Heftroman der
Woche
Interessante Abenteuer unter den Indianern 17
John Frost
Interessante Abenteuer unter den Indianern
Erzählungen der merkwürdigsten Begebenheiten in den ersten indianischen Kriegen sowie auch Ereignisse während der neueren indianischen Feindseligkeiten in Mexiko und Texas
Großmut eines Sioux
Die Sioux sind eine der kriegerischsten und unabhängigsten Nationen der Indianer innerhalb der Grenzen der Vereinigten Staaten, und unter ihnen scheint jede Leidenschaft der des Krieges untergeordnet. Sie waren lange mit den Saulteurs oder Fallindianern1, wie sie von ihren Ländereien an den Fällen von St. Mary genannt werden, in Zwist gewesen. Cha-ta-wa-con-a-mee, Häuptling eines kleinen Sioux-Stammes an den Bänken des Mississippi ging eines Morgens mit Sonnenaufgang aus, um seine Biberfallen zu untersuchen und entdeckte einen Saulteur, der dieselben gerade stehlen wollte. Er näherte sich so leise, dass er nicht entdeckt wurde. Während der Saulteur die Falle aus dem Wasser nahm, stand er da mit der geladenen Büchse in der Hand, ihn bedachtsam anblickend. Da die beiden Nationen im Krieg waren und da das Vergehen an und für sich für eines der abscheulichsten betrachtet wurde, würde er durchaus als gerechtfertigt angesehen worden sein, wenn er ihn auf der Stelle erschossen hätte. Der Dieb selbst, sich entdeckt sehend, erwartete nichts anderes als den unmittelbaren Tod.
Aber der Sioux-Häuptling, mit einem Edelmut, welcher den gebildetsten Mann geehrt haben würde, ging ruhig auf ihn zu und sprach den erstaunten Saulteur folgendermaßen an:
»Meine Nähe erschrecke dich nicht. Ich komme bloß, um dir die Felle zu geben, die du, wie ich sehe, brauchst. Sie sind dir gegönnt. Nimm auch meine Büchse, denn ich sehe, dass du arm bist und keine eigene hast. Gehe in das Land deiner Leute und zögere nicht länger hier, damit nicht einige meiner jungen Männer, die nach dem Blut ihrer Feinde dürsten, deine Fußstapfen in unseren Jagdgründen entdecken und dich überfallen und töten.«
Als er dieses gesprochen hatte, überließ er dem armen Saulteur seine Büchse und kehrte unbewaffnet in das Dorf zurück, dessen Häuptling er so verdienterweise war.