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Fort Aldamo – Band 22

Band-22-Die-Rache-der-SklavenjägerBill Murphy
Fort Aldamo
Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker
Band 22
Die Rache der Sklavenjäger

Western, Military, Heftroman, Bastei, Köln, 66 Seiten, 1,80 €, Neuauflage vom 06.09.2016, Titelbild von Günter König
Kurzinhalt:
Die Bande der Sklavenjäger existiert nicht mehr, dank Master Sergeant Finnewacker. Der ist mächtig stolz auf das Lob von Coronel Anito, der die Verbrecher nur noch einzusammeln brauchte. Bei einem so großartigen Erfolg ist es nur ein kleiner Schönheitsfehler, dass die Anführerin entkommen konnte. Finnewacker hat ihren Racheschwur schon fast vergessen, als er eine Botschaft von Anito erhält. Der Coronel bittet ihn zu einem persönlichen Treffen nach Mexiko. Welch eine Ehre! Da schwillt Finnewackers Brust abermals vor Stolz. Bis er sich mitten in der teuflischen Falle der schönen Kanaille wiederfindet …

Leseprobe:

»Achtung!«, rief Sergeant Fitzgerald, und die Männer in der Kommandantur flitzten von den Stühlen und nahmen Haltung an.

Breitbeinig stand Master Sergeant Finnewacker auf der Türschwelle. Er hatte die Hände auf dem Rücken ver­schränkt, und das gefürchtete Notiz­buch ragte aus der Knopfleiste seiner Feldbluse.

Gelassen ließ er den Blick schweifen.

»Weitermachen!«, sagte er gnädig, setzte sich in Bewegung und warf der Ordonnanz, die neben der Schreibstube in strammer Haltung wartete, einen kurzen Blick zu.

Der Sträfling stürzte zur Tür, schloss sie für ihn und baute sich wieder auf.

Finnewacker trat an den Tisch. Noch hatte sich keiner der Männer wieder gesetzt. In gespannter Erwartung sa­hen sie ihn an Vor ihnen auf dem Tisch lag die Karte von Fort Aldamo und der Umgebung bis zur mexikanischen Grenze hinunter, die er von fünf nach Fort Aldamo strafversetzten Männern hatte anfertigen lassen.

Es hatte ihn immer gegrämt, das er von diesem Gebiet keine Karte zur Verfügung hatte.

Nun waren endlich mal mit dem letzten Transport Leute angekommen, die sich auf so etwas verstanden. Zwei hatten als Landvermesser vor ihrer Militärzeit bei Eisenbahngesellschaften gearbeitet

Sully Sundance, bis zur Strafverset­zung nach Aldamo Lieutenant, nun zum einfachen Infanteristen degradiert, war sogar Geometer – Vermessungsingenieur!

Finnewacker senkte den Blick und schaute auf die, Karte. Da war noch viel zu tun.

Am Abend zuvor war Sully Sun­dance mit seinem Trupp nach Fort Aldamo zurückgekehrt, um Wasser und Verpflegung zu fassen und um das in der letzten Woche da draußen ver­messene Gebiet auf die Karte zu über­tragen. Er machte das sehr ordentlich mit schwarzer Tusche, und Schrift und Zahlen waren wie gedruckt;

Trotzdem war Finnewacker nicht zufrieden. »Mann, Sundance! Wenn das so weitergeht, braucht ihr ja drei Jahre.«

»Das hatte ich Ihnen aber gesagt, Master Sergeant!«, erwiderte der Sträf­ling.

Finnewacker verzog das Gesicht und sah seinen Stellvertreter und Freund Sergeant Fitzgerald an, der ein klei­ner kraushaariger Mann von fünfzig Jahren war. Treu wie Gold war dieser Knochen und durch und durch ver­lässlich.

Finnewacker vertraute ihm blind. Der kraushaarige Sergeant nickte zu Sundances Worten.

»Na, dann muss ich an dem Tag aber schlecht gehört haben«, sagte Finnewacker nörgelnd.

»Ich möchte bemerken, dass wir sehr genau vermessen, Master Sergeant!«, sagte Sundance. »Höhenmaße garan­tiere ich auf zehn Meter genau.« Und die großen Entfernungen wie von Aldamo bis zur Grenze auf hundert Meter.«

»Genau nennt er das!«, sagte Finnewacker und streifte Fitzgerald wieder mit einem flüchtigen Blick.

