aber – gute Nacht, Tom, Ihr müsst müde sein von des Tages Anstrengungen. Wir wollen ein wenig schlafen, bevor der Tag anbricht.«

Sicherlich nur, um den jüngeren Gefährten zu schonen, warf sich der alte Mann auf sein Lager zurück und schloss die Augen. Kein Schlaf senkte sich aber auf seine tränenschweren Lider, und als der kühle Morgen­wind durch die Wipfel der Bäume rauschte, stand er auf, fachte das fast niedergebrannte Feuer zu heller, lodernder Flamme an und begann die um das Lager verstreuten Gebeine einzusammeln. Tom, hierdurch ermuntert, half ihm schweigend und näherte sich dabei dem Platz, wo Wolf, etwa dreißig Schritte vom Feuer entfernt, zusammengekauert neben einem kleinen Ulmenbusch lag. Obgleich die beiden sonst sehr gute Freunde waren, empfing der alte Hund ihn sehr unfreundlich und knurrte mür­risch und drohend.

»Wolf! Schämst du dich nicht, Alter?«, fragte der junge Mann, auf ihn zugehend, »du träumst wohl, du faules Vieh – weist mir die Zähne?«

Der Hund beruhigte sich jedoch nicht und knurrte nur stärker. Tom blieb stehen und sagte zu Edgeworth, der auf ihn zukam: »Seht den Hund an, er hat da etwas unter dem Laub und will mich nicht heranlassen. Was es nur sein mag?«

Edgeworth ging auf ihn zu, schob vorsichtig den Kopf des Tieres zur Seite und fand zwischen den Pfoten den Schädel seines Sohnes. Der Hund sprang nun winselnd an dem Mann empor.

»Das kluge Tier weiß, dass es Menschenknochen sind«, sagte der Ma­trose.

»Ich glaube, er kennt die Gebeine!«, rief der Greis erschrocken. »Bill hat ihn aufgezogen und ging nie, von dem Augenblick an, wo er laufen konnte, einen Schritt ohne ihn in den Wald.«

»Das ist ja nicht möglich – die Gebeine können keinen Geruch behalten haben. Wie alt ist denn der Hund?«

»Acht Jahre, aber so klug wie je ein Tier, das einer Fährte folgte«, sagte der Greis. »Wolf – komm hierher«, wandte er sich dann dem Hund zu, »kennst du Bill noch, deinen guten Herrn?«

Wolf setzte sich nieder, hob den schmalen Kopf hoch, sah dem alten Mann treuherzig in die Augen und stieß plötzlich ein nicht lautes, aber wehmütig klagendes Geheul aus. Edgeworth kniete neben dem Tier nieder und umschlang weinend seinen Hals. Wolf aber leckte ihm liebkosend Stirn und Wange und versuchte mehrere Male, die Pfote auf seine Schulter zu legen.

»Unsinn!«, sagte Tom, dem bei dem sonderbaren Betragen des Hundes ordentlich unheimlich wurde. »Das Tier wittert menschliche Überreste, und da geht’s ihm gerade wie mit Menschenblut. Lasst das die Hunde plötzlich spüren, so heulen sie ebenfalls, als ob ihnen das Herz brechen wollte.«

»Lasst mir den Glauben, Tom«, bat der Alte, sich endlich wieder auf­richtend. »Es tut mir wohl, selbst in dem Tier das Gedächtnis für einen Freund bewahrt zu sehen.«

Ein Schuss aus der Richtung her, in welcher der Fluss liegen musste, unterbrach ihn.

»Verdammt!«, rief Tom, »ob die Burschen schon mit dem Boot da sind – die Seehunde müssen nachts gefahren sein, es ist ja kaum Tag.«

»Tut mir den Gefallen und ruft sie her!«, bat Edgeworth.

»Mir wär’s lieber, wenn Ihr mitginget«, sagte der junge Mann zögernd. »Ihr quält Euch hier und …«

»Ich bin gefasst, wenn Ihr kommt, Tom. Tut mir die Liebe und ruft sie.«

Im nächsten Augenblick hatte der junge Mann seine Büchse geschultert und schritt dem Flussufer zu. Edgeworth kniete an dem Fuß der Eiche, die jahrelang ihre Arme schützend über die Überreste seines Sohnes aus­gebreitet hatte, nieder, bis er die Schritte der Bootsleute hörte. Dann sprang er auf und schritt ihnen fest und ruhig entgegen.

Tom hatte die Männer schon unten am Fluss mit dem Vorgegangenen schnell bekannt gemacht, und ernst und schweigend begannen sie an der engen Gruft zu arbeiten, die des unglücklichen jungen Mannes Gebeine aufnehmen sollte. Dann legten sie sorgsam die gesammelten Überreste hinein, warfen das Grab zu, wölbten den kleinen Hügel darüber und tru­gen nachher ebenso still die Jagdbeute auf ihren Schultern zum Boot hin­unter.

»Hallo!«, rief ihnen der an Bord gebliebene Steuermann, eine wilde Ge­stalt, das Gesicht von Pockennarben verunstaltet, die schwarzen Haare wild um die Schläfe hängend, entgegen. »Bärenfleisch! Verdamm meine Augen, wenn das nicht der vernünftigste Streich ist, den unser alter Kapi­tän ausgeführt hat. Macht aber schnell, Burschen, dass wir von hier fort­kommen, wir versäumen Zeit, und das Wasser fällt mit jeder Sekunde.«

»Wir gehen noch einmal hinauf«, sagte der eine von ihnen.

»Was zum Henker ist nun noch oben?«

»Oben ist nichts mehr, wir wollen nur die Backsteine aus unserer Küche hinauftragen und, so gut es geht, einen Grabstein daraus machen.«

»Narren seid ihr«, zürnte der Steuermann, »wie sollen wir nachher kochen?«

»In Vincennes können wir andere bekommen«, sagte Tom, »schaden würde es Euch auch nicht, wenn Ihr eine Ladung mit hinauftrüget.«

»Ich bin zum Steuern gemietet und nicht zum Steine schleppen«, brummte der Mann, indem er sich ruhig auf dem Deck ausstreckte.

»Unsinn genug, dass ihr die alten Knochen da oben noch einmal auf­rührt. Die wären auch ohne euch verfault.«

Die Männer antworteten nicht, luden ihre Last auf und stiegen damit die steile Uferbank empor. An dem Grab errichteten sie das einfache Denkmal für den ermordeten Jäger, frischten das Kreuz in der Eiche wie­der auf und wollten dann langsam den Platz, auf dem Edgeworth noch immer in Schmerz und Gram vertieft stand, verlassen. Da fuhr dieser aus seinen Träumen auf, drückte den Bootsleuten allen freundlich die Hand, schulterte seine Büchse, rief den Hund und ging mit festen, sicheren Schrit­ten voran dem Boot zu.

Eine halbe Stunde später knarrten und quietschten die schweren Rie­men des plumpen Fahrzeugs, mit deren Hilfe es in die Strömung hinaus­gesteuert wurde. Dann aber drängte es schwerfällig gegen die Mitte des Flusses zu und trieb langsam hinunter seine einförmige Bahn. Als es aber erst einmal in Gang und richtig in der Strömung war, hoben die Boots­leute ihre Riemen an Deck und streckten sich behaglich auf den Brettern aus, die ersten Strahlen der freundlichen Morgensonne zu genießen.

Edgeworth jedoch saß, den Hund neben sich, am hinteren Rand des Flatboots und schaute still und traurig nach den mehr und mehr in der Ferne verschwindenden Bäumen zurück, die das Grab seines Kindes überschatteten.