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Ein Höllenjob für Monty Fox – Kapitel 6

Ein-Höllenjob-für-Monty-FoxC.C. Slaterman
Ein Höllenjob für Monty Fox
Ein Space-Abenteuer der etwas anderen Art
Kapitel 6
Kämpferehre

Als ich versuchte, die abgeschossenen Patronen durch neue aus meinem Gürtel zu ersetzen, umklammerte jemand meinen Arm so fest, dass ich das Gefühl hatte, als ob mir dieser jemand alle Knochen brechen wollte.

Ich blinzelte vor Schmerzen und drehte den Kopf.

Waco Miles’ breite Schultern versperrten mir den Blick.

Er stand breitbeinig da, was ihn in etwa so nachgiebig wie eine Stahlwand machte, und rollte mit den Augen.

»Er ist hinüber, Monty. Also hör auf, deine Kugeln zu verschwenden.«

»Farrok«, sagte ich. »Es hat Farrok erwischt.«

Meine Stimme klang müde und dumpf, als hätte ich mir beim Reden ein Handtuch vor den Mund gepresst.

Miles ließ meinen Arm los und beugte sich gleichzeitig mit mir zu der Gestalt hinunter, die, keine zwei Schritte von uns entfernt, reglos im Wüstensand lag.

»Scheiße!«

Ich nickte zustimmend.

Nie zuvor und auch niemals danach sprach Miles dieses Wort so emotionsgeladen aus. Aller Schmerz und alle Tragik dieser Welt schwangen in diesen Sekunden in diesem Ausdruck wider.

In der Zwischenzeit hatte sich auch unter Farroks Gefährten das Ableben ihres Führers herumgesprochen.

Aus allen Richtungen kamen sie langsam auf uns zu.

Es waren mindestens fünfzig. Männer, Frauen und Kinder.

Sie blieben vor Farroks Leiche stehen und starrten stumm auf seinen leblosen Körper. Die nachfolgende Stille wurde nur durch das Atmen der Menschen und dem Säuseln der Sonnenwinde durchbrochen.

Schließlich ergriff Mikal das Wort. Farroks ewig keifender Stellvertreter schien genauso betroffen zu sein wie wir alle.

»Ich hätte niemals gedacht, dass es so enden würde. Heute Abend wird der Himmel wohl weinen und die Sonne sich verstecken.«

Ich sagte nichts.

Aber das war auch nicht nötig. Die Trauer in den Gesichtern war unübersehbar.

»Wir sollten zusehen, dass wir von hier verschwinden.«

Der Mann, der die Stille so pietätlos durchbrach, war steinalt, trotzdem hatte er die Situation im Gegensatz zu allen anderen begriffen.

»Wenn sich Romalas Schergen wieder gesammelt haben und einen neuen Angriff starten, wird von uns nicht viel mehr übrig bleiben als eine Handvoll Asche. Wir sollten zusehen, dass wir in die Berge kommen.«

»Und was machen wir mit den beiden?«

Das Funkeln in Mikals Augen ließ meine Rechte instinktiv auf den Griff meiner Waffe fallen.

Der Alte schüttelte den Kopf.

»Sie werden uns nicht aufhalten. Sie sind Kämpfer, jedenfalls der Mann, der sich Monty nennt. Er wird Farrok die letzte Ehre nicht verweigern.«

In den Augen des Alten lag Dankbarkeit, als ich nickte.

Im Gegensatz zu Miles, dessen Stimme sich schier überschlug.

»Dir haben sie wohl ins Gehirn geschissen, oder? Weißt du eigentlich, was uns durch die Lappen geht, wenn wir diese Bande so einfach ziehen lassen?«

Als er wutentbrannt seinen Phaser hochnahm, zückte ich meine Waffe und drückte ihm die Mündung meines Colts auf die Stirn.

»Natürlich weiß ich das, aber ich habe noch so etwas wie Ehre im Leib. Farrok hätte uns jederzeit das Licht ausblasen können. Überlege mal, warum er es nicht getan hat!«

In der Zwischenzeit zogen die Bewohner von Khar Falls Richtung Berge. Ihr Gesang, mit dem sie ihren Führer auf seinem Weg ins Reich der Toten begleiteten, ging mir durch Mark und Bein.