Fitzgerald hob die Schultern kurz an. Er war da kein Fachmann.

»Eine genauere Karte kriegen Sie nicht einmal von New York!«, sagte Sundance.

»Na, das prüfe ich nach!«, erwiderte Finnewacker brummig. »Nicht von New York, sondern was ihr da macht. Und wehe …«

»Und die letzte Karte von New York ist über einen Zeitraum von zehn Jah­ren erstellt worden, Master Sergeant!«, warf einer der Landmesser ein.

»Dass die in New York auf ihren faulen Ärschen rumrutschen, interes­siert mich nicht«, sagte Finnewacker und nahm den Feldhut ab. »Bei mir gibt es das nicht. Und wenn ich mir so betrachte, was ihr für Fortschritte macht, kommt mir der Gedanke, dass ihr die meiste Zeit träge in der Sonne liegt und dämlich quatscht.«

Er warf den Hut auf die Tischplatte und setzte sich, den Blick auf die Karte gerichtet.

Nur Sergeant Fitzgerald nahm eben­falls Platz. Sundance und seine Leute, Sträflinge mit grauer Drillichkleidung, blieben stehen.

»Es wird nur an der Grenze Schwie­rigkeiten geben«, sagte Sundance. »Wie ich gehört habe, soll es dort keine Grenzsteine geben.«

»Nun machst du schon Abstriche! Eben hast du die Entfernung bis auf hundert Meter garantiert.« Finnewa­cker sah auf.

Sundance schwieg betreten. Er war ein schlanker Mann von dreißig Jahren.

Finnewacker senkte den Blick wie­der. »Dann macht mal weiter! Wann rückt ihr wieder aus?«

»Sobald wir hier fertig sind, Master Sergeant!«, antwortete Sundance. »Die Pferde stehen schon bereit.«

»Mal Bandoleros da draußen gesehen oder Rote?«

»Rote!«, erwiderte Sundance. »Vor­gestern! Ein Trupp von zwanzig be­rittenen Kriegern. Aber wir haben sie rechtzeitig genug erblickt und uns verkrümelt.«

Finnewacker nickte. »Gut so, Sundance! Augen auf und Deckung nehmen. Legt euch nicht mit Roten oder Bandoleros an. Auch wenn da einer nur allein ist. Der kriegt schneller Hilfe, als ihr denkt, und dann sitzt ihr in der Tinte. Ich habe keine Lust, euch irgendwo herauszuhauen. Kaporus?«

»Wir richten uns ganz nach Ihren Befehlen und Weisungen, Master Ser­geant!«, beteuerte Sundance.

»Dann zieht Leine! Wann seid ihr wieder hier?«

»Wie festgelegt! Genau in acht Ta­gen.«

»Vergesst die Brieftauben nicht.«

»Ein Korb mit drei Vögeln befindet sich bereits auf dem Packpferd.« Fin­newacker nickte.

Die fünf Sträflinge standen stramm. Sundance nahm die Hand an den Müt­zenschirm. »Ich melde mich mit den vier Männern ab, Master Sergeant.«

Finnewacker erhob sich. »Danke!«

Die fünf Männer schritten zur Tür. Die Ordonnanz rührte keine Hand. Sundance öffnete.

»Lasst euch nicht von den Schweinen beißen!«, rief Finnewacker den fünf Männern nach. »Von mir aber auch nicht!«

Die Männer hielten inne und mach­ten Front.

»Wenn ich dort mal irgendwo um die Ecke linse, und ich sehe euch auf der Decke sitzen und Karten klitschen, bricht’s zusammen! Klar?«

»Aye, Master Sergeant!«, antworte­ten die fünf Sträflinge im Chor.

»Ab!«

Die Männer machten kehrt und ver­ließen die Kommandantur. Finnewacker nahm den Hut, stapfte zu seinem Schreibtisch und ließ sich in den Sessel sinken. Während er den Hut auf den Tisch warf, griff er mit der anderen Hand nach einer Zigarre.

Die Ordonnanz stürzte herbei und gab ihm Feuer.

Finnewacker paffte kräftig. »Kaffee für den Sergeant und mich!«, befahl er der Ordonnanz und blies einen Rauch­ring. »Aber frisch gebrüht! Sag das dem Sergeant dort!«

»Zu Befehl, Master Sergeant!« Die Ordonnanz salutierte und trat ab.

