Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Pamfilius Frohmund Eulenspiegel 25

Pamilius-Frohmut-Eulenspiegel-Band-2Des Erzkalfakters, Quadratschlankels und durchtriebenen Leutvexierers, Pamfilius Frohmut Eulenspiegel, des allbekannten, berüchtigten und weltverrufenen Till Eulenspiegel einzigen Sohnes pfiffigen Streiche, Ränke, Schwänke und lustige Possen als: Hendlschnipfer, Brotschwindler, Rahmkripfer, Fischdieb, Entenangler, Zigeuner-, Schneider- und Schusterlehrbua, Herzogslebensretter, Herold, Schatzgräber, magistratischer Bademeister, Hofnarr, Feldherr, frommer Pilger, glücklich dem Galgen entgangener Spieler usw.

Pamfili als Spieler

Obwohl ich im Wald ein tüchtiges Mittagsmahl gehalten hatte, stellten sich bei mir doch wieder Hunger und Durst ein, als ich abends ein Wirtshaus erreichte, in welchem ich übernachten wollte. Nach meiner Gewohnheit, wenn ich auch kein Geld hatte, wie jetzt, bestellte ich ein gutes Nachtessen und guten Wein.

»Müsst halt ein wenig Geduld haben!«, sagte die Wirtin.

»Recht gern! Bringt mir nur einstweilen Brot und Wein!«

»Da könntet ihr ja wohl zum Zeitvertreib mit uns Landsknechten spielen, bis euer Essen fertig wird«, rief mir einer von zwei verdächtigen Burschen zu, die an einem Tisch in der Ecke miteinander spielten. Ich setzte mich zu den Spielern, spielte mit ihnen, schaute ihnen dabei scharf auf die Finger, was sie bald merkten, und gewann in kurzer Zeit Taler, lauter recht schöne Frauentaler, die ich einsteckte, als mein Essen aufgetragen wurde. Ich musste ihnen versprechen, nach dem Essen wieder mit ihnen weiter zu spielen, was ich auch zusagte. Die Wirtin machte die Fensterläden zu, durch deren Fugen man jedoch leicht in die Stube sehen konnte, stellte eine Unschlittlampe auf den Tisch der Spieler und sagte: »In einer Stunde ist Feierabend. Die anderen Zwei müssen dann fort, und der Übernachter ins Bett gehen.«

Ich spielte wieder mit den beiden Burschen und verlor schon in der ersten Viertelstunde von meinem gewonnenen Geld 8 Taler.

»Aha!«, dachte ich mir, »ist’s um die Zeit! Wartet, ihr Halunken!«

Da riefen von außerhalb des Fensterladens drei verschiedene Stimmen: »Da sitzen die zwei Spitzbuben!«

»Packen wir sie gleich!«

»Nur hinein!«

Dies war wieder ein Kunststück von mir, von Pamfili als Bauchredner. Die beiden Burschen sprangen auf, rannten durch die Tür hinaus, hinter den Stallungen vorbei, und über den Zaun auf und davon. Ich lachte und legte mich ins Bett.

Am anderen Morgen bezahlte ich meine Zeche. Ungefähr nach einer Stunde Weges sah ich links auf einem kleinen Hügel eine alte Kapelle stehen, in welcher ich meine Andacht verrichten wollte. Da trat ein Bauer heraus, wünschte mir einen guten Morgen, und fragte mich, ob ich etwa auch schon von herumstreifenden Amtsleuten ausgesucht worden sei, wie er.

»Wieso?«, erwiderte ich mit ein wenig Herzklopfen.

»Dem alten, steinreichen, kinderlosen Geizhals Semper, Gutsherrn nicht weit von dem Dorf Ahorn, 4 Stunden von hier, der keinem Armen auch nur ein Stück schwarzes Brot gibt, sind gestern 30 schöne Frauentaler gestohlen worden. Der, bei dem man sie findet, wird ganz gewiss aufgehängt.«

»Aber nicht eher, als bis sie ihn haben«, sagte ich lachend, und auch der Bauer lachte im Fortgehen.

Ich trat in die Kapelle, worin niemand war als ich, und ließ eiligst meine 14 Frauentaler in den Opferstock fallen, wo sie gut aufgehoben waren. Kaum war ich eine halbe Stande weit wieder fortgegangen, als ich der Streife der Amtsleute begegnete, die mich bis auf das Hemd absuchten, aber natürlich ohne Erfolg. Der Bauer hat mich vom Galgen gerettet, an dem ich unschuldig hätte baumeln müssen.

Nun fühlte ich eine unwiderstehliche Sehnsucht, nach länger als Jahr und Tag wieder zu meiner Mutter heimzukehren. Ich war nur noch 3 Stunden weit von Laubheim entfernt, als ich das Unglück hatte, einer von mir erzürnten Hexe und Zauberin in die Hände zu fallen, die mich in allerlei »Viecherln« verzauberte, sodass ich erst nach einem Jahr glücklich bei meiner lieben Mutter anlangen konnte, die alle meine Geldsendungen richtig empfangen, mein Geburtshaus wieder angekauft, einen hübschen und geräumigen Anbau hergestellt und vor anderthalb Jahren eine arme Doppelwaise angenommen hatte, namens Susanna, die jetzt eine recht schöne, tugendhafte, fleißige und häusliche Jungfrau von 17 Jahren war, und welche ich zur größten Freude meiner Mutter bald darauf heiratete. Der Herr Prälat selbst kopulierte uns am Choraltar der Kirche zu Gottsgnad, und ich führe mit meiner geliebten Susanna ein recht glückliches Leben als Gatte, und zurzeit als Vater von 3 hübschen und guten Kindern.

In den Vormittagstunden schreibe ich täglich im Kloster an der Geschichte meiner hier erzählten und nicht erzählten Reisen, Abenteuer, Possen und lustigen Streiche. Für jede von Fürsten und Herren bestellte Abschrift bekomme ich vom Herrn Prälaten 20 Taler, der sie für 40 Taler verkauft und den Überschuss für die armen Einwohner des Dorfes Laubheim verwendet.

Hier schließt Pamfilis Aufschreibung.

Nachschrift

Bei einem ländlichen Ausflug kam ich in einen großen Marktflecken am Inn, als dort eben der Nachlass eines verstorbenen Pfarrers versteigert wurde. Ich kaufte nach dem Gewicht eine Kiste mit alten Papieren, unter denen ich, offenbar von Pamfilius Frohmund Eulenspiegel eigenhändig geschrieben, nicht nur die vorstehende Geschichte, sondern auch ein Heft mit dem Titel »Meine wundersame Verzauberung durch eine alte Hexe in allerlei Viecherln«, worüber ich recht viel lachen musste und was ich seiner Zeit den geehrten Lesern gleichfalls mitzuteilen gedenke. Auf dem Titelblatt dieses Heftes stand, von einer anderen Hand geschrieben: »Pamfilius Frohmund Eulenspiegel starb in seinem Geburtsdorf Laubheim, 87 Jahre alt, und am nämlichen Tag sein Eheweib Susanna. Beide wurden, wie früher Pamfilis Mutter, auf dem Klosterkirchhof begraben, und der derzeitige hochwürdige Herr Prälat hat ihm ein schönes, marmornes Grabmal mit einer sinnreichen Inschrift setzen lassen.« Leider hat der Schreiber, dieser Bemerkung den Tag und das Jahr des Todes dieses alten Ehepaares beizufügen vergessen.