Selbst heute, wenn ich allein in meinem Zimmer sitze und der Wind aufheulend um das Haus peitscht, höre ich ihn immer noch.

 

***

 

Codden Romala war in ziemlich mieser Stimmung, als wir sein Büro betraten. Seit meinem letzten Besuch waren keine sechsunddreißig Stunden vergangen, was den gelben Zwerg aber nicht daran hinderte, sich noch böser und hinterhältiger zu geben als bei unserem letzten Zusammentreffen.

»Sind Sie eigentlich komplett verrückt geworden oder hat Ihnen die Sonne von Sektor vier tatsächlich das Gehirn ausgetrocknet? Wie, in aller Welt, kommen Sie dazu, gleich nach Ihrer Ankunft in Merkur City der Presse ein derartiges Interview zu geben?«

Ich zuckte mit den Schultern.

»Ich weiß gar nicht, warum Sie sich so aufregen. Der Zeitungsmensch hat mir lediglich ein paar Fragen gestellt und ich habe nur geantwortet.«

Genauer gesagt hatte ich das alles nur getan, um dafür zu sorgen, dass dieser Scheißkerl nicht ungeschoren davonkam.

»Und wie Sie geantwortet haben. Wissen Sie, wie man mir zusetzt, seitdem das Interview öffentlich gemacht wurde?«

Ich wusste es zwar nicht genau, aber ich konnte es mir in etwa vorstellen.

Wenn Blicke töten könnten, wären Miles und ich an diesem Tag gestorben. Wenn … Aber ich glaube, diese Worte habe ich bereits am Anfang meiner Geschichte schon einmal erwähnt.

Sie wissen schon, die Sache mit dem Hasen und dem Fuchs.

Der Unterschied zu damals war, dass der Hase diesmal Romala hieß.

Ich konnte mir an zwei Fingern abzählen, dass er mich fertigmachen würde, sobald er in Erfahrung gebracht hatte, dass ihm Farrok nur dank meines Zutuns entkommen war.

Miles würde aus verständlichen Gründen in dieselbe Kerbe hacken, ergo trat ich die Flucht nach vorne an und fing angesichts des Zeitungsmenschen wie ein Vogel im Frühling zu singen an.

Der Druck der Öffentlichkeit war zu groß, als dass der Zwerg die ganze Sache unter den Teppich kehren konnte.

Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt.

Allerdings muss ich alle enttäuschen, die auf ein Happy End warten, denn so etwas gibt es im wirklichen Leben nicht.

Am System selber und dem Gebaren der Obrigkeit hat sich trotz der Ereignisse nicht allzu viel geändert.

Codden Romala vergab die Chance auf die Präsidentenwahl, weil er zwei Wochen später in seinem Büro einem Schlaganfall erlag. Gottes Mühlen mahlen langsam, aber sie mahlen.

Waco Miles endete im Suff, nachdem ein Gericht seinen beiden Exfrauen sechzig Prozent seiner Pensionsansprüche zugesichert hatte, und in Khar Falls eröffnete man eine Art Museum, in dessen Mitte ein durchsichtiger Behälter aufgebaut war, in dem sich angeblich die einbalsamierte Leiche von Xa Farrok befand.

 

***

 

Während ich diese Zeilen für die Nachwelt verfasse, sitze ich am Fenster meines winzigen Zimmers und hämmere das Ganze per Zwei-Finger-Such-System in meinen Privatcomputer.

Das Zimmer ist eines von fünfzig in einer Anlage für betreutes Wohnen, in die ich mich eingekauft habe. Es ist meine letzte Station, bevor ich endgültig den Löffel abgebe.

Ich weiß, dass meine Geschichte kaum jemanden interessiert, aber ich schreibe sie dennoch nieder. Es ist auf jeden Fall erfüllender, als es meinen Mitbewohnern gleich zu tun, die den ganzen Tag sabbernd im Rollstuhl sitzen und darauf warten, dass einen das Pflegepersonal endlich zu Bett bringt.

Und wissen Sie was? Je länger ich schreibe, umso mehr Spaß macht mir das Ganze.

 

ENDE