Fitzgerald rückte auf seinem Stuhl herum. »Was du nur gegen den Ver­messertrupp hast! Die Leute arbeiten doch ordentlich.«

»Gegen den Vermessertrupp habe ich gar nichts. Ich traue diesem Sundance nicht. Das ist es!«, sagte Finnewacker poltrig.

»Das verstehe ich nicht«, erwiderte Fitzgerald. »Der Mann benimmt sich manierlich, erweist den Vorgesetzten Respekt, und seine Arbeit erledigt er doch auch.« Er zeigte auf die Karte. »Ist doch alles verdammt ordentlich. Der Mann ist aus gutem Haus. Das kann man sehen.«

Finnewacker lachte hart. »Jetzt ist er hier! Und das ist kein gutes Haus für so einen. Außerdem hat er Geld unter­schlagen. Spielschulden und Weiber! Und so etwas ist Offizier. In den Stein­bruch sollte ich ihn schicken! Ich mache da bestimmt einen Fehler. So etwas habe ich im Urin. Du kennst mich.«

»Wart’s doch ab!«, sagte Fitzgerald. »Stiften gehen die nicht. Seit vier Wo­chen sind die Männer draußen. Wäre das ihre Absicht, wären sie schon nach der ersten Woche abgehauen. Und end­lich kriegen wir mal eine anständige Karte.«

»Ja!« Finnewacker verzog unleidlich das massige Gesicht. »Deshalb habe ich mich auf das Risiko ja eingelassen. verdammt noch einmal!«

Sergeant Wallowa, der Führer des dritten Zuges, trat ein. Die beiden schauten zur Tür.

»Schlägerei im Geräteraum!«, sagte Wallowa. »Ich habe die Burschen gleich mitgebracht.«

Finnewacker legte die Zigarre in den Aschenbecher und setzte den Feld­hut auf.

»Führ die Kerle vor!«, rasselte er. Wallowa öffnete die Tür wieder und rief die Männer herein.

Es waren drei Männer aus dem ers­ten Zug, die den Befehl erhalten hatten, den Geräteraum in Ordnung zu brin­gen. Finnewacker selbst hatte sie beim Morgenappell dazu eingeteilt.

Finnewacker erhob sich, nachdem sich die drei Männer in Linie aufge­stellt hatten.

»Ihr schrägen Vögel!«, stieß er mit rasselnder Stimme hervor, ver­schränkte die Hände auf dem Rücken, wölbte die Brust und trat um den Schreibtisch. »Welchen Befehl hatte ich euch heute Morgen erteilt?«

»Wir hatten den Befehl, den Geräte­raum in Ordnung zu bringen. Master Sergeant!«, beantwortete der Mann in der Mitte die Frage wie aus der Pistole geschossen, obwohl Finnewacker den rechten Flügelmann fixiert hatte.

»Schnauze, du Besenbinder! Ich schiele doch nicht«, grollte Finnewa­cker. »Ich habe Payne angesehen. Also mach’s Maul auf, Payne!«

»Sie hatten uns den Befehl erteilt, den Geräteschuppen auf Vordermann zu bringen. Master Sergeant!«, erwi­derte Payne in strammer Haltung.

»Auf Vordermann!«, tönte Finnewa­cker. »Genau!« Er sah Wallowa an und senkte die Stimme. »Und wie sieht die Bude aus?«

»Kraut und Rüben!«, sagte Wallowa erbarmungslos. »Wie in einer Zirkus­bude sieht es da aus. Die Klamotten sind alle durcheinandergeflogen. Ich habe den Radau gehört. Deshalb hin ich ja hin.«

»Prügelei im Dienst!«, sagte Finnewacker breit und drohend, und sein Blick glitt dabei von einem Sünder zum anderen. »Statt euren Dienst zu versehen, wie die Nation das von einem Soldaten erwartet, prügelt ihr euch in dieser kostbaren Zeit, von der wir alle hier nicht eine Sekunde zu verschenken haben. Ihr Kofferklauer! Ihr Bahn­hofspenner!«

Er zückte das Notizbuch, schlug es auf und nahm den Bleistift aus der Tasche.

Quelle:

  • Bill Murphy: Fort Aldamo. Die Abenteuer des Master Sergeant Finnewacker. Band 22. Bastei Verlag. Köln. 06.09.2016